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Diertes Kapitel.

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Seligpreisungen. Die Neu-Ethik Jesu und das alte Gesetz. Der Begriff des Menschensohns als Menschheits-Einheit. Die Neu-Lehre von der Liebe.

„Selig sind die Bettler um Geist,*) denn ihnen selbst gehört die Macht des Alls“. Das heißt nicht, was Luther ungeschickt übersezte, die „da geistlich arm sind“, sondern gerade das Gegenteil. Selig sind, die nach Geist betteln, die geistige Bedürfnisse haben, die Geist im höchsten Sinne bedürfen. Ihnen gehört die Alherrschaft, die nicht „da oder dort ist“, sondern jene Concentration des Allgedankens.

Das ist ein genialer Gedanke, der durchaus nichts von geistiger Armut sagen will, sondern eine gewaltige Emporhebung des Menschen als eines geistigen Wesens bedeutet.

„Selig sind die Leidtragenden, weil sie in sich selbst (avtoi) getröstet werden. Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden selbst die Erde erben. Selig sind die nach der Gerechtigkeit Hungernden und Dürstenden, denn sie werden in sich gesättigt sein. Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden in sich selbst Erbarmen finden. Selig sind, die reines Herzens sind, denn sie werden Gott

jogenannter tolophonijder Dativ (La) entspricht. „Ptochos“ ift

*) πτωχοι τῷ πνευματι erflärt fic als für л1. tov avevμatos, der dem hebräischen wie die Septuaginta z. B. Sprüche 29, 14 und 31, 20 ergibt, die Überseßung von „Ebion“, Bettler im aktiven Sinne. Esra 1, 11: τa oxɛvŋ tw novo Goldsachen. Dementsprechend Ebion la Ruach Geist-Bettler, nach Analogie von Esra dativisch überseßt. (Vergl. auch Gesenius S. 513.)

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die

in sich selbst schauen. Selig sind die Friedensstifter, weil sie Gottes Söhne selbst heißen werden. Selig sind, die man um der Gerechtigkeit willen verfolgt, denn ihnen gehört die Herrschaft des Alls. Selig seid ihr, wenn man euch schmäht und verfolgt und alles Üble euch verleumderisch nachsagt um meinetwillen. Seid fröhlich und freuet euch, weil euer Lohn reich ist in den Himmeln“.

Schon diese Überseßung gibt einen ganz andren Sinn, als denjenigen, den man gemeinhin nach Luthers Verdeutschung mit diesen Worten verbindet. Nicht auf ein Jenseits vertröstet Jesus die Menschen, nicht auf eine kommende Vergeltung. Nicht sagt Jesus: Ihr werdet selig werden in irgend einer Zukunft, sondern ihr seid selig. Und zwar seid ihr selig durch euer Leid, selig durch eure Sanftmut, selig dadurch, daß ihr nach Gerechtigkeit dürftet, wie ihr ja auch um Geist bettelt und in diesem Betteln um höchsten Geist an sich schon selig seid. Indem ihr Erbarmen übt, findet ihr schon an sich selbst Erbarmen, denn der andere, dem ihr dies Erbarmen erweiset, der ist ja nur euer eigenes Selbst. Was ihr dem Geringsten tut, das habt ihr mir getan“, sagt Jesus ergänzend zu diesem Gedanken, indem auch er empfindet, daß dieser Geringste nur er selbst ist. Und so ergibt die Zusammenfassung all dieser Säße, die ja nur Beispielsworte sind, den einen großen Grundgedanken, daß alles Gute an sich selbst Beseligung ist.

Denn nicht umsonst steht hier überall im Griechischen die Wendung „in sich selbst“ „an sich selbst“. (avroì naqaxλŋIýoovτai, avtoì šleŋIýcovτai)." Sie kehrt als eine stehende Wiederholung wieder*), und erweist sich damit als absichtliche und bewußte Be

*) Der Lukas-Bearbeiter läßt dieses avròs weg und gibt eine aramäische Quelle nur flüchtig überseßend oder seine griechische Quelle abkürzend einen viel alltäglicheren Sinn, der so weit geht, daß er auch bloß schreibt: „Selig seid ihr Bettler, denn euch gehört Gottes Herrschaft“ (nicht „die Herrschaft der Himmel"). Er hat also entweder eine nur unvollständige Quelle, oder aber er verstand nicht genug aramäisch, um richtig zu überseßen. Bei Matthäus übersezt noch die Vulgata das „autos“ mit „ipse“, ist sich also voll bewußt, daß es nicht nur das bloße, unbetonte „er“ „fie“ „es“ ist.

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tonung des Grundgedankens. Luther hat in dem Glauben, dieses "autos" heiße nur so viel wie „er“ „(sie)“ es unüberseßt gelassen, aber wie Lukas beweist, handelt es sich hier nicht um einen sogenannten „neutestamentarischen Sprachgebrauch", denn Lukas läßt das „autos" weg und braucht nur die Person der Mehrzahl des Zeitwortes. Damit ist klar, daß der Grieche des neuen Testamentes durchaus nicht immer genötigt ist, das Wort „selbst" für „er“ und "sie“ zu brauchen.

Dagegen ergibt aller andre griechische Sprachgebrauch, besonders bei Denkern und geistig Lehrenden, daß dieses „selbst“ in Fällen wie hier, wo es rednerisch wiederholt wird, jenen Sinn des „an sich selbst“ „in sich“ hat. Es entspricht dem hebräischen 78 „'Eth" (selbst, stets mit „autos“ übersetzt), welches besonders im Syrischen und in der Sprache der Rabbiner die gleiche Bedeutung annimmt wie im Griechischen als „an sich“ „selbst“ im Sinne des „Selbst"-Trostes etwa. Und da dieser Sinn mit dem Hauptgedanken des Jesus, daß das Reich Gottes nicht hier oder da", sondern inwendig" im Menschen ist, vollständig zusammenstimmt, so dürfte sprachlich gar kein Zweifel sein, daß die alte aramäische Urkunde, nach welcher der Matthäusbearbeiter übersetzt hat, gleichfalls diese Auffassung verriet.

Wir erkennen schon hier eine viel höhere Lehre, als sie ge= meinhin verstanden wird. „Reich ist euer Lohn in den Himmeln“ heißt nicht, ihr werdet in den Himmel kommen, wie die Mohamedaner, und dort euren Lohn empfangen, sondern „vielfach“ (πodús) ist euer Lohn im All“, so vielfach wie eure gute Tat. „Gottes Söhne“ seid ihr, getröstet, gesättigt seid ihr, die Herrschaft des Unendlichen ist euer eigen, selig seid ihr, und was man alles sonst noch sagen könnte, um dieses höchste Gut, dieses höchste Dasein zu bezeichnen.

Darum ist aber auch klar, daß, wenn es heißt, ihr sollt „Gottes Söhne" heißen, ihr das nicht als eine realistische Wirklichkeit anzusehen habt. Es ist lediglich eine von den vielfachen Bezeichnungen des

höchsten Daseins, des vollendeten Daseins, denn vielfach ist euer Lohn im All. Ebensowenig ist damit gemeint, daß man Erbarmen üben solle, um etwa dann im Himmel oder auf Erden bei anderen wieder Erbarmen zu finden. Denn wenige Seiten weiter lehrt ja derselbe Jesus, daß bei unsren guten Taten „die linke Hand nicht wissen soll, was die Rechte tut". Also nicht, um selig zu werden, wird dies alles gesagt, sondern selig gepriesen werden die „Bettler um Geist“, die „Erbarmungsvollen“, die „Friedensstifter“, weil in ihnen die Himmel zur Herrschaft kommen, das All sich zusammenfaßt, das Göttliche sein Reich aufrichtet. Darum sind auch die Leidtragenden selig zu preisen, denn indem andere sie trösten, erwecken sie in diesen das Gute und bewirken die Herrschaft des Göttlichen, der sittlichen All-Einheit. Denn aller Trost im Leide liegt ja darin, daß ich die Güte dessen, der mich tröstet, em pfinde und in ihm das Gute, ja, das Göttliche im Menschen selbst. Und Seligkeit ist auch hier die Folge, innere Beseligung, höchste Steigerung des Seelenlebens.

Das ist der wahre Sinn dieser „Seligpreisungen“ wie er aus einer richtigen Überseßung sich ergibt. Er lehrt, daß Jesus hier, wie in seiner Auferstehungslehre, wie in seiner Lehre vom „Himmelreich", all diese spät-jüdischen und heidnischen Vorstellungen mit einem neuen, einem andren Gehalt erfüllte. Manche Worte aus den Schriften behielt er bei, aber überall vertieft er ihren Sinn durch eine höhere Auffassung. Mußten ja doch auch die Überseßer alte griechische Worte benußen, um z. B. das Wort „selig" wiederzugeben. Sie wählten makarios mit Psalm 119, 1, 2 in der Septuaginta, welches bei Homer und den ältesten Griechen den Zustand der Götter im Olymp bezeichnete, jene Seelenleichtigkeit und jenes freie Glück, welches auf dem Empfinden ihrer Götterschaft beruhte. Ascher" "glückselig" preist auch der Psalm die Guten wie die Sprüche Salomos.

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In einem solchen Zustand der Seligkeit sollen auch die menschlichen „Gottes Söhne“ des Jesus handeln, und nicht auf ein Jen

seits wird vertröstet, das niemand kennt und kennen kann, sondern auf das Innere, auf das ewige Innere der lebenden Seelen, denn „Gott ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen“, d. h. nur in den Lebendigen waltet Gott, ein andrer Lehrsaß des Jesus, den wir noch näher werden kennen lernen.

Die „Bergpredigt“ fährt fort (Matth. 5, V. 13-16), mit einem etwas jähen Übergang, der hier verrät, daß es sich nur um ein Aggregat von gesammelten Säßen des Jesus handelt, einiges über die Anhänger der Lehre zu sagen. Er nennt sie das Salz der Erde und das Licht der Welt. Das Bild vom „Dummwerden" des Salzes (uwoaviy) deckt sich ganz mit dem deutschen Worte für Dummheit. Es ist eine Aufforderung an die Intelligenz seiner Hörer und Anhänger. „Salz“ verlangt Jesus von denen, die ihn verstehen wollen. Dumme Leute kann er nicht in seinem Reiche brauchen. Im selben Sinne sollen sie ein „Licht“ sein, sind sie das „Licht der Welt" und er verlangt, daß man sein Licht soll leuchten lassen vor den Leuten, daß sie „eure guten Werke“ sehen. Damit will Jesus sagen, daß das Gute in der Welt (kala erga = die sittlich-schönen Werke) sowohl als Beispiel für andere wie zur Offenbarung des Göttlichen in der Welt (auf daß sie euren Vater im All preisen) nicht verborgen bleiben solle. Darum „sezt man ein Licht nicht unter den Scheffel". Wie bei den Brahmanen Gott der Sichtbarste der Sichtbaren" ist, sofern er in der Erscheinungswelt und im Denken offenbar wird, so soll bei Jesus das Gute ein Stück Welt- und Gottesoffenbarung sein. Und wie ein Licht, auf den Leuchter gesezt, das ganze Haus erleuchtet, so soll diese Offenbarung des Guten weiterwirken und die Geister erhellen. — Diese Säße sind leider aus dem Zusammenhange gerissen; es scheinen nur „geflügelte Worte“ aus Jesu Munde, aber sie verraten auch so genügend die Höhe seines ethischen Begriffes.

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Es folgt (Vers 17—48) die große Auseinanderseßung über die alte Ethik des judäischen Gesezes und die neue Ethik, die Jesus ihr entgegenstellt. Sie wird noch ergänzt durch einen wichtigen

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