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in welchem Geiste*) nennt David ihn einen „Herrn, indem er sagt: Es sprach der Herr zu meinem Herrn: Seße Dich zu meiner Rechten, bis ich Deine Feinde unter Deine Füße werfe. Wenn nun David ihn Herrn nennt, wie kann er sein Sohn sein?!" Diesen Vorgang und dieses Wort des Jesus von Nazareth berichten übereinstimmend Matthäus, Markus und Lukas. Es läßt gar keinen Zweifel zu, daß Jesus der Ansicht entgegen trat, welche den Messias aus dem Hause Davids erwartete. Die Gedankenlosigkeit, mit welcher derjenige verfahren ist, der den Stammbaum Davids aufführt, um den Sprößling Jesus als Messias zu beglaubigen, mußte sehr groß sein, wenn er derselbe wäre, der jene merkwürdige Unterredung berichtet. Aber es wird wohl so sein, daß diesem Evangelium, wie anderen, gewisse ursprüngliche Berichte von den Lehren und Äußerungen Jesu zu Grunde gelegen haben, die durch lange Zeit überliefert wurden. Sie sind auch von den Evangelienschreibern mit mehr oder minderm Verständnis benußt worden. Die Judenchristen unter ihnen, denen daran lag, Jesus zu dem alten Judenmessias zu machen, brachten den Stammbaum herbei und sie beachteten nicht einmal, daß dieser ganze Stammbaum zu nichte wird, indem zuleht dieser Jesus gar nicht der Sprößling des Joseph, sondern (des aɣιov пvεvμα) des „Heiligen Geistes" ist. Noch weniger wurde beachtet, daß Jesus selbst sich ausdrücklich gegen die Auffassung ausspricht, welche den „Christos" zu einem Sohne Davids macht.

Um diese Ansicht von Jesus recht zu verstehen und seine spitfindige Anwort, welche den alten Messiasglauben ad absurdum führt, muß man sich vergegenwärtigen, wie dieser Glaube aufgekommen ist. Das Judentum selbst ist schon zu seinem Volksglauben vom Messias auf Grund von theologisch- populären Miß

*) пшç év пνεýμar „wie im Geiste", in welchem Geiste", in welchem Sinne. Die Redensart erklärt sich aus dem hebräisch-syrischen: Ruach, welches mit pneuma übersezt wird, im Hebräischen auch die Bedeutung von „Sinn“, „Geist“, in dem man etwas tut, hat. (Vergl. Gesenius, 927. 3.)

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verständnissen gekommen. Die alten prophetischen Schriften find weit davon entfernt, jenen Judenheiland wirklich zu weissagen, in dem Sinne, wie er später aufgefaßt wurde. Es herrscht vielmehr in diesen Büchern lediglich eine Redekunst, welche es liebt die Hoffnungen, Wünsche, Flüche und Gedanken der Propheten in Personifikationen darzustellen. So kommt Jesaia dazu (Kap. 7. 8. 9.), ähnlich wie Goethe in seinem „Faust“ den „Knaben Lenker“, „Sorge“, ‚Mangel“, auftreten läßt, seine Hoffnungen für das israelitische Volk zu personifizieren unter dem Namen Immanuel. In den Nöten und trüben Zeiten, welche er nahen sieht für die verfolgte jüdische Rasse, will er sagen, kann euch Juden nichts helfen als die Zuversicht: Gott ist mit uns (mitten unter uns), (d. H. Immanuel). Wenn ihr Euch mit dieser Kraft erfüllt, mit dieser Zuversicht, daß der Gedanke „Gott mit uns" immer unter Euch ist, so wird er selbst in den schlechten Zeiten, während Dornen und Hecken dastehen, wo jezt tausend Weinstöcke sind, wirken, daß ihr das Böse verwerft und das Gute erwählt. Herrschaft, Rat, Kraft, Held, Ewig-Vater ist dieser Gedanke: Gott mit uns; das Königreich Davids wird in ihm endlosen Frieden gewinnen.

Von irgend einer wirklichen Weissagung, daß ein „Messias“, eine überirdische Person kommen solle, ist nach dem Zusammenhange des Ganzen gar keine Rede. Eine Jungfrau soll das Kind Immanuel gebären; d. h. die jungfräuliche Kraft der Nation wird dieses feste Vertrauen, welches er unter dem Namen Immanuel versinnlicht, hervorbringen. Die Parthenogenesis, d. h. die jungfräuliche Geburt ist hier, wie in vielen anderen Fällen bei jüdischen, griechischen und anderen Mythen, der bildliche Ausdruck für unbescholtene Kraft. So braucht noch heute mancher Dichter das Wort: „jungfräulich" für unverbrauchte Kräfte. Und so ist es bei Jesaia lediglich ein Tropus und eine Personifikation, wenn er die Idee Gott mit uns" der unverbrauchten Kraft seines Volkes entspringen läßt, einerlei, ob es nur eine „junge Frau" oder eine "Jungfrau" ist, denn in der Urschrift meint Jesaia lediglich eine

„junge Frau“ in ihrer Eigenschaft als heiratsfähiges Weib, als körperlich reifes, daher vollkräftiges weibliches Wesen.*)

Im selben Sinne erdichtet er ja auch die Personifikationen: Raubebald und Eilebeute und so viele andre bildliche Personen. Im übrigen aber tritt gerade Jesaia (z. B. Kap. 43: „Ich, ich bin der Herr und ist außer mir kein Heiland") fortwährend als bewußter Gegner jeder Messiasidee auf, bestreitet jede Heilandschaft außer der Heilandschaft des einigen Gottes selbst (Kap. 54. 5), indem „Zebaoth“ selbst der „Erlöser“, der „Heilige in Israel“ sein soll. Sein ganzes Werk ist, im Zusammenhange gelesen, ein leidenschaftlicher Einspruch gegen die Messiasidee, gegen jede Mittleridee des alten Priestertums und Tempelwesens.

Es war natürlich, daß die Lehrer und Propheten des jüdischen Volkes, bei den fortwährenden Bedrückungen der Nation durch andre Völker, bei dem häufigen Sittenverfall innerhalb des Volkes sehr oft von Sehnsucht erfüllt waren nach Männern, die als Volksführer und Helden bessere Zeiten bringen sollten. Das alte: „Wann endlich wird der Retter kommen diesem Volke", das jede Nation erlebt, ehe sie solche Männer wirklich findet, spielt auch in ihren Hoffnungen eine große Rolle. Aber eine bestimmte Person als solche, einen leibhaftigen Messias hat keiner von ihnen geweissagt, und darum warten rechtgläubige Juden, die ihre heiligen Schriften richtig lesen, noch heute mit vollem Rechte auf den Messias, der als eine historische, wirkliche Person überhaupt niemals kommen kann.

Die Redekunst der phantastischen Personifikation von Ideen und Hoffnungen befolgt nicht nur Jesaia. Daniel, Sacharja und andre von diesen Halbdichtern und theokratisch-politischen Pamphletisten und Patrioten bedienen sich derselben Redeformen. Wie es in Griechenland eine homerische Vortragsschule gab, die ganz

*) Das hebräische almah, welches an der betreffenden Stelle steht, kann sowohl eine „Jungfrau“, in heiratsfähiger (nicht aber etwa „unberührter“) Eigenschaft wie eine junge Frau in der Eigenschaft weiblicher Reife bedeuten (puber). (Vergl. Gesenius S. 771. a.)

bestimmte Darstellungsformen (wie z. B. den homerischen Vergleich) pflegte, so sehen wir auch in Juda cine ganze Schule von heißblütigen, phantastischen Dichtern und Volksführern, welche sich in ganz bestimmten Darstellungsformen, dem hebräischen Sprachgebrauch entsprechend, bewegen.*) Diese Volksredner lieben es in Träumen, Charaden und Gesichten, in Personifikationen und phantastischen Hyperbeln oder phantastischen Gleichnissen zu reden, während Jesus von Nazareth sich auch hierzu noch in realistischen Gleichnissen ausdrückte wie der Prophet Nathan. Im Talmud finden wir die Form dieser Nathangleichnisse durchaus in entsprechender Weise wieder. Auch hier ist es oft ein König, ein Weinbergsbesizer, ein „Vater“, der die Hauptperson der Gleichnishandlung abgibt. Je mehr aber diese Kunstform als solche im Talmud bekannt ist, desto mehr erkennen wir die Originalität Jesu daran, daß seine Gleichnisse sich nicht auf den Talmud zurückführen lassen. Sie sind besonderes geistiges Eigentum der Evangelienberichte und müssen deshalb auf einen besonderen Verfasser zurückgehen.

Eine jener Personifikationen gibt auch Daniel, wenn er (Kap. 7) feltsame Träume erzählt von den schrecklichen Tieren mit vier Hörnern und jenen andren Ungetümen, auf welche dann die Traumpersonifikation folgt: „Ich sahe in diesem Gesicht des Nachts und siehe, es kam Einer in des Himmels Wolken, wie eines Menschen Sohn, bis zu dem Alten, und ward vor denselbigen gebracht, der gab ihm Gewalt, Ehre“ u. s. w. (V. 13. 14). Die Deutung dieser Personifikation gibt Daniel im Vers 27 dahin, daß diese Gestalt, die wie „eines Menschen Sohn“ aussieht, d. h. zum Unterschiede

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*) Die populär-kirchliche Auffassung dieser „Propheten" als Zukunftstünder" beruht auf einem Überseßungsfehler. Das griechische Wort für das hebräische „begeisterter Lehrer" denn weiter ist es nichts bedeutet im Alexandrinischen auch nur soviel wie "Dichter“ und „Lehrer“ (roots im späteren Gebrauch.) Die Nicht-Griechen aber dachten dabei an die alt= griechische Bedeutung des Worts und so hat es die falsche Bedeutung eines „Vorhersagers“ ganz gegen die offiziell - mosaische Bedeutung des hebräischen Nabi (Mos. V. Kap. 18) angenommen

von den gehörnten Tieren und Scheusalen ein Menschenantlig und menschliche Formen trägt, niemand Anderes ist als „das heilige Volk des Höchsten“ selbst, dessen Herrschaft „ewig“ sein soll.

Kein Wort spricht hier von einem Messias. Das jüdische Volk wird lediglich als Ganzes unter dem Bilde eines Menschen angesehen zum Unterschiede von den Tieren, welche die anderen Reiche und Zeitalter der Weltentwickelung darstellen. Die Weltherrschaft der Juden trägt ein menschliches Antlig, menschlich im edlen Sinne, wie „eines Menschen Sohn“ sieht sie aus.

Lediglich weil Jesus von Nazareth sehr oft den Ausdruck „des Menschen Sohn“ (viòs rov åvdgánov) braucht, aber in einem viel weiteren Sinne, hat man diese Danielstelle auf einen „Messias“ gedeutet. Aber man braucht sie nur im Zusammenhange zu lesen, um zu wissen, daß das alte Prophetenbuch an keinen „Messias“ dachte, sondern lediglich sein Volk in einer menschlichen Gestalt versinnlicht.

Mehr im priesterlich-theokratischen Sinne, weniger im politischen Sinne wie Daniel, enthalten die Kapitel des Propheten Sacharja ähnliche Personifikationen der religiösen Kräfte und Hoffnungen seines Volkes, die von der Hohenpriesterschaft und der Salbung, die wir nach den Büchern Samuels auf David und andre Könige angewendet und auf Salomo vorausverheißen sehen (Christos = Maschiach, Messias Gesalbter) ihre Bilder und Methaphern entlchnen. Auch Daniel kennt die Personifikation vom Gesalbten, vom Christus (9. 25, 26), aber dieser Christus wird nach 62 Wochen ausgerottet werden (dieser Fürst) und statt dessen wo der „Allerheiligste", der Hohepriester ein politischer Held werden mußte wird er den Bund" Vielen stärken.

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Die jüdischen Pharisäerschulen, die schlechte Belesenheit der Priester auch heute noch sind Priester und Geistliche, bessere Ausnahmen zugegeben, meist in ihren heiligen Schriften sehr schlecht belesen waren wohl die Ursache, daß man im populären Gebrauche diese Personifikationen sehr bald wörtlich nahm. Sie sprachen zur Phantasie, man übersah die Deutungen, welche die Propheten

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