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ist, daß sie nicht hat verwischt werden können trop der Absicht des Johannisbearbeiters, den „Logos“ und verschiedene andre Dinge wie den zum Christos und „eingeborenen" Gottessohn hinausphilosophierten Logos der Gnostiker darüber zu firnissen, während der Logos nicht im Vater“ (v to лaτọi), sondern Gott-Eigenschaft (πρὸς τὸν Θεόν) ift. — Man sieht schon hieraus, daß der Logos nichts ist, was Jesus-Lehre heißen könnte.

Jesus selbst weiß im Johannesevangelium gar nichts vom „Logos". Er weiß nur den einzigen Gedanken über Gott, daß der Vater" in ihm sei und er im Vater.

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Dieser Saß ist ebenso wie die Idee vom „Anwalt“, vom „heiligen Geiste“, der soviel dogmatisches Kopfzerbrechen verursacht hat, nur zu verstehen, wenn man die Matthäussprüche über Gott dazu hält und weiß, daß unser aller Vater „im“ All ist, wie wir im All sind und das All in uns ist und „in uns“ die „Macht Gottes".

Aus dem Vater unser"-Wunsche, aus andren bereits erörterten Stellen wissen wir, daß Gott mit Jeremia im All, in den Himmeln gedacht wird durch Jesus, wie sein Reich „in unz“ ist.

Um die kategorische Denkart zu verstehen, welche Jesus hat wenn er sagt, der „Vater“ ist in ihm und er ist im „Vater", brauchen wir uns zunächst nur einmal unser eigenes Verhältnis zur Raumwelt, zum All vorzustellen.

Es ist ein unbestreitbarer Sah, den jeder Mensch von sich sagen kann: Ich bin im All und das All ist in mir.

Denn ich sehe mit meinen eignen Augen und Sinnen, daß ich im Raume bin, der mit Sternen und Welten über mir erfüllt ist. Umgekehrt aber ist der Raum in mir, eben sofern alle Vorstellungen von Sternen erst in meinem Auge sind (samt ihren Bildern auf der Nezhaut und ihrer Erzeugung in meinem Gehirn und Geist) und wirklich erscheinen. Es ist dies die doppelte Erscheinungsform alles Daseins, die stereoskopische Form unseres Daseins, die Hinaus- und Hereinspiegelung der Erscheinung.

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Also: ich bin im All und das All ist in mir.

Nach dieser Analogie denkt Jesus, der das All, sofern in ihm ein sittlicher Einheitsgrund und eine Wechselbeziehung der sittlichen Erscheinungsformen waltet, „Vater“ nennt, und sagt folgerichtig: „Der Vater ist in mir und ich bin in ihm.“

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Es ist hierin weder etwas „Mystisches“ das überhaupt dem Geiste des Jesus fern gelegen hat

noch eine Selbstüberhebung, wie es David Fr. Strauß aufgefaßt hat. Es ist lediglich eine logische Folgerung, die zur Gemütswahrheit wird, wenn Jesus im Namen eines jeden Menschen die Beispielsrede spricht:

„Der Vater ist in mir und ich bin in ihm.“ Nicht sofern er Gottes Sohn“ ist oder sofern wir Sittlich-Seligen alle „Gottes Söhne" wären. Da könnten wir wohl sagen: der Vater ist in uns, sofern genealogisch sein Wesen sich in uns wiederholt nach dem Bilde der väterlichen Vererbung; aber wir könnten nicht sagen: wir sind im Vater. Hier würde das rein genealogische Verhältnis und sein Bild abschnappen oder auch sehr trivial werden.

Eine andere Gedankenentwickelung, die Analogie der Wechselbeziehung, die Analogie der Erscheinungsform des Alls führt uns zur Meinung des Denkers Jesus, der auch die Matthäusallegorie vom „Menschensohn“ als Träger aller guten Taten erdacht hat. Hier liegt zugleich eine lebendige Psychologie der Denkweise des Jesus: wir sehen dieselbe kosmische Tiefe des Denkens und Anschauens wie beim Matthäus, sehen auch hier die Einheit desjenigen Denkens, welches alles Mythische überwunden hat und sich seiner nur noch zu Bildern bedient.

Sofern der Vater im All ist (ỏ ¿v toïs ovgavoïs), sofern bin ich, da ich im All bin, auch in ihm, denn der „Vater“ ist ja das einzige Verhältnis, in das jemand zum Göttlichen kommen kann, der da weiß: „Niemand hat Gott je gesehen“, er ist der „Verborgene". Und sofern dieses sittlich wirkende All in mir ist, wie es ja auch als Raum rein sinnlich in mir ist, sofern ist ganz gewiß der Vater" in mir.

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Man wird diese Säße Jesu aber noch viel besser verstehen, wenn man sich vergegenwärtigt, daß das griechische „patér“ (Vater) als Name Gottes eine Überseßung des hebräischen „aph", des syrischen Wortes abba ist. Die Propheten brauchen das Wort, wie alle semitischen Sprachen und das Griechische mit ihnen, nicht nur in der Bedeutung „Vater“ als Familienvater, sondern als „Urheber", ja, noch abstrakter gefaßt als „Urgrund“, als Einheitsgrund des Daseins, als Ursache. Hiob wird gefragt: Bist du der Vater des Regens? d. h. bist du die Ursache des Regens. (Vergl. hierzu aph als „Urgrund“ (origo) Gesenius S. 2. Griechisch: Pape unter лarne.) Den Sinn des Ursprungs, des einheitlichen Urgrunds verbinden bereits die Propheten damit. Jesaia sagt: (Kap. 63, 16.)

„Bist du doch unser Urgrund. (abenu, „unser Vater".) Denn Abraham hat uns nicht gekannt und Israel wußte nichts von uns, sondern du Herr, unser Vater, (d. H. Ursprung, Urheber, Urgrund) befreie uns; vom Anfang an ist dein Schuß (Name Schuß im Hebräischen) über uns.“

Ansehen

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Man sieht, daß „Vater" hier den einheitlichen Grund des Lebens bezeichnet, keineswegs aber den unmittelbaren väterlichen Erzeuger oder sonst etwas der Art. Weil die Vergangenheit vergangen ist, weil die Toten Israel und Abraham nichts von uns wissen können, sucht der Dichter in Gott den Einheitsgrund des Lebens von Anfang an, um das Verbindende in all diesem Getrennten zu bezeichnen. Im selben Sinne sagt der Prophet Maleachi: (Kap. 2, 10) „Haben wir nicht alle einen Vater, hat uns nicht ein Gott geschaffen, warum sollen wir treulos sein einer gegen den andren!"

Indem hier die sittliche Folgerung der Menschentreue daraus abgeleitet wird, daß ein Vater allem zu Grunde liegt, ergibt sich, daß das Wort „Vater" auch hier vor allem den Einheitsgrund des Lebens bezeichnet. Die Rabbiner leiten hieraus sogar ihre Lehre von der Einheit des Menschengeschlechts ab. (Vergl. Feilchenfeld.)

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Vater“ ist also dasselbe, was der Deutsche bei dem Worte „l Urgrund" denkt.

Die Jesusworte im Johannes verraten überall semitische, syrische, hebräische Grundlagen, nach denen sie, gleich den Matthäusworten, ins Griechische überseßt sein müssen. So sagt Jesus: „Ihr stammt von eurem Vater, dem Lügner". Das ist nur semitisch zu verstehen: von eurem Urgrund, Ursprung, dem Lügner. Denn daß etwa der Teufel oder sonst wer der wirkliche „Vater" gewisser Leute sei, wurde damals nirgends geglaubt. Es ist wie bei Hiob, wie noch heute überall im Arabischen, vielmehr die Bezeichnung eines abstraktern Ursprungs und Zusammenhanges.

Daraus ergibt sich aber für das Wort: „Der Vater ist in mir und ich in ihm“ die ausdeutende Überseßung im Geiste der Muttersprache Jesu:

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,Der Urgrund ist in mir und ich bin in ihm.“

Man sieht sofort, daß hier nichts Gnostisches vorliegt, sondern daß Jesus nur auf den Gedanken des Jesaia, Jeremia und Maleachi weiterbaut. Wie ich im Unendlichen bin und das Unendliche in mir, wie der große Zusammenhang alles Daseins innen und außen ein einheitlicher ist, so müssen wir auch schließen, daß wir in diesem ewigen Urgrund geborgen sind, wie der Urgrund aller Dinge, aller räumlichen und unräumlichen Vorstellungen wiederum in uns wirken muß zu jener Einheit, die schon Maleachi und Jesaia in dem Worte abenu, unser Vater, fanden und Jeremia sagen ließ über Gott: Erfülle ich nicht den Himmel und die Erde?!"

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Sind wir uns aber einmal dieser Natur der hebräischen und aller semitischen Sprachen bewußt, daß das Wort „Vater" auch diesen abstrakteren Sinn des Urgrunds hat, ergibt sich im Zusammenhang mit den alten Propheten hier ein vertiefterer Sinn bei Jesus, so fällt auch all das fort, was David Strauß, Baur und die Tübinger Schule gegen die Echtheit der Johanneischen Jesusworte für deren Gnostizismus vorbringen. Denn dann müßte man schon Jesaia und Jeremia zum „Gnostiker“ machen und übrigens

vollständig ignorieren, was in Judäa selbst zu Jesu Zeit über Gott gelehrt wurde. Wir sehen, daß Jesus völlig aus eigenen Mitteln seiner Sprache und seiner Vorgänger zu seiner Idee gelangen konnte.

An andren Stellen im alten Testament hat natürlich das Wort „Vater“ mehr den Sinn des gütigen Urhebers aller, den ethischen Sinn, den die Synagoge und der neure Protestantismus damit verbindet. Auch Jesus braucht ihn. Aber wir werden von nun an, je nach dem Zusammenhange, genau unterscheiden müssen, wann Jesus den volkstümlichen und wann er den abstrakteren Sinn damit verband, womit uns die Johannesworte in einem ganz neuen und fruchtbaren Sinne aufgeschlossen sind.

Jesus lehrte: Von Gott wissen wir gar nichts. Niemand hat Gott je gesehen. Niemand kennt ihn. Es ist nichts, gar nichts möglich über ihn auszusagen. Alles, was die alten Weisen und Propheten hierüber zu reden scheinen, ist nichts. Aber wir können in der Form eines Bildes, das zugleich einen eigentlichen Wert hat, sofern wir alle im All geworden, entstanden (Hyioi) sind, ein Herzensverhältnis zur höchsten Idee schaffen: Vater. Und dies Herzensverhältnis ist das Wesentliche für unsre ethische Existenz dabei. Und ist dies Verhältnis einmal als einzige Möglichkeit da, zum All-Ewigen, zum höchsten All-Sinne zu kommen, den wir an sich nicht kennen und nie kennen werden, so ist das einzige Weitere, was wir sonst noch aussagen können über dieses Verhältnis auf Grund der Erscheinungsform unsres Daseins selbst:

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„Der Vater ist in mir und ich bin in ihm.“ Der Urgrund ist in mir und ich bin in ihm." Der Einheitsgrund alles Lebens muß, weil ich mit ihm unauflöslich verknüpft bin, auch in mir sein, die Ursache außen muß in Wechselwirkung auch Ursache in mir sein.

Und hierbei macht Jesus Halt. Er ist ein viel zu strenger Denker, daß er noch irgend ein weiteres Wort über Gott gewagt hätte, das nicht dann ein populär-bildliches gewesen wäre.

Somit bleibt uns nichts übrig, da wir Gott nicht kennen,

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