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leitet Diogenes die Unvernünftigkeit der Menschen im Rausch, Schlaf usw. vom Überhandnehmen der Feuchtigkeit in der Seele ab. Es sollen aber auch die Menschen deswegen vernünftiger sein wie die meisten Tiere, weil sie, aufrecht schreitend, reinere und trockenere Luft atmen, während die Tiere, mit der Nase an der Erde, die aus der Erde aufsteigende feuchtere Luft atmen, auch von feuchterer Nahrung leben. Daß dennoch die Vögel nicht, wie man erwarten sollte, die klügsten Tiere sind, erklärt er dadurch, daß ihre Natur der der Fische ähnelt, indem sie sehr dichtes Fleisch haben, welches der Luft nicht erlaubt, den ganzen Körper zu durchdringen usw. Die Kinder sind wenig vernünftig, 13 weil bei ihnen die Feuchtigkeit noch sehr mächtig im Körper ist. Aus allem Mitgeteilten geht wohl zur Genüge hervor, daß Diogenes sein Prinzip scharfsinnig und vielseitig anzuwenden wußte.

Im ganzen kann man aber doch nicht verkennen, daß seine Philosophie besonders im Vergleich mit den Eleaten, aber auch selbst mit Empedokles, einen Rückschritt bedeutet. Es ging eben doch nicht an, beim naiven Dogmatismus und Hylozoismus eines Anaximenes stehen zu bleiben, nachdem einmal durch die Eleaten das erkenntnistheoretische Interesse geweckt war; und man versteht es, daß Diogenes alsbald dem Spott der Komödie zum Opfer fiel (Aristophanes: Wolken). Ein wirklicher Fortschritt konnte nur erzielt werden, wenn man die Resultate der Eleaten benutzte und berichtigte. Dies taten die Atomisten, 14

Demokrit und der Atomismus. 1

Die Eleaten hatten zuerst das Bedürfnis einer logischen Fundamentierung aller Wissenschaft empfunden, zuerst auch gegen die scheinbare Unmittelbarkeit des sinnlich Gegebenen das Denken zu Hilfe gerufen. Weiter hatten sie dann das gedachte Sein durch den Begriff der identischen Einheit bezeichnet; damit war die erste Möglichkeit zur Entwicklung

des Begriffes und des Gesetzes gegeben. Denn die gedankliche Einheit, das identische Beharren und in sich Ruhen charakterisieren vor allem das Gesetz und den Begriff gegenüber dem Wechsel, der Unrast und Unruhe der sinnlichen Erscheinungen. Im Sein kann es kein Entstehen und Vergehen geben: Das Seiende ist, das Nichtseiende ist nicht. Mit dem Begriff des Werdens, der das Entstehen und Vergehen in sich schließt, hatten die Eleaten aber auch die Veränderung vom Seienden ausgeschlossen; hier lag die Schwäche ihres Systemes. Die Eleaten empfanden einen Gegensatz zwischen den Begriffen: Sein und Veränderung. Sie sahen nicht, daß die Beharrung des Seienden der richtig gedachten Veränderung nicht nur nicht widerspricht, sondern geradezu zur Voraussetzung dient. Weil sie dies nicht sahen, scheiterten sie am Problem der Physik; denn sie mußten füglich die Bewegung (als die einzige Art physikalischer Veränderung) leugnen und konnten so den Phänomenen nicht gerecht werden. Die Bewegung erschien ihnen als etwas Sinnliches; daß es so etwas wie eine reine, d. h. aus dem Denken erzeugte Bewegung geben könne, sahen sie nicht. Sie haben sich aber, wie wir gesehen haben, gerade dadurch um das Problem der Bewegung verdient gemacht, daß sie zeigten, wie man die Bewegung vom Standpunkt des Sensualismus, der sich einzig auf das Zeugnis der Sinne verläßt, nicht begreifen kann. Indem die Eleaten ferner das Seiende ganz einseitig durch den Gedanken der Substanz zu beschreiben versuchten, geschah es, daß sie einen weiteren wichtigen Begriff, der mit dem der Bewegung aufs engste zusammenhängt, den Begriff des leeren Raumes, verwarfen. Sie bezeichneten ihn als das Nichtseiende" (un ov) und leugneten seine Existenz; dies war nur folgerichtig, solange sie der Substanz allein die Verantwortung für das Seiende zuschoben. Dazu kam, daß ihre Versuche, sich von der sinnlichen Auffassung des Seienden zu emanzipieren, nicht völlig gelangen (vergleiche besonders Melissus).

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In allen diesen Punkten nun ist Demokrit über die Eleaten Kinkel, Philosophie. I 1 14

im idealistischen Sinne hinausgegangen; gerade indem er die Forderung der Eleaten, das Sein im Denken zu begründen, konsequenter als diese selbst befolgte, verbesserte oder vermied er ihre Fehler. Er leugnete nicht die Phänomene, sondern suchte sie zu begreifen und zu erklären. Soll das Denken wirklich: Denken des Seins, und das Sein: Sein des Denkens, bedeuten, so darf keine unüberbrückbare Kluft bestehen bleiben zwischen der subjektiven Erscheinungsart des Seienden (Empfindung und Vorstellung) und dem objektiven Sein; sondern die subjektiven Phänomene müssen eben Phänomene (Erscheinungsarten des objektiven Seins) bedeuten. Daher muß in der unwandelbaren Identität des gedanklichen Gesetzes und Begriffes gerade die Objektivität des Subjektiven liegen und erkannt werden. Die Idendität des Seienden kann daher freilich nicht die Identität der unmittelbaren Empfindung sein, wohl aber eine Identität für die Empfindung. So kommt also der Empfindung kein isoliertes Sein zu, sondern sie ist nur der subjektive Ausdruck eines objektiven Seins; das Sein selbst aber ruht einzig im Denken und kann nur immer genauer durch das Denken der Wissenschaft erkannt werden. In diesem Sinne hat Demokrit die Lehre der Eleaten aufgenommen und verbessert. Wir haben das ausdrückliche Zeugnis des Aristoteles? dafür, daß das Verhältnis der Atomisten (Leukipp und Demokrit) zu den Eleaten wirklich so aufzufassen ist. Denn, so sagt er, während die Eleaten zwar, rein begrifflich genommen, Richtiges sagen, so scheitern sie doch an den Tatsachen; Leukipp dagegen glaubte Vernunftgründe (Móyouc) zu haben, welche mit den Wahrnehmungen in Einklang stehen und weder Entstehen und Veränderung, noch Bewegung und Vielheit des Seienden aufheben." 3 Um dies zu erreichen, setzten die Atomisten, wie wir noch sehen werden, die Atome und das Leere als das wahrhaft Seiende.

Durch Vernunftgründe also, nicht durch sinnliche Wahrnehmung, können wir nach Demokrit das Seiende erkennen. Er unterscheidet demnach streng zwischen zwei Arten der

Erkenntnis: der echten (rvηcín rvúμn) und der dunklen (cкotín rvúμn).4 Aus dem ganzen Zusammenhang seiner Lehre ergibt sich, daß Sextus Empiricus, der uns darüber berichtet, recht hat, wenn er die rvncín rvúμn mit dem Verstand (diávoia), die dunkle Erkenntnis (CKOτín Tvúun) aber mit der sinnlichen Wahrnehmung (aïconcic) gleichstellt. Denn zur letzteren, der dunklen Erkenntnis, gehören nach Demokrits eigenen Worten: Gesicht, Gehör, Geruch, Geschmack, Gefühl, also alle sinnlichen Qualitäten. Von ihr ist die echte völlig verschieden; sie geht auf das wahrhaft Seiende und gibt als solches nur die Atome und das Leere zu erkennen; diese aber sind reine Denksetzungen, Gedanken, während alles andere sinnliche Empfindung ist und als solche zur dunklen Erkenntnis gehört. Denn ausdrücklich sagt Sextus, nach Plato und Demokrit sei nur das Gedachte (Tà voητά) wahr5 und nach Demokrit sei der Logos, 6 die Vernunft, das Kriterium der Wahrheit. Sind dies nun auch unzweifelhaft nur Ausdrücke des Sextus, nicht des Demokrit, so treffen sie doch dem Sinne nach das Richtige. Hier liegt der Grund, warum man vielfach in Demokrit einen Skeptiker gesehen hat: er billigt der unmittelbaren Wahrnehmung keine Wahrheit zu, sondern sieht in ihr nur eine subjektive Affektion des Bewußtseins. Er ist so wohl der erste Denker des Altertums, welcher die Subjektivität der Empfindungen (Sinnesqualitäten) lehrte, aber nicht im Sinne J. LOCKES, welcher die sinnlichen Eigenschaften als sekundäre und primäre Qualitäten verteilte zwischen Subjekt und Objekt derart, daß ein Teil dem Subjekte allein zukommen sollte (Farbe, Geruch, Geschmack, Ton), ein anderer (die Empfindungen des Tastsinns und alle quantitativen Momente) dem Objekt, sondern in dem kritischen Sinne des GALILEI und DESCARTES. Da Demokrit nämlich nur dem Verstande die Fähigkeit zutraut, das wahrhaft Seiende zu erfassen, so setzte er als wahrhaft seiend auch nur unsinnliche, rein gedankliche Qualitäten geometrischer und mechanischer Natur. Durch solche sind seine Atome und das Leere, die er allein als wahrhaft seiend anerkennt, charakterisiert.

Dagegen gelten alle sinnlichen Qualitäten als subjektive Zustände der Wahrnehmung, welche zwar das objektive Sein ausdrücken, welches in ihnen erscheint, denen selbst aber kein objektives Sein zukommt.7 Wir haben schon gesehen, daß die Empfindungen aller Sinne zur „dunklen Erkenntnis" gehören. Süße, Bitterkeit, Wärme, Kälte, Farbe usw. sind demnach bloße subjektive Affektionen des Bewußtseins, nicht Eigenschaften irgendwie fertig gegebener Dinge. Dasselbe gilt aber auch, dies muß ausdrücklich hervorgehoben werden, in betreff der sinnlichen Wahrnehmbarkeit der Schwere oder Leichtigkeit, Härte oder Weichheit; denn obgleich Demokrit, wie wir sehen werden, seinen Atomen Schwere zulegt, so geschieht dies doch nicht in dem Sinne, daß sie dadurch mit einer sinnlichen Qualität behaftet vorgestellt würden, sondern die Schwere der Atome ist eine gedankliche Setzung so gut wie ihre Größe, Gestalt und Lage. 8 Mit den Skeptikern konnte daher Demokrit sagen, 9 daß wir nichts unmittelbar wahrnehmen, als die jeweiligen Zustände unseres Körpers, der sich unter den äußeren Einflüssen wandelt, aber er verzichtete darum nicht auf die Wahrheit, sondern verlegte sie in das Denken. So spielen bei ihm Sinnlichkeit und Verstand eine Rolle, wie später bei LEIBNIZ, der die sinnliche Wahrnehmung aus keinem anderen Grunde verworren“ nennt, wie

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Wie nun so Demokrit von der allgemeinen logischen Grundlegung der Eleaten ausgeht, so stehen auch seine besonderen Begriffsbildungen, das Atom und das Leere, unter eleatischem und teilweise auch pythagoräischem Einfluß. In gewissem Sinne behielt er das Eine der Eleaten bei; aber er setzte das Eine als ein Vieles. Jedes Atom ist, kann man sagen, ein eleatisches Eins: unteilbar, mit sich selbst identisch, ungeworden und unvergänglich. Wir sehen einstweilen auch davon ab, daß sich das Atom bewegen soll eine Bestimmung, mit der freilich das eleatische Sein überschritten ist. Demokrit nannte seine Atome nicht nur das Volle, sondern dies Volle war ihm auch das im eigentlichen Sinne Seiende. 10 Als

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