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voll warmer Menschenliebe und sind getragen von einem reinen und lauteren Idealismus. Der Mann, der das schöne Wort fand: Unrecht tun ist schlimmer denn Unrecht leiden; 82 der da rät: lieber die eignen, als die fremden Fehler zu bedenken, hat wohl in Tiefen der menschlichen Seele geblickt. Wenn uns seine Ethik auch noch kein künstliches und geschlossenes System zeigt, so müssen wir doch die Einheitlichkeit und Konsequenz seiner Gedanken bewundern. Die edelsten Keime sind darin verborgen, die in Platos System aufgingen und zur Blüte kamen.

Überhaupt überragt Demokrit alle seine Vorgänger, wie die schlanke Edeltanne die Kräuter im Grase. Allenfalls Parmenides kann sich ihm an Originalität und Bedeutung zur Seite stellen.

Die Einzelwissenschaften. 1
(Ärzte und Geschichtsschreiber.)

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Die Heilkunst heilt die Krankheiten des Leibes, die Philosophie befreit die Seele von Leidenschaften, 2 sagt Demokrit. Er war selbst nicht nur Philosoph, sondern auch Arzt; überhaupt ist die Entwicklung der griechischen Medizin eng mit der Philosophie verbunden. Beide Wissenschaften haben sich mannigfach beeinflußt. Man muß," heißt es in einer der unter dem Namen des Hippokrates auf uns gekommenen Schriften, Philosophie in die Medizin und die Medizin in die Philosophie hineintragen; denn ein Arzt, der zugleich Philosoph ist, steht den Göttern gleich. Es ist jedoch kein großer Unterschied zwischen beiden, weil die Eigenschaften der Philosophie auch sämtlich in der Medizin enthalten sind: Uneigennützigkeit, Rücksichtnahme, Schamhaftigkeit, würdevolles Wesen, Achtung, Urteil, Ruhe, Entschiedenheit, Reinlichkeit, Sprechen in Sentenzen, Kenntnis des zum Leben Nützlichen und Notwendigen, Abscheu vor Schlechtigkeit, Freisein von Aberglauben, göttliche Erhabenheit . . ."3

Wenn wir zurückblicken in die älteste Zeit, so begegnet uns, dürfen wir sagen, im Reinigungspriester der erste Arzt

und zugleich eine Art Philosoph und Theologe. Seine Wissenschaft war allerdings ein Wissen mehr von göttlichen, als von weltlichen Dingen. Wir müssen hier darauf verzichten, den Vorgang der allmählichen Absonderung der beiden Wissenschaften, der Philosophie und Medizin, zu verfolgen; es genügt, gesagt zu haben, daß er sehr langsam vonstatten ging, und daß bis in die späteste Zeit hinein der Zusammenhang unverkennbar ist. Nicht nur Demokrit war Arzt; auch Philolaus, Diogenes von Apollonia und Empedokles, letzterer sogar noch einmal das Ideal des Katharten (Reinigungspriester) verkörpernd.

Herodot berichtet, daß zur Zeit des Polykrates die Ärzte aus Kroton in Unteritalien den größten Ruf hatten, danach die von Kyrene in Afrika. Später entspann sich ein Wettkampf der Ärzte von Knidos (Halbinsel Kleinasiens) und der Insel Kos, aus dem die letzteren als Sieger hervorgingen. 5 Konnten die Knider den Euryphon als Haupt ihrer Schule bezeichnen, so wiesen die Koer mit Stolz auf den größten Arzt des gesamten Altertums, Hippokrates, hin.

Unter dem Namen des Hippokrates sind eine große Anzahl Schriften auf uns gekommen; die Mehrzahl derselben scheint unecht zu sein, jedenfalls bergen sich unter den Autoren Anhänger sowohl der Schule von Knidos, als auch von Kos; selbst sophistischer Einfluß ist in vielen Schriften bemerkbar. Aus diesen Werken geht nun deutlich hervor, wie sehr die Philosophie, insbesondere die ältere Naturphilosophie, auf die Medizin eingewirkt hat. Es finden sich nicht nur Spuren der Lehre des Anaximenes und Parmenides, sondern besonders stark auch ist die Philosophie des Heraklit und Empedokles verwertet, freilich in meistens ganz eklektischer Weise. Besonders stark sind die Schriften der Knider im Banne der Philosophie; die koische Schule dagegen sucht die Medizin mehr auf sich selbst zu stellen und warnt vor voreiliger Spekulation, ohne sich doch selbst derselben entziehen zu können. 6 Ein Eklektiker ist z. B. der Verfasser der Schrift von den Muskeln".7 Er schickt seiner medizinischen Abhandlung einen

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richtigen Abriß der philosophischen Physik voran, der in gleicher Weise an Empedokles und Anaxagoras, wie an Heraklit anklingt: „Es scheint mir das sogenannte Warme unsterblich zu sein und alles zu denken, zu sehen und zu hören und zu wissen, was da ist und sein wird. Dieses nun ging, als alles durcheinandergeworfen wurde, zum größten Teil nach den höchsten Räumen, und das ist es, was, wie ich glaube, die Alten Äther genannt haben. Der zweite Teil ging nach unten, wird Erde genannt und ist etwas Kaltes, Trockenes und Bewegungsreiches. Auch in diesem ist augenscheinlich viel Warmes enthalten. Der dritte Teil, die Luft, nahm den dazwischengelegenen Raum ein und ist zugleich mäßig warm und feucht. Der vierte Teil liegt der Erde am nächsten und ist am feuchtesten und dichtesten". Hier klingt ebenso Heraklits Weltfeuer, wie des Empedokles und Anaxagoras Wirbel an. Weit stärker noch ist der Einfluß des Heraklit in der Schrift über die Diät". Eine Probe mag dies bekräftigen. Es geht aber alles, das Göttliche, wie das Menschliche," heißt es in Nachahmung des Stiles Heraklits, ,nach oben und nach unten in stetem Wechsel. Tag und Nacht haben ein Maximum und ein Minimum, wie auch der Mond ein Maximum und ein Minimum hat. Feuer und Wasser haben ihr Ansteigen, die Sonne hat ihre längste und ihre kürzeste Bahn; alles ist dasselbe und ist nicht dasselbe. Licht dem Zeus, Finsternis dem Hades, Licht dem Hades, Finsternis dem Zeus, es geht und gelangt jenes hierhin, dieses dorthin, indem zu jeder Stunde, an jedem Orte jenes die Tätigkeit dieses, dieses die Tätigkeit jenes ausübt. Was man tut, weiß man nicht, was man hingegen nicht tut, das glaubt man zu wissen . . .“ Etwas abweichend von Heraklit leitet er die Vernünftigkeit der Seele aus der richtigen Mischung des Wassers und Feuers im Körper ab. 9 Doch sind neben Heraklit auch andere Philosophen von Einfluß auf unsern Verfasser gewesen. Man glaubt Empedokles oder Anaxagoras zu hören, wenn er sagt: „Es geht aber kein einziges aus der Gesamtheit der Dinge verloren, noch auch entsteht etwas, was nicht

schon vorher war, vielmehr verändern sich die Dinge durch Vermischung und Trennung." 10 Auch legt er dem Feuer die Eigenschaften des Warmen und Trocknen, dem Wasser des Kalten und Feuchten bei und erhält so die empedokleischen Grundqualitäten, mit denen er vielfach operiert.

Der Verfasser der „Vorschriften", wahrscheinlich ein Koer, ist nüchterner gesinnt und nimmt einen empirisch-sensualistischen Standpunkt ein. Er rät dem Verstand, seinen Ausgang von den sich wirklich vollziehenden Ereignissen zu nehmen und sagt: „Aus demjenigen, was sich allein mit Hülfe des Verstandes vollzieht, wird man keinen Nutzen haben, wohl aber aus dem Aufweisen von Werken, denn eine mit vielen Worten gegebene Versicherung ist trügerisch und schlüpfrig. Aus diesem Grunde muß man sich im allgemeinen an die Ereignisse halten. . .".11

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So sehen wir in diesen Schriften sich die Fülle der philosophischen Meinungen spiegeln. Der Gefolgschaft des Empedokles steht die Zahl seiner Feinde gegenüber; 12 Parmenides, die Pythagoräer usw., alle kommen zum Wort. Besonders deutlich tritt auch an manchen Stellen Diogenes von Apollonia hervor, z. B. in der Schrift über die Winde"; 13 so wenn es dort heißt: Pneumata werden die Winde in den Körpern genannt, das außerhalb der Körper Befindliche hingegen Luft. Diese ist die gewaltigste Machthaberin von allem in allem ...“. „Für das Auge zwar ist er (der Wind) unsichtbar, aber für den Verstand offenkundig; denn was sollte ohne ihn geschehen? Wo fehlte es an ihm? Wo ist er nicht im Spiele? Alles nämlich zwischen Himmel und Erde ist mit Wind gefüllt. Er ist auch die Ursache von Winter und Sommer, indem er im Winter dicht und kalt, im Sommer dagegen mild und ruhig wird..." Daß die Luft in dem übrigen ihre Herrschaft ausübt, ist gesagt worden, für die sterblichen Menschen aber ist sie die Ursache des Lebens, für die Kranken die Ursache der Krankheiten." 14 Im Stil und der Schreibweise verrät übrigens die Schrift sophistischen Einfluß. Diese Beispiele mögen genügen, um zu zeigen, wie enge das Bünd

nis zwischen Philosophie und Medizin war. Die Medizin hat direkt und indirekt an der Ausbreitung und Fortentwicklung philosophischer Lehren Anteil genommen; nicht immer ja war sie der empfangende Teil, sondern hat auch positiv die Philosophie befruchtet (z. B. Alkmäon). Jene pseudo-hippokratischen Schriften sind aber für den Philosophen schon darum so interessant, weil sie ein ziemlich getreues Bild von dem Umfang der philosophischen Allgemeinbildung jener Zeit geben.

Einen vollständigeren und getreueren Einblick aber in das Kulturbewußtsein dieser Epoche gewähren die Geschichtsschreiber, vor allem Herodot und Thukydides. Die griechische Historiographie ist aus den genealogischen Versuchen der sogenannten Logographen (Aoyoɣpáço) (Kadmos und Hekataios von Milet, Xanthos, Dionysos von Milet, Hellanikos von Mytilene) entstanden. Sie trat gewissermaßen das Erbe des Epos an und ist den Griechen allzeit nicht nur eine Wissenschaft, sondern vielmehr noch eine Kunst geblieben. Wir müssen uns hier begnügen, Herodot und Thukydides kurz zu betrachten, inwiefern sich insbesondere in ihren Schriften die sittlich-religiösen Anschauungen der Zeit spiegeln.

Hier ist nun vornehmlich Herodot von Halikarnass, „der Vater der Geschichte", dadurch so interessant, daß er den Kampf des alten Glaubens mit der neuen Zeit der Aufklärung getreulich abspiegelt. Es läßt sich allerdings nicht verkennen, daß er für seine Person durchaus mit seinen Sympathien auf seiten des Althergebrachten, der geheiligten Sitte steht; aber die gelegentlich doch auch bei ihm auftauchenden Zweifel und Bedenken, sowie das Bemühen, viel alte Götter- und Heroensagen zu rationalisieren, lassen das Nahen der neuen Zeit deutlich erkennen. In seinen Anschauungen von der Natur der Götter und dem Göttlichen unterscheidet er sich nur wenig z. B. von einem Pindar; dagegen ist der Abstand von Homer und Hesiod schon größer geworden. Zuerst stimmt Herodot mit Pindar darin völlig überein, daß er in den Götern die Bürgschaft der sittlichen Weltordnung sieht.

Der

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