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Strahl der absoluten Reinheit und Hoheit ging von diesem Bildwerk aus, welches jeden Beschauer zu ewigen Gefühlen stimmte. Der Gott war sitzend dargestellt, und zwar in solcher Größe, daß er, wie Strabon bemerkte, wenn er sich von seinem Sitze erhoben hätte, mit dem Haupte das Dach des Tempels gesprengt hätte. 78 Das Haupt war von einem Olivenkranz umschlossen. Das Antlitz zeigte eine heitere Stirne, mildblickende Augen und ward von lang herabflutenden Locken umrahmt. In der Linken hielt er das Zepter, in der Rechten eine Figur der Nike, gleichfalls aus Gold und Elfenbein gebildet. Der Thron war aus Elfenbein, Ebenholz und mit edlen Metallen und Steinen verziert, die Schuhe und der Mantel aus Gold. Die Alten können sich nicht genugtun in der bewundernden Schilderung des Gesamteindruckes des Bildes. Epiktet hielt jeden für unglücklich, der sterben müsse, ohne dies Werk gesehen zu haben. Chrysostomos sagte, der unglücklichste Mensch vergesse bei diesem Anblick sein Leid. Aemilius Paulus, als er den Tempel betrat, soll geglaubt haben, den Gott leibhaftig vor sich zu sehen. 79 In ähnlicher Weise war Phidias, wie gesagt, auch für den Typus der Athene ausschlaggebend. Er hat die Göttin öfter dargestellt. Am berühmtesten waren wohl von seiner Hand die Athena Parthenos und Athena Promachos. Daneben sei z. B. die Athena Areia zu Platää erwähnt. Die Athena Promachos, ein Erzbild von kolossaler Größe, stand auf der Burg zu Athen zwischen dem Parthenon und Erechtheion. Bedeutender scheint die Statue der Athena Parthenos gewesen zu sein, ein Schnitzbild aus Elfenbein und Gold, im Parthenon stehend. Sie blickte den Beschauer gerade an in ruhiger, selbstsicherer Haltung. Auf dem Haupte trug sie einen gewaltigen Helm, unter welchem das lockige Haar hervorquoll. Die linke Hand stützte sich auf den Schild, die rechte trug ein Bild der Nike. Das Fußgestell und der Schild waren mit mancherlei Figuren geschmückt. Das Ganze verriet feierliche Ruhe, Hoheit, ja Herbheit; was den Phidias vor allen Vorgängern auszeichnete, war seine Fähigkeit, dem Gedanken, der Idee zur Er

scheinung zu verhelfen; 80 das ist ja nun freilich die Aufgabe jeder Kunst: die Darstellung ästhetischer Ideen. Der Künstler muß die sittlichen Ideen in seinem Geiste mit der Natur gleichsam verschmelzen, um jenes neue und eigenartige Gebilde des schaffenden Genius, um die ästhetische Idee, welche nicht durch Begriffe, sondern die auf das Gefühl wirkt, aus sich herstellen zu können. Aber die Verschmelzung der beiden Gebiete, Sittlichkeit und Natur, so kann man vielleicht sagen, durch welche das Höchste erreicht wird, gelingt nicht allen gleich gut, viele bleiben gleichsam am Naturhaften kleben, sie vermögen den Stoff nicht, um mit Schiller zu reden, in reine Form aufzuheben. Gerade darin aber besteht Phidias' Größe: er hat die höchsten Ideen in schönstem Gewande verkörpert. Wie Phidias den Zeus und die Athena, so hat Polyklet die Göttermutter Hera erschaffen, insbesondere durch die Herastatue zu Argos. Von diesem Ideale sind wohl die von uns erhaltenen Hera Farnese und Hera Ludovisi abgeleitet. Vermutlich ist auch Polyklets Idee, welche er sich von der Erscheinung dieser Götter machte, unmittelbar durch Homer bestimmt worden, der ihr das Beiwort: ẞоŵπic, die Kuhäugige, gab. Damit soll nicht nur ein großes, weitgeöffnetes Auge bezeichnet werden, sondern Homer dachte wohl vornehmlich an den Ausdruck gewaltiger Kraft, der hinter dem Blicke des Rindes verborgen liegt und noch mehr durch die Form als durch die Stellung der Augen bedingt ist“.81 Sie stehen weit auseinander und scheinen alles mit ihrem Blicke zu erfassen, was ihnen gegenübertritt. Dadurch aber erwecken sie in unserem Geiste das Gefühl der Furcht, welches man nur empfindet, wenn man sich auf allen Seiten von einer Gefahr umgeben sieht, aus der es kein Entrinnen gibt. Das muß der Eindruck gewesen sein, von dem der Künstler bei der Erschaffung des Ideals der gewaltigen Herrscherin und Königin des Himmels ausging". In der Tat blicken uns die Augen, z. B. der farnesischen Hera, mit einer schier überwältigenden Kraft an. Das ganze Gesicht ist von einem Ausdruck königlichen Selbstbewußtseins beseelt, einer stillen Energie,

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vor der es keinen Widerstand geben zu können scheint. Dabei fehlt es aber doch nicht an einem Zuge der weiblichen Güte;

aber jeder sinnliche Reiz ist wie mit Absicht ferngehalten. So entsprach das Bild den Vorstellungen, welches die Dichter von der Gemahlin des Zeus erweckt hatten. Polyklet hat natürlich auch andere Göttergestalten geschaffen; mit keinem seiner Werke scheint er aber, was uns doch vornehmlich interessiert, so bestimmend in das religiöse Denken eingegriffen zu haben, als mit der Hera. Er ist übrigens auch dadurch für uns interessant, was nur nebenbei erwähnt sei, daß er einer der ersten griechischen Künstler ist, von denen wir mit Sicherheit wissen, daß er über die theoretischen Grundlagen seiner Kunst geschrieben hat: sein Schriftchen führte den Titel Kanon". 83

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Phidias und Polyklet gehören beide der Zeit an, in welcher die Gläubigkeit des Volkes noch kaum erschüttert wurde. Phidias, mit Perikles befreundet, sah Athen in der Blüte seines Glanzes. In den Werken dieser Künstler ist daher auch noch nichts von der umsichgreifenden Skepsis zu spüren, wie z. B. in der Poesie eines Euripides. Sie schufen vielmehr ihre Werke im Dienste und zur Verherrlichung der Götter. Die Gestalten, wie sie aus ihrer Hand hervorgingen, wurden dem Volke vertraut. Was der philosophischen Entwicklung hindernd im Wege stand, die Verendlichung des Ideals, war hier vornehmlich der Kunst zugute gekommen. Sie bewies sich aber der Religion dankbar. Je größer die Künstler waren, desto mehr gingen sie darauf aus, das Erhabene, Reine, Ewige des Gottesbegriffes zur Darstellung zu bringen; in dem Anblick also ihrer Werke mußte den Beschauer die Ahnung des Unendlichen, trotz der endlichen Form ergreifen.

Dem Zeus des Phidias standen alle Schmutzgeschichten und Anekdoten niederer Gattung nicht an; die Hera des Polyklet hat kaum je die Geißel ihres Gatten gefühlt. So wurden die Künstler zu sittlichen Erziehern; sie zwangen, nur Edles und Gutes von der Gottheit zu denken.

Was wir aber in der Poesie sich vollziehen sahen, das ge

schah später auch in der bildenden Kunst. Mit dem Aufkommen der sophistischen Aufklärung büßte sie ihren religiösen Gehalt mehr und mehr ein. Die Kunst brauchte dabei zunächst nicht notwendig zu verlieren: denn was ihr auf der einen Seite abging, gewann sie auf der anderen wieder. Die Götter wurden zu Menschen: so öffnete sich der Kunst das weite Feld des irdischen Lebens. Die Leidenschaften, Hoffnungen und Enttäuschungen, das Glück und die Trauer, die Lust und die Leiden der menschlichen Seele gaben eine Fülle neuen Stoffes her. Aber damit brachte doch auch die bildende Kunst dem Kulturbewußtsein die Einsicht nahe, daß der Glaube an die alten Götter erstorben sei. Doch tritt diese Erscheinung verhältnismäßig viel später zutage als z. B. bei der Poesie. Skopas, Praxiteles sind Menschen des vierten Jahrhunderts. Wir würden daher unserer Darstellung zu sehr vorgreifen, wenn wir schon hier bei ihren Werken verweilen wollten.

Die Sophistik.1

Wir haben verfolgt, wie das Griechenvolk sich in langer Kulturentwicklung aus ursprünglich religiös-mythischer Gebundenheit, aus naivem Fühlen und Denken mehr und mehr zur Freiheit selbstbewußten Tuns und Forschens emporgearbeitet hat; wir sahen, wie' die im Zwange der Not gebildeten Begriffe des naiven Bewußtseins sich entfalteten und vertieften. In Philosophie und Kunst, in Religion und Sitte ward der Mensch mehr und mehr auf sich zurückgeworfen, er lernte erkennen, daß das, was er zuerst als ein Geschenk einer teils gütigen, teils auch heimtückischen, äußeren Natur duldend hinzunehmen gewohnt war, in vielfältiger Abhängigkeit von seinem Geiste und Willen steht. Wir nähern uns der Zeit, wo die Welt nicht mehr von der Natur, sondern vom Subjekt aus begriffen wird, wo der Mensch in den Mittelpunkt des philosophischen Interesses tritt. Die Kunst hat dem Menschen seine Freiheit vor Augen geführt. Die Bande

der Blutsverwandtschaft wurden nicht mehr als moralische Fesseln, sondern nur noch als Aufgaben und Verpflichtungen empfunden. Die Loslösung des Individuums vom fatalistischen Hintergrunde der Natur und des Schicksals (Moira) gab dem einzelnen das Gefühl seines Wertes und seiner Bedeutung. Das Subjekt, der besondere Mensch im Gegensatz zur Gattung, stellte sich der Welt in seiner Eigenbedeutung gegenüber mit seinen Ansprüchen, Hoffnungen und Wünschen. Es ist natürlich, daß der Boden zu einer stärkeren Sittlichkeit geebnet wurde, indem sich die Einsicht vorbereitete, daß der Mensch Selbstzweck ist im Reich der Sitten; aber zunächst war die Wirkung eher eine der Sittlichkeit schädliche. Denn jene Befreiung des Individuums führte zunächst, wie gesagt, eine Beziehung auf das empirische Subjekt mit sich, dessen egoistische Triebe entfacht und gestärkt wurden. Früher verschwand, selbst in den bevorzugten Ständen der Aristokraten, der einzelne gegen den Stand und das Geschlecht; jetzt, bei fortschreitender Demokratisierung der Staaten, trat nicht nur der Stand, der Stamm und das Geschlecht zurück, sondern auch jedes einzelne Individuum gewann an Wichtigkeit. Meine Leiden, meine Freuden sind es, die meine Welt bestimmen. Das ist nunmehr der Grundton. Alles hatte dem entgegengeführt. Philosophie und Poesie hatten die Göttergestalt dem Volke entfremdet, Orakel, heilige Fragen fanden nicht mehr den alten Glauben. Was die Philosophie an dessen Stelle, Positives, Neues gegeben hatte, war teils noch nicht, teils nur in entstellter Form unter die Massen gedrungen. Die Perserkriege hatten die Griechen fremde Völker kennen gelehrt. Fremde Religionen treten in den geistigen Gesichtskreis (Herodot). Dazu kamen nun die innergriechischen Kämpfe um die Vorherrschaft in Griechenland. Der Krieg an sich führt zu Gewalttätigkeiten und lockert die Sitten; bei einem Krieg von Griechen gegen Griechen mußten die schlimmen Seiten desselben nur um so gefährlicher hervortreten. Krankheiten (Pest), Hungersnöte usw. erschütterten, wie Thukydides meisterhaft gezeigt hat, vollends die bestehende Ordnung. Der Egois

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