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sokratiker (nach welchem ich die in seinem Titel genannten Philosophen zitiere und dessen Übersetzungen ich vielfach wörtlich beibehalten habe) zu größtem Dank verpflichtet, obgleich ich in der Auffassung und Auslegung der Quellen mir meine Selbständigkeit durchaus gewahrt zu haben glaube. Aber wenn ich mich auch bemüht habe, so viel als möglich die Zeugnisse über die Lehren der einzelnen Philosophen sprechen zu lassen, so war es doch andererseits nur eine Konsequenz meiner Hauptabsicht in diesem Buche, daß ich von allen philologischen Einzelfragen, von allen Streitigkeiten über philologische Überlieferung usw. so wenig, als eben angängig, Notiz genommen habe. Ebenso wurde alles, was sich auf die Persönlichkeit, Lebenszeit usw. der einzelnen Philosophen bezieht, beiseite gelassen.

In meinen systematischen Überzeugungen und folgeweise auch in meiner Auffassung der ganzen Geschichte der Philosophie bin ich, wie ich hier gerne und mit herzlichem Danke bekenne, von HERMANN COHEN und PAUL NATORP beeinflußt. Namentlich der erstere hat nicht nur meine Liebe zur Philosophie gestärkt und gekräftigt, sondern seine Gedanken und Ideen sind es auch, welche mich auf den Weg ernster Forschung geführt und mir zu einer gefestigten Weltanschauung verholfen haben. Auch in allen Einzelfragen komme ich fast überall mit COHEN und NATORP überein. Die grundlegenden Arbeiten von H. COHEN über Plato und KANT, seine großen systematischen Werke (Logik der reinen Erkenntnis" und Ethik des reinen Willens") haben mir erst das Verständnis für das Werden und das Ziel aller menschlichen Kultur und Geschichte erschlossen, und die in ihnen zum Ausdruck kommende Gesinnung hat meinen Geist und mein Herz gewonnen. Auch die Einzelforschungen von NATORP über Demokrit, Protagoras usw. sind für mich von großer Bedeutung geworden.

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Endlich muß ich noch mit Dank der Geschichte der Psychologie" von H. SIEBECK gedenken, welches Buch mir gerade für den vorliegenden ersten Band meiner Geschichte der Philosophie" große Dienste geleistet hat. Besonderen Dank muß ich meinem Freund und Hörer, Herrn Dr. Gustav Falter, aussprechen für die große Liebenswürdigkeit, mit der er mir beim Korrekturlesen usw. behilflich gewesen ist; die Korrektur der Anmerkungen hat Herr Dr. Falter ganz besorgt.

Zu Lesern meines Buches wünsche ich mir alle diejenigen, welche ein inneres Interesse zur Philosophie hintreibt. Ich wende mich daher nicht nur an die Studierenden der Philosophie, sondern an alle Menschen, welche den Problemen des Lebens, der Sittlichkeit und Kultur nachgesonnen haben. Wie mir selbst die Philosophie eine Befreierin und Lebensführerin geworden ist, so wünschte ich durch dies Werk allen ein Helfer zu werden, die von den Zweifeln und Ängsten des Daseins ergriffen sind.

WALTER KINKEL.

EINLEITUNG

Die germanische Sage berichtet, wie Allvater Odin in der Zeit, da das Ende der Welt und die Götterschlacht herannaht, zur Welt-Esche Yggdrasil geht, um aus dem Quell Mimers zu trinken, damit er wissend werde und sich ihm die Zukunft enthülle. Nach dem Born des Wissens, dem Quell der Wahrheit, strebt auch das Geschlecht der Menschen von Anbeginn. Um Erkenntnis müht sich Vernunft und Wissenschaft der gereiften Kultur, müht sich aber in seiner Weise auch der primitive Mensch, welcher die Kultur erst schaffen soll, im Anfange seiner Geschichte: im Kampfe mit den launischen Mächten der ihn umgebenden Natur und gezwungen von der Not des Daseins. Denn wie der Gott Odin gleichsam aus praktischen Rücksichten, aus der Sorge um das Kommende, zum Quell des Wissens getrieben wird, so ist es auch des Lebens Notdurft gewesen, welche den Erkenntnistrieb im Menschen erweckt hat. Aber mit diesem ward auch sein besseres Teil in ihm wach und betätigte sich mehr und mehr, je weiter die Zeit fortschritt: die Freude am Wissen, die Liebe zur Wahrheit.

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Und nicht anders liegt es bei der Entwicklung von Sitte, Recht, Religion kurz, bei allen Erzeugnissen menschlicher Kultur. Egoistische, auf die Erhaltung des Individuums gerichtete Regungen haben gewiß mitgewirkt, die Menschen zusammenzuführen, die Anfänge des Staates, des Rechtes und selbst der Religion hervorzurufen: die Anfänge, nicht mehr. In der Fortentwicklung gleichsam tierischer Triebe mußten erst die Bedingungen zum Erwachen des selbstbewußten, freien Lebens der Menschheit gegeben sein. Aber im Lauf der Zeiten, nicht plötzlich und wie durch eine übernatürliche Tat, wurden die Gebilde der Not zu Erzeugnissen der Freiheit und erst damit wirkliche Kulturerscheinungen. Denn rechte Kultur, wie rechtes Menschentum beruht überall auf Freiheit; und wir können auch von unserer Zeit sagen: daß

Kinkel, Philosophie. I1

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sie nur so weit in der Kultur fortgeschritten ist, als sie den Stempel der Freiheit in sich trägt.

Erkenntnis, die nur so weit reicht, als die Erfordernisse des täglichen Lebens, und die gewonnen wird unter dem Zwange des Selbsterhaltungstriebes, ist noch keine Wissenschaft, sondern allenfalls nur der Keim dazu. Und aus solcher technischen, keimhaften Wissenschaft, wie sie uns überall in der Geschichte der Kultur zuerst begegnet, wurde erst dann Wissenschaft im eigentlichen Sinne des Wortes, als das freie Forschen nach Wahrheit, aus der Liebe zur Wahrheit, geboren ward. So haben sich auch längst die Menschen zu mehr oder weniger festen, sei es nun Stammes- oder Staatsverbänden geeint (denn in völliger Isolierung wäre ja nicht einmal die bloße Existenz des Individuums gesichert ), so haben sie längst einen gewissen Vorrat religiöser Vorstellungen und einen Schatz treulich befolgter Sitten- und Kultgebräuche besessen ehe vom Staat, von Sittlichkeit und Religion in der Bedeutung die Rede sein kann, die wir mit diesen Begriffen heute zu verbinden gewohnt sind. Denn der Staat als Aufgabe und Erzeugnis der Kultur beruht wesentlich auf der Idee der Freiheit; er hat also die Entwicklung zur Sittlichkeit zur Voraussetzung. Aber es dauert lange Zeit, ehe der Mensch sein Verhältnis zum Sittengesetz richtig bestimmt: ehe er lernt, daß das Gute um seiner selbst willen zu tun sei, daß das Sittengesetz seine Wurzel in der menschlichen Vernunft selbst hat.

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Wir haben nicht ohne Absicht: Sittlichkeit und Religion, Kult- und Sittengebräuche immer vereint genannt; denn aus religiösen Vorstellungen, oder besser: im engsten Zusammenhange mit solchen, sind die ersten Anfänge der Sittlichkeit erwachsen; so daß im letzten Grunde selbst der Staat auf primitive Religion zurückgeht. Die Religion ist eben der erste Ausdruck der sittlichen Veranlagung des Menschen, und die Sittlichkeit immer von Mythologie geläuterte Religion; denn das Ewige in allen Religionen ist das Sittliche. Es läßt sich," sagt USENER,1,der bündigste Beweis erbringen,

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