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BÜCHERSCHAU

Neue Literatur zur Frauenfrage.

Auf dem Gebiet der Frauenbildung ist die Flut, die durch die Mädchenschulreform veranlaßt wurde, etwas zurückgetreten. Nur die eigentlichen Lehrbücher füllen noch immer den Büchertisch.

Die Besprechung von Schulbüchern liegt im allgemeinen nicht im Rahmen dieser Zeitschrift, doch werden wir eine Ausnahme machen, soweit es sich um Bücher handelt, die bestimmt sind, neuen Gedanken in Bezug auf die Frauenbildung Ausdruck zu geben. unseren Leserkrets wenigstens kurz darauf hinWir werden weisen, natürlich ohne in das eigentlich Fachliche einzugehen.

,,Bürgerkunde und Volkswirtschaftslehre." Zum Gebrauch an Lyzeen sowie zum Selbststudium. Von Arnold Knoke, Oberlehrer an der städtischen höheren Mädchenschule mit Lyzeum und Studienanstalt in Duisburg am Rhein. Frankfurt a. M., Morit Diesterweg. (Preis brosch. 2,40 Mark.)

Bürgerkunde und Volkswirtschaftslehre." Leitfaden für Frauenschulen und verwandte Anstalten. Von Elly Heuß-knapp. R. Voigt= länders Verlag in Leipzig. (Preis gebunden 1,60 Mark.)

Vielleicht ist es nicht uninteressant, die Ausgangspunkte der beiden Bücher zu vergleichen. Für den Mann, den Verfasser des ersten Buches, ist es das Wort aus der Einleitung zur Neuordnung, daß die Frau die verständnisvolle Gefährtin eines gebildeten Mannes und einsichtsvolle Erzieherin bildungsbedürftiger Kinder" sein soll; dazu aber gehören die Kenntnis der Umwelt, das Verständnis der gesamten unser Leben beeinflussenden rechtlichen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse. Ausgangspunkt für die Frau, die Verfasserin des zweiten Buchs, ist die Erziehung zum Staatsbürgertum. "Die Vaterlandsliebe der Frau soll aus dem primitiven Untertanenpatriotismus zum Staatsbürgerpatriotismus erhoben werden." Obwohl nun durchaus anzuerkennen ist, daß die Frau auch als Gattin und Mutter der volkswirtschaftlichen Kenntnisse bedarf, wenn sie den in dieser Tätigkeitssphäre an sie herantretenden Anforderungen voll genügen soll, erscheint es doch nicht unbedenklich, wenn auch in diesem Fach, wie bei der Frauenbildung so oft, ein außer der Sache liegender Beweggrund zum leitenden gemacht wird. Merkwürdigerweise

aber fehlt nun in dem Buch von Knoke die Berücksichtigung der spezifisch weiblichen Sphäre auch in dem Maße, in dem sie notwendig und wünschenswert ist 3. B. wird in der Boltswirtschaftslehre keine Darstellung der weiblichen Erwerbstätigkeit gegeben. Dadurch, daß überdies die Versicherungsgesetzgebung wunderlicherschuß unter öffentliche Gesundheit" behandelt weise unter „Armenwesen" und der Arbeiterinnenschaftlichen Lage der Frau und ihrer Probleme wird, kommt ein einheitliches Bild der wirtgar nicht heraus. Wie denn überhaupt das Buch eine wenig geschickte und zweckentsprechende Kompilation aus volkswirtschaftlichen Leitfäden ist, der man es anmerkt, daß der Verfasser seinem Stoff noch nicht so frei gegenübersteht wie zur pädagogischen Verarbeitung not

wendig ist.

Das Buch von Frau Elly Heuß-Knapp zeichnet sich demgegenüber vor allem durch seine pädagogische Zweckmäßigkeit aus. Es trifft eine ficherere Auswahl zwischen Notwendigem und Unwichtigerem, gruppiert sowohl pädagogisch geschickt, als sachlich eindrucksvoll, und macht durch flare und dabei frische Darstellung auch die Aufnahme schwieriger Stoffe leicht.

Nur eines der beiden Gebiete, die in den beiden genannten Büchern zusammen behandelt werden, stellt das Buch von Magarete Treuge dar: Einführung in die Bürgerkunde, Lehrbuch für Frauenschulen. Verlag von B. G. Teubner, Leipzig und Berlin. Das Buch ist aus einer reichen Unterrichtserfahrung herausgewachsen und auf eine gründliche historische Bildung und eine genaue Kenntnis des speziell bürgerwertvoll für den Schulgebrauch sowohl als für kundlichen Stoffes aufgebaut. Ganz besonders Beziehung zur Geschichte. Es wird immer die Privatlektüre macht das Buch seine dauernde angedeutet und gezeigt, wie die einzelnen Gebiete aus der allgemeinen geschichtlichen Bewegung heraus Gestalt gewinnen, und das gibt ihnen ihre spezifische Bedeutung und Lebendigkeit.

folgende Buch hier eingereiht werden:
Aus einem besonderen Grunde mag auch das

,,Ruths Lehrjahre". Von Dr. Hugo Gruber. Leipzig, Dürrsche Buchhandlung. 2. Aufl. Wenn man ein Beispiel für den Geist sucht, in dem die Durchführung der preußischen Mädchenschulreform seitens der verantwortlichen ausführenden Kräfte in Angriff genommen wird, so läßt sich nichts finden, das charakteristischer wäre, als dieses Buch. Der Verlag weist auf einem Reklamestreifband auf das Urteil eines Kollegen

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hin, der in diesem Buch die Schrift aus dem Mädchenschulwesen sieht, die mit den Schülerinnen des Seminars laut Lehrplan gelesen werden sollen. Dadurch wird man von vornherein veranlaßt, das Buch mit dem Gedanken zu lesen, daß es der pädagogischen Bildung von wachsenen 19 jährigen Mädchen dienen soll. Es sind gar nicht einmal die Anschauungen, die unter diesem Gesichtspunkt Anstoß erregen, warum sollen die jungen Mädchen im Seminar nicht auch einmal ein wenig rückständige Anschauungen kennen lernen, wenn sie geistreich und gut vertreten werden? Es ist vielmehr die außerordentliche Trivialität und Plattheit der Gedanken, die geradezu deprimierend ist. Man könnte gerade so gut im Seminar etwa das Frauendaheim oder sonst eine Zeitschrift fürs Haus lesen; sie würde ungefähr den gleichen Bildungswert haben. Man kann danach ungefähr beurteilen, auf welches Niveau die kostbareren und gehaltvolleren Pensen des Seminars heruntergezogen werden müssen, um mit dieser Lektüre in Konkurrenz treten zu können.

Im Verlag von B. G. Teubner erschien der ,,Lehrplan der höheren Mädchenschule,“ herausgegeben von Dr. O. Kästner (Preis geh. 2,80 Mark, geb. 3,40 Mark). Durch seinen Untertitel ein praktisch-methodischer Arbeitsentwurf auf Grund der Reformbestimmungen" kennzeichnet sich das Buch als ein Führer für die Gestaltung und Verwirklichung der leitenden pädagogischen Gedanken, die in dem neuen Plan enthalten sind. Die Beiträge, die von_ver= schiedenen Verfassern herrühren, sind nicht gleichwertig. über einzelne Abschnitte, z. B. über Kunstgeschichte, wird man abweichende Meinungen haben können. Im ganzen kann das Buch als ein erster Versuch gelten, in dem Prinzipielles und Praktisches, Allgemeines und Einzelnes noch nicht durchaus klar und scharf disponiert, zusammengefaßt sind, das aber als Wegweiser in die neubeginnende Arbeit wohl in Betracht kommt.

Unter dem Titel Frauenschule" (Preis 1 Mark) erschienen bei B. G. Teubner, Leipzig, cine Sammlung von kurzen Referaten, über die bestehenden Versuche auf dem Gebiete, sowohl die den Plänen entsprechenden allgemeinen Frauenschulen wie auch über die sozialen wirtschaftlichen und der Ausbildung für die innere Mission bestimmten. Der wertvollste Beitrag in dem kleinen Heft ist der von Lili Droescher über die soziale Frauenschule des PestalozziFröbelhauses.

Ein Lesebuch zum Religionsunterricht und zwar insbesondere für das Pensum der ersten Klasse der höheren Mädchenschule gibt Johannes Paust:,,Zur Religion,“gleichfalls im Verlag von Teubner in der Sammlung aus deutscher Wissenschaft und Kunst“ heraus. (Preis 1,20 Mark.) Die Sammlung, die auch außerhalb der Schule einen gewissen Wert hat, will durch Mitteilung von Proben zur eingehenderen Beschäftigung mit bedeutsamen religiösen Werken der älteren und neueren Zeit anregen. Sie bringt Stücke aus Luther, Lessing, Herder, Schleiermacher, sowie kurze Abschnitte aus neueren Schrift= stellern, z. B. Harnack, Naumann, Eucken, Dryander, Paulsen, Luthardt. Schon diese Auf

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zählung zeigt, daß dabei alle Richtungen gleich-= mäßig berücksichtigt sind.

,,Die neue Nadelarbeit“. Lehrbuch für Schule und Haus, auf Grund der neuen Lehrpläne für höhere Mädchen- und Mittelschulen unter Mitwirkung von Hildegard Gierke, Helene Hasse, Elisabeth Kölling und Gertrud Willms bearbeitet von Margot Grupe. Verlag Albrecht Dürer-Haus, Berlin W 8. 1910. In höchst geschmackvoller Ausstattung, mit vielen instruktiven Juustrationen, wird hier den Lehrerinnen, die die schwierige Aufgabe haben, den an sich guten, aber durch unrationelle Methoden ausgesogenen Boden der Mädchenhandarbeit gründlich umzuarbeiten", ein vorzügliches Hilfsmittel dazu ge= boten. In 6 Kapiteln behandelt das Buch: I. Wert und Aufgabe der neuen Nadelarbeit; II. Die Weiterführung der Kindergartenarbeiten; III. Die Handarbeit; IV. Das Puppenschneidern; V. Das Maschinennähen; VI. Gestalten und Verzieren. Aus dieser kurzen Inhaltsangabe ergibt sich schon, daß das Buch nicht nur für Lehrerinnen, sondern auch für Mütter und Erzicherinnen ein sehr willkommenes Hilfsmittel sein wird.

Die Frage der gemeinsamen Erziehung behandelt in einem objektiv darstellenden und wertenden Vortrag, der als Broschüre im Verlag von Quelle und Meyer in Leipzig erschienen ist, Paul Ziertmann unter dem Titel „Die gemeinsame Erziehung von Knaben und Mädchen in Deutschland und Amerika“. Die Broschüre dient der Begründung der folgenden Thesen: 1. Höhere Frauenbildung ist für unsere Mädchen und ihre Eltern, ist auch für Gemeinde und Staat wirtschaftlich und geistig notwendig; wenn aber die Knabenschulen nicht geöffnet werden, so ist sie nur für die großen, nicht aber für die mittleren und kleineren Orte möglich. 2. Gegen die Möglichkeit der gemeinsamen Erziehung läßt sich theoretisch weder vom psychologischen noch vom physiologischen Standpunkt viel ausmachen; was etwa bleibt, wird durch die Notwendigkeit und das Beispiel des Lebens niedergeschlagen.

3. Die gemeinsame Erziehung hat sich in deutschen und
außerdeutschen Ländern im Wesentlichen bewährt.
Auf Grund dessen komme ich zu folgenden Forderungen:
1. Alle Orte, die groß und wohlhabend genug sind, mögen,
wenn sich ein Bedürfnis herausstellt, die Mädchen in
getrennten Studienanstalten unterrichten.

2. Alle Orte, die so klein sind, daß sie weder eine sechs-
klassige Knabenschule noch eine Mädchenschule füllen
fönnen, wo aber eine Realschule möglich wäre, wenn
Knaben und Mädchen fie gemeinschaftlich besuchen, sollen
die gemeinsame Erziehung allgemein durchführen, falls
ein Bedürfnis sich herausstellt.

3. Alle Gemeinden, 100 ein Bedürfnis nach höherer Mädchenbildung herrscht, das aber nicht groß genug ist, um eine besondere Studienanstalt zu rechtfertigen, sollen die Knabenschulen den Mädchen öffnen.

Sie begründet diese Forderungen durch eine sachkundige Darstellung sowohl der sozialen Notwendigkeit des gemeinsamen Unterrichts, als auch der bereits vorliegenden praktischen Erfahrungen. Da das vorhandene literarische Material zur Frage des gemeinsamen Unterrichts durchaus nicht zahlreich ist, wird diese Broschüre gerade für die augenblicklich notwendige Propa= ganda, die Zulassung der Mädchen zu den höheren Knabenschulen betreffend, die allerbesten Dienste leisten können.

In der von Cornelius Gurlitt herausgegebenen Sammlung (Verlag von Marquardt & Co., Berlin) erschien ein Bändchen von Tews über ,,Die deutsche Volksschule“. So sehr dem kulturpolitischen und pädagogischen Standpunkt

des Verfassers zuzustimmen ist, so bedauerlich ist die anmaßende, unsachliche und ungerechte Beurteilung der Arbeit der Lehrerin. Wenn Tews sich bis zu dem Ausdruck versteigt, daß die Pädagogik, die man bet der Anstellung von Lehrerinnen in der Volksschule nicht gefragt habe, sich hüten sollte, nachträglich ihren ehrlichen Namen zu dieser Institution herzugeben, so ist damit deutlich ausgesprochen, wo der liberale Geist, der das Buch im übrigen kennzeichnet, seine bedauerlichen Grenzen hat und in einen Klassen- und Interessengeist umschlägt, der sich wenig von dem unterscheidet, was durch das ganze Buch hindurch bekämpft wird.

Aus dem Gebiet der weiteren Frauenbewegung erwähnen wir eine als Propagandamittel vorzüglich geeignete Broschüre von Jka Freudenberg: Was die Frauenbewegung er reicht hat" (Buchhandlung Nationalverein München 1910, Preis 0,30 Mark). Die Broschüre gibt aus lebendiger Ausschauung und in populärer, aber doch persönlicher und durchgebildeter Form einen Überblick über das ganze Gebiet der Frauenbewegung, besonders in ihren Beziehungen zur allgemeinen geistigen, politischen und sozialen Kultur.

Zur modernen Ehekritik erschien als neuer Beitrag im Verlag von Eugen Salzer, Heilbronn:,,Zur großen Frage: Mann und Weib" von Toni Harten-Hoende. Das Buch unterzicht in warmherziger und zugleich ethisch durchdachter Form die modernen Vorschläge zur Sexualreform einer knappen und treffenden Kritik. Es ist dabei durch ein feines weibliches Empfinden und einen sicheren ethischen Instinkt gekennzeichnet, und kann all denen, die sich in die mehr wissenschaftliche Kritik nicht einarbeiten können, oder mögen, ein guter Wegweiser zur Bildung eines eigenen Urteils werden.

,,Was Frauen erdulden." Berichte aus dem Leben von Star. Mit einem Geleitwort von Dr. Alice Salomon und mit einer Umschlagzeichnung von Käthe Kollwiß. Buchverlag der Hilfe", G. m. b. H. Berlin-Schöneberg, 1910. Eine Reihe ergreifender Vorkommnisse, wie sie sich den Helferinnen an einer Rechts- oder Ausfunftsstelle gezeigt haben, sind hier in kleinen Skizzen zusammengestellt. Sie zeigen, wie A. Salomon in ihrem Vorwort bemerkt, wie mangelhafte Erziehung, Dummheit, Unwissenheit und Unkenntnis der einfachsten Naturgeseze, den Armen schuldig werden lassen; daß es Fäulnis und Vergehen gibt, die einzig und allein aus cinem traurigen, schadhaften Milieu zu erklären sind." Sie sind wohl geeignet, die Frauen energisch aufzurufen zur Teilnahme an der Hilfstätigkeit, auf die gerade die Frauen, von denen hier die Rede ist, in so vielen Fällen ausschließlich angewiesen sind.

Romane, Novellen.

„Die alte Herrenhofallee." Roman von Gustaf af Geijerstam. Autorisierte Über tragung von Gertrud Ingeborg Klett. S. Fischer Verlag, Berlin. (Preis 3,50 Mark, geb. 4,50 Mark.) über diesem letzten Werk aus Gustaf af Geijerstams Nachlaß liegt noch einmal der ganze

schwermütige Reiz ausgegossen, der uns von jeher in Fesseln schlug, und der es uns schwer macht, Abschied zu nehmen. "Die alte Herrenhofallee" ist ein Symbol für die zwingende Macht, die den Menschen forttreibt, wenn das geheimnisvolle Spiel der Wahlverwandtschaft, des Anziehens und Abstoßens zwischen Mensch und Mensch seinen Zauber vollendet hat. Ein schönes Weib verließ auf dieser Allee Haus und Hof, und der betrogene Gatte ließ die Bäume fällen und die Allee unwegsam machen. Eine Frau aus demselben Geschlecht flüchtet sich aus unhaltbar gewordenen Verhältnissen in die Ehe mit einem ungeliebten Mann. Nach Jahren erst rettet sie sich wieder heraus; sie fühlt, daß sic es muß, um weiterleben zu können. ,,Aber dennoch ist ihr zumute, als wüchse hinter ihr der Weg zu; und sie wagt nicht zurückzublicken.“ Mit einem versöhnenden Zug schließt diese lezte Dichtung af Geijerstams ab. In ein paar knappen Tagebuchseiten erfahren wir von einem späten Glück, das Mann und Frau, die schuldlos Schiffbruch gelitten, noch gefunden haben. Eine rechte Plastik ist in diesen Seiten nicht mehr; sie sind eine Art Zugeständnis. Die eigentliche Kraft des Buches liegt auch hier wieder in der Hellsichtigkeit des Dichters dem Leid gegenüber, in der Feinheit der Analyse, mit der er die verborgensten seelischen Zusammenhänge bloßzulegen weiß.

Am Wege." Roman von Hermann Bang. S. Fischer Verlag, Berlin. Auf einer kleinen Bahnstation in Dänemark, wo der Rhythmus des Lebens durch den Morgen-, Mittags-, Abend- und Nachtzug bestimmt wird, spielt sich eine unendlich schlichte Alltagsgeschichte ab. Die einfache Geschichte einer unglücklichen Liebe" zwischen einfachen, durchaus gewöhnlichen und uninteressanten Menschen. Und was versteht Hermann Bang aus diesem Motiv zu machen! Alle schmerzliche Ironie und Wehmut des Lebens spielt um die Gestalten dieser Geschichte. Jeder kleine Zug ist erfüllt von dem ganzen Strom eines Lebensgefühls, das sich aus allen Tiefen gesättigt und von allen Höhen her geklärt hat. In der Beleuchtung dieses schmerzlichen und zugleich der lezten Werte des Daseins vollbewußzten Lebensgefühls stehen die Zustände und Personen der Erzählung. Der Bahnhofsvorsteher in seiner ganzen trivialen Selbstzufriedenheit und seinem gemütvollen Egoismus, die Witwe mit den beiden heiratswütigen Töchtern in ihrer unwahrhaftigen Sentimentalität, das gutmütige Philisterium des Pfarrhauses. In diesem Licht stehen aber vor allem auch die Zuständlichkeiten, in deren Darstellung Hermann Bang Meister ist: dieser ganze Kreis banaler Interessen, die unerschütterliche Kleinlichkeit und Schwunglosigkeit aller dieser Existenzen, die ganze Summe wichtig= tuerischer Außerlichkeiten, durch welche das Gewebe all der kleinen Egoismen durchschimmert. In dem Naturalismus, der schonungslos alle diese Dinge hinstellt, lebt als sein eigentliches Pathos das Bewußtsein von einem höheren Dasein und der Unangemessenheit der Welt an seine Berwirklichung.

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„Die Rehbächle“. Roman von Hermine Villinger. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart und Leipzig. Es sind eine Reihe von Mädchenschicksalen, von denen Hermine Villinger erzählt. In dem verwahrlosten Stammschloß, als Kinder eines degenerierten Vaters, aber einer aus kräftigem Stamm__entsprossenen Mutter aufgewachsen, suchen sich die „Rehbächle" ihren Weg ins Leben. Als die eigentliche Spenderin der cigenartigen Kraft, die in der verschiedensten Art sich in den Mädchen ihren Ausdruck sucht, steht die Großmutter im Mittelpunkt des Romans. Sie ist eine Gestalt, die an Goethes Mutter erinnert, in der Kraft und Genialität ihrer Lebensauffassung, der Kunst, immer den Sonnenschein

zu finden, und der Fähigkeit, ohne alle Theorien auszukommen, und das Leben von Augenblick zu Augenblick gewissermaßen neu zu schaffen. Diese Gestalt, eingehüllt in den Lokalton der badischen Heimat, ist die kräftigste und überzeugendste des ganzen Romans. Neben ihr verlieren selbst die besten der geschilderten Mädchencharaktere. Trotzdem steckt in jeder von ihnen ein Stück Lebenswahrheit moderner Lebenswahrheit, denn für sie alle ist es selbstverständlich, daß sie ihr Schicksal in eigene Hand nehmen. In der Einsamkeit ihrer Heimat erzeugen sie doch von sich aus den Geist, der das Wesen der Frau im 19. Jahrhundert beherrscht.

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Kurze Anzeigen.

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In

,,Deutsche Dome des Mittelalters." Herausgegeben von Wilhelm Pinder. Mit 96 ganzseitigen Abbildungen. I.-30. Tausend. Verlag: Karl Robert Langewiesche, Düsseldorf und Leipzig. (Preis: vornehm kartonniert 1,80 Mark. den guten Buchhandlungen gern zur Ansicht.) Zu den blauen Bänden" aus der Welt des Schönen", die sich so rasch in der deutschen Familie eingebürgert haben, gesellt sich hiermit ein würdiger neuer. Ein fein gewähltes Abbildungsmaterial, das nichts Wesentliches vermissen läßt und nichts überflüssiges umschließt, ist durch die vollendetste Technik in geradezu überraschender Weise herausgebracht. Ein klarer, einfacher Einführungstert und eine Fülle von Einzelerläuterungen helfen zum tieferen Eindringen in das Gebotene. Die ganze Sammlung kann als eine Reihe edelster Geschenkwerke bezeichnet werden.

,,Kleine Beschäftigungsbücher für Kinderstube und Kindergarten.“ Herausgegeben von Lill Droescher. I. Das Kind im Hause. Bon Lili Droescher, kart. 0,80 Mark. II. Was schenkt die Natur dem Kinde. Von M. Blanckert, fart. 1 Mark. III. Kinderspiel und Spielzeug. Von Cl. Zinn, kart. 1 Mark. IV. Geschenke von Kinderhand. Von E. Humser, kart. 1 Mark. V. Allerlei Papierarbeiten. Von H. Gierke und A. Davidsohn, fart. 1,20 Mark. Verlag von B. G. Teubner, Leipzig und Berlin. 1910. Die kleinen Bücher sind im Pestalozzi-Fröbelhause I Berlin entstanden und wollen durch Wort und Bild dazu beitragen, daß die Erfindungsgabe

und produktive Fähigkeit der Kinder gesteigert und Anregung zur gemeinsamen Beschäftigung in der Familie gegeben werde; auch für die Arbeit in Kindergärten und Frauenschulen werden fie gute Dienste tun. Band I zeigt die Bildungsund Beschäftigungsmittel des häuslichen Lebens, Band II diejenigen, die das Naturleben den Kindern darreicht. Der III. Band leitet zur Selbstanfertigung von beliebtem Kinderspielzeug an, der IV. bringt Vorschläge und Muster für zweckmäßige und hübsche Geschenke, die Kinderhände anfertigen können, und der V. lehrt das Papier auf vielseitige und anregende Weise verwenden.

,,Die Wohlfahrtseinrichtungen von GroßBerlin" nebst einem Wegweiser für die prak= tische Ausübung der Armenpflege in Berlin. Ein Auskunfts- und Handbuch, herausgegeben von der Zentrale für private Fürsorge, vormals Auskunftsstelle der deutschen Gesellschaft für ethische Kultur. Vierte, neu bearbeitete und vermehrte Auflage. Berlin, Verlag von Julius Springer. (Preis geb. 3 Mark.) Das schon längst unentbehrlich gewordene Handbuch ist in der neuen Auflage wieder bedeutend erweitert. Der bisherige Anhang erscheint als selbständiger zweiter Teil. Er enthält einen wertvollen Aufsatz: Grundsätzliches zur Armenpflege“, sowie eine kurze Darstellung der öffentlichen Armen- und Waisenpflege, der Arbeiterversicherung, sowie für solche Stiftungen, deren Zinsen zu bestimmten Zeiten ausgezahlt werden.

Liste neu erschienener
Bücher.

(Besprechung nach Raum und Gelegenheit
vorbehalten; eine Rücksendung nicht bes
sprochener Bücher ist nicht möglich.)
Hagen, Hildegard. Und jene finds, die
leidend büßen!" Leiden und Lieder
einer Verstoßenen. 2. Auflage. A. Steins
Verlagsbuchhandlung, Berlin und
Potsdam. Preis 1 Mart.
Hoffmann, Karl. Zur Literatur und
Ideen-Geschichte". Zwölf Studien.
Berlegt bei der Güntherschen Buch-
handlung, Charlottenburg 4- 1908.
Preis 4,50 Mart.
Hübner, Otto R. Vom Tasten zum
Denten". Ein Versuch, die großen
Rätsel des Lebens in einer neuen An-
schauung zu deuten. Dresden, Berlag
von Holze u. Pahl. Preis 1 Mark.
Hunzinger, Lic. Dr. A. W. Professor
der Theologie in Leipzig. Die religions-
geschichtliche Methode". 4. Tausend.
IV. Serie, 11. Heft der biblischen Zeit-
und Streitfragen zur Aufklärung der
Gebildeten. Herausgegeben von
D. Friedrich Kropatscheck, Professor in
Breslau. Verlag von Edwin Runge
in Groß-Lichterfelde-Berlin. Einzel-
preis 50 Pfg.

Jester, Kurt Dr. med., Rinderarzt in
Hönigsberg i. Pr. Die Ursachen und
die Verhütung der hohen Säuglings-
Sterblichkeit und die Ernährung und
Pflege des Säuglings." Ein volkstüm
licher Vortrag. Würzburg Curt
Kabigsch (A. Stubers Verlag) 1909.
Preis 1,50 Markt.
Kron, Dr. R. Italienische Taschen-
grammatit des Nötigsten." J. Biele:
felds Verlag, Freiburg. Preis geb.
1,25 Mart.

in

Auszug aus dem
Stellenvermittlungsregister
des Allgemeinen deutschen
Lehrerinnenvereins.
Bentralleitung:

Berlin W. 62, Bayreutherstr. 38,
Gartenhaus part.

in

1. Gesucht zum 1. Juli oder 1. August eine Rittergutsbesigersfamilie Schlesien eine erfahrene, für höhere Schulen geprüfte evangelische Erzieherin mit guten Latein- und MathematikKenntnissen zu zwei Knaben von 7 und 9 Jahren. Gehalt bei freier Station nach Übereinkunft.

2. Zu sofort wird in eine Rittergutsbesigersfamilie in Westfalen, eine erfahrene, wissenschaftlich geprüfte, musikalische evangelische Erzieherin zu zwei Mädchen von 13 und 14 Jahren gesucht. Gehalt 720-800 Mart und freie Station.

3. In eine Familie in Pommern wird zu sofort eine erfahrene, wissenschaftlich geprüfte, musikalische evangelische Erzieherin zu zwei Mädchen von 13 und 14 Jahren gesucht. Gehalt nach Übereinkunft.

4. Für zwei Knaben von 10 und 8, und ein Mädchen von 7 Jahren wird in eine adlige Familie in Rußland zum 1. August d. J. eine erfahrene, für höhere Schulen geprüfte Erzieherin gesucht. Latein erwünscht, doch nicht Bedingung. Gehalt nach Übereinkunft.

5. Zu sofort wird in eine adlige Familie in der Provinz Hannover eine erfahrene, für höhere Schulen geprüfte, musikalische katholische Erzieherin mit guten Sprachkenntnissen zu einem Mädchen von 12 Jahren gesucht. Außerdem sind die Schularbeiten eines 13jährigen Knaben zu beaufsichtigen. Gehalt 1000 Mark und freie Station.

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