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Erstes Buch.

Die Vorgeschichte des Evangeliums.

Thoma, Genesis des Johannes-Evangeliums.

1

Erster Abschnitt.
Der Alexandrinismus'.

Mit dem Ende der persisch-orientalischen Weltherrschaft fiel auch auf dem klassischen Felde der Religion in Israel der Abschluss der originalen religiösen Entwicklung zusammen. Das Gesetz war von jetzt ab ein fertiges, ein Prophet stand nicht mehr auf. So beschränkte sich die religiöse Thätigkeit des Volksgeistes im Allgemeinen auf eine Aneignung, Durchdringung, Erklärung und Anwendung des Vorhandenen. Statt Gesetzgeber kamen jetzt Gesetzeslehrer auf, statt Prediger des Gottesworts gab es nunmehr Schriftgelehrte. Die heiligen Bücher wurden Gegenstand der religiösen Betrachtung und Bearbeitung. Die Bibel ward der Kanon der Lehre und des Lebens. Denn mit dem Abschluss der dogmatischen fällt auch der Abschluss der originalen literarischen Entwicklungsgeschichte zusammen, und mit der letzteren die Sammlung des nationalen Schriftthums. Dieses wurde und blieb der äussere und innerliche Anknüpfungs-, ja Ausgangspunkt alles jüdischen Denkens. Auf dem einheimischen Boden war, nach Allem, keine fortgehende Entwicklung zu erwarten, die eine organische Fortsetzung der bisherigen gewesen wäre; möglich war hier nur entweder der Traditionalismus der Epigonen oder eine geniale Neubildung. Dagegen konnte aus der Mischung des bisher Errungenen mit einer andern Bildungs

1 Dähne, Alex. Rel. - Philos. I, 1-97, II. Ewald, Gesch. d. V. Israel IV. (III, 2) 250ff. Hausrath, Neut, Z.-Gesch. II. Holtzmann, Jud. u. Chr. Geiger, das Jud. II. Jost, Gesch. d. Jud. I. Grätz, Gesch. d. Juden (3. Aufl.) III.

Schürer, Neut. Z.-G. Siegfried in Hilgenfelds Z.-Schr. 1875 IV.

welt eine Art neues Gebilde entstehen, und die egyptische Judenschaft war der Zweig am jüdischen Stamm, wo das fremde Pfropfreis eingesenkt wurde.

Alexanders Werk und Zeit bedeutet nicht nur das Negative eines Abschlusses der in sich fertigen orientalischen wie griechischen Welt, sondern eine Verbindung von Orient und Occident. Vor Allem die Stadt, die seinen Namen trägt, ist in jeder Hinsicht das Siegel der Schöpfung des Welteroberers. Hierher verpflanzte der grosse Träger der weltgeschichtlichen Idee und seine Nachfolger dasjenige Volk, das unter allen Nationen des Ostens die meiste Befähigung hatte, ein Bindeglied zwischen den spröde widerstrebenden Elementen zu werden, das nicht nur das Talent der Geschäftigkeit für den Handel und Tausch materieller Kulturprodukte besitzt, sondern auch die eigenthümlich geistige Regsamkeit, Geschmeidigkeit und Energie, um die Bildungsschätze zweier Welten zu vermitteln am Markt des antiken Lebens. Doch nicht nur die Stelle des besitzlosen Maklers spielt Israel in diesem Geschäfte geistiger Speculation, sondern zugleich die des begüterten Kaufmanns, der einen guten Fonds uralter Schätze besitzt, Erbstücke, die man nicht gerne preisgibt, sondern zunächst nur gern in zeitgemässer Fassung zur Schau stellt, die aber allmählig auch in unternehmungslustiger Zeit zum Einsatz gewinnreicher, kecker, vielleicht schwindelnder Speculationen gemacht werden, die auch bei diesem und jenem Einzelnen zum geistigen Bankbruch führen konnte und musste. Aber dass dabei die Familie selbst im Grossen und Ganzen ihr Erb-Vermögen nicht einbüsste, sondern auf die eine oder andere Weise doch rettete, dafür bürgte die ganze jüdische Eigenthümlichkeit. Am wenigsten war bei einem Volke wie Israel das zu befürchten, was das Schicksal aller heidnischen Nationen war, dass es sein Hab und Gut gleich dem verlornen Sohn vergeude, als er mit seinem Theil des väterlichen Erbes in die Fremde ging.

So wurde bald nach Ansiedlung der jüdischen Diaspora in der neuen Weltstadt die Uebertragung der altheiligen Schriften in die Weltsprache unternommen'. Dadurch wurde der Besitz der Väter für die in der Fremde lebenden fremdsprachig gewor denen Kinder erst angeeignet und brauchbar gemacht. Nur in

1 De Wette, Einl. A. T. 92 f. Bleek, desgl. 750 ff.

geringem Masse rechtfertigte sich die Furcht Mancher, dass das Heiligthum durch solche Versetzung in die heidnische und alltägliche Verkehrssprache auch entheiligt und verweltlicht, „vor die Hunde geworfen werde. Es knüpfte sich vielmehr an die Uebersetzung der siebzig Dolmetscher eine lebhafte Lehrwissenschaft und fruchtbare Schriftstellerei, welche zum Theil sogar für einigermassen ebenbürtig mit den übersetzten Büchern gehalten und diesen angereiht wurde.

Mit der Uebersetzung des heiligen Textes in die herrschende Bildungssprache war aber die Uebertragung der alten Gedanken in die neue Bildungsart angebahnt, also der Religionsvorstellungen in die wissenschaftlichen Begriffe philosophischer Weisheit. Schon die Eigenthümlichkeit der beiderseitigen Sprachen drängte auf eine Umbildung: aus dem getragenen einfach Erhabenen orientalischer Gravität wurden die Dinge versetzt in das bewegliche, gewandte, abgeschliffene Wesen griechischer Redseligkeit: so erschien das Heilige, Poetische realistischer, derber und bedenklicher; andererseits zwang die logischere, schärfer gegliederte und männlich reifere Sprache zu einem logischeren Denken; die naiven kindlichen Vorstellungen mussten, um nicht kindisch zu erscheinen, in Begriffe umgebildet werden. Schon die Siebzig schwächen und streifen manches Jüdische und Ungriechische an dem Original ab und verbrämen an vielen Stellen das hebräische Gewand mit den neuen Flecken griechischer Herkunft'. Aber mehr und mehr werden von den Gelehrten die heiligen Schriften überhaupt „philosophisch ausgelegt und während der alte Wortlaut stehen bleibt, liest man ganz andere Dinge heraus, als er besagt. Israel lernte, wenn auch nicht griechisch fühlen, so doch griechisch denken, und so wurden auch Moses und die Propheten gezwungen wie Plato und die Stoiker zu „philosophiren“, ähnlich wie man die griechischen Sänger und Seher, Orpheus und Linus, ja Homer und Hesiod, vor Allen die Sibylle, zum Judaisiren bestach. Dabei redete man sich und Andern ein, nicht etwas Sonderliches zu thun, sondern nur, was die Weisen Israels selbst gewollt und gethan hätten. Und was man selber that, das schob man auch den

1 Geiger, Urschrift u. Uebers. d. Bibel. 259 ff. Frankel, Einfluss der pal, Exeg. auf d. alex. Hermen. Einzelnes s. u.

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