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II. Festbericht.

Die Jubelfeier des 150jährigen Bestehens der Königl. Akademie fand am 1. und 2. Juli des Jahres 1904 gemäß dem von dem Präsidenten der Akademie Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Albrecht von Preußen zuvor genehmigten. Programm statt. Sie ist von langer Hand und aufs sorgfältigste in eingehenden Beratungen des Senates der Akademie durch. Bildung von Kommissionen zu den verschiedensten Zwecken usw. vorbereitet worden. Besonderer Dank gebührt dabei der Festkommission sowie der Preßkommission für ihre Bemühungen.

Dieser sorgfältigen äußeren Vorbereitung ist es in erster Linie zu verdanken, daß die Feier einen so allseitig befriedigenden und erhebenden Verlauf nahm. Den Mittelpunkt der Vorbereitungen aber bildete die würdige Herstellung einer umfangreichen, vornehm ausgestatteten Festschrift, welche als stattlicher Band von mehr als 40 Bogen öffentlich Zeugnis geben sollte von der wissenschaftlichen Leistungskraft und der vielseitigen geistigen Tätigkeit ihrer gegenwärtigen Mitglieder, nicht bloß der in Erfurt lebenden, sondern auch ihrer auswärtigen Mitglieder. Allerdings kam es in erster Linie darauf an, eine bis dahin noch nicht versuchte, urkundlich gesicherte Geschichte der Akademie zu geben oder doch den festen Grund zu ihr zu legen, wie auch ein gutes Stück Geschichte der alten Universität Erfurt zu bieten. Diesem Zwecke dienten die ersten vier umfangreicheren, auf eingehenden Quellenstudien beruhenden geschichtlichen Abhandlungen der Festschrift. Durch diese und einige andere streng wissenschaftliche Aufsätze sprachlichen und diplomatischen Charakters sollte die Festschrift dartun, daß die Akademie auch jetzt noch, wie in früheren Jahrzehnten, eine hinlängliche Anzahl tätiger Mitglieder aufzuweisen habe, denen die Befähigung, rein wissenschaftliche Aufgaben von größerem Umfang befriedigend zu lösen, keineswegs abzusprechen sei. Aber damit nicht genug, mußte die Festschrift an einer Reihe von andersgearteten, doch darum nicht minder wertvollen Aufsätzen zeigen, in welchem Sinne die Akademie gegenwärtig dem „gemeinnützigen", d. h. dem praktischen Berufe der Wissenschaft gerecht werde, indem sie

ihre Fähigkeit dartat, den Zwecken der höheren Bildung entsprechend wichtige Fragen des geistigen Lebens auf dem Gebiete der Wissenschaft und Kunst, sowie der Praxis auf dem Gebiete des sittlich-sozialen Lebens in selbständiger Weise zeitgemäß und ansprechend zu behandeln. So meinten wir in unserer Festschrift nicht bloß den gelehrten Kreisen, sondern auch den weiteren Kreisen der im höheren Sinne des Wortes Gebildeten etwas bieten zu sollen.

War dies das zwiefache Ziel, das uns bei der Herstellung der Festschrift zunächst vorschwebte und die Beiträge flossen uns so reichlich, daß wir zu unserem großen Bedauern genötigt sahen, manche treffliche Abhandlung zurückzuweisen, da sie den ursprünglich ausbedungenen Raum weit überschritt so galt

es nun auch, dem weiteren Kreise der Festgenossen eine Anschauung davon zu geben, wie wir gegenwärtig dem dritten Hauptzweck der Akademie gerecht zu werden suchen, nämlich dem, weiteren Kreisen unseres Volkes durch die von uns von Zeit zu Zeit aufgestellten Preisaufgaben zur selb ständigen Mitarbeit an der Lösung brennender Aufgaben unserer Zeit, besonders auf dem Gebiete der Volkserziehung und -bildung, anzuregen. Glücklicherweise waren wir durch die hochherzige Gabe eines unserer angesehensten Mitbürger, der zugleich ordentliches Mitglied unserer Akademie ist, in den Stand gesetzt, eine Preisaufgabe für das Jahr 1904 zu stellen. Herr Geh. Kommerzienrat Ferdinand Lucius hierselbst hatte die große Güte, uns eine Summe von 500 Mark für diesen Zweck zu überweisen. Ein Preisrichterkollegium, gebildet aus den Herren Schulrat Dr. Brinckmann und Justizrat Dr. Martinius, sowie dem Sekretär der Akademie, unterzog sich der Mühe der Durchsicht der 10 eingereichten Preisarbeiten, welche die von der Preiskommission gestellte Aufgabe behandelt hatten. Sie lautete: „Es soll die Notwendigkeit von Fortbildungsschulen für die aus der Volksschule entlassenen jungen Mädchen begründet und die Organisation, sowie der Lehrplan solcher Schulen den modernen Anforderungen entsprechend dargelegt werden." Die Kommission erkannte einstimmig eine von den zehn eingelaufenen Abhandlungen als preiswürdig. Der Name des Verfassers sollte am Tage der Festfeier in der öffentlichen Festsitzung durch den Sekretär der Akademie der Akademie verkündigt

werden.

Um dieser Festsitzung aber den nötigen Glanz zu verleihen und ihr das rechte äußere Relief zu geben, war außer den sämtlichen Mitgliedern der Akademie noch eine größere Anzahl von Ehrengästen einzuladen, und eine Reihe von Ehren-Ernennungen von bedeutenden Männern der Wissenschaft und der Praxis sollte nach ihrer Auswahl wie nach ihrer Stellung für den Geist und die Richtung der Akademie bezeichnend sein. Endlich hatte man für eine würdige Stätte der Festsitzung Sorge zu tragen. Mit Freuden nahmen wir das dankenswerte Anerbieten des Magistrats der Stadt Erfurt an, der uns für die Festsitzung den durch seine künstlerische Ausstattung berühmten herrlichen Festsaal des Rathauses der Stadt bereitwilligst zur Verfügung stellte, während sich der Männergesangverein „Arion“ freundlichst erbot, sowohl für eine am Abend des 1. Juli in den Festräumen der Ressource - Gesellschaft stattfindende Vorfeier eine Reihe von passenden Liedern, wie für die Festsitzung einen Anfangs- und Schlußgesang vorzutragen.

So waren die nötigen Vorbereitungen getroffen. Bereits im Mai des Jahres 1904 ergingen die Einladungen an die der Akademie nahestehenden Personen, die Ehrengäste, die Ehren halber neu ernannten Herren, die Mitglieder der Akademie sowie die gelehrten Gesellschaften nebst dem nötigen Programm unter Übersendung der Festschrift. Die wichtigsten Zeitungen und Zeitschriften Deutschlands wurden durch längere Artikel und durch Übersendung der Festschrift für unsere Feier interessiert. Der festliche Tag nahte. Unsere Erwartungen wurden übertroffen. Das Fest verlief glänzend dank den verehrten Männern und Korporationen, die uns so freundlichst bei unseren Bemühungen unterstützt hatten, und wir konnten mit großer Befriedigung auf die schöne Feier zurückblicken. Das Senatsmitglied Herr Pastor D. Oergel hatte die Güte, bald darauf einen fesselnden Bericht von dem Feste abzufassen, der dann mit einem Anschreiben an sämtliche Festteilnehmer und an alle, die sich für unser Fest insbesondere interessiert hatten, versendet wurde. Auf diesen Bericht und die eingehenden Artikel, namentlich die in dem hiesigen Allgemeinen Anzeiger" veröffentlichten, stützt sich im wesentlichen die nachfolgende nähere Beschreibung des Festes, die wir in eine Vorfeier, die Hauptfeier und eine Nachfeier einteilen.

a. Die Vorfeier.

Am Abend des 1. Juli fand in den Festräumen der Ressource eine Vorfeier statt, in welcher der Vicepräsident der Akademie, Herr Gymnasialdirektor Dr. Thiele, die zahlreich erschienenen Gäste in kurzer, kerniger Ansprache begrüßte, und der Männergesangverein „Arion“ in vorzüglicher Präzision einen Zyklus sorgfältig ausgewählter Lieder vortrug. Dieser nicht dem offiziellen Redefluß, sondern dem traulichen Beisammensein und gemütlichen Zwiegespräch der von nah und fern versammelten Freunde und Mitarbeiter auf dem Felde der Wissenschaft gewidmete Abend trug einen ganz familiären Charakter und wurde durch die Anwesenheit der Damen verschönt. Dank dem schönen Sommerabend blieb ein großer Teil der Festgäste noch bis zu später Stunde im Garten und auf der Veranda des Ressourcegrundstücks in gehobener Stimmung beisammen.

b. Die Hauptfeier

wurde am folgenden Tage, Sonnabend den 2. Juli, vormittags II Uhr, im Festsaale des Rathauses eröffnet. In diesem nur bei außerordentlicher Veranlassung offenstehenden, mit Janssens Fresken geschmückten Festraume, einem Meisterwerke moderner Baukunst und Malerei, hatte sich eine auserlesene Gesellschaft, Herren und Damen, aus der Stadt Erfurt, den Gauen Thüringens und der Provinz Sachsen und aus weiterer Ferne versammelt. Die Feier begann mit dem vom „Arion“ formvollendet vorgetragenen 100. Psalm, unter dessen ernsten Klängen der Festzug, gebildet aus den Vertretern der hohen Behörden, den Ehrengästen und den aus Anlaß des Jubelfestes neu ernannten Mitgliedern, unter Führung des Senates den Saal betrat. Nachdem die Teilnehmer die für sie reservierten Plätze eingenommen, die Senatsmitglieder auf dem Podium hinter dem festlich geschmückten Katheder, lauschte die Versammlung dem von einem Senatsmitgliede, Herrn Professor Dr. Bernhardt, gedichteten und von einer Ehrendame, Fräulein Gertrud Thiele, vorgetragenen

Prolog.

In Erfurts Boden, edler Gartenkunst
Geweiht, wird hoffend mancher junge Baum
Gepflanzt, der fröhlich feste Wurzeln treibt
Und grünt und blüht und seine Früchte bringt.
Nicht immer freilich lohnt gewünschter Segen
Des Gärtners Fleiß; oft wird ein zarter Stamm
Vom Sturm entwurzelt und vom Frost getötet.
Doch einer hat, vor hundertfünfzig Jahren
Gepflanzet, allem Ungemach getrotzt:

Der Sturm des Kriegs, der Fremden Herrschaft hat
Ihn nicht entwurzelt, und der harte Frost

Des trägen Kaltsinns hat ihn nicht getötet,
Und jetzt, von treuer Gärtner Hand gepflegt,
Zu frischem Wachstum kräftig angetrieben,
Hat er zu neuer Blüte sich entfaltet.
Er heißt Akademie der Wissenschaften;
Gemeinem Nutzen hat sie stets gedient,
Der Wissenschaften mannigfalt'ge Zweige
Nach besten Kräften fördernd und belebend,
Und an dem großen Bau der Menschenbildung,
Der ewig wächset, hat sie mitgewirkt.

Und wenn sie, nach des Dichters schönem Wort,
Auch Sandkorn nur für Sandkorn reichen konnte
Zu diesem Bau, sie hat an ihrem Teil
Ein Stück der allgemeinen Schuld getilgt.
So denken froh wir der Vergangenheit,
Und, wie von je, von edler Fürsten Gunst
Getragen und gefördert, dürfen wir

Mit freud'ger Hoffnung in die Zukunft schaun.
Nur bleibe jener feste Mut, der sicher

Den Widerstand der stumpfen Welt besiegt,

Der Glaube bleib' uns an des Menschen Fortschritt,
So läßt uns Gott der Arbeit Frucht gedeihn.

Hierauf ergriff der Herr Vicepräsident zu einer Begrüßungsansprache das Wort. Ausgehend von der Bedeutung des Tages, die diese festliche Veranstaltung zur Pflicht gemacht habe, begrüßte er im Namen des leitenden Senats die hochansehnliche Festversammlung, insonderheit die Vertreter der

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