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hohen Behörden des Staates, der Provinz und der Stadt, die Ehrenmitglieder, die Abgesandten der Hochschulen und der gelehrten Gesellschaften, sowie die auswärtigen Mitglieder der Akademie, die so zahlreich sich zur Mitfeier eingefunden hatten. Es folgte dann eine Reihe von warmen und geistreichen Begrüßungen von seiten der Spitzen der Behörden, der Universitäten, der gelehrten Körperschaften, der Geschichts- und gemeinnützigen Vereine. An erster Stelle sprach, als Kommissar Se. Exzellenz des Ministers der geistlichen, Unterrichtsund Medizinal-Angelegenheiten, der Herr Geheime Regierungsrat Dr. Reinhardt Worte der aufrichtigen Anerkennung für die Bestrebungen der Akademie aus. Anlehnend an einen von Goethe, dem größten unter den Erfurter Akademikern, ausgesprochenen Gedanken, wies er auf den hohen gesellschaftlichen Wert der Wissenschaft hin und erinnerte daran, daß alles echt wissenschaftliche Streben zur Wahrheit, Bescheidenheit und Demut erziehe und mit jener Ehrfurcht erfülle, welche das Wesen aller wahren Bildung und Frömmigkeit ausmacht. In diesem Sinne beglückwünschte er die Akademie zugleich im Namen seines hohen Chefs. Auch des allerhöchsten Wohlwollens Sr. Majestät des Kaisers und Königs konnte der Herr Kommissar die feiernde Akademie versichern und als Beweis Königlicher Huld drei verdienten Mitgliedern des Senates Ordensauszeichnungen überreichen, dem Vicepräsidenten der Akademie, Herrn Gymnasialdirektor Dr. Thiele die Ernennung zum Ritter des Hohenzollernschen Hausordens unter Verleihung des Adlers des Ordens (Kabinettsordre vom 1. Juni 1904), dem Realgymnasialdirektor Herrn Prof. Dr. Zange den Königl. Kronenorden dritter Klasse und dem Realschuldirektor a. D. Herrn Neubauer den Roten Adlerorden vierter Klasse. Nicht minder wohlwollend und verständnisvoll äußerten sich die folgenden drei Herren, der Direktor des Königl. Provinzialschulkollegiums zu Magdeburg, als Vertreter des am Erscheinen verhinderten Oberpräsidenten der Provinz Sachsen, Herr Ober- und Geheimer Regierungsrat Trosien, der Landeshauptmann Herr von Bartelt, und der Präsident der Königl. Regierung zu Erfurt Herr von Fidler. Aus der Zahl der folgenden Begrüßungsredner ist vor allem hervorzuheben der Vertreter der Stadt Erfurt, Herr Oberbürgermeister Dr. Schmidt, der zum Beweise, daß die städtischen Behörden die Wertschätzung der in ihren Mauern residierenden Akademie nicht bloß mit

Worten, sondern auch durch die Tat bekunden wollen, derselben zu ihrem Ehrentage eine Schenkung von 5000 Mk. zur besseren Erreichung ihrer wissenschaftlichen Zwecke übermittelte. Tiefen Eindruck machten auch die anerkennenden Begrüßungsworte, die die anwesenden Vertreter dreier deutscher Universitäten an die Jubilarin richteten. In hochbedeutsamen Worten führte Herr Geh. Justizrat Dr. Stammler, derzeitiger Rektor der Universität Halle-Wittenberg, unter Überreichung einer prachtvoll ausgestatteten Tabula gratulatoria die Notwendigkeit des Zusammengehens der Universität mit der Akademie aus, welche letztere als Bindeglied zwischen der Wissenschaft und den weiten Kreisen der Gebildeten unentbehrlich sei. Auch die Ansprache des Herrn Professor Dr. Neumann aus Straßburg i. Els. zeugte von der warmen Anerkennung, welche die Hochschulen der Leistungen der Akademie zollt. Als dann aber der Abgesandte der Nachbar - Universität Jena, Herr Professor Dr. theol. Bäntsch, das Wort ergriff und seine Begrüßungsrede damit schloß, daß er im Namen der theologischen Fakultät der Universität Jena den Sekretär der Akademie Prof. Dr. Heinzelmann, in Anerkennung seiner wissenschaftlichen Arbeiten, insbesondere der auf die Psychologie des Kirchenlehrers Augustinus bezüglichen Abhandlungen, zum Doktor der Theologie honoris causa ernannte, wurde die bis dahin still lauschende Versammlung von freudiger Bewegung ergriffen und begleitete die Worte des Redners mit warmen Beifallsäußerungen.

Es folgten dann noch Gratulationen der Kaiserlichen Akademie der Naturforscher zu Halle, vertreten durch ihren Präsidenten, Herrn Prof. Dr. Wangerin, und der historischen Kommission der Provinz Sachsen, deren Wortführer der Vorsitzende, Herr Geh. Regierungsrat Professor Dr. Lindner, war, sowie zahlreiche Vereine der Provinz und der Stadt Erfurt.

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Nachdem die Liste der Begrüßungsredner geschlossen waren im ganzen 20, die alle mit warmen Worten ihren Wünschen für das fernere Blühen, Wachsen und Gedeihen der Jubilarin Ausdruck gegeben und der Vicepräsident bewegten Herzens den Dank der Akademie für diese mancherlei Gnadenund Freundschaftsbezeugungen ausgesprochen hatte, ging er in bereits ziemlich vorgerückter Stunde zu seiner Festrede über. Sie lautete folgendermaßen:

Hochverehrte Festversammlung!

Wenn im Leben des einzelnen Menschen Tage anbrechen, die Abschnitte für ihn abgrenzen, so pflegt er sie nach ihrem bedeutungsvollen Werte zu begehen: teils mit wehmütiger und doch erhebender Erinnerung, daß so Viel ihm entschwand und unwiderbringlich in die alles umfassende, vieles verbergende, aber doch nichts, weil das Gedenken bleibt, vernichtende Vergangenheit versunken ist, mehr aber noch mit inniger Freude über das ihn umgebende Vorhandene und erst recht mit hoffnungsfreudigem Auf- und Hinblick in das verheißungsvolle Reich. des Kommenden, in welchem Phantasie mit ihrer Zaubermacht Vergangenheit und Gegenwart vereinigend eine schönere und immer bessere Zukunft, wenn auch zuerst nur ahnungsvoll, vor seine Seele stellt. Wie viel mehr geschieht solches in dem. Leben einer wissenschaftlichen Vereinigung, in welcher der Einzelne, mag er auch noch so hoch stehen, durch Taten des Geistes und als Persönlichkeit, doch nur im Wechsel der Zeiten vorübergehend einen festen Pol bildet, denn er ist seinen Vorgängern gefolgt, um nach kürzerer oder längerer Beharrung dem Platz zu machen, welcher an seine Stelle treten wird. Bei dieser festen Ständigkeit des Ganzen ist der Einzelne das Wechselnde: die Gesellschaft ist das feste Prinzip, das Individuum das Vergängliche. Darum sind solche Feste, welche gelehrte Körperschaften feiern, so wichtig, weil in ihnen das Recht der Allgemeinheit besonders zur Geltung kommt, während man dies bei der gerade in der gelehrten Gesellschaft meist hervortretenden Übermacht der individuellen Persönlichkeit nach dem Maßstabe des Intellekts so leicht vergißt. Es folgt hieraus mit einer gewissen Notwendigkeit die Forderung, an einem solchen Gedenktage in erster Linie eine Würdigung des Ganzen zu geben, mag der Einzelne auch noch so viel bedeutet haben und noch bedeuten. Deshalb habe ich mir für diese festliche Stunde die Aufgabe gestellt über unsere Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt im Ganzen zu sprechen, über ihre Vergangenheit, soweit wir sie genau kennen, über ihre Gegenwart und über ihre Zukunft, um, allerdings nur in großen Zügen und unter Hervorhebung des Hauptsächlichen, zu schildern, was sie war, was sie ist, und welche Hoffnungen wir auf sie setzen können und setzen sollen.

Mit der Begründung der Berliner Akademie - am 19. März 1700 ward öffentlich kundgegeben: „Se. Kurfürstliche Durchlaucht haben gnädigst resolviert, eine Academie des Sciences und ein Observatorium, wie vorgeschlagen, zu etablieren!" Damit war Leibnizens großer Gedanke erfüllt, daß, da die Erneuerung und Vervollkommnung des geistigen Lebens nicht. durch die damaligen Universitäten geschehen könne, in Anlehnung

an die bereits in Frankreich und England gegründeten Akademien und Sozietäten, auch in Deutschland ein solches wissen schaftliches Institut zu gründen sei, das die Trägerin der weltbewegenden und geistig fördernden Gedanken des wissenschaftlichen Fortschrittes werden und Vertiefung sowie Ausbau der Wissenschaft als ihr Ziel auffassen solle, nicht bloß der sogenannten Geisteswissenschaften, sondern auch vor allen der neueren mathematischen Naturwissenschaften.

Die Berliner Akademie hat seitdem in diesem Sinne den segens- und folgereichsten Einfluß auf das geistige Leben in Alldeutschland ausgeübt, ja auf die ganze Welt, soweit sie von wissenschaftlichen Ideen bewegt wird und aus ihnen ihre geistige Nahrung gewinnt.

In Göttingen war dann ein halbes Jahrhundert später in Anlehnung an die im Jahre 1737 gestiftete Universität, an welcher, nach langdauernder Minderwertigkeit der deutschen Universitäten, zuerst wieder zugleich mit dem freien Geist der Forschung die Wissenschaft als treibendes Prinzip der Weltkultur eine Heimstätte fand, vornehmlich durch Albrecht von Hallers Bemühungen, eine Sozietät nach der Berliner Idee gegründet worden, die seitdem fruchtbar tätig gewesen ist und bis auf den heutigen Tag blüht. Nach dieser Sozietät, nachdem schon vorher Leibnizens Schüler, der in Erfurt als Statthalter 15 Jahre lang auf das segensreichste wirkende Graf Philipp Wilhelm v. Boineburg, den Plan einer Akademie hierselbst gefaßt, aber nicht ausgeführt hatte, wurde, wie ich in dem von mir bearbeiteten Teile unserer Festschrift zum heutigen Tage, wenn auch nicht aktenmäßig, so doch aus inneren Gründen glaube nachgewiesen zu haben, im Jahre 1754 auch hier in Erfurt eine Akademie. der Wissenschaften gegründet, die sich Akademie nützlicher Wissenschaften nannte.

Freilich ist nun von vornherein festzustellen und festzuhalten, daß wir es hier mit einer Schöpfung zu tun haben, die auch nicht annähernd an die Bedeutung der Berliner Akademie herankommt, auch nicht der Göttinger Sozietät je gleich gewesen ist. Die Erklärungsgründe liegen auf der Hand! Berlin, zwar noch klein und unbedeutend als Stadt, als Erfurts mächtiges städtisches Gemeinwesen blühte, hatte eine Entwicklung in aufsteigender Linie vor sich, Erfurt aber sank immer mehr, auch zählte seine Universität, einst in der Humanistenzeit hochberühmt, später wohl zu den geringsten in Deutschland, verkümmernd unter der Herrschaft des Krummstabes, seit im Jahre 1664 der Mainzer Kurfürst mit Hilfe französischer Heereshaufen Erfurts auch vorher nur relative Selbständigkeit gebrochen und es zu einer unbedeutenden mainzischen Landstadt herabgedrückt hatte. Berlin aber wurde in Deutschland groß, blühend, mächtig, wurde die Hauptstadt Friedrichs des Großen und damit seit der Mitte des 18. Jahrhunderts Deutschlands geistige

Hauptstadt, dem „cognata ad astra tendit", wie der stolze Wahlspruch der Berliner Akademie lautet, welcher sich für sie und ihre Heimstätte in Stadt, Land und Reich voll erfüllte. Und Göttingen ist von jeher eine der bedeutendsten deutschen Universitäten gewesen und ist es geblieben! Erfurt aber sank, wie gesagt, zur öden Landstadt herab, seine Universität zur Unbedeutendheit, nachdem Jena gegründet war, und noch mehr, als Halle, diese ureigene Schöpfung der Hohenzollern, ihr die Lebensadern unterband. Aber doch lebte in Erfurt, wenn es auch mehr von der Größe der Vergangenheit als von der Güte der Gegenwart zehrte denn es konnte auf seine Gegenwart nicht stolz sein! mit zäher Energie der Gedanke fort, nicht zum Sterben verurteilt sein zu wollen, und: konnte auch keine extensive Entwicklung und äußere Blüte mehr erreicht werden, so wollte man doch durch intensive Arbeit und innere Tüchtigkeit einen bescheidenen Platz an der Sonne behaupten. Inmitten unendlicher Misère geistiger Verarmung und materiellen Niederganges wahrlich ein Gedanke, der wenigstens der Hochschätzung und freundlicher Beachtung wert ist! In rebus magnis voluisse sat est" so können wir oder müssen zum Troste auch hier sagen. Dabei ist aber von vornherein ein Irrtum abzuweisen, welcher jetzt fast allgemein noch verbreitet ist, und dessen, wenn auch nicht Entstehung, so doch Beharrung durch die Umwandlung des Namens unserer Akademie am Anfange des 19. Jahrhunderts in eine Akademie gemeinnütziger" Wissenschaften wahrscheinlich ist, wie wir in unserer Festschrift genügend dargelegt haben, nämlich als handele es sich bei der Erfurter Gründung um eine gelehrte Gesellschaft, welche es sich zum Berufe gemacht habe, die Ergebnisse der Wissenschaften, wenn auch in der edelsten Form und in der vornehmsten Weise, zu popularisieren. Das muß ja eigentlich jede wahre Wissenschaft auf ihrem eigenen Gebiete tun, wenn sie ihre Ergebnisse für die geistige Kultur und damit für die wahre Förderung der Menschheit nutzbar machen will. Nein, die Erfurter Akademie ist von jeher eine der vielen damals entstandenen gelehrten Gesellschaften gewesen, welchen die Pflege der reinen Wissenschaft oblag, d. h. ihre Förderung mittels voraussetzungsloser, methodischer Forschung. Da nun damals die Erfahrungswissenschaften, die man zu jener Zeit auch nützliche Wissenschaften" nannte, entsprechend dem Wesen, Streben und Arbeiten der Gründer und Leiter unserer Akademie, des Präsidenten v. Lincker und des Sekretärs Baumer, in Erfurt in den Vordergrund gestellt werden sollte, wählte man den Namen: „academia scientiarum utilium“ - denn a potiori fit denominatio! - Er war für die erste Zeit auch durchaus passend! Es ist in unserer Festschrift gezeigt worden, daß im ersten Bande der Acta der Akademie v. J. 1757 von 44 Abhandlungen volle 32 d. i. 11! aus dem Ge

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