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Erfurts wollen wir fördern, sondern wir wenden uns auch durch unsere Jahrbücher, von denen seit 1854 bereits in diesem Jahre der 30. Band erschienen ist, eben unsere Festschrift, an alle Gebildeten, teils durch Abdruck unserer öffentlichen Vorträge wie der Vorlesungen in den ordentlichen Sitzungen, soweit sie allgemeines Interesse zu erwecken vermögen oder allgemein belehrend zu sein scheinen, teils durch eingehende Referate über alles, was in unseren Sitzungen vorgetragen, behandelt und erwogen ist. Und wer mit unbefangenem Blick und gerechtem Sinn diese stattliche Reihe von Bänden durchmustert, wird den Verfassern, die zum größten Teile Erfurter sind, die Anerkennung ihres Strebens, ihres Fleißes, dessen sich ja nach Lessing jeder rühmen darf, und besten Willens nicht versagen können. Daß hier nicht wissenschaftliche Publikationen ersten Ranges erscheinen, liegt in der Natur unserer Jahrbücher, während Sie viel Namen von Männern darin finden, die auch sonst in der Wissenschaft bekannt sind und sich durch Abfassung größerer, ja großer Werke ausgezeichnet haben.

Und auch anregen wollen wir: das haben wir noch durch unsere Preisaufgaben bewiesen, deren wir im letzten Jahrzehnt 4 gestellt haben von der vierten werden Sie nachher den Namen des Siegers hören ich gehe deshalb nicht näher auf dieses Gebiet ein, nur unerwähnt darf ich es hier bei der Schilderung des Systems unserer Arbeiten nicht lassen, weil es ein so wichtiges Glied dieser unserer Arbeit ist. Diese 4 Preisaufgaben haben allesamt die brennendste aller Fragen, die soziale Frage, behandelt: mit ihnen hat unsere Akademie so recht bewiesen, wie sie besonders diejenigen Zweige der Wissenschaft zu pflegen sich vorgenommen hat, welche sich mit dem Leben unserer Nation, soweit die Wissenschaft auf dasselbe Einfluß gewinnen kann und soll, berühren, ohne jenem einseitigen Utilitarismus zu huldigen, welcher in der Popularisierung der Wissenschaft, und wenn es auch in der edelsten und vornehmsten Weise geschähe, aufgehen würde. Nein, wir wollen mit bauen helfen, nicht bloß ausputzen und ausschmücken!

Ist das nicht im edelsten Sinn: gemeinnützig, und doch unter dem Gesichtspunkte wissenschaftlicher Behandlung aller der angeregten Fragen?

Das ist unsere Akademie, hochgeehrte Festversammlung: zwar kein Prachtbau, strahlend ins Weite, aber doch ein solides Gebäude, festgegründet für unsere engere Heimat, und für das große Ganze wohlbedacht, so daß wir hoffen können: sie wird noch lange währen!

Aber stillestehen dürfen wir nicht. Nicht bloß: ,,rast' ich, so rost' ich!" darf es bei uns heißen, sondern unter Festhalten des Bisherigen, des bewährten Guten: d. i. unserer esoterischen wie öffentlichen Vorträge, unserer Publikationen und Preisausschreiben (die wir hoffentlich noch

vermehren können, da uns die Munifizenz unserer lieben Stadt Erfurt, wie Sie vorhin gehört haben, dazu durch die hochherzige Gabe in den Stand gesetzt hat) nein, es gilt neue Ziele zu erfassen, weitere Aufgaben uns zu stellen. — Lassen sich diese aber bei der Beschränktheit unserer materiellen Mittel, bei der Art der Arbeit unserer Mitglieder, welche meist nur karge Mußestunden für unsere Akademie zu verwenden vermögen, lassen sich diese finden? so höre ich manchen zweifelnd fragen, und wahrlich gerade wohl diejenigen, welche es mit unserer Akademie am besten und am treuesten meinen und für sie am begeistertsten sind. Aber doch muß es sein! Freilich kann es mir, dem Einzelnen, nicht in den Sinn kommen, bei rein wissenschaftlicher Tätigkeit so vieler Erschöpfendes und Umspannendes, und wären es auch nur die Leitlinien, finden zu wollen ich kann nur das bieten, was sich mir bei vielem Nachdenken ergeben hat, vielleicht ein erreichbares Ideal, hoffentlich aber ein solches, das vielen erstrebenswert erscheint. Auch kann es sich meiner Meinung nach, entsprechend der Natur unserer Akademie, nur um Bestrebungen auf dem Gebiete der Wissenschaft und der mit ihr engverbundenen Kunst handeln.

Knüpfen wir an unsere öffentlichen Vorträge an! Wir wollen. durch sie, wie oben gesagt ist, auf die bildungsbedürftigen und, setzen wir hinzu, bildungsfähigen Kreise der hiesigen Bevölkerung wirken. Dabei ist freilich nicht zu verkennen, daß die bisherigen Vorträge nur auf die Auswahl der Besten berechnet waren, und selbst diese kamen nicht in großer Anzahl. Mehr hatte schon der Mittelstand in einzelnen Gliedern sein Bildungsbedürfnis mitgeteilt wir versuchten deshalb die Vorträge in die Abendstunden zu verlegen, entfremdeten uns aber dadurch das gewohnte Publikum und mußten diesen Versuch als verfehlt aufgeben. Wohl aber geht durch unsere oberen und mittleren Volkskreise - auf die unteren komme ich nachher - das Streben nach Bildung. Man blickt mit einer Art von berechtigtem Neid auf die gleichen Kreise in Universitätsstädten und anderen großen Bildungszentren, denen zur Verbreiterung und Vertiefung ihrer allgemeinen Bildung treffliche Gelegenheit in den verschiedensten Kursen gegeben ist, abgesehen von den guten Theatern, Konzerten, Kunstausstellungen, Museen usw. Dabei regt sich auch das Bestreben von Fachgenossen, auf ihrem besonderen Gebiet durch hervorragende Fachleute Belehrung über neue Erscheinungen, Entdeckungen und jedweden Fortschritt zu erhalten, damit beim Festhalten des Alten Kenntnis des Neuen nicht fehle. Ich darf hier wohl an die Fakultätstage der H. H. Geistlichen erinnern, ferner an die bakteriologischen Kurse der H. H. Ärzte, an Zyklen von Vorträgen bei Einführung des Neuen Bürgerlichen Gesetzbuchs" seitens der H. H. Juristen; wir haben ferner von philosophischen Kursen gehört seitens eines hochbedeutenden

Vertreters der Philosophie an einer uns benachbarten Universität, der unser Mitglied ist, auch von Vorträgen über jenen ebenso oft über- wie unterschätzten Apostel eines die moderne Menschheit in ihren höchsten und edelsten Ideen schädigenden unglücklichen Philosophen, ebenso von pädagogischen Kursen von einem anderen bedeutenden Professor jener selben Universität, den wir zu unserer Freude heute in unserer Mitte sehen; wir selbst begannen einen Zyklus von literarhistorischen Vorträgen im Wintersemester 1902/3, die leider an der Krankheit des sonst so rühmlich bekannten Literarhistorikers scheiterten, der unser auswärtiges Mitglied ist; auch kunsthistorische Vorträge sind hier gehalten von auswärtigen wie einheimischen Kunstkritikern und Gelehrten, einige Male fanden auch für Damen kunsthistorische Vortragszyklen, ebenso geographische, ethnographische und historische Vorträge statt.

Sind das nicht Hinweise, nicht vielversprechende Anfänge? In seiner Vereinzelung hat dieses vielleicht nicht so gewirkt, wie es möglich gewesen wäre, wenn es von einer einheitlichen Stelle, ich will nicht sagen, geleitet, aber doch, wenn solche Bedürfnisse hervortreten, in sachgemäßer Weise eingeleitet und vielleicht in ein größeres Ganze eingereiht worden wäre. — Ich bin mit dem modernen Volkshochschulwesen nicht näher vertraut, und ich stelle ausdrücklich in Abrede, daß im Schoße der Akademie irgendwann und irgendwie Stimmen laut geworden sind, als ob wir eine derartige Entwicklung anstreben; auch glaube ich, daß diese mehr auf die breite Masse des Volkes wirken wollen, indem in ihnen auf der Grundlage der eingeschränkteren Bildung, wie sie in den mittleren Ständen vorhanden ist, und auf der Basis früherer fachmännischer Ausbildung eine theoretische und praktische Weiterbildung angestrebt wird, z. B. in den Handelshochschulen. Das möchte ich auch fernerhin nicht in den Kreis der Tätigkeit unserer Akademie eingefügt sehen, einmal ganz abgesehen davon, daß uns auch die dazu nötigen, sehr erheblichen Mittel fehlen, auch schwerlich uns auch je zur Verfügung gestellt werden. Wohl aber denke ich mir, daß unsere Akademie mehr, als es bis jetzt der Fall gewesen ist, der Mittelpunkt aller eigentlichen Bildungsbestrebungen, die in unserer Zeit intensiv wie extensiv außerordentlich gewachsen sind, intellektueller wie ästhetischer Natur, werden könne, denn die Wissenschaft überliefert die Imperative der Tat, freilich nicht ungebunden, und ist somit das Interesse aller; ebenso die theoretische Kunstforschung. Man könnte dann nach einem vorausgesetzten, organisch gegliederten und alles umfassenden Plane verfahren, damit alles ordentlich ineinandergreift, die vorhandenen oder zu gewinnenden Kräfte nicht zerstreut arbeiten und sich so zersplittern, jeder berechtigten Forderung ihr Recht gewährt werde und alles in übersichtlicher Ordnung vor sich gehen könne. Dabei, glaube ich, sind die äußeren

Formalitäten (Vorlesungsort, Zeit der Vorträge, geeignete Persönlichkeiten von hier oder auswärts u. a.) nicht so weitschichtig und anstrengend, daß die Akademie, wenn ihr nur durch die nötigen Hilfskräfte die Mühe der äußerlichen und schematischen Arbeit abgenommen würde, und wenn nach einem festen Plane, dem die staatlichen und städtischen Behörden zustimmten und, was ja die Hauptsache sein dürfte, materiell ausreichend unterstützten, die an sie zu stellenden Anforderungen wohl leisten könnte. Bezüglich der einzelnen Wissenschaften möchte ich ein Beispiel durchführen, welches das weiteste Verständnis finden dürfte, das der Geschichte: es müßten abwechselnd Vorträge gehalten werden über antike, mittelalterliche und moderne Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte in allen Perioden, letztere besonders auch als Wirtschaftsgeschichte gefaßt mit Hervorkehrung der nationalen Gesichtspunkte. Da nach Erstarkung unserer materiellen Macht und unserer kommerziellen Interessen unserem Vaterlande endlich der ihm so lange durch den Neid und die Mißgunst seiner Nachbarn versagte Platz an der Sonne" zuteil geworden ist, und wir maßgebend mit in die Weltpolitik eingreifen, darum müßte auch unsere Kolonialgeschichte eingehend berücksichtigt werden mit besonderen handelsgeographischen Belehrungen, auch über Produktionsverhältnisse der einzelnen Staaten müßte gesprochen werden. Oder, um ein anderes Gebiet zu berühren, das sicherlich ebenfalls allgemeines Interesse finden wird, das der Künste, gegliedert nach den fünf Zweigen: Architektur, Plastik, Malerei, redende Künste und Musik (letztere nach Richard Wagners Theorie: Die Harmonie des Weltalls im Tonsysteme nachzufühlen"). Welche unendliche Fülle bietet sich da dar! Um einzelnes bunt herauszugreifen: klassische Archäologie und Kunstgeschichte, mittelalterliche Baukunst mit Bezugnahme auf unsere Erfurter Patrizierhäuser und Kirchen, Strömungen in der Kunstauffassung innerhalb der Malerei bis zur neuesten Zeit. Daß unser hierorts erhofftes und erwartetes Museum dadurch auch wesentlich gefördert werde, wer wollte es leugnen? - Daß wir die Kunst in unsere Bestrebungen mithineinziehen sollen, dürfte wohl schon ein Vortrag bewiesen haben, den unser Herr Sekretär im vorigen Jahre: „über den ethischen Beruf der Kunst" hielt. Wahrlich, zur Linderung des tiefen Ernstes, den die Mühen des Kampfes um das Dasein wie einen dichten Schleier über die modernen Zeiten breiten, ist die Kunst notwendig, in welcher der schaffende Menschengeist des Steines Wucht, des Erzes Masse, der Farbe Pracht zum Leben zwingt. Und wie fruchtbar können wir unsere Kunstbetrachtung gestalten, wenn wir lehren: nicht etwa eine theoretisch gewonnene, wenn auch allgemein gültige Wertschablone an die Kunstwerke anzulegen, sondern wenn wir uns bemühen, die Erkenntnis zu verbreiten, daß auch die Kunst historisch aufzufassen ist, d. h. die künstlerische Persönlichkeit

und ihre Absichten, welche ja stets dem Gesamtdenken ihrer Zeit entspricht, verstehen zu lernen eine Erziehung zur Kunst, welche noch höher steht, als die jetzt so gern gepflegten und so viel angepriesenen Bemühungen, die Jugend zum Verständnis der Kunst zu erziehen, wie dies in Dresden und auch im vorigen Jahre in Weimar auf den ,,Kunsterziehungstagen" als modernste Forderung hingestellt ist. Doch das sind alles nur Anregungen und Hindeutungen: mehr kann und will ich in dieser Stunde nicht bieten, auch mit der Einzelausführung, soweit das einzelne etwa möglich oder unmöglich ist, soll hier nicht gerechtet werden, denn

,,leicht wohnen beieinander die Gedanken,

doch hart im Raume stoßen sich die Sachen".

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Aber das Ganze ist nach meiner festen Überzeugung möglich: es müssen sich nur die rechten Männer finden, nur muß den Älteren mit ihrer Um- und Übersicht, die auf reicher Erfahrung beruht, das jüngere Element sich zugesellen: eine arbeits- und schaffensfreudige Jugend, die mittätig ist das ,,Mitraten" kommt dann ganz von selbst. Und auch das lassen Sie mich heute hoffnungsfreudig aussprechen, daß ich glaube, es gibt solche jüngere Kräfte, und daß, wenn nur erst der gute Anfang gemacht sein wird, es sich auch ermöglichen lassen wird, die nötigen Mittel zu erhalten, denn der Staat wird einsehen, daß diese Sorge für seine Gebildeten nötig ist. Er sorgt ja jetzt so ausgiebig für die unteren Volksklassen. Das soll ja auch ausreichend fernerhin und meinetwegen noch mehr als bisher geschehen, aber doch nicht ausschließlich. Und wenn man sieht, wie undankbar das liebe Volk" ist, möchte man ungehalten fast ausrufen: warum nur für diese Unersättlichen allein, die alles hinnehmen als etwas Selbstverständliches, für das sie nach ihrer Meinung nicht einmal erkenntlich zu sein brauchen? Doch ziemt es dem wahrhaft Gebildeten nicht, pessimistisch zu sein, vielmehr muß er, durch die Geschichte aller Zeiten und bei allen Völkern belehrt, wissen: tief in der Volksseele schlummert das Goldmetall echter und rechter Gesinnung; in treuer, wenn auch mühsamer Bergmannsarbeit muß man es nur zu Tage schürfen, dann kann man es ummünzen in jede liebenswerte Tugend, für uns in Liebe zur Bildung und zu edler Gesittung! Und somit komme ich nach diesem kleinen Umwege endlich auf die Frage, ob auch unsere Akademie für die unteren Volksschichten in der Zukunft etwas tun kann. Damit von ihrem bescheidenen Arbeiten auch gelte, was einst vom Großen gesagt ist:,,nicht der Erfolg des Augenblicks, sondern der Segen der Zukunft sichert den geschichtlichen Namen!" Ich meine: nicht direkt, aber unendlich viel indirekt! Das ist es, was die von Fanatikern und Bösewichtern verführten unteren Volksklassen nicht einsehen: sie erkennen nur, was unmittelbar

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