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Gedenkrede

auf den verewigten

Vizepräsidenten der Königlichen Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt

Kgl. Gymnasialdirektor Dr. Richard Thiele,

gehalten am Mittwoch, den 18. September 1907
in der ordentlichen Sitzung der Akademie

von

Prof. Dr. Stange,

Sekretär der Akademie.

Am 17. September des vergangenen Jahres kamen wir zusammen, um in ernster Trauer das Andenken des vier Tage vorher zu seinen Vätern heimgegangenen erlauchten Präsidenten unserer Akademie, Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Albrecht von Preußen, zu ehren, der nur wenige Jahre an der Spitze unserer Gesellschaft stand, aber in dieser kurzen Zeit stets die wärmste Teilnahme für alle unsere wissenschaftlichen Bestrebungen bekundete. Am Karfreitag dieses Jahres, den 29. März, schied von uns der würdige, uns allen durch sein immer hilfsbereites, freundliches, bescheidenes Wesen liebgewordene, um die Wissenschaft hochverdiente Sekretär der Akademie, Herr Pastor em. D. theol. Georg Oergel, dessen Persönlichkeit und wissenschaftliches Wirken uns hier noch einmal am 24. April von berufener Seite vor Augen geführt wurde. Und zum 3. Male binnen Jahresfrist müssen wir uns heute zu einer ernsten Feier vereinigen. Sie gilt dem Andenken unseres am 11. August d. J. so jäh verschiedenen, nunmehr in Gott ruhenden Vizepräsidenten, des Herrn Gymnasialdirektors Dr. Richard Thiele. Eine reiche Ernte hat der Tod wahrlich gehalten. Es ist ein Jahr der Trauer, wie es unsere Akademie seit ihrem Bestehen noch nicht erlebt hat. Doch nicht klagen wollen wir in dieser Stunde. Seit Tacitus' Zeiten ist es die schöne Sitte deutscher Männer gewesen, ihrer Trauer Ausdruck zu geben in pietätvollem Gedenken an das, was ihnen ein Verstorbener gewesen ist.

Und in diesem Sinne lassen Sie diese ernste Stunde der pietätvollen Erinnerung an die Persönlichkeit und das Wirken des Heimgegangenen geweiht sein. Als ich am 15. April d. J. das Amt eines Sekretärs übernahm, der Schwere der meiner wartenden Bürde wohl bewußt durch den langjährigen näheren

Verkehr mit meinen beiden Vorgängern, wurde ich ermutigt durch den von Herzen kommenden Zuspruch unseres Vizepräsidenten, durch die liebenswürdige Freundlichkeit, mit der er mir seine reiche Erfahrung zur Verfügung stellte. Eine weite Aussicht eröffnete sich mir in eingehenden Zwiegesprächen über unser gemeinsames Arbeiten zur Verwirklichung der idealen Ziele unserer gelehrten Körperschaft. Nur ein Vierteljahr sollte ich mich seiner Unterstützung erfreuen. Da rief ihn Gott fast noch auf der Höhe des Lebens, mitten im rüstigsten Schaffen ab. Nie hätte ich gedacht, daß so bald schon mir die traurige Pflicht obliegen würde, ihm hier die Gedenkrede zu halten. Aber wenn es auch eine schmerzliche Aufgabe ist, so erfülle ich sie doch gern, da sie die Gelegenheit bietet, den Gefühlen dankbarer Verehrung, die uns für ihn erfüllen, Ausdruck zu geben.

Richard Friedrich Karl Theodor Thiele wurde geboren am 30. Dezember 1846 in Schwenda i. Harz (Kreis Sangerhausen) als Sohn des Pfarrers Dr. Karl Thiele, der 1855 als Oberpfarrer nach Heringen in der goldnen Aue versetzt wurde und dort am 14. März 1862 starb. Seine Kindheit verlebte er im Elternhause, in der herrlichsten Gebirgsgegend, und so prägte sich ihm von früh an jene Vorliebe für die Berge ein, die ihn so oft in unsern schönen Thüringerwald und in die Alpen reisen und dort Erholung von den Anstrengungen der Berufsarbeiten suchen ließ. Auch die ersten Schuljahre verlebte er in dieser Gegend, indem er das Gymnasium zu Nordhausen besuchte. Erst später ging er an die Lateinische Hauptschule der Franckeschen Stiftungen zu Halle a. S. über, wo er am 19. Februar 1866 ehrenvoll die Reifeprüfung bestand. Schon auf der Schule hatten ihn die deutsche und die klassischen Sprachen in besonderem Maße angezogen. Er bezog nun Ostern 1866 die Universität Leipzig, um klassische Philologie und deutsche Sprache und Literatur zu studieren, und ging Ostern 1868 nach Halle, um dort seine Studien fortzusetzen und zum ersten Abschluss zu bringen. Reich begabt, von der Schule mit einer tüchtigen Grundlage ausgerüstet, faßte er das Lebensziel, das er sich gesteckt hatte, fest ins Auge, betrieb seine Studien mit zähem und energischem Fleiße und konnte sie deshalb auch in kürzester Zeit vollenden. Am 15. November

1869 wurde er auf Grund der von ihm eingereichten Dissertation Prolegomena ad Hymnum in Venerem Homericum" zum Doctor der Philosophie promoviert, und am 30. Juli 1870 bestand er mit Auszeichnung das Examen pro facultate docendi. Es war eine unruhige Zeit. Am 19. Juli hatte Frankreich Preußen den Krieg erklärt. Viele gleichaltrige Studiengenossen Thieles zogen hinaus in den Kampf für das Vaterland und mußten ihre Studien auf lange Zeit unterbrechen. Ihm war es nicht vergönnt gewesen, des Königs Rock zu tragen, aber reichliche Arbeit bot sich ihm in der Heimat in der Vertretung eingezogener Kollegen. Schon seit Ostern 1870 war er an der Latina in Halle als Hilfslehrer beschäftigt gewesen. Von Michaelis dieses Jahres bis Michaelis 1871 leistete er an derselben Anstalt sein pädagogisches Probejahr ab. Den 1. Oktober 1871 wurde er sofort als ordentlicher Lehrer und Inspektor auf der Pensionsanstalt angestellt und wirkte in dieser Stellung bis Michaelis 1874. Die Lehrer der Latina nahmen den eifrigen Kollegen, den sie schon als strebsamen Schüler schätzen gelernt hatten, gern in ihre Mitte auf, und in regem, nicht bloß geselligem, sondern auch wissenschaftlichem Verkehr mit ihnen und mit seinen akademischen Lehrern verlebte er in Halle eine Reihe von Jahren, an die er stets gern zurückdachte. Die Erinnerung an sie erweckte in ihm auch den Wunsch, nach seiner Pensionierung den Rest seines Lebens in Halle zu verbringen. Nahm auch sein Beruf viel Zeit in Anspruch, so fand er doch immer Gelegenheit, sich mit den liebgewonnenen philologischen Studien zu beschäftigen. In der Gelehrtengeschichte fesselte ihn namentlich eine Persönlichkeit, mit der er viel Verwandtes hatte und deren Geistesentwicklung und Werken er sein ganzes Leben hindurch sein größtes Interesse zuwandte: Gotthold Ephraim Lessing. Wie eindringend er sich in Halle mit diesem Geisteshelden beschäftigt hat, zeigt die in den Jahren 1875-76 in Gemeinschaft mit Fr. Schröter bearbeitete große Ausgabe von Lessings Hamburgischer Dramaturgie.

Michaelis 1874 begann für Thiele ein Wanderleben. Aus seiner thüringischen Heimat kam er nach dem Westen Deutschlands, von da nach dem äußersten Osten, um schließlich wieder nach Thüringen, das er in sein Herz geschlossen hatte, zurückzukehren.

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