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Im alten

aus der polytheistischen Religion heraus entwickeln. Babylonien lagen die Verhältnisse ähnlich wie in Ägypten, nur daß die babylonische Religion einen noch stärkeren astralen Charakter hatte d. h. ihre Götter in noch intensiverer Weise zu den großen Gestirnen, Sonne, Mond, Venusstern und den übrigen vier Planeten Jupiter, Mars, Merkur und Saturn in Beziehung setzte. Darum ist das Göttersystem hier auch durchsichtiger, klarer, einheitlicher als das ägyptische, das nicht die reine astrale Stimmung zeigt. Bis etwa 2200 v. Chr. zerfiel Babylonien in eine Anzahl kleinerer Stadtkönigreiche, deren jedes (genau wie die alten ägyptischen Nomen) sein Pantheon mit einem summus deus an der Spitze hatte. In Uruk wurde der große Himmelsgott Anu, in Nippur der Gott Bel, der Herr der Länder, in Eridu (in der Nähe des Meeres) der Gott Ea, der Herr der großen Wassertiefe und zugleich der tief verborgenen Weisheit, verehrt; die übrigen großen Kultorte teilten sich in die Verehrung der 7 großen planetarischen Gottheiten. Der Sonnengott Samas hatte in Sippar seinen Tempel, und die Planetengötter Marduk, Nebo, Ninib und Nergal hatten ihre Kultstätten in Babel, Borsippa, Lagas und Kutha. In Ur (dem Ur-Kasdim des A. T.) florierte der Kult des Mondgottes Sin oder Nannar (= Erleuchter), und der Göttin Istar wurde in Agade ein eifriger Kult geweiht. So hatte jedes Gebiet in seinem Gotte zugleich ein Stück Universum und ein Stück Himmel, und die Kulte des gesamten babylonischen Landes zusammengenommen repräsentierten einen Kult aller Götter des Kosmos und aller Götter des Himmels.

Waren alle diese Götter wegen der lokalen Beschränkung ihres Kultus auf der einen Seite lokale Numina, so hatten sie auf der anderen Seite als Himmelsgötter und Astralgötter eine weit über ihr Kultbereich hinausragende Bedeutung. Und so begegnen wir auch hier der anscheinend widerspruchsvollen Tatsache, daß eine Gottheit einmal an ein bestimmtes Landgebiet gebunden erscheint, zugleich aber auch als Himmelsherr gilt, d. h. als ein Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat und mit seiner Macht erhält. Und das gilt von dem einen Gotte so gut wie von dem anderen, und man gewinnt so von vornherein den Eindruck, daß eigentlich überall nur der eine Gott verehrt wird, in den verschiedenen Kultorten nur mit verschiedenen

Namen und unter Hervorhebung einer besonderen Seite seines Wesens. In diesen Verhältnissen liegt eben die Möglichkeit der monotheistischen Spekulation begründet.

In der ältesten uns bekannten Zeit, genoß der Mondgott Sin, der seinen Spezialkult in Ur Kasdim hatte, in ganz Babylonien das größte Ansehen. Er wird denn auch in Hymnen in einer Weise gefeiert, die uns ganz monotheistisch anmutet. Wir besitzen eine wunderschöne uralte Hymne auf den zu Ur verehrten Mondgott Sin, aus der wir hier zur Probe ein paar Verse mitteilen. Es heißt in ihr:

,,Barmherziger gnädiger Vater, || in dessen Hand das Leben
des ganzen Landes gehalten wird,

O Herr, deine Gottheit ist wie der ferne Himmel, | wie
das weite Meer, Ehrfurcht gebietend,

Der erschaffen das Land, Tempel gegründet, || sie mit
Namen genannt hat.

Vater, Erzeuger der Götter und Menschen, || der
Wohnungen aufschlagen ließ, Opfer einsetzte;
Der zum Königtum beruft, das Zepter verleiht, || der
das Schicksal auf ferne Tage hinaus bestimmt."

,,Im Himmel, wer ist erhaben? || Du, du allein bist erhaben!
Auf Erden, wer ist erhaben? || Du, du allein bist erhaben!
Dein, dein Wort, wenn es droben, wie der Sturmwind

einherfährt, || läßt es Speise und Trank gedeihen,
Dein, dein Wort, wenn es auf die Erde sich nieder-
läßt, so entsteht das Grün.

Dein, dein Wort macht Stall und Hürde fett, || breitet
aus die Lebewesen.

Dein, dein Wort läßt Wahrheit und Gerechtigkeit
erstehen, so daß die Menschen die Wahrheit
sprechen.

Dein, dein Wort gleicht den fernen Himmeln, der
verborgenen Unterwelt, || die niemand durchschaut.
Dein, dein Wort, wer verstände es, || wer käme ihm gleich ?"

Dieser Hymnus wäre ganz und gar monotheistisch, wenn nicht ab und zu einmal auch die anderen Götter mit erwähnt würden. Freilich spielen die anderen Götter keine Rolle, sie stehen außerhalb der Verehrung und erscheinen entweder als

Geschöpfe des großen Gottes, die seinen Ruhm vermehren helfen (vergl. Vater, Erzeuger der Götter und Menschen), oder als seine Diener, die (ähnlich wie Engel) zu seinem Dienst bereit stehen und sein Herz d. h. seinen Zorn durch Gebet und Fürbitte zu beruhigen suchen. In charakteristischer Weise kommt das am Schluß des Hymnus zum Ausdruck, wo es heißt:

,,Deine geliebte Gemahlin, die Göttin Aja, die gnädige, ||
,,Herr, sei ruhig" rufe sie dir zu;

Der Held Samas, dein geliebter Sohn, || „Herr, sei
ruhig rufe er dir zu.

Die Himmelsgötter, ||,,Herr, sei ruhig“ mögen sie dir
zurufen,

Die Erdgötter, | „Herr, sei ruhig" mögen sie dir zurufen,
Die Götter Himmels und der Erde,,Herr, sei ruhig"

mögen sie dir zurufen."

Man sieht diese Götter stehen außerhalb der Verehrung und Anbetung. Sie bilden den himmlischen Hofstaat des Gottes Sin analog dem Hofstaate eines mächtigen Königs auf Erden. Wie der Sterne Chor um die Sonne sich stellt, so umstehn sie geschäftig den Herrscher der Welt." Und sofern sie das Herz des höchsten Gottes durch Fürbitte zu beruhigen suchen, erinnern sie merkwürdig an die fürbittenden Heiligen der katholischen Kirche.

"

Ganz ähnliche Hymnen lassen sich nun aber auch für die anderen großen Götter nachweisen. Auch Marduk wird gepriesen als der Schöpfer des Alls", die Istar, die Himmelskönigin und göttliche Mutter, deren Kult sich einer ähnlichen Beliebtheit erfreute wie die Verehrung der Jungfraumutter Maria in der katholischen Kirche, wird gefeiert als die ,,Leiterin der Menschen", als die ,,Herrin von Himmel und Erde", deren Macht alle Lebewesen huldigen müssen. Man weiß schließlich gar nicht mehr, worin die großen Götter sich von einander unterscheiden, sie fließen für unser Bewußtsein in einen großen Gott zusammen, der sich im Himmel und auf Erden in mannigfacher Weise und unter verschiedenen Namen offenbart. Und auch für das Bewußtsein der alten Babylonier d. h. wenigstens der Gebildeten unter ihnen, vornehmlich der hochgebildeten Priesterschaften, sind diese Götter zu einem großen

Göttlichen zusammengeflossen, dessen Teiloffenbarungen oder Erscheinungsweisen die verschiedenen Götter darstellen. Man hat in Babylon dafür auch eine charakteristische Formel gefunden, die wir nachher noch kennen lernen werden. Wir müssen zuvor aber die Geschichte der babylonischen Religion noch einen Schritt weiter verfolgen.

Wir hatten oben bemerkt, daß bis zum Jahre 2200 v. Chr. Babylonien in eine Menge kleiner Königtümer zerfiel. Das wurde anders, als der große babylonische König Hammurabi den babylonischen Einheitsstaat mit Babylon als Hauptstadt begründete. Das hatte auch für die Religion seine bedeutsamen Folgen. Die Götter der Babylonier wurden in ein festeres System gebracht, und an die Spitze des Systems trat nunmehr der Gott von Babylon Marduk. Das Zeitalter des Mondgottes Sin, der bis dahin eine dominierende Rolle in der Lehre gespielt hatte, war jetzt vorüber, es brach ein Zeitalter des Sonnengottes an, denn Marduk war eine Sonnengottheit, deren Offenbarung man speziell in der Frühjahrssonne sah, und der zugleich der Planet Jupiter geweiht war, aus Gründen, die wir hier nicht näher auseinandersetzen können, da sie uns viel zu weit in die astrologischen Spekulationen der alten Babylonier hineinführen würden. Kurz und gut, Marduk wurde jetzt der Gott der Babylonier xar'tox und ist es auch geblieben bis zum Zusammenbruch des babylonischen Staates. An diesen Marduk haben sich nun im Laufe der Jahrhunderte interessante monotheistische Spekulationen angeheftet, für die uns auch eine charakteristische Formel überliefert ist. Diese Formel stammt nun zwar erst aus den Zeiten des neubabylonischen Reiches d. h. etwa aus dem 6. vorchristlichen Jahrhundert, aber es ist ein reiner Zufall, daß wir bis jetzt nur diese in jüngerer Zeit aufgeschriebene Formel besitzen, die Spekulationen, die ihr zu Grunde liegen, sind viel älter. Diese Formel lautet aber: ,,Ninib ist Marduk der Kraft,

Nergal ist Marduk des Kampfes,

Bel ist Marduk der Herrschaft und des Regiments,

Das

1) Ähnliche Spekulationen haben sich übrigens auch an andere große Götter angeknüpft, so an Ea, Bel, Ninib, Nergal, Addu = Ramman. zeigt, daß diese Betrachtungsweise keineswegs vereinzelt war. An den verschiedenen Heiligtümern ist sie nur verschieden ausgestaltet gewesen.

Nebo ist Marduk des Geschäfts,

Sin ist Marduk als Erleuchter der Nacht,

Samas ist Marduk als Herr alles dessen was recht ist."

usw. usw.

Die Formel will besagen: Es gibt im Grunde nur einen summus deus, Marduk mit Namen, alle die vielen Götter, wie Ninib, Nergal, Nebo, Bel, Samas, Sin u. s. w. sind Marduks im Kleinen d. h. sie sind nur Teilerscheinungen des göttlichen Lebens, das in seiner Fülle in dem Gott Marduk beschlossen liegt. Wer erinnert sich da nicht jener ägyptischen Formel, die in ganz analoger Weise die Einzelgötter als Teilerscheinungen des großen Sonnengottes hinstellt? Hier wie dort also dasselbe Prinzip der Betrachtungsweise, hier wie dort derselbe Weg auf eine monotheistisch geartete Gottesvorstellung hin.

Ob es im alten Babylonien oder Assyrien auf Grund dieser monotheistischen Spekulation auch einmal zu einer wirklichen monotheistischen Reform gekommen ist, wie im alten Ägypten, ist nicht ganz durchsichtig.

Trotz alledem wird man weder die ägyptische noch die altbabylonische Religion als monotheistische Religion in Anspruch nehmen dürfen. Denn im großen Ganzen ist es hier wie dort nicht über Ansätze zu einer monotheistischen Betrachtungsweise hinausgekommen, und die monotheistischen Theorien treten viel zu vereinzelt auf und tragen zudem viel zu sehr theologisches oder philosophisches Gepräge, als daß sie für die Religion des Volkes von irgend welcher Bedeutung hätte sein können. Aber auch wenn diese Theorien die Religion des Volkes beeinflußt hätten, so wäre doch die Religion des Volkes nie und nimmer eine monotheistische Religion geworden in dem Sinne, in dem die Religion Israels eine monotheistische ist. Und das führt uns endlich zu dem zweiten Punkt unserer Aufgabe, die wir uns für heute gestellt haben. Wir müssen zum Schluß noch einen kurzen Vergleich anstellen zwischen dem, was man als wirklichen altorientalischen Monotheismus bezeichnen kann, und dem Monotheismus der alttesstamentlichen Religion oder der Religion Israels in ihren höheren Ausprägungen.

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