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nter den Schätzen der Marienburg behauptet wohl den ersten Rang eine silberne Reliquientafel. Diese Kostbarkeit ist verhältnismäßig wenig bekannt, da sie des großen Wertes wegen nur auf besonderes Verlangen von dem Oberschloßwart gezeigt werden darf. Da nun die wenigsten der Besucher von dem Vorhandensein dieses Werkes mittelalterlicher deutscher Goldschmiedekunst etwas wissen, so ist dieses Kleinod bisher ziemlich unbeachtet geblieben. Wissenschaftlich ist schon mehrfach, namentlich in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts, darauf hingewiesen worden. So schrieb zuerst darüber Büsching im Kunstblatt von Schorn n. 83 in einem Aufsatze vom 11. Oktober 1821, S. 332. Er nennt es: Altes Heiltumskästchen von Gnesen. Voßberg in der Geschichte der preußischen Münzen und Siegel. Berlin 1843. S. 216 nennt es einen Feldaltar. Hagen in den Neuen preußischen Provinzialblättern IV. 1847, S. 30 ff. schreibt hierüber unter dem Titel: Über den silbernen Feldaltar in Marienburg. Doch sagt er S. 32: „Ich wäre eher geneigt, es für einen Gotteskasten, als für einen Altar anzunehmen." Auch Otte: Handbuch der kirchlichen Kunstarchäologie I. S. 149 nennt dieses Diptychon einen Reisealtar. In den „Heraldischen Meisterwerken Lieferung II Tafel 12" ist folgendes hierüber bemerkt: Silberner, vergoldeter Feldaltar des Hochmeisters des deutschen Ordens in Form eines Diptychons oder zusammenklappbaren Buches. von Czihak1) in seinem Werke: „Die Edelschmiedekunst früherer Zeiten in Preußen" nennt diesen sog. Feldaltar richtig ein Reliquiar in Buchform.2)

1) Düsseldorf 1903, I. S. 1b.

2) Polkowski: Katedra Gnieznienska, Gnesen. Tafel XVI, ist mir nicht zugänglich gewesen.

Es besteht nun unsere Reliquientafel aus gediegenem Silber. Sie hat die Form eines Buches, ist in der Mitte durch einen Haken verschließbar und hat das Gewicht von 2 Kilo. Die Höhe beträgt 1734 cm; aufgeklappt hat es die Breite von 24 cm. Das Ganze war früher vergoldet1), doch ist äußerlich davon nur noch wenig bemerkbar; dagegen ist die Vergoldung im Innern noch gut erhalten, sodaß man bei einzelnen Figuren glauben möchte, sie seien ganz von Gold.

Merkwürdig ist die Geschichte dieses Kunstwerkes, das nach wechselvollen Schicksalen in das Schloß zu Marienburg gelangt ist. Der uns führende Oberschloßwart berichtet, daß es auf dem Schlachtfelde von Tannenberg 1410 durch die Polen erbeutet und dann dem Dome zu Gnesen geschenkt worden sei. Auch Otte2) nimmt dies als feststehende Tatsache an. Hagen3) schreibt, daß das Denkmal während der Tannenberger Schlacht als Beute in die Hände eines Polen kam, der es der Kathedrale in Gnesen als Weihgeschenk übergab, ist eine nicht zu begründende Sage. Wir wissen nur, daß es seit grauen Zeiten in Gnesen aufgehoben wurde.

Im folgenden wollen wir nun zu beweisen versuchen, daß in der Tat dieses Kleinod während der Tannenberger Schlacht auf der Brust des Hochmeisters Ulrich von Jungingen getragen wurde und von keinem andern als dem polnischen Könige Wladislaw Jagiello dem Dome zu Gnesen geschenkt wurde.

Hören wir, was das Kunstwerk über sich selbst erzählt! Eine außen rings um die Ränder herumlaufende Inschrift in gotischen Minuskeln lautet: noch gotis gebort thusunt drihundirt jor unde ach unde achzic jor do lis machen bruder thile dagister von lorich huskumpthur zum elving dese thofil in unser liven frowen here unde der heiligen der heiligetun hy in ist.

Es hat also diese Tafel der Hauskomtur von Elbing, Thile Dagister von Lorich, 1388 zur Ehre unserer lieben Frauen und der Heiligen, deren Heiligtum d. h. Reliquien hierin sich befinden, machen lassen.

Thile von Lorich begegnet uns in mehreren Elbinger Ordens

1) Büsching, S. 332, nennt es deshalb ein Kästchen von Messing, geformt wie ein Buch.

2) Otte a. a. O. I. S. 149f.

3) Neue preuß. Provinzialblätter IV. S. 41.

urkunden als Zeuge, und zwar muß er gegen Ende des Jahres 1387 oder auch erst im Jahre 1388 Hauskomtur geworden sein. Doch trat er bald aus diesem arbeitsreichen Amte wieder zurück, denn wir treffen ihn am 1. August 1392 wieder als Unterspittler; in dieser Stellung ist er noch am 20. Juli 1395 nachweisbar, aber schon am 29. September 1398 ist ein anderer als Unterspittler tätig, sodaß er wohl inzwischen verstorben sein muß.) Als Erben seines Nachlasses scheint er den Hochmeister in Marienburg eingesetzt zu haben, denn im Marienburger Treßlerbuche2) findet sich unter dem Jahre 1399 folgende Eintragung: 4 Mark vor Zolgeld vor das Vas Wyns, das deme alden Kumpthur zum Elbinge zugehört hatte, das och in unseres Homeisters Keller quam. Aus dem „och“ läßt sich schließen, daß noch manches andere in den Keller und Besitz des Hochmeisters von dem alten Komtur von Elbing gekommen ist. Leider kann man nicht mit Sicherheit sagen, ob unter dem „alten Komtur" der ehemalige Hauskomtur Thile von Lorich gemeint sei. Sicher ist aber dies, daß 1399 eine Erbschaft von einem Elbinger Komtur an den Hochmeister gelangte.") Daß ein so bedeutsames Kleinod in Besitz des Hochmeisters überging, ist auch deshalb wahrscheinlich, weil wir wissen, daß der Hochmeister ein großer Freund solcher Tafeln war. So ließ er nach dem Marienburger Treßlerbuche i. J. 1399 mehrere solcher Tafeln machen. Von der einen heißt es: 14 Mark vor eine Towffel, die uf des Meisters alter (Altar) stet.")

Man gebrauchte diese Tafeln also bei der täglichen Andacht und bei innerer Einkehr. Man befolgte damit den Rat von Albertus Magnus, der sagt: „Eine halbe Stunde andächtiges Nachdenken über das Leiden des Herrn erwerbe mehr Verdienst, als ein ganzes Bußjahr." Und so sehen wir denn auch auf dem obersten Deckel unserer Tafel den Ordensritter Thile von Lorich, erkenntlich am Kreuze des Mantels, vor der Muttergottes

1) Neue preußische Provinzblätter VI. 1848. S. 277.

2) Joachim: Das Marienburger Treßlerbuch der Jahre 1399-1409. Königsberg 1896.

3) Die Ordensritter konnten ihre Habe vermachen, wem sie wollten, wie dies auch einige erhaltene Testamente im Königsberger Archive beweisen. 4) In seiner Hauskapelle hatte der Hochmeister silberne Kirchenleuchter und ein silbernes Täfelchen mit Heiligenfiguren v. Czihak: Die Edelschmiedekunst früherer Zeiten in Preußen. Düsseldorf 1903. S. 2a.

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