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Männern und verführten Frauen erzählte; der, welcher die Findelhäuser am meisten bevölkert hatte, wurde am meisten applaudirt. Das gewann mich; ich bildete meine Denkweise nach der, welche ich bei diesen sehr liebenswürdigen und im Grunde sehr honetten Leuten im Schwange sah.“

-Diesem ersten Kinde hatte Rousseau denn doch noch ein Erkennungszeichen mitgegeben, so daß ihm die Möglichkeit blieb, es einst wieder zu finden. (was er selbst jedoch in Zukunft nie versucht hat); aber bei den vier nachfolgenden Kindern that er auch dieses nicht mehr. Sie mußten ohne jedes Erkennungszeichen ins Findelhaus, so sehr sich auch die Mutter dagegen sträuben mochte! Ein solcher Vater ist der hochberühmte

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Rousseau gewesen!!

Er war indessen Secretär bei dem Generalpächter Franceuil geworden und wurde nun auch mit den zum Theil berühmten, zum Theil berüchtigten Encyclopädisten (den Herausgebern und Bearbeitern der von 1751 bis 1763 erschienenen französischen Encyclopädie) Diderot, d'Alembert, Grimm, Voltaire, Holbach, Turgot c. bekannt, denen er die Musik betreffende Artikel lieferte.

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Im Jahre 1749 bekam er zufällig ein Zeitungsblatt in die Hände, in dem die Akademje zu Dijon die Preisfrage ausgeschrieben hatte: „Haben die Fortschritte der Wissenschaften und Künste zur Reinigung der Sitten beigetragen?" Er entschloß sich sofort, eine Antwort zu liefern. In schlaflosen Nächten arbeitete er sie aus, und im Bett fißend dictirte er fie. Er verneinte die Frage, und suchte seine Behauptung aus der Geschichte und Erfahrung zu beweisen! So sagt er z. B., daß die Quellen der Wissenschaften stets unlauter seien. Astronomie stamme aus Aberglauben, Beredsamkeit aus Ehrgeiz, Haß und Schmeichelei, Geometrie aus Geiz, — Physik aus Fürwiß, Moral aus Stolz. Und ebenso behauptete er, daß die Künste nur dem Lurus dienten. Er frägt: Wozu die Rechtsgelehrsamkeit, wenn die Ungerechtigkeiten der Menschen wegfielen? Was würde aus der Geschichte, wenn es keine Tyrannen, keine Kriege gäbe! Zum Schlusse ruft er aus: „O Tugend du erhabene Wissenschaft einfältiger Seelen, braucht es so viele Zurüstungen, um dich kennen zu lernen, bist du nicht jedem ins Herz geschrieben? Ueberlassen wir neidlos den berühmten Schriftstellern ihren Ruhm und unterscheiden wir uns von ihnen durch diese glorreiche Unterscheidung, welche man einst zwischen zwei großen Völkern machte: das eine verstehe es, gut zu sprechen, das andere, gut zu handeln.“

Rousseau's Schrift rief viele Gegenschriften hervor; selbst Stanislaus, der ehemalige König von Polen, griff zur Feder, um ihn zu widerlegen; aber 1750 erkannte ihm troßdem die Akademie zu Dijon den Preis zu. Diese Nachricht verseßte ihn in einen Enthusiasmus für die Tugend. Er sagte: Ich fand nichts groß und schön, als frei und tugendhaft zu sein, erhaben über Glück und Meinung, und sich selbst zu genügen." Aber zu derselben Zeit, da er solche Phrasen schrieb, verübte er die niedrigsten Gemeinheiten und sandte sein drittes Kind ins Findelhaus.

Im Jahre 1752 wurde Rousseau sehr krank, so daß sein Arzt der Meinung war, er würde keine sechs Monate mehr leben können. Da hatte er den Einfall, fortan in unabhängiger Armuth leben zu wollen. Sein Secretariat gab er auf, um fortan nur vom Notenschreiben zu leben. Die seidenen Strümpfe und den Degen legte er ab, verkaufte seine Uhr und trug statt der Allonge nun eine runde Perrücke. Seine feine Wäsche brauchte er nicht abzuschaffen; ein Dieb that ihm die Gefälligkeit und stahl sie ihm. Er bekennt aus dieser Zeit: „Ich strengte alle meine Seelenkräfte an, um die Fesseln der Meinung zu zerbrechen und muthig Alles zu thun, was mir recht schien, ohne mich irgend um das Urtheil der Menschen zu bekümmern." „Bis dahin war ich gut, nun ward ich tugendhaft oder wenigstens tugendtrunken. Diese Trunkenheit begann in meinem Kopfe, war aber ins Herz übergegangen. Der edelste Stolz keimte in demselben auf den Ruinen einer ausgereuteten Eitelkeit." Aber er gesteht auch, daß diese Wallung seines bescheidenen Tugendstolzes nur vier Jahre gedauert habe! Schon der Beifall, den die Aufführung seiner Oper,,der Dorfteufel" beim Publikum, selbst beim Könige Ludwig XV. hervorrief, brachte ihn wieder zu erneuetem und größeren Selbstbewußtsein.

Die Akademie zu Dijon schrieb 1753 abermals eine Preisfrage aus: ,,Welches ist der Grund der Ungleichheit unter den Menschen?" Rousseau machte sich wieder dabei, sie zu beantworten. Im Walde von St. Germain, in dem er lustwandelte, fand er das Bild der Urgeschichte des Menschen, das er nun aufs keckste ausmalte. Er selbst erklärt, daß er bei der Untersuchung von allen geschichtlichen Thatsachen abgesehen habe. Fingirt sind die Menschen, die er malt, fingirt sind ihre ersten Lebensumstände, fingirt ist ihre spätere Entwicklung! Er sagt:,,Wenn ich den Menschen aller übernatürlichen Gaben entkleide, welche er erhalten, und aller künstlerischen Fähigkeiten, die er nur in einem langen Entwicklungsproceß erlangen konnte, indem ich ihn, mit einem Wort, so betrachte, wie er aus der Hand der Natur hervorgehen mußte, so sehe ich in ihm ein Thier schwächer, minder gewandt als manche andere Thiere, doch, alles zusammen genommen, vortheilhafter organisirt als alle übrigen.“ — Diese Thiere, Menschen genannt, lebten nun, nach Rousseau, in den Wäldern, ohne Sprache, ohne Sehnsucht nach ihres Gleichen, ohne Ehe, ohne Erziehung der Kinder, ohne Obdach und ohne irgend welche Kunstfertigkeit. Erst im Laufe von Jahrtausenden erfanden fie die Sprache 2c. Damals herrschte „Freiheit und Gleichheit“, und alle Ungleichheit der Menschen beruht also auf der List und Bosheit Einzelner, welche Andere verführten und sich Herrschaft anmaßten.

Den erwarteten Preis erhielt Rousseau dieses Mal nicht für seine Schrift; dagegen schrieb ihm Voltaire folgenden charakteristischen Brief voll feinen Spottes:

„Ich habe Ihr neues Buch gegen das menschliche Geschlecht erhalten und danke Ihnen dafür. Sie werden den Menschen, welchen Sie die Wahr

heit sagen, gefallen, aber sie nicht bessern. Man kann nicht mit stärkeren Farben die Greuel der menschlichen Gesellschaft malen, von welcher sich unsere Unwissenheit und Schwachheit so viel Liebes versprechen. Nie hat Jemand so viel Geist aufgewendet, um uns zu Bestien zu machen; lies't man Ihr Buch, so wandelt einen die Lust an, auf allen Bieren zu laufen. Jedoch, da ich schon über sechszig Jahre diese Gewohnheit abgelegt, so fühle ich leider, daß es mir unmöglich ist, sie wieder anzunehmen, und ich überlasse anderen diesen Naturgang, welche dessen würdiger sind als Sie und ich. Auch kann ich mich nicht einschiffen, um die Wilden in Canada zu besuchen, erstlich, weil die Krankheiten, zu denen ich verdammt bin, mir einen europäischen Arzt nöthig machen, dann, weil jeßt in jenem Lande Krieg ist und das Beispiel unserer Nationen die Wilden fast so böse gemacht hat, als wir selbst sind. Ich beschränke mich darauf, als ein friedlicher Wilder in der Ihrem Vaterlande benachbarten einsamen Gegend zu leben“ 2c.

Schon jenes Buches wegen, noch mehr aber durch seine ,,Briefe über die französische Musik“, welche er tadelte, zerfiel er mit seinen Freunden und erregte eine solche ungünstige Stimmung gegen sich, daß er es für nöthig fand, Paris zu verlassen. Er zog nach Genf. Auf der Reise sah er die „Mama" (Frau von Warens) nach 13jähriger Trennung einmal wieder. Er erzählt: Ich sah sie wieder, aber in welchem Zustande! Wie war sie herunter gekommen! Was blieb ihr noch von ihrer früheren Tugend!"

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In Genf trat Rousseau wieder zur reformirten Kirche zurück, weil er sich schämte, ais Katholik von den Rechten eines Genfer Bürgers ausgeschlossen zu sein! Es war seine Absicht gewesen, in seiner Vaterstadt sein übriges Leben zuzubringen; da sich aber Voltaire in der Nähe, in Ferny, niederließ, so packte er ein und zog wieder nach Paris, in dessen Nähe er das liebliche l'Hermitage bezog.

Hier schrieb er drei Werke: „Die neue Heloise", „Emil“ und den ,,Gesellschafts-Vertrag". Das erstere ist ein Roman, in welchem er, wie der Erzbischof von Paris sagte,,,das Gift der Wollust beibringt, während er sie zu verdammen scheint". Das zweite Werk ist seine berühmte pädagogische Schrift, von der wir später noch ausführlicher reden müssen. Er schrieb fie, obwohl der Gegenstand weniger nach seinem Geschmack war, aus Gefälligkeit gegen eine Dame. Das dritte Buch, das bereits alle Schlagwörter der französischen Revolution enthält und der Pharus" derselben wurde, ist politischen Inhalts, nur ein Theil eines größeren Werkes, das Rousseau zu schreiben gedachte, und gegen die Standesunterschiede, gegen das göttliche Recht der Obrigkeit 2c. gerichtet.

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Während der Zeit aber, daß Rousseau an diesen Werken arbeitete, hatte er allerlei unsittliche Händel mit Männern und Weibern, und seine Misanthropie, eine Folge seiner Weltanschauung und seines lüderlichen Lebens, wuchs zusehends; er zerfiel mit Männern, die er früher seine besten Freunde genannt hatte.

Im Jahre 1757 zog er nach Montmorency, wo er jene Arbeiten vollendete. Dort residirte auch der Marschall Luxembourg, dessen Gemahlin fich sehr für den Dichter interessirte, auch den Versuch machte, sein erstes Kind aus dem Findelhause zurück zu bekommen, was jedoch nicht mehr herauszufinden war. Nachdem Rousseau 1759 zu dem Marschalle ins Haus gezogen war, las er dessen Frau 1760 den vollendeten,,Emil“ vor, die ihn dann warm empfahl. Der Buchhändler Duchesne gab für das Manuscript 6000 Francs. Ein anderer, Rey, gab für den „Gesellschafts-Vertrag“ 1000 Francs.

„Emil“ erschien dann 1762 gedruckt und wurde von dem Publikum sehr verschieden begrüßt. Während Einige behaupteten, es sei Rousseau's beste und wichtigste Schrift, verhielt sich die Mehrzahl sehr kühl gegen dieselbe. Ja, es dauerte nicht gar lange, so erfuhr der Ve: fasser durch die Marschallin Lurembourg, daß der Hof und das Parlament entschlossen seien, ihn, wegen des antichristlichen und antimoralischen Inhalts seines Buches, verhaften zu lassen. Schnell packte Rousseau ein und floh nach Ifferten (verdun) in der Schweiz.

Jm,,Emil" hatte er das fingirte,,Glaubensbekenntniß eines savoyischen Bikars" mitgetheilt, durch welches das ganze Christenthum und die göttliche Offenbarung nicht nur aufs hämischste angegriffen, sondern, sofern die Absicht des Schreibers in Betracht kommt, über den Haufen geworfen ward. Das war es, was das Pariser Parlament am 9. Juni 1762 veranlaßte, zu beschließen: daß Rousseau's Emil" von Henkers Hand zerrissen und verbrannt, er selbst eingesperrt und sein Vermögen confiscirt werden sollte. Auch die Genfer ließen das Buch am 18. Juni verbrennen, und am 20. August veröffentlichte auch der Erzbischof von Paris, Christoph von Beaumont, ein Verdammungsurtheil gegen dasselbe.

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Die Charakteristik, die dieser Prälat von Rousseau gibt, ist zu allen Zeiten lesenswerth; sie sei deshalb auch hier mitgetheilt. Er sagt also:

,,Der Unglaube zeigt sich in allen Gestalten, um sich allen Altersstufen, Charakteren und Ständen zu accommodiren: bald leichtsinnig in schmußigen Romanen, bald sich tiefsinnig gebärdend, als steige'er zu den ersten Principien hinab, bald Toleranz predigend. Bald endlich, diese verschiedenen Formen verbindend, vermischt er Ernst und Scherz, reine Grundsäße und schmußige Gemeinheiten, große Wahrheiten mit großen Irrthümern, Glauben und Gotteslästerung; er unternimmt mit Einem Worte, Licht mit Finsterniß, Christus und Belial zu vereinigen. Und gerade dies ist der Zweck, den man in dem neulich erschienenen Werke Emil" beabsichtigt zu haben scheint. Aus dem Schooß des Irrthums ist ein Mensch hervor gegangen, der nur die Sprache der Philosophie spricht, ohne wahrhaft Philosoph zu sein, ein Geist mit vielen Kenntnissen, die ihn jedoch nicht aufgeklärt, mit deren Hilfe er aber andere verfinstert hat, — ein Charakter voller Gegensäße, in Meinungen wie im Leben, welcher Einfachheit der Sitten mit Stolz der Gedanken, Eifer für

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alte Grundsäge mit der Wuth für Einführung von Neuerungen, verbergende Zurückgezogenheit mit dem Streben, aller Welt bekannt zu sein, verbindet. Man sah ihn die Wissenschaften angreifen, welche er doch cultivirte, die Herrlichkeit des Evangeliums rühmen, dessen Lehren er zerstörte, die Schönheiten der Tugenden malen, welche er in der Seele der Leser auslöschte. Er hat sich zum Lehrer des Menschengeschlechts aufgeworfen, um es zu betrügen, zum öffentlichen Warner, um alle Welt irre zu leiten, · zum Orakel des Jahrhunderts, um es vollends zu verderben. In einem Werke über die Ungleichheit der Stände hat er den Menschen zu den Thieren erniedrigt, in einem neueren Werke hat er das Gift der Wollust beigebracht, während er sie zu verdammen schien, im,,Emil" bemächtigt er sich der ersten Lebensperiode des Menschen, um das Reich der Irreligion zu gründen."

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Auch die Berner wollten den heuchlerischen Satans-Apostel nicht in ihrem Gebiete dulden; sie vertrieben ihn aus Ifferten, und nun begab er sich nach Motiers im damaligen Fürstenthum Neufchatel, das in jener Zeit dem Könige von Preußen gehörte. Mit Sicherheit rechnete er darauf, unter seinem Gesinnungsgenossen Friedrich II. Schuß und Ruhe zu finden. Dieser gab ihm auch Beweise von persönlicher Hochachtung, wie desgleichen Lord Keith that; aber schüßen konnten beide ihn nicht. Rousseau beschäftigte sich mit Schriftstellerei und Botanik, ging mit der reformirten Gemeinde zum Abendmahl, mußte aber fliehen, als diese mit seinen Grundsäßen bekannt wurde. Die dortigen Bauern ruheten nicht, bis er den Ort verlassen hatte.

Er zog sich nun, es war im Jahre 1765, auf die Peters-Insel im Bieler See zurück, die nach ihm Rousseau-Insel genannt wurde, und beschäftigte sich dort mit Botanik. In demselben Jahre wurden seine Schriften, die er gegen die Verwerfungsurtheile des Erzbischofs von Paris und der Genfer herausgegeben hatte, in Paris öffentlich verbrannt. Auch auf jener Insel duldete man ihn deshalb nicht lange; die Berner Regierung befahl ihm, dieselbe zu verlassen. Er ging nach Straßburg, und hier erhielt er schon zu Anfang des Jahres 1766 einen freien Geleitsbrief, durch welchen ihm gestattet wird, nach Paris zurückzukehren.

Um dieselbe Zeit erhielt er eine Einladung von dem englischen Schriftsteller David Hume, der als Secretär des englischen Gesandten Hartford nach Paris gekommen war, im vergangenen Winter selbständig die Geschäfte eines Botschafters besorgt hatte, und jeßt nach England zurückkehrte. Dortbin sollte Rousseau ihn begleiten. Mit Freuden willigte dieser ein. Jm März ging er mit Hume nach England und ward dort enthusiastisch empfangen. Man drängte sich, um ihn zu sehen; man umarmte ihn, und Damen trugen sein Bild in ihren Armbändern. Aber dieser Rausch ging bald vorüber. Am schnellsten durchschaute ihn Hume selbst, der doch auch ein philosophischer Freidenker war. In dem Landhause des Leßteren lebte Rousseau ganz zurüdgezogen, mußte aber bald merken, daß er mit Gleichgiltigkeit behandelt ward. Das konnte er nicht vertragen; er überwarf sich

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