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Der erste und leßte Einschnitt dieses Chorales ist jonisch, der zweite phrygisch, und der dritte mirolydisch; derselbe enthält also nur zwei Ausweichungen. Der zweite Einschnitt könnte indessen auch jonisch sein, dadurch enthielte aber dieser Choral nur eine einzige Ausweichung (nämlich die ins Mirolydische), und ich habe daher der Abwechslung wegen den phrygischen Schluß des zweiten Einschnittes einem jonischen vorgezogen.

Um diese Choräle so viel als möglich in ihrer ursprünglichen harmonischen Behandlungsweise darzustellen, wurden in denselben alle charakteristischen Töne strenge beibehalten. Wie frei man übrigens in dieser Hinsicht mit den alten Tonarten schon zu Anfang des achtzehnten Jahrhunderts verfuhr, kann man an den folgenden von J. S. Bach harmonisirten Chorälen seben, in welchen die nicht zur betreffenden Tonart gehörigen Töne mit einem Nota bene bezeichnet sind; *) z. B.

*) Hauff theilt deren fünf mit, und zwar einen dorischen, phrygischen, mirolydischen, äolischen und jonischen Choral. Um der Kürze willen gebe ich hier nur den ersten und leßten dieser Choräle wieder.

B.

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Bis zu dem Schlusse mit großer Terze im zweiten Einschnitte ist dieser Choral ganz nach den Regeln der dorischen Tonart behandelt; durch den Gebrauch des Tones b wird aber derselbe hernach unserem D-moll gleich.

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Nach den Regeln der alten Schreibart müßte in dieser Tonart der erste, dritte und fünfte Schluß ein mirolydischer sein, anstatt dessen stehen aber hier ins G verseßte jonische Schlüsse. Das b im Anfange des zweiten Einschnittes soll nur zur Hebung der Modulation dienen, und ebenso das fis und gis im vorlegten Takte, ein Beweis, daß dieser Choral schon ganz nach unserem jezigen Systeme harmonisirt ist.

Aus diesen von Bach auf eine harmonisch mannigfaltige Weise be= handelten Chorälen kann man nun abnehmen, wie durch die sich immer

reichhaltiger entfaltende Modulation die ursprüngliche typische Beschaffenheit der alten Kirchentonarten nach und nach verloren ging, so daß wir dieselben jezt sämmtlich in nur zwei, nämlich in einer Dur- und einer Molltonart, vereinigt finden; denn durch den freien Gebrauch der kleinen Serte in der dorischen, und der großen Sekunde in der phrygischen Tonart wurden beide einer verseßten äolischen gleich, und ebenso wurde die lydische und mirolydische Tonart zu einer verseßten jonischen; die erstere hauptsächlich durch die unbeschränkte Anwendung der reinen Quarte, und die leßtere durch die der großen Septime.

Das Vorhergehende macht uns demnach klar, warum es unter den alten Chorälen manche gibt, die, ihrer harmonischen Construction nach zu urtheilen, verschiedenen Tonarten angehören können, so daß oft selbst die genaueste Kenntniß nicht hinreicht, um die eigentliche Tonart eines solchen Chorales mit Gewißheit anzugeben. Zudem hat man auch Choräle, die nicht in derselben Tonart schließen, in welcher sie anfangen, wodurch es denn jedenfalls noch unentschiedener wird, welches die herrschende Tonart derselben sein soll.

Wiewohl nun diese alten Tonarten Manchem fast nur noch als Urbilder aus einer längst vergangenen Zeit erscheinen mögen, so kann dennoch einem jeden jungen Musiker, dem es ernstlich um seine musikalische Ausbildung zu thun ist, nicht genug anempfohlen werden, sich mit denselben möglichst vertraut zu machen, erstlich: weil viele von den alten Choralmelodien nach unserem jeßigen Tonsysteme nicht zu harmonisiren sind, ohne auf die eigenthümliche Wirkung, welche in den nach dem alten Tonsysteme abgefaßten Chorälen enthalten ist, Verzicht zu leisten, und zweitens: kann man niemals eine richtige Beurtheilung über die alten Kirchentonarten erlangen, wenn man ihre innere Beschaffenheit nicht kennt; wer aber diese wohl begriffen hat, wird zugestehen müssen, daß in den früheren Tonarten weit mehr Charakteristisches liegt, als in den unsrigen, wenn gleich nicht zu verkennen ist, daß unsere jeßigen, ihrer vielseitigeren und zwangloseren Modulation wegen, als ein sehr wesentlicher Fortschritt im Gebiete der Tonkunst anzusehen sind.“

So weit J. G. Hauff über die alten Kirchentonarten, insbesondere über die Charakterzüge derselben. Schließlich sei hier noch ein Wort Chr. H. Rind's angeführt, der sonst bei Manchen in dem Verdacht steht, daß er die alten Tonarten eher verdränge, als erhalte. Derselbe schreibt in seiner ,,Anleitung zum Orgelspielen“, wie folgt:

,,Der Sänger sowohl, welcher weniger der Verführung ausgesezt ist, den Choralgesang durch Figuren zu zieren, oder richtiger, zu verunstalten, als der Organist, muß sich aller dergleichen Ausschweisungen aufs strengste enthalten, und selbst die Zwischenspiele müssen so kurz als möglich sein und dürfen nicht in laufenden Noten oder gebrochenen Accorden bestehen. — Alle verminderte oder übermäßige Intervalle, alle plößliche oder entfernte Ausweichungen sind sorgfältig zu vermeiden. Auf ein Lied aus einer alten Tonart muß man aus dieser Tonart präludiren.

„Was man endlich von dem Gebrauche und der Beibehaltung der alten. Kirchentonarten in unserer Zeit zu halten habe, wird sich ergeben, wenn man bedenkt, daß sie zwar manche Härten haben, aber auch eine Kraft besißen, und eine Wirkung hervorbringen, welche die neuere Musik nie erreichen kann, und daß sie so viele Melodien von ausnehmender Schönheit aufzuzeigen haben.

„Ja gewiß würde durch Abschaffung der alten Melodien unser Kirchengesang seines vorzüglichsten Schmuckes beraubt werden. Denn was ist wohl der Würde und Feierlichkeit des Kirchengesanges angemessener, als jene Klänge, welche, herübertönend aus entfernten Jahrhunderten, dem Gottesdienste ausschließlich gewidmet, durch ihre Einfalt und ihren Ernst jeden profanen Gedanken verscheuchen, und durch ihre Pracht das Herz zur Andacht erheben?"

Eröffnungsrede

bei der St. Louiser Lehrer-Conferenz im Jahre 1877.
(Auf Beschluß der Conferenz veröffentlicht.)

Sie haben mich beauftragt, unsere diesjährige Conferenz mit einigen einleitenden Worten zu eröffnen. Indem ich dies thue, lassen Sie uns zuerst unserm Gott Lob und Dank sagen, daß er uns die Gnade hat zu Theil werden lassen, uns wieder hier zu versammeln, um uns gemeinschaftlich zu berathen und zu besprechen, was zu einer gesegneten Führung unsers so mühevollen Amtes nöthig ist. Zugleich wollen wir aber auch den treuen Erzbirten um Seinen Segen bitten, bei unseren Berathungen und Besprechungen mit Seinem Geiste und mit Seiner Gnade unter uns zu sein, daß Keiner leer ausgehen, sondern reich gesegnet an Belehrung, Ermunterung, Trost und Stärkung wieder von dannen ziehen möge. Ueber die wichtigsten Lehrgegenstände in unserm Amte werden der Conferenz schriftliche Vorlagen zur Besprechung vorgelegt werden, woran ein Jeder zum gemeinen Nußen lebhaften Antheil nehmen möge. Auch werden wir hören, wie die lieben Collegen sich unter- und zu einander in christlicher Weise verhalten sollen, und wie ein recht collegialisches Verhältniß erreicht werde. Da ich nun gerne gesehen hätte, daß uns auch gezeigt worden wäre, wie wir uns als Lehrer und Erzieher unseren Kindern gegenüber verhalten sollen, und ich auch gerne möchte ein Bröcklein zum gemeinen Nußen beitragen, so wollte ich in aller Kürze zeigen, wie wir uns gegen die uns anvertrauten Kinder verhalten sollen, oder, was wir zu thun haben, um unsere anvertrauten Kinder recht und christlich zu erziehen. Fürchten Sie nicht, eine ausführliche Abhandlung über christliche Zucht in der Schule von mir hören zu müssen, sondern ich will nur einige Winke geben und Sie und mich an das erinnern, was Sie bereits alle wissen. - Den Grund, worauf eine rechte

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