ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

Das,,Allg. Schulblatt für den Regierungsbezirk Wiesbaden“ berichtet über eine Versammlung der ,,hessischen Conferenz des deutschen evangelischen Schulvereins". Es waren 97 Theilnehmer und zwar 15,,Geistliche", 14 Schulinspectoren, Rectoren 2c., 55 Elementarlehrer u. s. w. Pfarrer Schlosser erstattete den Bericht, der aber nicht erfreulich lautete: „Erstrebt haben wir die Erhaltung der religiösen Grundlage, des christlichen Charakters der Volksschule, erlebt haben wir so ziemlich das Gegentheil.“ Hauptlehrer Döopfeld hielt einen Vortrag über das rechte Lehren und Lernen, worin er namentlich die formale Seite des Unterrichts darlegte. Lehrer Kobe aus Karlsruhe sprach über das Verhältniß der Volksschule zum Volksleben, in welchem er folgende Forderungen stellte: a) Die evangelische Volksschule ist mit aller Entschiedenheit vor allen zerseßenden Einflüssen zu schüßen. b) Es ist ihr eine solche Gestaltung zu geben (oder zu belassen), daß sie ihre Schüler im innersten Gemüth erfassen und eine wahre, gründliche Bildung für den ganzen Menschen erstreben kann. c) Sie selbst sucht dem Eindringen falscher Bildungsideale und Bildungswege mit aller Weisheit und Treue entgegenzuarbeiten. d) Als einzig wahres Bildungsideal und zugleich als höchstes Ziel für die Entwicklung unseres Volkslebens erkennt die evangelische Volksschule die Vertiefung und Verklärung des eigenthümlichen deutschen Wesens und die Heiligung aller Lebensverhältnisse durch die Macht des Evangeliums, also daß unser deutsches Volk ganz und völlig für das Reich Gottes gewonnen werde. Mitarbeit zur Erreichung dieses Zieles bleibt ihre höchste und heiligste Aufgabe. Wenn der Posaune auch ein etwas deutlicherer Ton zu wünschen wäre, so ist es immerhin sehr erfreulich, noch solche Stimmen aus der Lehrerwelt Deutschlands zu vernehmen.

Bei der zum ersten Male in Elsaß- Lothringen vorkommenden Volkszählung wurde anfalle über 10 Jahre alten Personen die Frage gerichtet, ob sie lesen und schreiben könnten. Dabei ergab es sich, daß 131,634 des Schreibens und Lesens Unkundige hier leben. Hiervon entfallen auf Unterelsaß 30,241, auf Oberelsaß 37,791 und auf Lothringen 63,602. Vergleicht man diese Ziffern mit der Bevölkerungszahl, so ergibt sich, daß in Unterelsaß von 100 Personen etwa 7, in Oberelsaß etwa 11 und in Lothringen etwa 17 ohne jegliche Schulbildung sind. Unter den Frauen ist die Zahl der des Lesens und Schreibens Unkundigen weit größer als unter den Männern; im Elsaß sind 3. B. 15%, im Kreise Belchen 27%, in Diedenhofen 28% und in Saargemünd gar 29% des weiblichen Geschlechts ohne Schulbildung. Mit Hülfe dieser Ziffern lassen sich dief Declamationen, welche die ultramontanen Reichsboten Elsaß-Lothringens schon mehrfach über die Vorzüge des französischen Unterrichts gegenüber dem jeßigen losließen, auf schlagende Weise auf ihren wahren Werth zurückführen. (Chronik.)

Geographi f ch e s.

Die,,Allgemeine Chronik des Volksschulwefens“ (1878) berichtet: Die Volkszählung von 1875 hat in Bezug auf die Bevölkerung der einzelnen deutschen Staaten folgendes Resultat ergeben: Preußischer Staat mit Lauenburg 25,742,404 Einwohner, Bayern 5,022,290, Sachsen 2,760,586, Württemberg 1,881,505, Baden 1,507,179, Hessen 884,218, Medienburg-Schwerin 553,785, Sachsen-Weimar 292,933, Mecklenburg-Strelit 95,673, Oldenburg 319,314, Braunschweig 327,493, Sachsen-Meiningen 194,494, Sachsen - Altenburg 145,844, Sachsen - Koburg - Gotha 182,599, Anhalt 213,565, Schwarzburg-Rudolstadt 76,676, Schwarzburg-Sondershausen 67,180, Waldeck 54,743, Reuß ä. L. 46,985, Reuß j. L. 92,375, Schaumburg-Lippe 33,133, Lippe 112,452, Lubec 56,912, Bremen 142,200, Hamburg 388,618, Elsaß-Lothringen 1,531,804 Einwohner. Zusammen 42,727,260 Einwohner.

Evang. - Luth. Schulblatt.

13. Jahrgang.

Juli 1878.

No. 6.

Die Lehrartikel der Augsburgischen Confession.
(Vorgetragen im Schulseminar zu Addison, Jl., von C. A. T. Selle.)

Artikel 17. Von Christi Wiederkunft zum Gericht.

Der 1. Theil dieses Artikels lehrt uns, was mit Christi Wiederkunft zum Gericht verbunden sein wird;

der 2. Theil enthält die Verwerfung der betreffenden Widersacher, und zwar:

a. derjenigen, welche die ewigen Höllenstrafen leugnen,

b. der Chiliasten.

Ad 1. Das Wiederkommen Christi, von dem hier die Rede ist, wird am jüngsten Tage stattfinden. Der jüngste Tag ist der lezte Tag der Welt. Die genaue Zeit, wann dieser kommen wird, ist uns verborgen (Ap. Gesch. 1, 7.: „Es gebühret euch nicht zu wissen Zeit oder Stunde, welche der Vater Seiner Macht vorbehalten hat." Matth. 24, 36.: „Von dem Tage aber und von der Stunde weiß Niemand, auch die Engel nicht im Himmel; sondern allein mein Vater.") Die Zeit des jüngsten Tages und somit auch die des Wiederkommens Christi ist uns deshalb verborgen, damit wir nicht sicher werden, sondern allezeit wachen mögen. Luc. 21, 36.:,,So seid nun wacker allezeit und betet, daß ihr würdig werden möget zu entfliehen diesem allen, das geschehen soll, und zu stehen vor des Menschen Sohn." Schon der heutige kann der jüngste Tag sein; wir sollen deshalb stets wachen, daß unsere Glaubenslampen allezeit brennend erfunden werden. Zu der Apostel Zeit konnte der jüngste Tag laut St. Pauli Zeugniß 2 Thess. 2, 3. 4. noch nicht kommen, wie es hier heißt: „Er kommt nicht, es sei denn, daß zuvor der Abfall komme, und geoffenbaret werde der Mensch der Sünde, und das Kind des Verderbens, der da ist ein Widerwärtiger, und sich überhebet über alles, das Gott oder Gottesdienst heißt, also daß er sich sehet in den Tempel Gottes, als ein Gott, und gibt sich vor, er sei Gott." Dieser Antichrist oder Widerchrist, von dem auch 1 Joh. 4, 3. 2, 22. 2, 18. 2 Joh. 7. und Offenb.

13 ff. geredet wird, ist aber jezt offenbaret; deshalb, und weil alle anderen Zeichen auf denselben schon erfüllt sind, kann nun auch jederzeit der jüngste Tag kommen. Wir erkennen den Antichrist im Pabste, den Gott durch Dr. Luther als solchen geoffenbaret hat. In der Apologie (S. 199, Müller S. 209) heißt es: „Also wird das Pabstthum auch ein Stück vom Reiche Antichristi, so es lehret, durch Menschengebote Vergebung der Sünden und Gott zu versöhnen", und in den Schmalkaldischen Artikeln (S. 298, Müller S. 308): daß der Pabst seinen Kopf über alle erhebt, zeiget gewaltiglich, daß er der rechte Antichrist oder Widerchrist sei, der sich über und wider Christum geseßt und erhöhet hat, weil er will die Christen nicht lassen selig sein ohne seine Gewalt, welche doch nichts ist, von Gott nicht geordnet noch geboten. Das heißt eigentlich über Gott und wirer Gott sich sehen, wie St. Paulus sagt 2 Thess. 2, 4." Der Pabst ist gewißlich der Antichrist, weil an ihm sich alle in der Schrift angegebenen Kennzeichen des Antichrists finden. Diese alle hier anzuführen, würde zu weit führen. Genug: der Pabst sizt im Tempel Gottes, d. i. er regiert mitten in der Kirche Gottes, alle päbstlichen Lehren sind der Lehre Christi und seiner Apostel geradezu entgegen, der Pabst gibt vor, er sei Gott, indem er sich Christi Stellvertreter auf Erden, Weg, Wahrheit und Leben nennt und sich Unfehlbarkeit zuschreibt. Leider gibt es auch unter denen, die lutherisch, ja streng lutherisch sein wollen, solche Leute, welche die Wahrheit, daß der Pabst der Antichrist ist, nicht anerkennen wollen, womit sie im Grunde das ganze Reformationswerk, das Gott nach Seiner überreichen Gnade durch Sein theures Werkzeug Dr. Luther ausgeführt hat, verleugnen; denn darin besteht recht eigentlich das Werk Luthers, daß er den Menschen der Sünde, das Kind des Verderbens offenbart und die Gewissen von seiner Tyrannei frei gemacht und zu Christo geführt hat. Man wendet freilich ein, die heilige Schrift bezeichne ja den Antichrist als Einzelperson, und deshalb könnten die Päbste, deren eine lange Reihe seien, nicht der Antichrist sein. Da ist denn zu wissen, daß die heilige Schrift auch sonst in gleicher Weise redet, als wenn z. B. Christus spricht: „Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist", so meint er hier unter dem Kaiser doch nicht blos die Einzelperson, die damals den römischen Kaiserthron inne hatte, sondern bezeichnet so alle Obrigkeit, die hier als Collectivperson gefaßt wird. Gleicherweise muß auch der Antichrist als Collectivperson gefaßt werden; denn einestheils wäre es rein unmöglich, daß eine Einzelperson hätte alle die Greuel verüben können, die die Schrift dem Antichrist zuschreibt, und doch dabei hätte einen so großen Anhang in der äußeren Christenheit erlangen mögen, wie abermals die Schrift sie diesem voraussagt; anderntheils sagt St. Johannes, 1 Joh. 4, 3., von seiner Zeit, der Widerchrist sei schon in der Welt", womit er vielleicht sein Absehen auf Diotrephes gehabt, von dem er 3 Joh. 9. schreibt: „Aber Diotrephes, der unter ihnen will hoch gehalten sein, nimmt uns nicht an", wogegen erst mit dem Tage Seiner Zukunft, d. i. am jüngsten Tage, Christus des Antichrists ein Ende machen

wird (2 Thess. 2, 8.). Da nun nach Johannis Zeugniß schon zu seiner Zeit der Widerchrist da war, so muß dieser jest fast 1900 Jahre alt sein. Man zeige uns doch eine so alte Einzelperson! Wenn die Herren von der Jowa-Synode sagen, sie stimmten vollkommen mit dem, was die lutherischen Symbole von dem Pabst als Antichrist sagen, aber das Antichristenthum müsse sich doch noch gipfeln in einer besonderen Person; so ist darauf zu antworten, daß weder Schrift noch Symbole etwas wissen von einer solchen Gipfelung. Die erträumte Einzelperson könnte auch gar nicht größere oder mehr Greuel bringen, als uns die Päbste schon gebracht haben. Wir sollen und wollen Gott in Ewigkeit dafür loben und preisen, daß Er uns durch Luther den Antichrist im Pabst geoffenbart hat, also daß wir nun von ihm befreit sind, nachdem er fast die ganze Christenheit unter sich gebracht hatte. —

Die heilige Schrift redet auch von einem Kommen des HErrn Christi in Seinem Evangelio und von Seinem Kommen in allerlei Gnadenerweisungen und in allerlei Strafgerichten. Sein Kommen am jüngsten Tage wird sich aber von solchem Kommen dadurch unterscheiden daß es ein fichtbares sein wird, wie es Ap. Gesch. 1, 11. heißt: Dieser JEsus, welcher von euch ist aufgenommen gen Himmel, wird wieder kommen, wie ihr Ihn gesehen habt gen Himmel fahren", also sichtbar.

Was mit dieser Wiederkunft Christi am jüngsten Tage verbunden sein. wird, lehrt uns der Artikel mit den Worten: zu richten, und alle Todten aufzuwecken, den Gläubigen und Auserwählten ewiges Leben und ewige Freude geben, die gottlosen Menschen aber und die Teufel in die Hölle und ewige Strafe verdammen.“ Der Zweck Seines Kommens ist also zunächst der, „zu richten“. Ehe Er aber das Gericht hält, wird Er alle Todten auferwecken, was z. B. Joh. 5, 28. 29. bezeugt: „Es kommt die Stunde, in welcher alle, die in den Gräbern sind, werden Seine Stimme hören und werden hervorgehen, die da Gutes gethan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Uebels gethan haben, zur Auferstehung des Gerichts." Wenn Christus dann das Gericht gehalten hat, wird Er den Gerechten, d. i. denen, die bis an's Ende im Glauben beharret, das ewige Leben geben, die Gottlosen, d. i. Ungläubigen dagegen, sammt den Teufeln, der ewigen Verdammniß übergeben. Daß Pein wie Leben ewig sein wird, bezeugt Christus Matth. 25, 46.: „Und sie werden in die ewige Pein gehen; aber die Gerechten in das ewige Leben."

Ad 2. Die Verwerfung der Widersacher,

a. derjenigen, welche die ewigen Höllenstrafen leugnen. Als solche führt uns der Artikel die Wiedertäufer auf, nämlich die der damaligen Zeit, während die jeßigen gewiß längst nicht alle hierher zu rechnen sind. Dagegen leugnen jezt, abgesehen von den Unitariern, die ja kaum Christen genannt werden können, die Universalisten überhaupt alle Höllenstrafen. Sofern sie nicht auch im Unitarianismus versunken sind, ist ihre Lehre, daß, da Christus, wahrer Gott und Mensch, die ganze Welt erlös't habe, nun

auch alle Menschen selig würden. Die ganze Schrift ist ein Zeugniß gegen diesen falschen Schluß der Universalisten, - so besonders auch die leßterwähnte Stelle. Es meinen diese Leute, jeder Mensch habe seine Hölle schon hier auf dieser Erde; jeder müsse hier selbst — was eine scheußliche Verleugnung des Werkes Christi ist seine Sünde abbüßen, so daß derjenige, welcher viel gesündigt, hier viel, wer dagegen weniger gesündigt, hier weniger zu leiden habe. Was leßteres betrifft, so wird es schon durch die Erfahrung fortwährend widerlegt; denn gar oft schweben in dieser Welt die Gottlosen oben auf, während die wahrhaft Frommen im Trübsalsofen schwißen. - In neuester Zeit greift unter den hiesigen Secten, wie in England, wo er zuerst aufgetaucht ist, der Irrthum erschrecklich um sich, daß die Gottlosen, die allerdings zur Hölle müßten, nachdem sie dort gebührend gepeinigt worden, von Gott gänzlich vernichtet würden. Diese falsche Lehre will man damit stüßen, daß man sagt, es sei Gottes unwürdig, mit ewiger Pein zu strafen. Die Leute erkennen eben noch gar nicht den Greuel der Sünde, und was es heiße, mit ihr den ewigen Gott zu beleidigen, und Matth. 25, 46. und ähnliche Sprüche gelten ihnen längst nicht das, was ihnen der Wahn ihres eigenen Hirns gilt. Andere Schwärmer, — auch solche, die sich Lutheraner nennen, besonders in Würtemberg, lehren eine Wiederbringung aller Dinge", nach welcher die freilich zuerst verdammten Gottløsen, ja selbst die Teufel schließlich selig werden sollen. Elende Träume, stracks wider Gottes Wort! - Daß die Rationalisten gleich den früheren Socinianern, die ja die Gottheit Christi und die Existenz des Heiligen Geistes gleichwie die eines persönlichen Teufels leugnen, keine ewigen Höllenstrafen zugeben wollen, versteht sich von selbst.

---

[ocr errors]

b. der Chiliasten. Das Wort Chiliasten kommt von dem Worte „Chiliade“, welches irgend eine Anzahl von Tausend bezeichnet. Chiliasten nun nennt man die Anhänger der Lehre von einem tausendjährigen weltlichen Reiche Christi auf Erden vor dem jüngsten Tage. Der Artikel spricht dieser gefährlichen Irrlehre das Urtheil in den Worten: „Item, hie werden verworfen etliche jüdische Lehren, die sich auch jezt ereignen, daß vor der Auferstehung der Todten eitel Heilige, Fromme ein weltlich Reich haben und alle Gottlosen vertilgen werden." Es ist grundfalsch, von irgend einem Reiche Christi auf Erden zu reden, das von wesentlich anderer Beschaffenheit wäre, als Sein jeßiges Reich unter uns. Die Chiliasten vermischen mit ihrer Lehre weltliches und geistliches Reich gar greulich und scheinen gar nicht zu wissen, daß Christus gesagt hat:,,Mein Reich ist nicht von dieser Welt." (Joh. 18, 36.) Sie haben eine „jüdische Lehre“, sofern die Juden ja auch glaubten und noch glauben, es werde ein Christus kommen, der ein weltliches Reich anrichten und sie zu großen Herren darin machen werde.

Die Chiliasten berufen sich für ihre Lehre hauptsächlich auf Offenb. Joh. 20. Hier wird wiederholt von tausend Jahren geredet, welche die Chiliasten als tausend gewöhnliche Sonnenjahre fassen. Sie meinen, daß

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »