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Worin besteht die rechte christliche Zucht, und wie lernt man sie üben?

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Der Verfall der Kirche. Entdeckungen und Erfindungen (Gutenberg,

Columbus.)

Reformation. Der 30jährige Krieg. Ludwig XIV.

Die Pariser Bluthochzeit.

Karl XII. und Peter der Große.

Friedrich der Große. Der siebenjährige Krieg.

Nordamerikanische Freiheitskriege.

Französische Revolution.

Napoleon I. Deutscher Freiheitskrieg. Erfindungen.
Nordamerikanischer Krieg. Schleswig Holstein.
Deutsch-Französischer Krieg.

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Worin besteht die rechte christliche Zucht, und wie lernt man sie üben?

Unter christlicher Zucht versteht man einestheils die Schulzucht im Allgemeinen oder Erziehung durch die Schule, anderntheils im besonderen Sinne die Schuldisciplin. Da nun der Mensch nicht nur für dieses Leben, sondern vornehmlich zum ewigen Leben geschaffen ist, so ist offenbar, daß die rechte christliche Zucht oder Erziehung nicht blos in der Bildung des Verstandes, sondern auch in der Bildung des Herzens nicht in einem bloßen Einwirken auf das Gefühl, sondern auch auf das Erkennen und Wollen bestehen müsse. Die Kinder sollen nicht nur mit den nöthigen Kenntnissen und Fertigkeiten für dieses Leben ausgerüstet, und zur Ordnung, Reinlichkeit, Aufmerksamkeit und guten Sitten angeleitet und gewöhnt werden, sondern vor allen Dingen zu Christo geführt, im Glauben gestärkt und erhalten werden, um das Ziel ihrer himmlischen Berufung, die ewige Seligkeit, zu erlangen. Kurz, unter christlicher Zucht im Allgemeinen ist demnach zu verstehen die Thätigkeit und rechte Wirksamkeit eines Lehrers, seine Schüler für

dieses und jenes Leben geschickt, und vor allem sie selig zu machen, oder, wie unsere alten Lehrer sagen, sie erziehen, daß sie fromm, geschickt und höflich werden. Die neueren Welt-,,Verböserer“ belieben sich darüber so auszudrücken: Die Kinder zum Wahren, Guten und Schönen anzuleiten. Daß in dem mir gestellten Thema nicht von der Schulzucht im Allgemeinen, sondern von der Schulzucht im besonderen Sinne die Rede ist, unterliegt wohl keinem Zweifel. Da ich nun nicht im Stande bin, dieses Thema, selbst in diesem Sinne, gründlich und ausführlich zu beleuchten, so werden meine lieben Collegen sich wohl oder übel begnügen müssen, wenn ich im Allgemeinen darüber ein wenig lalle, oder richtiger stottere. Ich werde demnach zuerst versuchen, die Frage zu beantworten:

Worin besteht die rechte christliche Zucht?

Die rechte christliche Zucht besteht, neben der nöthigen Unterweisung und Belehrung durch den Unterricht, besonders in treuer Aufsicht, Ermahnung, Warnung und Strafe von Seiten des Lehrers. Ein wesentlicher Bestandtheil der rechten christlichen Zucht ist unstreitig die Unterweisung und Belehrung durch den Unterricht. Der Unterricht selbst ist ein Zucht- oder Erziehungsmittel. Zucht und Unterricht lassen sich nicht trennen, sie gehen vereint ihren Weg und ergänzen sich gegenseitig. Durch den Unterricht müssen die geistigen Kräfte geweckt und geübt, durch die Zucht die fündlichen Lüste, Neigungen und Begierden unterdrückt und getödtet werden. Ohne treuen Unterricht in der reinen Lehre göttlichen Worts kann von rechter christlicher Zucht nicht die Rede sein. Die dem Lehrer anvertrauten Schüler find durch das Bad der heiligen Taufe Eigenthum des HErrn JEsu geworden; das in ihnen durch die Wiedergeburt erlangte geistliche Leben muß durch das füße Evangelium genährt, gestärkt und erhalten werden, damit sie so Eigenthum ihres HErrn bleiben und einst selig werden. Weil sie aber auch nach dem alten Adam das erbsündliche Verderben in sich tragen, so müssen sie durch das Gesez ihr natürliches Verderben, ihr sündliches Thun und Lassen erkennen; ihre Erkenntniß und ihr Gewissen muß geschärft werden, daß sie je länger je mehr die Sünde in ihrer Abscheulichkeit und Größe erkennen und vor der damit verbundenen Strafe erschrecken. Durch den Religionsunterricht soll das Kind vom Bösen ab und zum Guten angehalten, von der Erde, Sünde und Verderben zum Himmelreich geleitet und geführet werden. Auch beim Unterricht anderer Gegenstände, wie Schreiben, Singen, Geographie, verbunden mit Natur- und Weltgeschichte, soll der Lehrer dies Ziel im Auge behalten. Es bedarf wohl kaum der Erwähnung, daß bei jeglichem Unterricht der Lehrer sein Absehen haben müsse auf die Bildung des Verstandes, Beugung des Willens und Leitung der Gefühle und Empfindungen. Die Erfahrung lehrt aber leider, daß auch der beste Unterricht allein das sündige, schwache, leichtsinnige, oft auch boshafte Herz nicht zum gewünschten Ziele führt. Um aber dies zu erreichen, ist zu

einer rechten christlichen Zucht vor allen Dingen nöthig eine treue Aufsicht des Lehrers.

Der Lehrer soll Aufsicht führen über seine Schüler, er soll ihr Seelsorger sein, der da wachet über ihre Seelen, und einst Rechenschaft dafür geben muß. Seine Aufsicht muß sich über Alle erstrecken und darf doch dabei auch den Einzelnen nicht aus dem Auge lassen. Er hat dafür zu sorgen, daß Alle Christo zugeführt werden, und sie zu pflegen, daß sie ein Eigenthum ihres HErrn JEsu bleiben. Darin sei er so treu, als ob er allein der Sorger und Pfleger der Kinder sei, und nicht JEsus, der gute Hirte; und doch auch so demüthig, daß er immer des Worts eingedenk bleibe:,,Ohne mich könnet ihr nichts thun." Die treue Aufsicht soll sich erstrecken auf das Thun und Lassen der Kinder, auf ihre Neigungen und Leidenschaften, auf die Gefahren, die ihnen drohen, auf die Versuchungen, denen sie ausgesezt sind. Der Lehrer soll auf die Schüler Acht haben beim Unterricht, beim Spiel, auf dem Schulwege, und sonst, so viel wie möglich, auch außer der Schule. Merkt ein Kind, daß solches geschieht, so fängt es an, auf sich selbst Acht zu haben, wird besonnener und vorsichtiger. Ein Lehrer muß aber auch seine Schüler so beobachten, daß sie es nicht merken, sich unbeobachtet glauben, und sich zeigen, wie sie wirklich sind, damit er die Aeußerung ihres Herzens und die Darstellung ihres eigentlichen wahren Charakters wahrnehme. Die rechte Kenntniß vom einzelnen Kinde erlangt der Lehrer nur durch treue Aufsicht und Wachsamkeit, durch einen innigen Verkehr mit demselben; und je größer die Verschiedenheit unter den Kindern ist, desto nöthiger und nothwendiger ist es, auf die Kinder Acht zu haben. Wie leicht kann ein Lehrer ohne die nöthige Kenntniß in der rechten christlichen Zucht fehlen! Er verfährt wohl rauh und hart gegen ein Gemüth, das durch wenige ernste Worte schon tief gerührt und bewegt wird, oder er verschwendet milde Worte, reizet und locket nur, wohin ein Hammer gehört, der Felsen zerschmeißt. Manchmal hält er eine tiefe, innere Betrübniß für Troß, und äußere erheuchelte Thränen für Reue und Buße. Wie sehr fehlt es da an rechter Zucht, wo der Stock geschwungen wird, wenn ein liebevoller ernster Blick des Lehrers ausreicht, den Schüler von einem Fehler zurückzuhalten, zurückzubringen, oder ihn zu etwas Gutem anzutreiben! Wo ein Blick ausreicht, da spare der Lehrer selbst die Worte, damit sie den Kindern nicht wohlfeil werden. Weil aber leider nur zu oft der Blick des Lehrers den gewünschten Zweck nicht erreicht, so muß er seine Zuflucht zum Ermahnen und Warnen nehmen, und dies ist das Dritte, worin die rechte christliche Zucht besteht.

Sollen aber die Ermahnungen und Warnungen nicht ohne Erfolg bleiben und als ein leerer Schall zurückkehren, so müssen sie vor allen Dingen von Herzen kommen. Denn was von Herzen kommt, das geht zu Herzen. Sie müssen aber auch zur rechten Zeit und nicht in Aufregung und im Zorn geschehen; sie müssen kurz, bündig, wohlüberlegt und keine lange Predigt sein. Beweggründe des Eigennußes und Ehrgeizes sind unnüß und schädlich. Die

Ermahnungen und Warnungen müssen aber, so viel als möglich, auf die mannigfaltigste Weise eingerichtet werden, damit sie den Kindern nicht verdrüßlich fallen. Die Ermahnungen und Forderungen müssen fest und entschieden sein. Merken die Schüler, daß der Lehrer nachgiebig und schwankend ist, daß er wohl drohe, aber die Drohung nicht ausführe, dann kann er ermahnen, warnen, drohen, wie er will, es ist doch umsonst. In vielen Fällen ist es besser, unter vier Augen zu ermahnen. Das Kind ist dann gemeiniglich vertraulicher und offener, das Herz zugänglicher, und die Scham vor den Mitschülern wird dadurch gemildert. Es fühlt auch mehr das Väterliche und Liebreiche in den Worten des Lehrers. Beim Ermahnen und Warnen hat ein Lehrer sich sehr zu hüten, einseitig zu handeln, um nicht nur auf das äußerliche Thun und Lassen einzuwirken, und dadurch nur äußerliches, oberflächliches Leben zu erzielen, sondern er muß auch dahin wirken, daß das Herz fest und bleibend eine Wohnung des Heiligen Geistes werde, der die rechte Kraft gibt zum Wollen und Vollbringen. Zugleich vermeide er ein stürmisches, ungeduldiges Drängen und Eilen, weil gar leicht tacurch den Kindern Muth, Freudigkeit und Lust zum Guten benommen, und Gleichgültigkeit und Widerwille, ja wohl gar Troß oder Heuchelei erzeugt wird. „Ja“, wird mancher meiner Collegen sagen, „das weiß ich alles wohl, habe auch bisher alle meine Ermahnungen und Warnungen in dieser Weise ausgeführt, bin selbst noch einen Schritt weiter gegangen, habe den Kindern Gottes Zorn und Ungnade, zeitliche und ewige Strafen angekündigt, um sie zur Umkehr und zu einer rechtschaffenen Buße zu bewegen; es war aber alles umsonst, die gewünschte Frucht blieb aus.“ Wohlan, so höret weiter. — So wie nun Gott selbst nach vergeblichen Ermahnungen, Warnungen und Drohungen uns oft unsere Sünden an Leib und Seele schmerzlich empfinden läßt, so soll auch der Lehrer, nach vergeblicher Ermahnung und Warnung, die Schüler vom Bösen abzuschrecken, als leßtes Mittel, das Strafen nicht versäumen; und das ist das Vierte, worin eine rechte christliche Zucht besteht.

Kein Theil der christlichen Schulzucht fordert wohl mehr Weisheit und Vorsicht von Seiten des Lehrers, als das Strafen. Wir stimmen nicht mit denen, welche die Schule zu einer Prügelanstalt machen, aber auch eben so wenig mit denen, welche alle körperliche Züchtigungen verwerfen. Fordert doch das Wort Gottes dazu auf, die Ruthe zu gebrauchen. Salomo bezeugt: ,,Wer seiner Ruthen schonet, der hasset seinen Sohn." Und: „Thorbeit stecket dem Knaben im Herzen, aber die Ruthe der Zucht wird sie ferne von ihm treiben." Soll aber das Strafen von heilbringenden Folgen sein, so geschehe es nicht zur Unzeit. Man strafe nie in der ersten Aufregung und im Zorn, besonders nie während des Religionsunterrichts. Auch strafe man nicht eher, als bis das Kind erkannt hat und in seinem Gewissen überzeugt ist, daß es die Strafe wohl verdient habe. Um öfteres Strafen zu vermeiden, hüte sich ein Lehrer vor zu vielen die Schulzucht betreffenden Gesezen; denn wo viele Geseße sind, ist auch viel Uebertreten derselben. Daß das

lästige Strafen immer seltener vorkomme, sei der Lehrer immer selbst munter und beschäftige die Kinder hinlänglich. Dadurch werden die muntern und leichtsinnigen Kinder gefesselt, daß sie mit ihren Gedanken nicht herumschweifen oder allerhand bösen Einfällen nachbängen; die Faulen werden dadurch ermuntert, ihrer natürlichen Trägheit nicht Raum zu geben. Auch darf die Strafe das Maß des Verbrechens nicht überschreiten, sondern muß nach dem Grade des Verbrechens abgemessen werden. Die Größe der Sünde ist nicht sowohl nach dem äußerlichen Ausbruch, als vielmehr nach dem bösen Willen der Kinder zu beurtheilen. Daß bei der Wahl der Strafen die Geschlechter, Temperamente, häusliche Erzichung, Alter der Kinder und Art der Sünden Berücksichtigung finden müssen, unterliegt wohl keinem Zweifel. In Bezug auf das Strafen bei Mädchen muß das Strafmaß nicht nur ein geringeres, sondern auch die Art und Weise der Ertheilung desselben eine schonendere und zartere sein, als bei Knaben. Unverzeihlich wäre es sowohl bei Knaben als bei Mädchen, wenn Zanksucht, Lüge, Widerseßlich. lichkeit, Diebstahl, versäumte Schulstunden, Grobheit, Nachlässigkeit, Plauderei und Unaufmerksamkeit auf gleiche Weise bestraft würde. Ein zanksüchtiger und unverträglicher Schüler wird eher gebessert werden, wenn er während der Schulzeit allein geseßt, und wenn möglich auch außer der Schule (durch Autorität des Lehrers) vom Umgange mit andern Kindern fern gehalten wird; ein Lügner, wenn ihn der Lehrer längere Zeit sein Mißtrauen fühlen läßt; ein Plauderer, wenn er in der Nähe des Lehrers oder zwischen ruhigen und ernsten Kindern seinen Plaß erhält; ein Fauler, wenn er im Beisein des Lehrers nach der Schule seine Lection nachholen und lernen muß. Ein widerspenstiger troßiger Schüler wird gewiß mit härteren Strafen zu züchtigen sein, und der Stock wird bei solchen seine guten Dienste thun. Nicht ohne Nußen wird es sein, wenn ein Lehrer im Allgemeinen Veränderungen. der Strafen eintreten läßt, er selbst aber dabei unveränderlich, fest und entschieden bleibt, und allezeit seinen Ernst und Eifer gegen alles Böse zu erkennen gibt. In Bezug auf alle Arten der Strafen schließe ich mit den Worten eines Lehrers: Die Liebe dictire, die Vorsicht regiere und die Würde vollführe dieselben. Nun ist freilich von der Theorie bis zur Praxis ein weiter Weg. Man kann Vieles wissen, aber was die Ausführung desselben betrifft, wird noch Manches zu wünschen übrig bleiben. Ich werde daher mit wenigen Worten noch versuchen zu zeigen:

Wie lernt man die rechte christliche Zucht üben?

Ein Haupthinderniß, zur rechten Uebung christlicher Zucht zu gelangen, ist der Gedanke, daß man es wohl verstehe, und daß man sich selbst zu viel zutraut. Daher möchte ich zuerst die Warnung des Apostels vorausschicken: Haltet Euch nicht selbst für klug." Diejenigen, welche meinen, sie haben die rechte Zucht schon üben gelernt, die wissen nicht, was sie sagen, und haben gewiß den rechten Begriff von christlicher Zucht noch nicht gefaßt, noch weniger

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