ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

rechte Zucht üben gelernt. Zu einer rechten Uebung christlicher Zucht zu kommen, ist vor allen Dingen eine recht lebendige Selbsterkenntniß unerläßlich nothwendig. Wer nicht sein eigenes Unvermögen, Unwissenbeit und Sündhaftigkeit im Lichte göttlichen Worts erkannt hat, wird schwerlich auf die rechte Weise Zucht üben. Ohne rechte Selbsterkenntniß wird er oft zu viel von den Kindern fordern, oder zu nachgiebig gegen dieselben sein, entweder zu lar oder zu streng verfahren und selten die rechte Mitte treffen. So bekannt es auch allen sein mag, so erscheint es mir doch nicht überflüssig, hier hinzuweisen auf die unversiegbare Quelle aller Weisheit, auf das helle Licht, das uns den Weg zeigt, wie wir rechte christliche Zucht üben lernen, auf das Wort Gottes. In dem Worte Gottes wird der Lehrer auch finden die Kraft zu der rechten Treue im Glauben und Ausharren, und zu der rechten Liebe und Geduld, die ihm so sehr von Nöthen ist. Glauben muß der Lehrer, daß sein Amt ein heiliges, und das Ziel seines Strebens ein ewiges ist. In all seinem Wirken muß die Seligkeit seiner Schüler sein höchstes Ziel sein. In diesem Glauben muß der Lehrer Zucht üben und arbeiten und darinnen verharren, wenn auch die ersehnte Frucht nicht zum Vorschein kommt und das Auge wohl gar nur Dornen und Disteln erblickt; er vergesse nicht, daß wir nur säen und jäten können, aber das Gedeihen von oben kommen muß. Ein Lehrer bleibe dann nur selbst fest stehen auf dem untrüglichen Wort seines Gottes und halte sich an die Verheißungen im Evangelio. Alle christlichen Pädagogen stimmen darin überein, daß nur der Lehrer seine Schüler zu einem rechten Glauben und gottgefälligen Leben ziehen kann, der selbst auf dem Grunde göttlichen Worts steht und dasselbe zur Richtschnur seines Handelns auch in Bezug auf Zucht macht. Darum sei dem Lehrer das Wort Gottes sein täglicher Unterricht, seine liebste Beschäftigung, setn tägliches Brod, daß er darinnen lebe, wie der Fisch im Wasser, daß er von Tag zu Tag zunehme und wachse in der Erkenntniß und Verständniß desselben.

Das Wachsen in der Erkenntniß dient aber vornehmlich dann zu einer rechten Zucht, wenn der Lehrer selbst durch sein Beispiel den Kindern voranleuchtet. Das Beispiel übt eine besondere Macht auf den Willen und Nachahmungstrieb der Kinder aus. Gutes Beispiel ist die halbe Erziehung, sagt ein berühmter Schulmann; es ist die stillste, aber kräftigste Anleitung und Gewöhnung. Darum ist das Beispiel, welches ein Lehrer seinen Kindern gibt, von großer Wichtigkeit. Das Amt eines Lehrers ist ein Hirtenamt; ein Hirt geht der Heerde voran, und leitet und gewöhnt sie durch seinen Vortritt. Willst du, lieber College, rechte christliche Zucht üben lernen, so sei ja nicht leichtsinnig und sorglos in Ansehung deines Wandels. Man kann in Gegenwart der Schüler nie zu behutsam sein. Alle haben ihre Augen auf uns gerichtet, und sie sehen schärfer, als man oft meint. einziger Augenblick, in welchem man sich vergißt und den Kindern unsere Fehler und sündlichen Schwachheiten zeigt, kann einen tiefern Eindruck bei ihnen machen, als alle guten Lehren und Ermahnungen je gemacht haben.

Ach, welcher Lehrer wird nicht, wenn er daran denkt, oft Veranlassung finden, die fünfte Bitte zu beten, und in Bezug auf seine ganze Schulzucht zu seufzen haben: Lieber Gott, mache Du wieder gut, was ich böse gemacht habe!

Um rechte christliche Zucht üben zu lernen, will ich schließlich nur noch an Eins erinnern, an das Allernöthigste, an ein rechtes Universalmittel, an das liebe Gebet. Erst zu beweisen, daß das Gebet ein so wirksames Mittel zur Ausübung christlicher Zucht sei, halte ich nicht nur für überflüssig, sondern auch, meinen lieben Collegen gegenüber, für eine Beleidigung, da wir ja alle wissen, daß alle guten und alle vollkommenen Gaben von oben herabkommen, von dem Vater des Lichts; und rechte Zucht üben lernen, ist gewiß für Lehrer nicht eine der geringsten Gaben. Ich wollte nur mich selbst und Euch dadurch ermuntern, feinen Tag vorübergehen zu lassen, ohne für uns und unsere Schüler Gott um seinen Heiligen Geist gläubig anzurufen. Der treue Gott muß ja die Last und Bürde unsers Berufs tragen helfen; denn ohne ihn vermögen wir nichts. Er muß uns Kraft und Weisheit geben, unsere uns anvertrauten Kinder recht zu ziehen, zu Christo zu führen und bei ihm zu erhalten. Gott ists allein, der unser Wort und Wirken segnen muß, wenn wir nicht vergebens an unsern Kindern arbeiten wollen. An Gottes Segen ist Alles gelegen.

Sollte Gott Gnade geben, daß wir alle durch diese wenigen Worte zu einem brünstigen und gläubigen Gebet um Gottes Segen, Weisheit und Kraft in unserm Amte angeregt und ermuntert würden, so wäre vorliegende Arbeit, so unvollkommen und mangelhaft sie auch ist, doch nicht ohne Frucht und Nußen, welches vom HErrn der Kirche für mich und Euch erbittet Euer die christliche Zucht noch täglich üben lernender College

Ed. Roschke.

(Eingesandt.)

,,Neue Methode der Addition

im Zahlenraum von 1-20." (Von Zinn in Friesad.)

Unter den verschiedenen Gebieten der Volksschul- Pädagogik ist dasjenige des Rechnens wohl am reichlichsten mit Methoden und Anleitungen versehen. Ihre Zahl ist so groß, daß es dem Lehrer fast schwer fallen muß, unter allen diesen Erscheinungen das Brauchbarste herauszufinden. Mancher Schulmann bietet den Volksschulen das Ergebniß seiner Arbeit dar und glaubt, damit Neues und Gutes zu bieten. Er fällt auf neue Manieren und Experimente und bietet dies Machwerk dem Lehrenden und Lernenden als ,,Neue Methode“ an. Eine derartige Methode ist die oben erwähnte (,,Schulblatt", Jahrgang 1877, Seite 18-25), welche in ihrem Schlußwort den Forderungen der Jestzeit insofern entspricht, als sie wie jede andere

gute Methode das Rechnen nicht blos dem Gedächtniß einpaukt, sondern vielmehr durch die Art der Einübung alle daran betheiligten Kräfte des Kindes erregt und stärkt.

Der Verfasser will uns durch seine Arbeit also etwas Neues, Gutes und Zeitgemäßes geben. Ob ihm dies gelungen, wird die Arbeit bei ihrer Betrachtung selbst ergeben.

Eine Rechenmethode, will sie als eine neue ihre Anerkennung finden, muß neue Ideen, neue Grundsäge enthalten, welche dem Rechnen eine ganz neue Richtung geben. In derselben muß etwas nur ihr Eigenes zu finden sein, wodurch sie sich von allen andern Methoden wesentlich unterscheidet. Diese eine neue Methode kennzeichnenden Merkmale sind in des Verf. Arbeit nicht zu finden. Zeigt er uns damit wohl etwas Neues, wenn er den Anfang mit Vorwärts- und Rückwärtszählen von 1-20 macht? Gewiß nicht! Die zweite und dritte Uebung: Vorwärts- und Rückwärtszählen mit Ueberspringung je einer Zahl 1, 3, 5.....; 2, 4, 6.....; die Verdoppelung der Zahlen in reihenweiser Uebung, als: 1+1=2; 2+2=4; 3+3=6 x.: was enthalten sie Neues? Nichts, was eine neue Methode kennzeichnet. Auch die folgenden Uebungen, als: 6+7, Addition zweier Zahlen, von denen die eine um eine Einheit größer ist als die andere; Addition zur 10; zur 9: zur 8; Addition zweier Zahlen, die sich um zwei, drei und vier Einheiten unterscheiden, charakterisiren selbst dann noch keine neue Methode, wenn ihre Aufeinanderfolge auch eine bis dahin gänzlich unbekannte ist; denn das Einzelne ist nur eine neue Manier, ein neues Experiment, während das Ganze sich auf die Methode: „Die 4 Species in ihrer Gesondertheit mit reinen Zahlen" gründet, welche wohl die älteste von allen durch die Geschichte der Rechenmethodik nachgewiesenen Rechenmethoden ist.

Fassen wir nun die Art der Einübung näher ins Auge, so finden wir, daß auch hierin den Schulen nichts Neues geboten wird. Insofern nicht, als sich dieselbe auf etwas allgemein Bekanntes gründet, nämlich auf das Rechnen mit Vortheilen. Bei der Addition z. B. wendet man sie an, indem man, anstatt 99 zu addiren, 100—1; anstatt 98, 100–2 nimmt. Ist die Art der Einübung in der vom Verf. dargelegten Methode vielleicht eine andere, wenn derselbe, anstatt 7 zu addiren, 6+1; anstatt 9, 10-1; anstatt 8, 10-2 nimmt? In feiner Hinsicht! Zugegeben, der Verf. bat biermit insofern einen neuen Lehrgang erfunden, als er das Rechnen mit Vortheilen auf der ersten Stufe anwendet, gleichsam den Grund fürs Rechnen damit legt, während dasselbe, soweit mir bekannt, erst bei gut unterrichteten Kindern zur Anwendung gelangt, so hat er mit demselben noch keine neue Methode dargeboten. Das Ganze ist und bleibt ein Zahl-Zifferrechnen, gleichbedeutend mit der vorhin erwähnten Meth.de, in welcher die vorliegende Addition ibi Fundament hat.

Gehen wir nun in der Arbeit weiter, so finden wir am Ende einer jeden Uebung eine Regel. Angenommen, dieselben sind nagelneu, jo machen ste

noch lange keine neue Methode aus; denn das Regelrechnen ist so alt, daß es wohl als dagewesen zu betrachten ist; wenn es auch noch in einzelnen Schulen zum Nachtheil der Schüler Anwendung findet. Mit einer neuen Methode haben wir es bier nicht zu thun; sehen wir nun, ob mit einer guten und zeitgemäßen.

Die Merkmale einer guten Rechenmethode gibt der Verf. auf Seite 23 und 24 an, indem er sagt: „Von einer guten Rechenmethode verlangt man 1. Anschaulichkeit, 2. Leichtigkeit der Anwendung; 3. lebhafte Erregung der Berstandestbätigkeit der Schüler. Was diese drei Punkte anbetrifft, so glaube ich, daß diese von mir dargelegte Methode kaum etwas zu wünschen übrig lassen wird. Erstens: sie ist anschaulich, denn sie geht stets von der concreten Einbeit aus." Bleiben wir bei diesem Punkte zunächst stehen, so ergibt derselbe folgende Säge: Eine gute Rechenmethode ist anschaulich. Ohne Anschaulichkeit keine gute Rechenmethode. Anschaulich ist sie aber nur dann, wenn sie stets von der concreten Einheit ausgeht. Stets von der concreten Einheit ausgehen, kann doch unmöglich etwas anderes heißen als, daß man mit ihr den Anfang macht und dieselbe überall zur Anwendung bringt. Der Verf. ist aber anderer Ansicht, deshalb geräth seine Praris auch mit der Theorie in einen unverzeihlichen Widerspruch, welcher eine Methode doch gewiß zu feiner guten stempelt.

Der Verf. macht den Anfang, wie wir gesehen, mit Vorwärts- und Rückwärtszählen von 1-20. Ist darin ein Ausgehen von der concreten Einheit ersichtlich? Nein! In den beiden darauf folgenden Uebungen ebensowenig. Mit der Uebung 4. wird das Rechnen anscheinend dadurch concret, daß der Verf. hier Striche als Anschauungsmittel heranzieht. Ich sage, anscheinend, denn in Wirklichkeit ist er dadurch dem Princip des anschaulichen Rechnens noch keineswegs näher gerückt. Das Ganze ist und bleibt ein abstractes Rechnen, ein Rechnen mit reinen Zahlen.

Um meine Behauptung einigermaßen zu begründen, muß ich das Princip des auf Anschauung gegründeten Rechnens mit wenig Worten berühren. Pestalozzi, der Vater des Anschauungsunterrichts, sagt hierüber: „Eine auf Anschauung beruhende Methode muß den naturgemäßen Weg einschlagen. Das thut sie, wenn sie vom Nahen zum Fernen, vom Leichten zum Schweren, vom Bekannten zum Unbekannten fortschreitet." Beobachtet dies die vorliegende Methode? Nein! Wenn sie verlangt, daß das Kind die Zahlen von 1-20 dem Lehrer nachspricht, so frage ich: „Was ist dem Kinde davon wohl bekannt, was unbekannt, was liegt ihm nah, was fern?" Alles gleich unbekannt, alles gleich fern. Was das Wort 1, 2, 3 oder 20 bedeutet, kann nur der wissen, wer es erlernt hat. Das Kind lernt nach obi.em Verfahren die Bedeutung eines solchen Wortes nicht, darum ist das Rechnen auch kein anschauliches.

Der anschauliche Rechenunterricht führt den Schüler behutsam in die ihn umgebende Welt, indem er Dinge aus dem praktischen Leben nimmt, so

weit diese eben in den Gesichtskreis eines in die Schule eintretenden Kindes fallen. Die in Rede stehende Methode thut gerade das Gegentheil, ste vält das Kind längere Zeit in der Abstraction gefangen und fern von dem, was es umgibt. Sie ist hierin also keine anschauliche Methode und darum nach eigenem Urtheil des Verf. auch keine gute. Ferner auch insofern nicht, als sie das Sprachvermögen nicht bildet. Eine gute, anschauliche Rechenmethode veranlaßt den Lehrer, das Kind auf der Unterstufe dahin anzuleiten, daß es das Wahrgenommene in Worte faßt, die es langsam und deutlich, laut und bestimmt auszusprechen hat. Sie macht auch hiermit wiederum den Anfang, denn sie weiß, daß das Kind nicht früh genug zum mürdlichen Ausdruck angehalten werden kann. Weil der Verf. keine Sorge für die Ausbildung des Sprachvermögens trägt, so erzielt er mit seinem Rechnen auch keine guten Früchte; denn Schüler, nach seiner Anleitung unterrichtet, können auf den weitern Stufen nur in wenig Fällen das Wahrgenommene in Worte fassen, was zur Folge hat, daß der Unterricht dadurch bedeutend erschwert und dem Schüler die rechte Freudigkeit daran geraubt wird. Eine Methore, die dies erzielt, ist gewiß keine gute.

Wenden wir uns nun zu dem zweiten Merkmal einer guten Rechenmethode, welches der Verf.,,Leichtigkeit der Anwendung" bezeichnet und von seiner Methode hierzu sagt, daß sie auch in diesem Punkte nichts zu wünschen übrig lassen wird; denn sie gestatte eine möglichst schnelle und bequeme Ausführung der verlangten Operationen. Diese Möglichkeit will ich nicht in Abrede stellen, sondern sogar zugeben, daß der Verf., wenn er die Regeln den Kindern recht faßlich zu machen versteht, sie ihnen durch die Menge der beigefügten Beispiele sest einprägt, die schnelle Ausrechnung, ja, eine staunenswerthe Fertigkeit erzielen kann. Aber wozu? Das Leben verlangt sie nicht, und von wem es sie verlangt, der wird sie durch Uebung schon gewinnen, ist in der Schule nur ein gutes Fundament gelegt. Ein solches legt der Verf. aber mit seiner Methode nicht. Er pfropft in den Kopf des kleinen Anfängers 10 Regeln, wenn auch nur dem Inhalte nach, die bei seiner Erfindungsgabe im Fortgang des Rechnens gewiß zu einer solchen Menge anwachsen, daß der Schüler sie unmöglich verdauen kann. Angenommen, sämmtliche Regeln find Eigenthum der Schüler geworden, sie können dieselben mit Leichtigkeit anwenden, jede Aufgabe schnell und sicher rechnen, welcher Nußen erwächst ihnen daraus? Ein nur sehr geringer. Der mühsam aufgeführte Bau bricht bald zusammen. Eine Regel geht nach der andern verloren und die dem Gedächtniß noch treu bleiben, befähigen den nach Regel- und Formelwesen unterrichteten Rechenschüler nicht, sich im Rechnen, sobald dasselbe im bürgerlichen Leben an ihn herantritt, sicher zu bewegen.

Eine gute Rechenmethode verfolgt einen viel wichtigern Zweck als die vorliegende Methode; nämlich den, daß das Kind in der Schule lerne, sich im bürgerlichen Leben durchzurechnen. Sie nimmt deshalb von Anfang an concrete Dinge und läßt an denselben die Abstraction vollziehen. Sie knüpft

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »