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gehört mehr unter die Ausnahmen, als unter die Regeln; aber diese Ausnahmen häufen sich in dem Maße, als die Kinder mehr Gelegenheit haben, aus ihrem Lebenskreise herauszutreten und die Fehler der Erwachsenen sich anzueignen. Nothwendig müssen die, welche man mitten in der Gesellschaft erzieht, frühzeitiger Unterweisung erhalten, als diejenigen, welche man in der Zurückgezogenheit erzieht. Die abgesonderte Erziehung würde also vorzuziehen sein, wenn sie der Kindheit auch nur Zeit gäbe, reif zu werden.“

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All das Unwahre und meistentheils sich selbst Widersprechende, was Rousseau im Folgenden über die Kinder sagt, die,,,beinahe von ihrer Geburt an Männer sind“, wie auch alles das, was er über das „Gedächtniß“ und das Urtheil" der Kinder überhaupt vorbringt, wollen wir überschlagen und nur noch einen kurzen Ausspruch über die Bildung des Willens" anführen. Er, der es nie gelernt hat, seinen Eigenwillen zu verleugnen, sagt: „Laßt ihr es (das Kind) Herr über seinen Willen sein, so werdet ihr keinen Eigensinn nähren. Da es stets nur thut, was ihm ansteht, so wird es bald nichts weiter thun, als was es thun foll; und wiewohl sein Körper immer in Bewegung ist, so werdet ihr doch, sobald als es seinem gegenwärtigen und fühlbaren Interesse gilt, die ganze Vernunft, deren es fähig ist, hervortreten sehen, und zwar viel besser und auf eine viel eigenthümlichere Weise als bei bloßen Verstandesübungen. Wenn also das Kind Einen nicht bedacht darauf findet, ihm entgegen zu sein, es also kein Mißtrauen in Einen sezt, nichts zu verheimlichen hat, wird es Einen auch nie betrügen, nie beleidigen; wird sich ohne Furcht zeigen, wie es ist. — Jhr wendet mir den Eigensinn der Kinder ein und ihr habt unrecht. Der Eigensinn der Kinder ist nie das Werk der Natur, sondern einer schlechten Zucht. Er ist entstanden, weil sie entweder gehorchen mußten oder befehlen konnten. Aber ich habe schon hundertmal gesagt, daß weder das Eine noch das Andere stattfinden darf. Euer Zögling wird also nur die Grillen an sich haben, die ihr ihm beibrachtet. Es ist darum recht, daß ihr die Strafe aller Fehlgriffe leidet."

Und hiermit soll es nun auch genug sein, Rousseau's „Erziehungsmaßregeln" zu untersuchen. Es efelt uns an, uns durch Abhandlungen hindurch zu arbeiten, die durchweg nur Unwahrheiten, die gröbsten Widersprüche, Zeugnisse von der gemeinsten Feindschaft gegen Gott enthalten; und der Nußen, den wir für den christlichen Leser im Auge hatten, kann aus dem bereits Mitgetheilten hinreichend geschöpft werden. Der hochberühmte Philosoph kennt weder Gott, noch die Welt, noch sich selbst und tappt überall im Finstern, selbst da, wo er die Wahrheit zu sagen und das Rechte zu treffen scheint. Von Natur reich begabt, auch zum pädagogischen Schriftsteller begabt, steht er jeglichem Einflusse der göttlichen Wahrheit und Gnade fern; ja, er ist statt dessen so in die Sünde, namentlich in Eitelkeit und Selbstüberschäßung, versunken, daß er ganz unfähig ist, auch natürliche Dinge recht zu beurtheilen und in Sachen, die der Erfahrung aller Menschen sich nicht entziehen können, die Wahrheit zu erkennen. Emil" ist die Dichtung

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eines unmoralischen, eitlen Phantasten, der nie erkannt hat, worauf es bei der Erziehung eigentlich ankommt, der auch nie versucht hat, Ein Kind wahrhaft zu erziehen. Doch eben darum haben Pädagogen gleicher GeFinnung und Herzensrichtung so großes Wohlgefallen an ihm; während ein Christ sich mit Abscheu von ihm und seinen Grundsäßen abwenden muß. Lassen wir der tollen Welt diesen schmußigen Meister ihrer falschen Pädagogik; wir haben durch Gottes Gnade andere Männer, die in Wahrheit Großes ausgerichtet haben.

L.

Die Lehrartikel der Augsburgischen Confession.
(Vorgetragen im Schulseminar zu Addison, Jα., von C. A. T. Selle.)

Artikel 18. Vom freien Willen.

(Vergleiche S. 209 ff. 478 ff. 531 ff.

Müller: S. 217 ff. 523 ff. 587 ff.)

Der freie Wille ist das Vermögen, das Gute frei zu wählen und das Böse frei zu verwerfen. Fragt es sich nun, ob der Mensch einen freien Willen habe, so ist vor allem in's Auge zu fassen, daß der Wille des Menschen nach ,,vier ungleichen Ständen" betrachtet werden kann: 1.) vor dem Fall, 2.) nach dem Fall, 3.) nach der Wiedergeburt, 4.) nach der Auferstehung des Fleisches. (S. 478. Müller: S. 523.) Jm 18. Artikel nun ist die Rede vom Willen des Menschen nach dem Falle und vor der Wiedergeburt. Es wird hier

a. gezeigt, inwiefern der Mensch nach dem Falle einen freien Willen habe;

b. gezeigt, inwiefern der Mensch nach dem Falle keinen freien Willen habe;

c. ein Zeugniß Augustin's für beides angeführt.

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Inwiefern der Mensch nach dem Falle einen freien Willen habe, zeigt der Artikel in den Worten: Vom freien Willen wird gelehret, daß der Mensch etlichermaßen einen freien Willen bat, äußerlich ehrbar zu leben und zu wählen unter denen Dingen, so die Vernunft begreift." Auch der natürliche Mensch kann wohl ein äußerlich ehrbares Leben führen, wie wir ja denn sehen, daß selbst manche Heiden ihre Berufsobliegenheiten erfüllen, daß auch sonstige Unwiedergeborene dienstfertig gegen Andere sind, ihnen helfen in der Noth, sich vor groben äußeren Sünden hüten ic. Ueberhaupt kann der natürliche Mensch solche Dinge wählen und thun, so die Vernunft begreift", wie Augustin (ad 2.) solche Dinge anführt, als:,,auf dem Acker zu arbeiten oder nicht, zu essen, zu trinken, zu einem Freunde zu gehen oder nicht, ein Kleid an oder aus zu thun, zu bauen, ein Weib zu nehmen, ein Hand

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werk zu treiben 2c.“ Aber selbst in solchen Dingen ist die Freiheit des Menschen nicht unbeschränkt, wie der Artikel dies hier mit dem Wort „etlichermaßen" anzeigt. Abgesehen von Anderem, erweis't sich die Beschränktheit der Freiheit des menschlichen Willens in äußerlichen Dingen theils darin, daß der größte Theil der Menschen in gräulichen öffentlichen Sünden dahingeht, theils darin, daß auch solche Leute, die sonst wohl ein ehrbares Leben führten, oft gröblich in diese oder jene Sünde stürzen, während doch die Vernunft gar wohl begreift, daß solche Sünden nur Verderben bringen können. Ueberhaupt in die Gerechtigkeit, die der unbekehrte Mensch etwa in äußeren Dingen hat, im Grunde gar nicht frei, sondern erzwungen. Das nennt die heilige Schrift die Gerechtigkeit des Gesezes, .oder Fleisches, welche die Vernunft etlichermaßen vermag ohne den Heiligen Geist.“ (S. 210. Müller: S. 218.) Eine,,Gerechtigkeit des Gefeßes“ ist es, weil der natürliche Mensch eigentlich nicht aus und nach eigenem Willen ehrbar lebt, sondern das Geseß mit seinen Strafen . ihn dazu treibt. Was der Mensch aber so thut, ist eben so wenig That eines freien Willens, als der ein Mörder vor weltlicher Obrigkeit ist, dessen Hand ein Anderer ergreift, der nun mit derselben Jemand erschlägt. Eine,,Gerechtigkeit des Fleisches“ aber ist die des natürlichen Menschen, weil Ehrsucht oder anderweites Suchen des Eigenen dabei die bewegende Ursache ist. So weit die Rede sein kann von einer Freiheit des Willens bei dem natürlichen Menschen in äußerlichen Dingen und ehrbarem Leben, ist dieselbe also, wie gesagt, beschränkt, und zwar weil die angeborne böse Lust so gewaltig ist, daß die Menschen öfter derselben folgen, denn der Vernunft; und der Teufel, welcher, wie Paulus sagt, kräftiglich wirket in den Gottlosen, reizet ohne Unterlaß die arme schwache Natur zu allen Sünden.“ (S. 210. Müller: S. 218.)- Wenn Augustinus (ad 2.) sagt: Allein in äußerlichen Dingen dieses Lebens haben sie Freiheit, Gutes oder Böses zu wählen", so seßt er hinzu: „gut meine ich, das die Natur vermag." Es ist ja auch alle Kraft, die der Mensch noch von Natur hat, von Gott und sie kann auch bei dem Unbekehrten wohl dem Nächsten zu Nuß gereichen. Wenn z. B. ein Christ von irgend einem Ungläubigen eine Handreichung empfängt, so kommt diese dem Christen zu gut und ist in so fern „gut“; aber das Werk, als von dem Ungläubigen gethan, ist diesem vor Gott nicht gut, gilt nichts vor ihm.,,Die Liebe ist des Gesezes Erfüllung." (Röm. 13, 10.) Zu allem Guten soll die Liebe treiben: die Liebe zu Gott und zu dem Guten. Gott sieht nicht zunächst auf das äußere Werk, sondern fordert vor allem die Liebe. Man frage cinen wollüstigen Menschen: Weshalb lebst du nach den Lüsten deines Fleisches? willst du dadurch Ehre bei Gott oder Menschen, Freiheit von Verdammniß, oder die Seligkeit, oder Reichthum 2c. erlangen? so muß er wohl antworten: Nichts von dem allen; sondern ich thue es einzig und allein, weil es mir so wohlgefällt. So nun sollte es auch stehen bei uns in Betreff des Guten. Wir sollen es nicht thun, um etwa den Himmel zu verdienen, oder um eines zeitlichen Vortheils willen, sondern weil uns das Gute

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herzlich wohlgefällt. So steht es aber bei keinem Menschen nach dem Falle. Nur Christus hat also aus reiner Liebe zu Gott, zu uns und zum Guten das Gesez erfüllt. Darum nun aber auch, Gott sei Dank!: „Wer erkennt, daß er (selbst) keine Gerechtigkeit hat, daß aber Christus für ihn alle Gerechtigkeit erfüllt hat, der ist gerecht", und: „Wer erkennt, daß er kein Gebot Gottes vollkommen gehalten, glaubt aber an JEsum Christum, der hat alle Gebote gehalten." Um Christi willen gefallen Gott nun auch die guten Werke der Wiedergebornen, während alles, „was nicht aus dem Glauben gebet, das ist Sünde". (Röm. 14, 23.)

Die Hauptfrage in Betreff des freien Willens ist hier nun aber:,,was des unwiedergeborenen Menschen Verstand und Wille in seiner Bekehrung und Wiedergeburt aus eigenen und nach dem Falle übergebliebenen Kräften vermöge, wenn das Wort Gottes gepredigt und uns die Gnade Gottes angeboten wird; ob er sich zu solcher Gnade bereiten, dieselbe annehmen und das Jawort dazu sagen könnte?“ (S. 531 f. Müller: S. 588.) Die Pelagianer und Rationalisten beantworten diese Frage ohne Weiteres mit einem Ja. Auch die semipelagianischen Papisten und die Schwärmer schreiben dem Menschen die Kraft zu, wenigstens bei dem Anfang seiner Bekehrung etwas mitzuwirken, und die Jowaer lehren ebenfalls ausdrücklich, daß die leste Entscheidung in der Bekebrung bei dem Menschen selbst stebe. Wir da gegen sprechen mit allen treuen Lutheranern dem natürlichen Menschen in geistlichen und göttlichen Dingen den freien Willen gänzlich ab, wie es denn in unserem Artikel heißt: ohne Gnade, Hülfe und Wirkung des Heiligen. Geistes vermag der Mensch nicht Gott gefällig zu werden, Gott herzlich zu fürchten, oder zu glauben, oder die angeborne böse Lust aus dem Herzen zu werfen, sondern solches geschieht durch den Heiligen Geist, welcher durch Gottes Wort gegeben wird. Hierbei beruft sich der Artikel auf 1 Cor. 2, 14.: ,,Der natürliche Mensch vernimmt nichts vom Geist Gottes; es ist ihm eine Thorheit und kann es nicht erkennen.“ Kann nun der natürliche Mensch in geistlichen Dingen nicht einmal etwas vernehmen oder verstehen, so kann er noch viel weniger etwas Gott Wohlgefälliges aus eigenen Kräften wollen oder thun. Phil. 2, 13.: „Gott ist's, der in euch wirket beide das Wollen und das Vollbringen, nach Seinem Wohlgefallen“, und Joh. 15, 5.: „Ohne mich könnt ihr nichts thun." So heißt es auch 1 Moi. 8, 21.: „Das Dichten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf." Darum schreien. denn auch alle gnadenhungrigen Seelen mit Jeremias, Cap. 31, 18., zu Gott: Belehre Du mich, so werde ich befehret." Eph. 2, 1. sagt von dem natürlichen Menschen, daß er tødt sei durch Uebertretung und Sünden. So wenig nun ein leiblich Todter sich selbst beleben kann, eben so wenig kann ein geistlich Todter etwas zu seiner Bekehrung, zur Erlangung des geistlichen Lebens thun. Deshalb bekennen wir denn auch in der Concordienformel, ,,daß... in geistlichen und göttlichen Sachen des unwiedergebornen Menschen Verstand, Herz und Wille, aus eignen natürlichen Kräften ganz und

gar nichts verstehen, glauben, annehmen, gedenken, wollen, anfangen, verrichten, thun, wirken oder mitwirken könne; sondern sei ganz und gar erstorben und verdorben, also daß in des Menschen Natur, nach dem Falle, vor der Wiedergeburt, nicht ein Fünklein der geistlichen Kräfte übrig geblieben noch vorhanden" c. (S. 362. Müller: S. 589) und daß „der natürliche freie Wille, seiner verkehrten Art und Natur nach, allein zu demjenigen, das Gott mißfällig und zuwider ist, kräftig und thätig ist." (S. 533. Müller: S. 589.). Wenn nun also der Mensch zu seiner Bekehrung nichts beitragen kann, so ist's der Heilige Geist allein, der diese bewirkt, wie der Artikel sagt: solches geschieht durch den Heiligen Geist." Darauf fährt der Artikel fort:,,welcher durch Gottes Wort gegeben wird". Das Wort ist das Mittel der Bekehrung. Ohne Gottes Wort könnten wir ja nicht einmal wissen, daß Gott uns selig machen will. Darum muß Gott immer erst zu uns kommen und „den ersten Stein legen", den Anfang machen. Hat Gott also den Anfang gemacht, so ist Er es auch wieder, der in uns wirken muß, daß wir Sein Wort annehmen: Er muß uns zu Sich ziehen. „Derhalben auch die heilige Schrift des unwiedergebornen Menschen Herz einem harten Stein, so dem, der ihn anrühret, nicht weichet, sondern widersteht, und einem ungehobelten Blod, und wildem unbändigen Thier vergleichet" (S. 536. Müller: S. 593), ja, er „hält sich auch in dem Falle årger als ein Block, daß er Gottes Willen widerspenstig und feind ist, wo nicht der Heilige Geist in ihm kräftig ist." (S. 537. Müller: S. 594.)

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Die Concordienformel (S. 549. Müller: S. 607) verwirst auch bei Darlegung der Lehre vom freien Willen den jezt besonders von den Methodisten gelehrten gräulichen Irrthum, „daß der Mensch könne nach der Wiedergeburt das Gefeß Gottes in diesem Leven gänzlich erfüllen, und durch die Erfüllung des Gesetzes vor Gott gerecht sei und das ewige Leben. verdiene". Selbst die heiligen Apostel mußten ja bekennen: So wir sagen, wir haben keine Sünde, so verführen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns.“ (1 Joh. 1, 8.) Wer, wie eben gar viele Methodisten, sich wirklich eines vollkommen heiligen Lebens rühmt, steht offenbar nicht mehr in der Buße, braucht seiner Meinung nach keinen Heiland und Erlöser mehr, ist fein Gläubiger, kein Kind Gottes, sondern ein Teufelskind, bei allem Schein. der Heiligkeit.

Falls die Frage wäre, wie sie es ja freilich bei dem 18. Artikel nicht ist, ob und inwiefern ein Wiedergeborener zum Guten mitwirken könne, so lautet die Antwort: Alsbald der Heilige Geist ... durch's Wort und beilige Sacrament solch Sein Werk der Wiedergeburt und Erneuerung in uns angefangen hat, so ist es gewiß, daß wir durch die Kraft des Heiligen Geistes mitwirken können und sollen, wiewohl noch in großer Schwachheit, wie St. Paulus 2 Cor. 6, 1. ausdrücklich und ernstlich vermahnet, daß wir, als Mithelfer, die Gnade Gottes nicht vergeblich empfangen.“ (S. 546.

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