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(Eingesandt.)

Einige Anmerkungen Luthers über etliche Troft-Sprüche der heil. Schrift, die er in guter Freunde Bibeln geschrieben hat. (Mitgetheilt von A. G.)

Ps. 1, 6.: „Der HErr kennet den Weg der Gerechten.“ Glaube das, so wirst du leben. Sonst, wo du deine Vernunft zu Rathe nimmst, so wirst du das Widerspiel sehen und erfahren. Darum wird dir solches durch Gottes Wort, das gewiß wahr ist und ewiglich bleibet, vorgetragen; darnach richte dich, es wird dir nicht fehlen, und lerne, daß der Glaube haftet an dem, das man nicht siehet; nicht an dem, das vor Augen ist. Pf. 34, 16.:,,Die Augen des HErrn sehen auf die Gerechten."

Das ist ja ein großer Trost, damit sich ein jeder Christ in allen seinen Trübsalen herzlich trösten kann, und sagen: Ich weiß gewiß, daß mich dennnoch unser HErr Gott herzlich lieb hat, ob ich gleich jest in dieser großen Noth stecke, und sehe nicht, wie mir geholfen könnte werden. Ich befehle es aber meinem lieben Gott, der jeßt in diesem Jammer auf mich siehet, wie eine Mutter auf ihr Kindlein, das sie unter ihrem Herzen getragen hat; der wird es wohl machen, den will ich auch darum bitten, und gewißlich gläuben, daß er mich hören und erretten wird.

Pf. 112, 1.:,,Wohl dem, der den HErrn fürchtet.”

Der wird sich freilich vor dem Teufel nicht fürchten, vielweniger vor der Sünde, Tod und allem Unglück, wie es auch heißen mag, deß der Teufel ein Stifter und Ursächer ist. Denn er hat bereits durch das Wort, dem er gläubet, zu eigen alle himmlischen Güter, Vergebung der Sünden, Gerechtig keit, ewiges Leben und Seligkeit, welche ihm der Sohn Gottes durch sein Sterben und Auferstehen erworben hat, und ist gar um eine kleine Zeit zu thun, so wird er mit der That dieselben auch besißen, in ewiger Freud und Wonne, das ist gewißlich wahr.

Joh. 8, 32.:,, Die Wahrheit wird euch frei machen."

Das ist die Freiheit der Schüler oder Jünger Christi, so die Wahrheit erkennen und dabei bleiben, daß sie sollen frei und sicher sein vor dem Teufel, vor dem Tod, vor der Hölle, und vor allem Uebel. Das mag eine Freiheit sein und heißen, sicher und gewiß sein der ewigen Seligkeit, hie und dort ein gut fröhlich Gewissen haben. Das mag ein edler, hochgeborner, reicher und großer HErr heißen und sein.

Joh. 8,

"

51.: Wer mein Wort hält, der wird den Tod
nicht sehen ewiglich."

Das mag heißen ein guter Apotheker, der solche Arzenei geben kann, daß der Tod nicht allein überwunden sein soll, sondern auch nicht und nimmer

mehr soll gesehen werden. Und ist ein wunderlich Ding, daß ein Mensch muß sterben, und doch den Tod nicht sehen soll, wo er Gottes Wort im Herzen hat, und dran gläubet. Solche starke Arzenei ist, Gottes Wort im Glauben behalten, daß es aus dem Tod ein ewiges Leben machet. O wer das könnte glauben, wie selig wäre er, auch hie in diesem Leben!

Wer den Tod nicht sehen soll, der wird freilich auch keine Sünde sehen. Wer keine Sünde sehen soll, der wird eitel Gnade und Gerechtigkeit sehen. Wer eitel Gnade siehet, der ist selig, und stehet das ewige Leben. So folget, daß wer Christi Wort gläubet und hält, dem stehet der Himmel offen, die Hölle zugeschlossen, ihm ist der Teufel gefangen, die Sünde vergeben, und er ist ein Kind des ewigen Lebens. Solches lehret dies Buch, die heilige Schrift, und sonst kein ander Buch auf Erden. Darum, wer da will ewig leben, der studire hierinne fleißig. Wer das nicht thut und will, der ist und bleibt im ewigen Tode.

Joh. 10, 28.:,,Meine Schafe werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen.“

Eben der mag zusehen und Acht drauf haben, wo meine Seele bleiben werde, welcher so treulich für sie gesorget, daß er sein eigen Leben gelassen hat, daß er meine Seele erlösete. Gelobet in Ewigkeit sei er, der einige rechte und treue Hirte und Bischof aller Seelen, die an ihn glauben! Und zwar, er wird erst an mir nicht anfangen zu lernen, wie er die Seligen, so seine Stimme hören und behalten, vor des Teufels Gewalt und der Welt Bosheit und Tyrannei bewahren und schüßen soll. Er sagt, ste werden nimmermehr umkommen 2c., dabei laß ichs bleiben. Begehre derohalb nicht weiter, daß ich für meine Seele sorgen, und sie in meiner Hand oder Gewalt haben soll, da sie wahrlich übel versorget würde sein. Denn der Teufel könnte sie alle Augenblicke von mir reißen und verschlingen. Viel tausendmal aber lieber ist mirs, daß er sie in seiner Hand habe, da wird sie, seinem Wort nach, wohl sicher sein und bleiben. Indeß tröste ich mich, und lasse mir wohl dran begnügen, daß ich weiß und glaube, daß in seines Vaters Hause viel Wohnungen sind, die er bereitet hat.

Job. 14, 24.:,,Das Wort, das ihr höret, ist nicht mein, sondern des Vaters, der mich gesandt hat.“

Weil der Sohn so füße und lieblich mit uns redet, ists unmöglich, daß der Vater sollte mit uns zürnen: das glaube nur veste und sicher. Denn ist der Sohn für uns, der zur Rechten Gottes sizet, und uns vertritt, wer mag wider uns sein?

Ermunterung zum Singen.

(Aus Valerii Herbergers evangelischer Herzpostille am Sonntag Cantate.)

Cantate Domino canticum novum, d. i. Singet dem HErrn ein neues Lied. Da läuft das Ringlein der heutigen Predigt zusammen. Darum stehet im Ostergesange fein beisammen: 1. daß wir sollen fröhlich sein, 2. Gott loben und ihm dankbar sein und singen Halleluja. Die liebe Christenheit soll Jungfrau Gottlobia beißen. Sie foll Gottes Capelle, Chor und Cantorei sein; alle frommen Herzen sollen wadere Symphoniachi und Adjuvanten sein. Eure Häuser sollen lauter Singeschulen sein. Ihr Eltern und Herrschaften sollt Freifänger sein, wie die deutschen Gesangmeister genannt werden, die Kaiser Otto aus adeligem Geschlecht, aus den Gelehrten und Handwerksleuten hochgeehrt, privilegirt und begnadet hat. Stimmt einen schönen Psalm nach dem andern an, singet eine schöne Historia nach der andern aus Altem und Neuem Testament. Thuet wie Mose, Mirjam und Israel, da sie Gott erlöset hat, 2 Mos. 15, 1. ff., wie Hanna, 1 Sam. 2, 1. ff., wie Barak und Debora, Richt. 5, 1. ff., wie Jesaias, Capitel 12, 1. ff., wie Hiskia, Es. 38, 3. ff., wie David, Pf. 103., wie Zacharias, da er sein Benedictus finget, wie Maria, die ihr Magnificat klinget, Luc. 1, 46. ff., wie die heiligen Engel, Es. 6, 3. Luc. 2, 14., wie Augustinus und Ambrosius, da sie ihr Te Deum Laudamus, HErr Gott dich loben wir, einen Vers um den andern singen. Zeiten *) eine besondere Gnade erzeiget, daß er uns Dr. Martinum Lutherum die vornehmsten Artikel deutsche Reime und Gesänge hat schließen lassen. ist erstlich Anno 1525 im Druck herausgegeben und hernach mit vieler frommen Männer andächtigen Lobgesängen gemehrt worden. Das laßt euch als ein edles Kleinod befohlen sein, damit ihr daraus eine tägliche Hausm'usik Gott zu Lob und Ehren anstimmen könnet. Lasset das Wort Christi reichlich unter euch wohnen in aller Weisheit; lehret und vermahnrt euch selbst mit Psalmen und Lobgesängen und lieblichen Liedern, und singet dem HErrn in eurem Herzen nach St. Pauli Lehre, Col. 3, 16. Jeßt stimmt an: Allein Gott in der Höh' sei Ehr und Dank für seine Gnade u. s. w. Bald lasset schallen: Ehr sei Gott in dem höchsten Thron, dem Vater aller Güte und JEsu Christ, sein'm liebsten Sohn, der uns allzeit behüte, und Gott dem Heiligen Geiste, der uns seine Hülfe allezeit leiste u. s. w. Oder aber: Nun lob, mein Seel, den HErren u. s. w. Nun freut euch, liebe Christen gemein u. s. w. Freu' dich, du werthe Christenheit u. s. w. Wenn ich vor einem solchen Hause vorüber gehe, da man so lieblich singet, so gefällt mir es tausendmal besser, als das schönste Zeisig - Gebäuerlein (und Canarienvogelgesang); mich dünket, als sei ich

Gott hat uns zu unsern durch den theuren Mann christlicher Lehre in schöne Dasselbe Gesangbüchlein

*) Herberger ist 1561 geboren und 1627 als Pastor in Fraustadt in Polen selig gestorben.

nicht weit vom Himmel und höre die Engel singen. Seid gewiß, ihr lieben Hausväter, die heiligen Engel sind nicht weit von euch, wenn ihr eure Stim men mit reinem Herzen, also Gott zu Ehren klingen lasset. Gott ist nicht ein Feind der Musik, wie der Unmensch Solimanus, der türkische Kaiser, welcher die kunstreiche Musik, die ihm Franciscus I., König in Frankreich, als eine hohe Gabe verehrt hatte, erstlich mit Verwunderung hörte, endlich aber aus Beisorge, seine Türken zu Constantinopel würden dadurch etwas fittsamer werden, nach zerbrochenen Instrumenten ihrem Herrn wieder zurück sandte. Siehe, wie eine schöne Musik hat Gott ihm auf dem Felde und in den wüsten Wäldern durch so viel wohlfingende Vögelein zugerichtet! Das find alles stumme Lobsänger des göttlichen Ruhmes; so bald die Morgenröthe anbricht, so läßt sich die Lerche hören. Aber Menschenklang und Engelgesang ist ihm der liebste unter allen. Ein polnischer König, Alexander, der nur fünf Jahre regiert hat, kurz vor Sigismund I., der war beschwert, daß er seinem Kapellmeister, mit Namen Finke, etliche hundert Floren sollte zur Besoldung geben, und sprach: Wenn ich einen Finken in's Gebäuer seße, der singt mir durchs ganze Jahr und kostet mir kaum einen Ducaten, es thut mir ebensoviel. Aber unserm lieben Gott im Himmel gefällt der Menschen- und Engelgesang über aller Finken- und Nachtigallen Geschrei. Ist's doch sein besonderes Kunststück im Menschen, daß er ihn also erschaffen, daß er nicht allein reden, sondern auch singen, und daß er im Singen zugleich auch mitreden und verständliche Worte aussprechen kann? Die Gelehrten sagen, des Menschen Kehle sei wie eine umgekehrte Schalmei. Nun ist's ein Kunststück über alle Kunststücke, daß der Mensch durch diese seine umgekehrte Schalmei den Gesang aus allen Clavibus nehmen, auch in dem subtilsten Semitonio anstimmen und richtig ausführen kann.

Wie ein jedes Instrument gestimmt ist, also bleibts; aber der Mensch kann seine Schalmei in einem Augenblick bald mit einem geschwinden Gedanken in alle Instrumente auf Erden richten, welches sonst kein Pfeifwerk oder Saitenspiel thun kann. Ist das nicht ein Wunder, daß es der Mensch alsbald in den Ohren fühlt, wenn im Gesange etwas übel flingt? Wie sollte es denn dem Werkmeister nicht herzlich wohlgefallen, wenn alles ihm zu Ehren wird abgerichtet? Darum singet: Alles, was Odem hat, lobe den HErrn, Halleluja! wie der leßte Psalm sagt. Kein großer Herr läßt ihm umsonst singen, Gott wird seine freigebige Hand an euch auch beweisen, so ihr ihm täglich werdet mit Andacht im Hofe recht machen.“

Wenn der Herr Valentinus Troßendorf, Schulmeister zu Goldberg, die jungen Studenten hat wollen zur Musik ermahnen, so hat er gesagt: Lernt singen, lieben Söhne, wenn ihr werdet in Himmel kommen, so werden euch die heiligen Engel lassen zn ihrem Chor treten.

In 2 Chron. 20, 20. führt Josaphat die Israeliten ins Lobetbal.

Diese Stadt, alle Häuser sollen lauter Lobethale sein, nicht Fluch-Thale, valles benedictionis, non maledictionis. Werdet ihr in diesem Leben andächtige Lobethäler sein, so werdet ihr hernach auf dem hohen Himmelsberge in Ewigkeit fröhliche Lobesberger bleiben. Auf Singeschulen werden Kränzlein ausgetheilt denen, die sich wohl gehalten. Hilf Gott! welche schönen Ehrenkränzlein werden im Himmel für alle frommen Herzen fallen, die Gott mit ihren verklärten Stimmlein ohne alles Stocken und Fehlen werden preisen können. Eya, wären wir da! in Regis curia, da die Engel und Menschenstimmen in einer schönen Harmonia werden zusammenklingen. Gott wirds verleihen allen, die es begehren in JEsu Christi Namen. Amen.

Ermunternde Exempel freudig sterbender Kinder zur Zeit der Pest. Aus Scriver's Seelen-Schaz.

Man findet bei den Geschichtsschreibern, daß im Jahre 1347 und 1348 die Pest allenthalben schrecklich grassirt hat, also daß etliche geschrieben, es wäre nach der Sündfluth solche elende Zeit, die so viel Menschen aufgerieben, nicht gewesen, zumal ganze Städte und Länder ausgestorben, und das Vieh im Felde herumgelaufen und verwildert, weil Niemand war, der es hätte in Acht genommen. Es sollen damals allein zu Lübeck an die 90,000 Menschen gestorben sein. Es ist aber in solchem großen Elend dieses insonderheit merklich und den Leuten tröstlich gewesen, daß die liebe Jugend und die kleinen Kinder mit sonderbarer Freudigkeit dem Tode entgegen gesehen, und ihre innerliche Versicherung des ewigen Lebens mit Singen, Gott loben, Lachen und Jauchzen zu verstehen gegeben. Unter Anderm wird erzählt, daß ein Mägdlein von 12 Jahren, als es an der Seuche tödtlich darniedergelegen, unvermuthlich mit einem anmuthigen und fröhlichen Gesicht angefangen, in die Hände zu klopfen, zu lachen und zu jauchzen. Als es gefragt ward: Warum es so fröhlich wäre? fing es an: Ach! sehet ihr nicht den offenen Himmel, und wie so viel hell scheinende Lichter immer hinauf fahren? Als man zu wissen verlangte, was es für Lichter wären, antwortete es: Es sind die Seelen der Auserwählten, welche die heiligen Engel gen Himmel führen. Damit ihr aber wisset, daß es wahr ist, was ich sage, so habt dies zum Zeichen: Diese Nacht werde ich von hinnen scheiden, und ihr, liebe Mutter, werdet mir am dritten Tage folgen; hierauf recte es die Hand aus, und zeigte noch andere sieben Personen, und benannte die Zeit, wann eine jede ihren Abschied aus der Welt nehmen würde, welches auch also erfolgte. Ferner erzählt Scriver:

Als im Jahre 1629 die Pest in meinem Vaterland (Rendsburg in Holstein) überhand genommen, wurde in einem Hause zuerst der Hausherr mit derselben befallen und starb nach drei Tagen. Bald darauf erkrankten drei seiner Kinder, ein Mägdlein von acht, eins von fünf und ein Knäblein von

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