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Lesens, Schreibens und Rechnens nebst ihrem ganzen löcherichten Schulsack von Sazlebre, Weltgeschichte, Geographie und Physik alsbald wieder einzubüßen! Es ist offenbar hoch an der Zeit, daß der berühmte Nürnberger Trichter nun endlich erfunden werde, und möchten wir dem hessischen Schulministerium dringend empfehlen, dafür den nächsten Preis auszuschreiben. In der weiland löblichen Reichsstadt Schilda wäre man gewiß so flug gewesen, zur Erfindung jenes Instrumentes durch einen ausgeschriebenen Preis zu ermuntern, bevor man die Beauclair'sche Schrift iu der Fortbildungsschule obligatorisch eingeführt hätte. Um den kübnen Schritt der hessischen Regierung richtig zu würdigen, darf man nicht übersehen, daß in diesem fortgeschrittenen Lande die Fortbildungsschule selbst obligatorisch ist — daß also die unglücklichen Lehrer das Verfassungs- und Verwaltungsrecht des Großherzogthums nebst dem Wichtigsten aus der Verfassung und Geseßgebung des Reiches nicht einer aufgeweckten Minderzahl, sondern der ganzen inerten Masse der fortzubildenden Jugend beizubringen haben. Aber sehen wir ab hiervon; stellen wir uns lauter begabte und hinlänglich vorgebildete Knaben zwischen 14 und 17 Jahren vor: ist denn ein Funke pädagogischen Verstandes darin, sie mit jenen Dingen unterrichtend zu behelligen? Wohl bemerkt, nachdem das ihnen nothwendige Wissen um Vaterland und Obrigkeit in der Geschichte und Geographie seine naturgcmäße Stelle gefunden hat. Warum man nur diese Wohlthat auf die Fortbildungsschule beschränkt und sie nicht auch den höheren Bildungsanstalten octroyirt? Vermuthlich in dem Vorgefühl, daß die hier regierenden Philologen, ihren traditionellen Grundsäßen folgend, dieser Zumuthung aufs Aeußerste widerstehen würden; daß sie sagen würden, ein solcher Unterricht sei ohne Bildungswerth und drohe, die Jugend über ihre naturgemäße Sphäre hinauszuführen. Man denke sich ein Geschlecht, bei dem dieser Unterricht wirklich angeschlagen hätte. Ein altfluger Advocatenschreiber - Typus würde ihm aufgeprägt sein. Wo blieben bei solchen jugendlichen Rabulisten und Politikastern die Eigenschaften, welche die Jugend nach unseren bisherigen Begriffen wahrhaft und allein zieren? Der einzige Trost ist, daß dieser Unterricht an den Schülern so spurlos vorübergehen wird, wie — zu ihrem Heil — so vieles Andere, daß die ihm gewidmete Zeit verträumt, und also — doch nur verloren werden wird. Die Motive einer so seltsamen Ausgeburt des Schul- und Bildungsschwindels gehen auf zwei folgenreiche Irrthümer der herrschenden Weltanschauung zurück. Der eine ist ein pädagogischer: die Meinung, daß die Schule den Menschen mit allen den Kenntnissen allgemeiner, d. h. nicht fachmäßiger Art auszurüsten habe, die er voraussichtlich im Leben brauchen wird, so daß von dem Leben selbst eine Vermehrung dieser Kenntnisse womöglich nicht braucht erwartet zu werden. Der andere Irrthum ist ein politischer: daß die Furcht Gottes, die Gebundenheit durch sein Wort und die lebendige Beziehung zu seiner Kirche in ihren wohlthätigen Wirkungen für Staat und Gesellschaft erseßt werden könne durch eine anerzogene Ehrfurcht vor Geseßen und Institutionen, oder auch durch eine patriotisch-politische Begeisterung, eine habituelle Bewunderung dafür, daß wir's in jeder Hinsicht so herrlich weit gebracht haben. Bekanntlich liegt unseren Staatslenkern der Gedanke, die religiöse Fortbildungsschule, nämlich die Katechismuslehre, polizeilich obligatorisch zu machen, oder der communalen Fortbildungsschule ein religiöses Element, etwa in Gestalt eines sonntäglichen Schulgottesdienstes, beizugeben, völlig fern. (Deutsche Reichs - Post.)

Portugal hat nur eine Universität, jene zu Coimbra, welche im Jahre 1290 gegründet wurde und gegenwärtig 70 Professoren und 1100 Studenten zählt. Auch bestehen in jenem Königreiche 2350 Elementar- Schulen. Eltern, deren Kinder mit dem *fünfzehnten Jahre nicht lesen und schreiben können, verlieren ihre politischen Rechte.

Evang. - Luth. Schulblatt.

13. Jahrgang.

December 1878.

No. 12.

Deutsche Schulen in Philadelphia, Pa.

(Ein Beitrag zur Schulgeschichte Nord - Amerika's.)

In Folge der starken deutschen Einwanderung, die sich seit dem Schluß des ersten Viertels des vorigen Jahrhunderts nach Pennsylvanien wandte, wurde Philadelphia der Hauptort für deutsches Wesen und deutsche Bildung. Hier haben auch die deutschen Schulen auf dem Boden Amerika's zuerst eine nennenswerthe Entwicklung gefunden und einen dauernden Einfluß geübt; weshalb es gewiß von Interesse ist, die ältesten SchulNachrichten aus jener Z it zu sammeln.

Echon in den ersten Jahrzehenden des vorigen Jahrhunderts kamen. verschiedene deutsche Schulmeister nach Pennsylvanien, die sich aber keineswegs einen guten Ruf erwarben. Sie warfen sich meistens alsbald zu Predigern auf und führten ein wüstes Vagabunden-Leben.

Der erste in Philadelphia landende Lehrer, dessen Namen wir erfahren, war Johann Joseph Faller, ein Pfälzer", der am 27. August 1733 mit dem Schiffe „Eliza“, von Rotterdam kommend, krank eintraf.*) Was aus ihm geworden, findet sich nirgend verzeichnet.

Um den Unterricht der Kinder stand es damals auch in Philadelphia höchst traurig. Allem Anschein nach bekümmerten sich die damaligen Prediger der Lutherischen Gemeinde (der Schwede Fabricius, die Deutschen Stöver und Schulze, und der Schwede Dylander) nicht um die Jugent, fonnten es wohl auch nicht; und diese wuchs deshalb heran, ohne auch nur den nöthigsten Unterricht in göttlichen und menschlichen Dingen. zu erhalten.

Als im Frühjahr 1742 der berüchtigte Graf 3inzendorf, unter dem angenommenen Namen Thörnstein, sein Unwesen in Pennsylvanien trieb, und durch seine falschen Angaben, Lügen und Betrügereien auch die dortigen

*) 3. D. Rupp, Chronologisch geordnete Sammlung x. 1876, S. 88.

Lutherischen Gemeinden zu verwirren suchte, hatte er die Absicht (oder den Einfall), auch Schulen zu errichten. Er verbreitete damals das folgende Circular-Schreiben durch den Druď:

,,Allen teutschen Eltern auf dem Lande, welche ihre Kinder gerne besser besorget sähen ohne Hinderniß ihres Hauswesens, gedenket man dazu einen einfältigen und herzlichen Vorschlag zu thun am nächstfolgenden 6ten April 1742 Nachmittags um 1 Uhr. Wornach sich des Heils ihrer Kinder begierige Väter und Mütter in allen Townships zu richten belieben und sich deßhalben zu besagter Zeit und Stunde an Bechtels oder des Häffners Lehmans Hause in Germantown melden wollen. Wer nicht selbst kommen kann, der wolle seine Meinung jemand anders auftragen. Germantown am 22. Martio 1742."

Einen Erfolg hatte diese Bemühung Zinzendorfs gar nicht. Die Deutschen in Philadelphia und der Umgegend waren noch längst nicht der Art gestellt und gesinnt, daß sie die Errichtung von Schulen hätten selbst in die Hand nehmen können; und als der anmaßende, unredliche Zinzendorf mit Schimpf und Schande aus Philadelphia weichen mußte, war sein Einfluß wenigstens bei den Lutheranern in jeder Hinsicht vollständig gebrochen.

Erst mit dem Eintreffen Heinrich Melchior Mühlenberg's, der am 25. November 1742 in Philadelphia landete und Pastor der dortigen Gemeinde, wie auch der zu Providence und zu Hanover wurde, beginnt auch die ernstliche Sorge für den christlichen Unterricht der deutschen lutherischen Jugend. Er begann sofort einen regelmäßigen Confirmanden Unterricht, und schon 1744 finden wir Herrn Vigera als Schullehrer" angestellt.

Aber nur unter vielfachen Hinderungen und nur in Folge der größten Opferwilligkeit seitens der Pastoren und Lehrer erhielt sich diese Schule. Meistens übernahmen dieselbe die jungen Prediger, die jest nach und nach herüber kamen. So begann Matth. Heinzelmann 1751 die GemeindeEchule im Hause des Pastor Peter Brunnholz, und führte sie auch im Jahre 1752 fort, bis er 1753 zum Hilfsprediger berufen ward. Manches andere Hierhergehörige wurde schon im Schulblatt" Jahrgang VIII, S. 353 ff. mitgetheilt, weshalb es der Wiederholung nicht bedarf.

Im Jahre 1760 kaufte die lutherische Gemeinde in Philadelphia ein Grundstück an ter Cherry-Straße und begann den Bau einer eigenen Schule, welche am 27. Juli 1761 eingeweiht und eröffnet wurde. Herr Hafner wurde der erste Lehrer an dieser neuen Schule. Am 15. März 1762 war die Zahl der Schulkinder so bedeutend gewachsen, daß man beschloß, einen Hilfslehrer zu berufen.

Doch neben dieser Gemeinde- Schule bestanden damals auch mehrere Privatschulen. Im Jahre 1763 fündigte Johann Michael Enderlein die Eröffnung einer solchen an und 1764 that Johann Gottfried

Richter dasselbe. *) Im,,Staatsboten“ desselben Jahrs (23. April) kündigte ein Ungenannter Folgendes an:

"

„Es wird allhie in Philadelphia aufgerichtet: [Eine deutschelateinische französische und Rechenschule; in welcher diese Sprachen nach den Grundregeln der Sprachkunst sollen gelehrt werden, sowohl in Ansehung des Buchstabirens und Schreibens als Sprechens. Man wird auch den ganzen Sommer hindurch Nachtschule halten. Diejenigen Eltern und Herrschaften, welche ihre Kinder und BeDienten **) in diese Schule zu senden belieben, können das Weitere bei dem Herausgeber dieser Zeitung erfahren.“

Ueber den Erfolg dieses Unternehmens findet sich keine Nachricht. Herrn Enderleins Privatschule muß bald wieder eingegangen sein; denn schon am 22. October 1765 finden wir ihn neben Herrn Hafner als Lehrer der Gemeinde-Schule. Ein Herr Heimberger war dritter Lehrer.

Im Jahre 1767, am 12. Januar, wurden die Lehrer Hafner und Heimberger ihrer Dienste entlassen; ersterer deswegen, weil er sich herausnahm, auch ein Wirthshaus zu halten. †) Schon am 2. Februar konnten die Herrn H. Leuthäuser und France als Lehrer und Organisten angestellt werden. Ein Jahr später, am 11. Januar 1768, wurde eine verbesserte Schulordnung eingeführt.

Als 1769 die sogenannten „,Charity Schools", ††) die vielen Deutschen ein Verdruß gewesen waren, geschlossen wurden, konnten sich die GemeindeSchulen in den Städten kräftiger entwickeln. Im Jahre 1772 wurde zum ersten Male eine englische Klasse mit der lutherischen Schule in Philadelphia verbunden, und der damalige Pastor der Gemeinde, Herr Joh. Chr. Kunze, trug sich mit dem Plane, auch eine höhere Schule zu beginnen. In den ersten Tagen des Jahres 1773 meldete sich bei ihm der eben gelandete Halle'sche Student Leps, dessen Zeugnisse ihn als einen würklich studirten Gelehrten auswiesen", ‡) und Pastor Kunze entschloß sich nun rasch, seinen Plan in Ausführung zu bringen. Er schreibt von jenen Tagen: ‡‡) „Merkwürdig war es mir, daß ich den Tag vorher, ehe Herr Leps sich meldete, von ohngefähr diesen Gedanken hatte: Sollte ich einmal in einen Vorrath von 20 Pfund (Sterling) kommen, so wollte ich den ersten teutschen Studenten, der an unserer Küste anlanden und Fracht schuldig sein würde, kaufen, in meine oberste Stube seßen, eine kleine lateinische Schule anfangen,

*) D. Seidensticker, Geschichte der deutschen Gesellschaft in Pennsylvanien, 1876, S. 1:5.

**) „Bedienten“ hießen damals diejenigen Deutschen zc., welche in Philadelphia „verkauft“ worden waren, um die Ueberfahrtskosten abzuverdienen.

†) Seidensticker, S. 194.

tt) Vergl.,,Schulblatt" VIII, S. 357 ff.

1) Staatsbote vom 19. Januar 1773.

‡‡) Halle'sche Nachrichten, S. 1377.

Seidensticker, S. 184.

in den Morgenstunden selbst lehren und alsdann meinen Servant lehren lassen und durch ein geringes Schulgeld mich bezahlt machen.“

Doch seinen Leps brauchte Pastor Kunze nicht zu kaufen; sein Reisegeld hatte dieser selbst entrichtet. Er ging also frisch ans Werk. Am 9. Februar 1773 wurde von ihm die Gesellschaft zur Beförderung des Christenthums und aller nüßlichen Erkenntniß unter den Deutschen" gegründet, woran sich auch viele Mitglieder der Deutschen Gesellschaft betheiligten, und am 15. Februar wurde die lateinische Schule unter dem Namen,, Deutsches Seminar" feierlich eröffnet. Die Unterrichts- Gegenstände waren: Deutsch und Englisch Briefschreiben, Geographie, Historie, etwas von der Naturlehre, Lateinisch, Griechisch und Französisch.“ Das Schulgeld sollte vierteljährlich 10 Schilling ($1.33) betragen.

"

Die im Juni desselben Jahrs vorgenommene Prüfung fiel sehr befriedigend aus, und der „Staatsbote“ bemerkte damals: „Dieses deutsche Seminarium wird der preiswürdigsten aller Pflanzschulen der Gelahrtheit in Amerika, der zunehmenden Philadelphischen Academie*) keineswegs entgegen sein, sondern es wird gegentheils in demselben die Jugend zubereitet werden, um nachher in die Academie überzugehen. **)

Allem Anschein nach hatte Pastor Kunze die Absicht, aus dieser Anstalt mit der Zeit ein Prediger- Seminar zu machen; und diese wäre auch wohl erreicht worden, wenn nicht die Revolution dazwischen gekommen wäre. Herr Leps, der in Halle die Rechte studirt hatte, wurde jedoch schon am 20. Juli 1774 als Pastor ordinirt und von der Gemeinde zu Loonenburg, N. Y. berufen. †)

In demselben Jahre 1774 gründete Jacob von Lahnen eine Privatschule in der Stadt Philadelphia. In seiner öffentlichen Anzeige sagte er:,,Da meine Wissenschaften vielen Deutschen allhier bekannt sind, so schmeichelt man sich mit einem zahlreichen Zuspruch."††)

In der Gemeinde-Schule wurden in demselben Jahre die Knaben- und Mädchen-Klassen gesondert; und am 2. Januar 1775 ward die Zahl der Freischüler auf 24 bestimmt. Beides deutet auf beständiges Wachsen der Schule.

Als am 15. September d. J. Herr France refignirte, wurde Herr D. Ott an seiner Statt zum Lehrer erwählt.

In dem nun beginnenden Revolutions-Kampfe gingen alle Privatschulen in Philadelphia zu Grunde, auch das „Deutsche Seminar“; nur die Gemeinde-Schulen erhielten sich. Doch mußte gegen Ende des

*) Diese Academy war bereits 1749 auf B. Franklins Betrieb gegründet worden und hatte 1753 ihren ersten, 1755 ihren zweiten Freibrief erhalten.

**) Seidensticker, S. 184. 185.

t) Halle'sche Nachrichten, S. 1417. tt) Seidensticker, S. 185.

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