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Gebet für beides, das ist Seelsorge. Darin muß der Lehrer so treu und thätig sein, als ob er allein Seelsorger und Pfleger der Kinder sei, und nicht JEsus, der gute Hirte, und wiederum so gläubig und demüthig, daß er nie des Wortes vergißt: „Ohne mich könnet ihr nichts thun!' Der Lehrer soll Acht haben auf die Schüler, auf ihr Thun und Lassen, auf ihre Neigungen und Leidenschaften, auf die sittlichen Gefahren, die ihnen drohen, auf die Versuchungen, denen sie ausgesetzt sind. Merkt das Kind, daß solches geschieht, so fängt es an, auf sich selbst Achtung zu geben, es kommt immermehr in die Besonnenheit hinein und lernt aufmerken. Unaufmerksamkeit stört und hindert nicht bloß den Unterricht, sie erschwert überhaupt jede Einwirkung auf das Kind. Fast alle Kinder haben mehr oder weniger das natürliche Berderben, daß sie zur Unachtsamkeit und Unaufmerksamkeit sehr geneigt sind, und diese ihre allgemeine Beschaffenheit macht die Schularbeit zu einer wirklichen Arbeit, die im Schweiße des Angesichts geschehen muß. Oft scheint das Kind aufmerksam zu sein, wenn es mit starren Augen den Lehrer anblidt, als ob es über seine Worte tief nachdächte. Wenn man aber das starre Auge näher betrachtet, so nimmt man wahr, daß die Kinder ganz wo anders weilen. Das Auge ist das Fenster, durch das man in die Seele hinein- und diese wieder herausblickt. Im Auge kann man den inneren Menschen lesen und erkennen, und diese Augenschrift und Augensprache muß der Lehrer verstehen lernen. Er muß aber auch die Schüler so beobachten, daß sie es nicht merken, sich unbeobachtet glauben und sich zeigen, wie sie wirklich sind, damit er die Aeußerung ihres Herzens und die Darstellung ihres Charakters wahrnehme.“

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Richten wir nun auch in Rücksicht auf den Unterricht unsern Blick auf JEsum, den besten Lehrer. Ich meine, von ihm können wir lernen, was es heißt: anschaulich unterrichten; vom Nahen zum Entfernten gehen; vom Einfachen zum Zusammengeseßten, vom Leichten zum Schweren, vom Bekannten zum Unbekannten fortschreiten; von ihm können wir lernen, wie man naturgemäß unterrichten müsse, wie der Unterricht beschaffen sein müsse, um tief und allseitig, nicht oberflächlich und einseitig, lebendig und anregend, und nicht trocken und erschlaffend zu sein, kurz, für alle didaktischen Anforderungen, die man an den Unterricht eines treuen Lehrers stellt, sollten wir in der Lehrweise des HErrn unser höchstes Vorbild suchen. Man betrachte nur z. B. das Gespräch des HErrn mit der Samariterin, die Unterredung desselben mit dem Nicodemus; man vergegenwärtige sich die beiden Jünger auf dem Wege nach Emmaus, wie die Lieblichkeit und überzeugende Kraft seiner Lehrweise sie zu dem Ausrufe treibt: „Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete auf dem Wege, als er uns die Schrift öffnete?“ —— Ganz besonders sind es die Gleichnisse des HErrn, die unserer eingehendsten Betrachtung in dieser Hinsicht unterworfen werden sollten. „Der christliche Lehrer kann den vielsagenden Wink des HErrn, den er darin für unser erziehliches Wort und Werk gibt, nicht übersehen; und wie der HErr des Him

mels sich zu unserer Eigenthümlichkeit herabläßt: so wollen wir die Zartheit und Schwäche des Kindes im Allgemeinen, wie die Gemüths- und Geisteseigenthümlichkeit desselben im Besondern als eine Aufforderung des HErrn selbst zur willigsten Herablassung zu den Schwachen und Schwächsten, zu ihrer Anschauungs- und Denkweise, ja selbst zu ihrer Ausdrucksweise gelten lassen, und dies Leßtere namentlich, da ja auch der HErr selbst in seiner ganzen Reteweise mit der größten Einfachheit, Kunstlosigkeit und Natürlichkeit die reichste, unerschöpfliche Geistestiefe verbindet. Indem wir so den Schwachen ein Schwacher zu werden uns bemühen, wird uns die Freude beschert sein, daß auch durch unser armes Wort unter Gottes Segen Seine Kraft mächtig wird in den Unmündigen, die Er unserer Sorge zugeführt hat.“

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Wir betrachten nun noch drittens: Wie beweis't ein chriftlicher Lehrer Treue in seinem Amte in Absicht auf seine Person? Tie Ermahnung des Apostels: Werdet Vorbilder der Heerde", 1 Petr. 5, 3., gilt uns, meine Freunde, in erster Reihe. Wozu der Lehrer die Kinder erziehen soll, das muß er vor allen Dingen selber sein; was die Kinder thun sollen, muß er thun; was sie unterlassen sollen, muß er unterlassen. Nur der Lehrer kann seine Schüler reht weiden mit dem Worte Gottes, der selbst durch dasselbe ein lebendiges Glied an dem Leibe Christt geworden ist. Es tritt daber als erste Bedingung der Treue im Amt hinsichtlich seiner Person an den Lehrer die Frage heran: „Was dünket dich um Christo? ' — Und nur dann, wenn er von Grund seines Herzens mit Petro antworten kann: „Ich glaube, daß du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“ nur dann ist in ihm die erste Bedingung für die Treue in seinem Amte vorhanden. – „Wie soll doch ein Lehrer mit Gottes Wort ermahnen, warnen, trösten, wie soll er seine Schüler darnach ziehen, wenn er es selbst nicht glaubt, es selbst nicht zur Quelle, Regel und Richtschnur seines Glaubens und Lebens macht? Wird nicht das Kind über kurz oder lang feine Heuchelei merken und sich mit innerem Abscheu von ihm wenden? Ein solcher Lehrer hat dann aufgehört, Hirte und Erzieher des Kindes zu sein, und ist nichts als ein Stundengeber. Er kann in seinem Glauben nicht Vorbild seiner Heerde sein. Sirach sagt: Ein Gottloser kann nichts rechtes lehren, denn es kommt nicht von Gott. Wohl wird zugegeben, daß Gottes Wort, auch aus dem Munde eines ungläubigen Lehrers kommend, dennoch seine lebendigmachende Kraft beweisen kann; aber nichtsdestoweniger bleibt es wahr, daß nur ein gläubiger, von der Liebe Christi erfüllter Lehrer die Schäflein Christi recht weiden und die rechte Treue hierin beweisen kann.“

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Obschon jedoch ein gläubiges, von der Liebe Christi erfülltes Herz die erste und höchste Anforderung an die Person eines Lehrers ist, so ist doch nicht jeder Gläubige dadurch auch schon geschickt, die Schäflein Christi zu weiden, sondern es gehört dazu auch das nöthige Maß von Kenntnissen und

Fertigkeiten, sowie die Gabe und das Geschick dieselben Andern mitzutheilen. Beides wird durch die paar Jahre der Vorbereitung auf das Lehramt nur dem Anfange nach erreicht, daher gehört zu treuer Amtsführung nothwendig auch die Bedingung, daß das ganze Leben des Lehrers ein fortwährendes Sammeln von Kenntnissen und eine immerwährende Uebung in der Lehrkunst sei. — Und obschon diese Forderung sich auf alle Fächer des zu feinem Lehrerberuf nöthigen Wissens erstreckt, so muß doch das Wort Gottes hierbei die erste Stellung einnehmen. „Ein Lehrer muß in der Erkenntniß und dem Verständniß des Wortes Gottes immer mehr wachsen und zunehmen. Wenn schon ein jeder Christ, der bereit sein soll zur Verantwortung Jeder mann, der Grund fordert der Hoffnung, die in ihm ist, eine gründliche Kenntniß des Wortes Gottes haben soll, wie viel mehr ein Lehrer, der seine Schüler darin unterrichten und darnach gewöhnen soll? Glaube Niemand, daß Mängel hieran durch äußerliche Hülfsmittel erseßt werden könnten, als genüge da ein Buch oder sonst Etwas. Lehren wollen, wo die eigene Ueberzeugung fehlt, anleiten und gewöhnen wollen, worinnen wir selbst nicht zur Ausübung gelangt sind, ist ein vergebliches Beginnen." Das Wort Gottes sei daher des Lehrers täglicher Unterricht, die liebste Beschäftigung und die liebe traute Heimath, wohin er immer wieder zurückkehrt und sich stets hinwendet. Dann wird er erfahren, was Sirach von diesem Buche der Bücher sagt (Sirach 24.), daß darin der Weisheit Fülle verborgen liegt, und an ihm wird in Erfüllung geben: Wer von diesem Wasser trinken wird, von deß Leibe werden Ströme des lebendigen Wassers fließen." Ja, ein solcher Lehrer wird täglich darzureichen haben frisches Manna und lebendiges Waffer dem Völklein seiner Weide, „denn er findet in dem Worte Kraft zu rechter Treue im Glauben und Ausharren und zu rechter Liebe und Geduld, die ihm so sehr vonnöthen ist. Und so wie ein treuer Lehrer immer vollkommener zu werden trachtet in der heilsamen Erkenntniß und allen andern ihm nöthigen Gegenständen des Wissens, so sucht er auch immer geschickter zu werden in der Kunst zu lehren und zu erziehen. Er sucht vor Allem diese Geschicklichkeit zu erlangen durch sorgfältige Vorbereitung auf seinen Unterricht, nicht blos hinsichtlich des zu lehrenden Stoffes, sondern auch in Rückficht auf die Art der Mittheilung. Dabei benußt er treulich theils die in Schriften niedergelegten Erfahrungen und Anweisungen bewährter Schulmänner, theile die im Verkehr mit andern L.hrern, insonderheit auf Conferenzen, erhaltenen Winke, Rathschläge und Belehrungen. Es ist gar nicht auszusprechen, wie wichtig in dieser Beziehung für einen Lehrer die Conferenzen sind. Jeder, der Gelegenheit hat, Conferenzen zu besuchen, wird bekennen müssen, daß dieselben ihm schon reichen Segen gebracht haben an Belehrung, Rath, Trost, Ermunterung, Anregung zu neuem Eifer und zu neuer Treue in seinem Beruf. Bieten doch die Conferenzen jedem Einzelnen Gelegenbeit rar, Theil zu nehmen an den Gaben und Erfahrungen Aller, die zu einer Conferenz sich vereinigt haben. Es kann daher sicherlich nicht als

ein Beweis rechter Amtstreue betrachtet werden, wenn ein Lehrer die sich ihm Darbietende Gelegenheit, Glied einer Conferenz zu sein, nicht benußt, oder wenn seine Betheiligung an derselben eine lässige und theilnahmlose ist.

Auch unser Schulblatt“ soll ja mit dem Zwecke dienen, uns zur treuen und gesegneten Führung unseres Amtes Handreichung zu leisten durch Darreichung des Besten und Wissenswürdigsten aus dem pädagogischen Gebiete alter und neuer Zeit. Und ich meine, wer nur seine besonderen Wünsche, die ja bekanntlich unter uns Lehrern sehr mannigfaltig sind, den allgemeinen Anforderungen an dasselbe unterordnen will, der wird anerkennen müssen, daß es darin bisher treulich seine Pflicht erfüllt hat. Was soll man aber dazu sagen, wenn man hört, daß eine Anzahl unserer Lehrer dieses von uns selbst gegründete Blatt, das mit einer Entschiedenheit, wie wohl kaum ein zweites Schulblatt, dem falschen Geiste unserer Zeit, der die Schäflein Christi nicht ihm zuführt, sondern grundsäßlich sie ihm entfremdet, der da Gottes Wort nicht als die Weide, sondern als Gift für die Seelen der Lämmer Christi betrachtet, entgegentritt, nicht lies't? - 3ch meine, wer unter uns und überhaupt unter den Lehrern unserer Synode unser eigenes „Schulblatt" nicht lies't, vielleicht gar, weil er nicht einverstanden ist mit der entschiedenen Haltung desselben gegenüber der religionslosen oder falschgläubigen Schule, oder weil er etwa für besondere persönliche Wünsche darin nicht hinreichende Berücksichtigung findet, oder weil er, erfüllt von dem in aller Welt berühmten oder vielmehr berüchtigten Schulmeisterdünkel, in hochmüthiger Selbstüberhebung sich weit erhaben wähnt über Form und Inhalt unseres ,,Schulblattes"; der gibt dadurch einen traurigen Beweis für die treue Weide der ihm anvertrauten Lämmer.

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Die rechte Treue eines Lehrers hinsichtlich seiner Person beweis't sich entlich auch noch darin, daß er immer im Auge behält, daß Gott ihm das Amt befohlen hat, daß er daher, sowohl in allen Hindernissen und Widerwärtigkeiten, als auch in allen Reizungen und Lockungen zur Untreue getreulich ausharrt und dasselbe nicht verläßt, er habe denn gewisse Kennzeichen, daß dies Gottes Wille sei.

Es sind der Hindernisse mancherlei, die der treuen Ausübung unseres Berufes sich entgegen stellen. Ein nicht geringes Hinderniß ist es, wenn ein Lehrer durch die Verhältnisse genöthigt ist, noch Nebenbeschäftigung zu suchen. - Wie nabe liegt da die Versuchung zur Untreue, insonderheit wenn das Nebengeschäft einträglicher und weniger beschwerlich ist! Da gilt es wachen und beten, daß man die rechte Treue in seinem Amte bewahre. Wen die Begierde, reich zu werden, treibt, noch Nebengeschäfte zu suchen, der ist seinem Berufe untreu; wer aber durch die Noth dazu getrieben wird, oder wer durch eine ihm verliehene Gabe, die er in seinem Amte nicht nußbar machen kann, seinem Nächsten einen begehrten Dienst erweisen kann, der mag wohl dies ohne Verlegung der Treue in seinem Berufe thun.

Eins der vornehmsten Hindernisse ist aber die geringe Frucht, die wir

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von unserer Arbeit sehen. Da will einem wohl zuweilen der Muth entfallen; man meint, man sei wohl zu irgend etwas Anderem geschickt, nur nicht zum Lehrer. Da laßt uns hören, was Luther für Trost uns gibt. Er sagt: Bist du aber ein Schulmeister oder Zuchtmeister, was sollst du thun? Du sollst die Jugend, die dir befohlen ist, treulich unterweisen, lehren, züchtigen und vermahnen, in der Hoffnung, es werden sich Etliche recht halten und erziehen lassen, Etliche nicht. Denn wer was Gutes thun will, muß sich dessen erwägen, daß er es vergeblich thue, und seine Wohlthat übel anlege; denn derer sind allezeit mehr, die guten Rath ausschlagen und verachten, als derer, die ihn annehmen. Und sollen wir uns genügen lassen, daß die Wohlthat nicht so ganz verloren, und wenn unter zehn Aussäßigen einer wiederkommt und die Wohlthat erkennt, ist es genug. Also wenn unter zehn Schülern einer ist, der sich ziehen läßt und fleißig lernet, ist es genug; denn so ist die Wohlthat auch nicht gar verloren. Und heißet Christus, dem Exempel seines himmlischen Vaters nach, zugleich den Dankbaren und Undankbaren Gutes thun." Darum, ob unsere Schüler auch nicht alle gut sind und Früchte bringen, so laffet uns doch treulich in unserm Amte fortfahren und sehen, daß wir sie gut machen. Laßt uns pflanzen und begießen, vielleicht gibt Gott das Gedeihen dazu.

Die Arbeit der Volksschule gegenüber der Socialdemokratie.

Aus einem Artikel in dem,,Schulblatt für die Provinz Brandenburg" theilen wir das Folgende mit:

Zu dem Kampfe wider die Socialisten müssen alle lebendigen und erbaltenden Kräfte zusammenstehen: der Staat mit seinem Geseß, die Kirche mit der Verkündigung des göttlichen Wortes und suchender Liebe, die Wissenschaft durch Widerlegung der socialistischen Träumereien, und so feder an seinem Theil. Ganz besonders aber weisen wir auch der Schule, und nicht am wenigsten der Volksschule, die Aufgabe zu, an diesem Kampf der Geister zur Rettung der edelsten Güter Theil zu nehmen. Sind nicht die meisten Socialdemokraten durch die Volksschule hindurchgegangen, und wird uns nicht bange bei dem Gedanken, daß unter unsern vielen Schülern, wenigstens in und bei den Großstädten, die meisten eine Beute der Socialdemokratie werden? So gewiß also die Schule erziehen und so gewiß sie auch für das Nationalleben erziehen will, so gewiß muß sie in unseren Tagen gegen jene krankhafte Geistesrichtung ankämpfen.

Es frägt sich nur, wie jener Kampf auf die beste Weise und mit dem besten Erfolge zu führen ist. Offenbar genügt es nicht, den Schülern den Besuch socialdemokratischer Versammlungen und das Lesen solcher Schriften zu verbieten, noch viel weniger würde es angebracht sein, mit ihnen Volkswirthschaft, Staatswissenschaft oder sociale Fragen zu behandeln, vielmehr

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