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ist hier das Verfahren eines verständigen Arztes zu beobachten, welcher fich nicht damit begnügt, den einen kranken Theil zu heilen, sondern der vor allem den Gesammtzustand des Patienten, den eigentlichen Siß der Krankheit gründlich zu erforschen sucht, und dann von innen heraus auch das lokale Leiden beseitigt.

Wir werden also zunächst die Socialdemokratie daraufhin anzusehen haben, was denn eigentlich der Kern ihres Wesens ist. Das ist ja eben die betrübende Erscheinung, daß so viele ungescheut der rothen Fahne folgen und dazu schwören, ohne auch nur zu wissen, worauf die Socialdemokraten hinauswollen. Würde mancher Arbeiter die leßten Ziele kennen, so würde er entseßt zurückbeben. Nun aber reden die Führer vor den Ohren des Volkes nur von besseren Löhnen, niedrigen Steuern, allgemeinem Frieden und Weltbeglückung, und so werden die Seelen gefangen und fortgerissen. Was also ist das eigentliche Wesen der Socialdemokratie? Es ist die unheilige Trias von Atheismus, Communismus und Vaterlandslosigkeit.

Die Hauptsache ist ihnen die gehoffte Beseitigung jeder Noth, deren Ur. fache ihnen im Privatbesiß zu liegen scheint, daher ihre erste Forderung: Aufhebung des persönlichen Besizes, Communismus. Weil aber der gegen. wärtige Besißstand und die ganzen socialen Verhältnisse ibnen mit dem Staat untrennbar verbunden erscheinen, so ergibt sich daraus von selbst die zweite Forderung: Vernichtung des gegenwärtigen Staatslebens, Vaterlandslosigkeit. Endlich fühlt die Socialdemokratie wohl, daß die tiefste und festeste Wurzel, worauf unser gesammtes Leben ruht, die religiösen Anschauungen sind, und darum muß sie auch die leßte Consequenz ziehen: Beseitigung aller Religion, Atheismus.

Haben wir hiermit die richtige Diagnose der socialdemokratischen Krankheit gestellt, so gibt sich von selbst, welchen Weg der Heilungsvroceß einzuschlagen hat. Die Schule hat jenen drei Verneinungen mit aller Entschiedenheit drei Bejabungen entgegenzuseßen und wird die Religion, das Baterland und das Recht des Privatbesizes als hohe Güter und Grundlagen unserer Civilisation bewahren und hegen.

Nie hat die Volksschule grundsäßlich einen andern Standpunkt eingenommen, als daß sie es für ihre Pflicht gehalten hätte, zu lehren und zu erziehen; aber gestehen wir es nur, daß in der leßten Zeit die Erziehung sehr in den Hintergrund getreten ist. Der Wissensstoff hat sich ununterbrochen gemehrt, immer neue Gegenstände und Forderungen sind hinzugetreten, man mußte froh sein, wenn es gelang, das Pensum zu absolviren. Das bloße Wissen bildet aber noch keine Charaktere, ja das Halbwissen macht sogar leicht hochmüthig und zerfahren. Die Volksschule wird daher dieser ihrer Aufgabe wieder erhöhten Fleiß zuwenden müssen und lieber hie und da etwas von ihrem Pensum opfern, ehe sie die Erziehung bintanseßt. Insbesondere wird, um dies von vornherein hervorzuheben, die Religion wieder in ihre vollen Rechte treten müssen. Nicht nur, daß wirklich christliche Religion ge

lehrt wird, wie sie in Bibel, Katechismus und Lied ihren Ausdruď findet, sondern daß auch jede andere Lection von ihrem Geiste durchweht wird, und der gesammte Unterricht durch Gebet seine Weihe empfängt.

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Kommen wir jeßt... zur Hauptwaffe in unserm Kampfe; es fann keine andere sein als die Religion. Ist das im leßten Grunde der Kern der socialdemokratischen Bewegung, daß an die Stelle Gottes der Mensch geseßt wird wie es ja noch jüngst ausgesprochen worden, so muß auch hierin der Schwerpunkt des Kampfes liegen. Man täusche sich nicht, nur in diesem Zeichen wird uns der Sieg zu Theil werden. Man mag die Socialdemokratie mit Waffengewalt darniederschlagen, man mag sie durch eine Atrenge Gesetzgebung knebeln überwinden wird man sie dadurch nicht. Unser Glaube, sagt die Schrift, ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.*) Wenn die Welt und namentlich gewisse politische Parteien das heut noch nicht einsehen und sich verlegen nach allerlei Waffen umsehen, wenn man von einem Ausnahmegesez Rettung erwartet, so sind wir fest überzeugt, daß sich alle diese menschlichen Waffen als unzureichend erweisen werden und daß schließlich, vielleicht nach sehr schweren Erfahrungen, nichts anderes übrig bleiben wird, als die christliche Wahrheit. Warten wir Schlimmeres nicht ab, sondern ergreifen wir nicht bloß in der Kirche, sondern auch in Staat und Schule diese einzige, wirklich siegbringende Waffe.

Es gilt vor allem zu bezeugen und zu bekennen, daß es einen lebendigen Gott gibt, der die Welt in seiner allmächtigen Hand hat und mit Weisheit regiert. Es gilt zu bezeugen, daß dieser Gott uns sein Gebot gegeben hat, welches ewig unwandelbar und unantastbar die Grundlage aller menschlichen Gesetzgebung sein muß. Es gilt, den Frevel klar zu legen, den der Mensch begeht, wenn er, von diesem göttlichen Willen absehend, seinen eigenen Willen für den höchsten, allein maßgebenden erklärt, und damit den Menschen auf den Thron Gottes erhebt. Es gilt ferner zu bezeugen, daß der Mensch nicht für die Spanne Zeit hier bestimmt ist, sondern für die Ewigkeit; es gilt, mit allem Nachdruck darauf hinzuweisen, daß der Mensch für all sein Thun und Lassen Rechenschaft geben muß vor dem allsehenden Gott. Es gilt, zu zeigen, wie eine heilige Gottesordnung in der Welt besteht, die der Mensch nimmermehr durchbrechen oder gar beseitigen kann.

Andrerseits werden wir eben so betonen, daß Gott unser aller Vater und wir alle**) seine Kinder sind. Hieraus ergibt sich allein die wahre Gleichheit der Menschen, hieraus die rechte Brüderlichkeit, hieraus die wahre Freiheit, mit deren Zerrbildern sich die Socialdemokratie zu schmücken sucht.

*) Welcher Glaube? Etwa nur der, daß es einen lebendigen Gott gibt? Gewiß nicht! Hier ist ein großer Mangel an der Arbeit, den unsere lieben Lehrer gewiß alsbald erkennen werden. Unsere Hauptaufgabe, auch dem Gräuel des Socialismus gegenüber, ist und bleibt, die Kinder zum selbstbewußten lebendigen Glauben an den HErrn Christum zu führen. S.

**) Doch nur die wahrhaft gläubigen Christen!

Gott unser aller Vater darum werden wir auch in allem, was uns trifft, Gottes Friedensgedanken erkennen, und wenn uns seine Herrlichkeit zum Bewußtsein gekommen ist, uns auch unter Schweres beugen, in der festen Ueberzeugung, daß es zu unserm Heile dienen werde. Aber andrerseits werden wir auch nicht verschweigen, daß die Gaben Gottes von den Menschen verdorben, daß die Absichten Gottes von den Menschen, so viel an ihnen ist, gekreuzt werden; genug, wir werden das Elend in der Welt auf seine wahre Quelle zurückführen, nämlich auf die Sünde, und dabei, nach rechts und links mit gleichem Maß messend, ebenso die Armen trösten, als die Reichen und Großen dieser Welt mahnen, den Willen Gottes zu thun, damit sein Reich komme.

Wir werden nicht unterlassen zu lehren, daß König und Obrigkeit von Gottes wegen da sind, und daß man ihnen um des Gewissens willen geborchen muß, die Kirche muß aber auch der Obrigkeit das Gewissen schärfen, daß sie ihr Amt führt nach Gottes Willen und nicht den Ast absägt, auf welchen ihre Autorität sich gründet.

Wir werden ferner lehren, daß Armuth und Reichthum auf einer beilfamen Gottesordnung beruhen und daß ihre Ausgleichung durch die christliche Liebe geschieht. Wir werden endlich auch darauf hinweisen, daß jede tüchtige Arbeit ihren Lohn finden, daß jeder redlich erworbene Besiß geschäßt werden muß, wir werden den Segen christlichen Familienletens und eines christlich geregelten Haushalts rühmen.

Das sind unsere Waffen wider die Socialdemokratie, Waffen des Geistes, Waffen des Glaubens und der Liebe. Möge die deutsche Volksschule fie führen, so wird sie der Nation zum Siege verhelfen über den schwersten Feind, der jemals unsern äußeren Bestand und unsern inneren Frieden bedroht hat." W. Gutschmidt.

„Susan inne.“

Im vierzehnten Vers des herrlichen Weihnachtsliedes „Vom Himmel hoch da komm ich her“ steht das heute sehr unbekannte Wort „Susaninne“, das den verschiedensten Erklärungen unterworfen ist. Schon in einem Liede vom Jahre 1422 kommt es vor, und zu Luthers Zeiten war es jedenfalls allgemein bekannt; denn sonst würde es der Dichter nicht in ein Lied aufgenommen haben, welches er für das Volk bestimmt hatte. Nach Hoffmann von Fallersleben (,,Geschichte des deutschen Kirchenliede", S. 420) ist es ein altes,,Wiegenwort, um Kinder einzuschläfern“. Es ist aber in seiner Sprech- und Schreibweise etwas verderbt; denn ursprünglich besteht es aus den beiden Worten „Susa“ und „Minne“. „Susa“ oder „Suse“ heißt so viel als „ruhen“ oder „schlummern“; „Minne“ so viel als „mein Liebchen“. Beide

Ausdrücke vereinigt würden also heißen:,,Schlaf, Liebchen". Daß „,,Minne" das altdeutsche Wort für „Liebe“ ist, ist allgemein bekannt; der Schreiber dieser Zeilen hörte aber auch noch in seiner Knabenzeit sehr häufig ein Wiegenlied fingen, das mit dem Worte,,Suse" begann. Wenn also Luther singt:

„Davon ich allzeit fröhlich sei,

Zu springen, singen immer frei

Das rechte Susaninne schon,
Mit Herzenslust den süßen Ton.“

so kann das keinen andern Sinn haben als den: Am Kripplein Christi wollen wir das schönste Wiegenlied fingen.

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Die moderne Schule.

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In dem von Herrn Pastor v. Nathustus in Quedlinburg herausgegebenen protestantischen „Volksblatt für Stadt und Land" (Nr. 14) lesen wir:,,Was die neue Zeit für ein Licht in den Köpfen ansteckt, davon wird uns eine wirklich wahre Geschichte folgendermaßen mitgetheilt: In die Provinzialstadt X. in unserm lieben Preußenland hat der CulturkampfsSturm bei Erledigung der Regierungs- und Schulrathsposten einen Gymnasallehrer hingeweht und zwar seinem besonderen Zeichen nach einen Naturwissenschaftsmann. Auf seinen Revisionsreisen in den Dorfschulen nun fragt der neue Schulrath die Kinder unter Anderem, wie viel Zähne ein Hase habe. Allgemeines Schweigen. Dem Lehrer brummts in den Ohren; endlich stotterte er leise, daß er es selber nicht wisse. Nun, dann besorgen Sie sich ein Hasenskelett und studiren', wird ihm zur Antwort. Noch viele Dorfschulen der Umgegend suchte der Schulrath nach Hasenzähnen ab überall dasselbe beredte Schweigen. Da warf er sich auf eine andere Gattung, den Maikäfer; vielleicht ist die Naturgeschichte dieses Lenzvogels interessanter und bekannter. Kinder', fragte er die vor ihm versammelte Dorfjugend, ,nun sagt mir einmal, wie es kommt, daß der Maikäfer fliegen kann, er ist doch kein Vogel.' Tiefes Sinnen gelagert auf allen Flachsköpfen. Endlich zuckts wie Verständniß über's Gesicht eines älteren Mädchens; strablend sieht fie den Schulrath an und hebt sie den Finger. Sie hat's. Nun, mein Kind, wie kommt's, daß der Maikäfer fliegen kann, er ist doch kein Vogel.' — ,Er hat Flochten (Flügel).—,Nichts da', entschied der Schulrath,,die Flügel allein machens nicht, aber er hat eine Pumpe im Leibe. Und im Gedanken, wie ohne Anschauung schwer Verständniß zu wecken ist, kneift er die Daumen ein, klappt mit den Fingern darüber auf und zu, pumpt mit den Armen von außen nach innen zusammen und bläst die Backen auf.,Seht, Kinder, so. Dann macht der Maikafer burr und fliegt davon.""

Der österreichische Reichsrath-Abgeordnete Dr. Schöffel will, daß in jeder Volksschule auch noch ein Feldwebel angestellt werde, der militärisches Exerciren lehre. Ein Wiener Wißbold hat nun folgenden Schulplan für die Landschulen frei nach Dr. Schöffel aufgestellt: Montag: ExercirReglement; Cavallerie- Attaque; Bayonett-Angriff; Rechnen. Dienstag: Generalstabs- Uebungen; Brückenschlagen; Vorpostengefechte; Lesen und Adjustirungsvorschriften. Mittwoch: Scheibenschießen; - Tiraillir kunst; Religion; Artillerie- Uebungen. Donnerstag: Großer Uebungsmarsch en parade. Freitag: Proben mit den unfehlbaren Uchatius-Kanonen; über die Administration des Heeres; Reiten; Fibel. Samstag: Ueber geheime Pläne; Reiten; Tiraillirkunst; Geschichte des Krieges. Sonntag: Feldgottesdienst, dann großer Rapport. Was wird wohl noch alles in der Volksschule gelehrt werden sollen? Zulezt vielleicht alles andere, nur nicht das, was am nöthigsten ist — das Fundament der Volksbildung. Bei der richtigen Aufklärung und Durchbildung der Massen kommt es wohl nicht so sehr darauf an, den Schulbau recht in die Höhe zu gipfeln, als vielmehr — ihn tüchtig zu fundamentiren! Bei der krankhaften Ueberwucherung der Realien muß aber die Grundlegung in den Elementen sehr geschädigt werden, was den gesammten Schulbau in seiner Entwickelung gefährdet! Das wäre in unserer Parforce- und Treibhaus-Erziehung ein Punkt, der das Nachdenken und die Beherzigung aller tief denkenden Pädagogen und Schulbehörden verdienen würde! Wir wollen sehen, wohin dieses Ueberstürzen noch führen, was für Früchte es bringen wird! Non multa - sed multum! (Aus den Diesterweg'schen Rheinischen Blättern" für Erziehung und Unterricht. Fortgeführt von Dr. Wichard Lange. Hest V. Jahrg. 1877.)

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Der Berliner,,Verein für Reform der Schule" hat außerdem bezüglich des Verhältnisses der confessionellen zur confessionslosen Schule folgende,,neue" Grundsäße aufgestellt: „1. Jene (die confessionelle Schule) erzieht ihrem Endzwecke nach für ein jenseitiges Leben im Himmel, diese (die confessionslose) für das diesseitige Leben auf Erden. 2. Jene erzieht ihrem irdischen Zwecke nach gläubige Kirchenkinder und geborsame Unterthanen, diese Fittlich freie Menschen kraft wissenschaftlicher Erkenntniß. 3. Jene macht zum Erziehungsprincip die Autorität, d. h. die Furcht vor fremder Macht, diese das Bewußtsein eigener Kraft. 4. Jene sucht daher den eigenen Willen vornehmlich zu verdächtigen und zu brechen, diese sucht ihn zu fräftigen und zu edeln. 5. Jene hält die Vernunft unter dem Glauben gefangen und erklärt: Christum lieb haben ist besser denn alles Wissen, diese stellt den Glauben unter die Herrschaft der Vernunft und erklärt: Vernunft und Wissenschaft sind des Menschen allerhöchste Kraft. 6. Jene macht zum Centrum und zum Sauerteige alles Unterrichtes den confessionellen Religions-Unterricht, diese den naturwissenschaftlichen Unterricht. 7. Jene

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