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Staatsschule, wohl gar einer guten Staatsschule, große Vortheile darbietet; und sie müßten ja schlafen oder blind sein, wenn sie es nicht sehen wollten. Damit tritt aber auch die Versuchung an sie heran: ob sie sich mit der Englischen Bildung, welche die Gemeindeschule für die noch nicht confirmirte Jugend bietet, wollen begnügen lassen; oder ob sie mehr fordern müssen, ob die Kinder schon jeßt, vor der Confirmation — lernen sollen, was die besten Public Schools bieten!

Viele erkennen und überwinden diese Versuchung, troßdem sie die Gelegenheit bätten, vor allem die Englische und weltliche Ausbildung ihrer Kinder ins Auge zu fassen. Sie sagen in der Furcht Gottes: „Mein Kind soll zunächst, vor allem anderen, in Gottes Wort gegründet werden, damit es seinem Gott dienen, in der Welt christlich leben und endlich selig sterben kann. Was die anderen Dinge betrifft so muß es sich mit dem begnügen, was unsere Gemeindeschule zur Zeit bieten kann; ists möglich, so soll es nach der Confirmation mehr lernen. und die beste Public School besuchen. Das steht aber bei Gott; denn auch in solchen Dingen ist alles an seiner Führung und an seinem Segen gelegen."

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So reden und thun die Eltern, denen es selbst vor allem ernstlich darum zu thun ist, das Himmelreich zu erwerben, die auch aus eigner Erfahrung wissen, wie zeitraubend und mühsam es selbst bei fleißigen und frommen Kindern ist, sie in Gottes Wort fest zu gründen, die es von Herzen glauben, daß es nicht bei ihnen, sondern bei Gott steht, was einmal aus ihren Kindern werden soll, — die auch diese nur ungern auf jener Leiter sehen würden, auf der man weltlichen Ehren und zeitlichen Gütern nachsteigt, ja, die es für eine schwere Sünde halten würden, ihre lieben Kinder irgend wie anzureizen, nach hohen Dingen zu trachten! Ja, so handeln diejenigen Lutheraner, die Gott danken, daß er sie seliglich geführt hat, und die täglich in Wahrheit des Worts eingedenk bleiben: Trachtet am ersten nach dem Reiche Gottes! — Die sind es dann aber auch, welche, sobald ihnen der HErr die Mittel und die Gelegenheit dazu bietet, die Gemeindeschule in rechter Weise zu heben suchen, und nach beftem Bermögen dafür sorgen, daß auch im Englischen und den weltlichen Unterrichtszweigen das geleistet werde, was sich ohne Nachtheil für den Hauptzweck der Schule unter obwaltenden Umständen nur irgend erreichen läßt.

Andere dagegen unterliegen jener Versuchung wohl gar bald und ganz offenbar. Sie haben über die Gemeindeschule nur zu klagen, weil sie zu deutsch" ist, zu viel Religion" treibt; und haben sie eine Public School in der Nähe (die dann selbstverständlich sehr gut", wenn nicht gar die beste" ist), so schicken sie ihre Kinder dort hin, ehe diese vielleicht nur einen rechten Anfang mit gründlicher Erkenntniß der Heilslehre gemacht haben.

Kinder sollen jedenfalls in der Welt voran; sie sollen nicht Zeit Lebens „Basserträger" bleiben; sie sollen ihr Brod nicht im Schweiße ihres Angesichts essen, wie Vater und Mutter es thun mußten; sie sollen es einmal besser und bequemer haben, sollen es eben so weit bringen, wie die Englisch redenden Amerikaner!

Diese Leute thun, als ob es in der Menschen Belieben stände, aus den Kindern zu machen, was sie wollen, als ob die Public Schools das sichere Mittel wären, einen Menschen glücklich, ja nur reich und geehrt zu machen! Nach ihrem Verfahren mit den Kindern zu urtheilen, trachten sie selbst vor allem nach zeitlichem und leiblichem Wohlergehen und meinen, das Himmelreich, das ja umsonst zu haben sei, könne ihnen auf keinen Fall 'entgehen. Ihre Kinder vermehren dann den bereits allzugroßen Haufen jener,,Lutheraner", die ihren Katechismus nur oberflächlich gelernt haben, nach fümmerlicher Vorbereitung confirmirt wurden, keine Predigt ordentlich verstehen, keinen Vorrath von Sprüchen und Liedern in Kopf und Herzen haben, die Kirchenmelodien nicht singen können, jeder Verführung durch Schwärmer und Weltkinder offen stehen, und die der Gemeinde, die sie leider unter sich dulden muß, eine Last, ein Hemmschuh für ihre Entwicklung, ja vielfach eine Unehre und Schande sind. Vielleicht können diese Leute nun etwas besser Englisch als diejenigen, welche nur die Gemeindeschule besuchten; in gar vielen Fällen können sie es nicht; und jedenfalls ist ihnen die Kirchensprache um so viel mehr fremd geworden, und von einer gründlichen Heilserkenntniß kann gar keine Rede sein!

Es gibt aber noch eine dritte Klasse von Lutheranern, und gibt sie auch in unserer Mitte, die sich zur Gemeindeschule ganz anders stellen, als die bereits Erwähnten. Sie wollen dieselbe weder in rechter Weise heben, wie die Ersteren, noch völlig mit ihr brechen, wie die Zweiten; sondern sie nehmen den Mund voll und fordern mit wichtigster Miene: „Unsere Gemeindeschule muß leisten, was die besten Public Schools leisten; sonst steht es schlecht mit ihr, - sonst ist sie das Geld nicht werth, das sie kostet!" Man sezt auch wohl noch hinzu: „In unserm Seminar müssen die Lehrer gleich so vorgebildet werden, daß sie im Stande sind, jener Forderung zu entsprechen! Wozu haben wir sonst ein Schullehrer-Seminar? Warum verwenden wir (Wir?) das schwere Geld darauf, Lehrer auszubilden, die nicht vollständig amerikanisch sind und mit den besten Public School Teachers wetteifern können?!

Diese Leute meinen dann wohl, sie hätten große Weisheit entdeckt und ausgesprochen; und fast stets finden sich alsbald noch Andere, die ihnen beistimmen, weil sie mit der Schule unzufrieden sind und noch nicht daran gedacht haben, daß der Grund davon bei ihnen selbst liegen könnte. Jeßt muß die Schule gründlich reformirt werden! Ja", heißt es nun,,,Gottes Wort müssen wir haben; unsere Kinder sollen ja keine Heiden werden; das Evangelium wollen wir gerne in der Schule behalten; aber gerade weil wir

Lutheraner sind, deshalb muß unsere Jugend auch Englisch 2c. lernen, wie man es in den besten Staatsschulen lernt!" Jest soll mit diesen gewetteifert werden; dann so meint man — wird Alles gut, — dann

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werden unsere Schulen in den rechten Stand gebracht werden.

Wahrlich, keinen größeren Schaden könnten wir unseren Schulen thun, als den, mit den besten Staatsschulen wetteifern zu wollen und dabei das himmlische Kleinod, das unsere Schulen ziert, aus den Augen zu sehen! Kämen wir dahin, das nur erst zu beginnen, - würde die Mehrheit der Gemeindeglieder das grundsäßlich anerkennen und billigen, so würde die Schule der größesten Gefahr ausgesezt werden; sie würde je länger desto mehr ihren kirchlichen, ihren lutherischen Charakter verlieren, und würde endlich als Gemeindeschule vollständig ruinirt sein, — würde ihrem vornehmsten Zwede nicht mehr dienen und entsprechen.

So lange dieser im Auge behalten wird, ist es nicht möglich, daß ein lutherischer Lehrer, neben dem Unterrichte im Deutschen und in den göttlichen Dingen, auch im Englischen 2c. dasselbe Ziel erreichen könnte, das in einer der besten Public Schools unter sonst gleichen Umständen erreicht wird. Wenn z. B. in beiden, Schulen die wöchentliche Unterrichtszeit 25 Stunden beträgt, so muß der lutherische Lehrer etwa die Hälfte derselben auf das Deutsche und auf die Gegenstände verwenden, welche die Kinder lernen müssen, um als lutherische Christen leben zu können;*) und in der nun noch übrigen Zeit sollte er dasselbe leisten können, was sein College in der Staatsschule leistet? In der That, ein solcher Lehrer wenn er sich fände wäre ein Wundermann, den man dann aber auch doppelt und dreifach besolden sollte. So lange er sich aber nicht gefunden hat, wollen wir getrost behaupten: es ist unmöglich, daß ein lutherischer Lehrer die in Rede stehende Forderung erfülle, so lange er seiner Schule den lutherischen Charakter bewahrt.

Man redet viel davon, daß in den deutsch englischen Schulen (zu denen ja auch die unsrigen gehören, oder doch gehören sollten) die eine Sprache das Verständniß der anderen bedeutend fördere, und daß dadurch das Lehren und Erlernen beider sehr erleichtert werde. Ohne Zweifel ist etwas Wahres an dieser Behauptung! Wer Eine Sprache wirklich versteht,

wer ihren Bau kennt, wer die Bedeutung der Stämme und der Bildungssplben wenigstens etwas inne hat 2c. 2c., und deshalb fortwährend Vergleiche mit einer anderen verwandten Sprache, die er zu erlernen hat, anstellen kann, der erlernt die leßtere verhältnißmäßig leicht, und dringt auch

*) Nehmen wir für den Katechismus 2 Stunden, für die biblische Geschichte 2 Stunden, für das Hersagen 2 Stunden, für das Bibellesen 1 Stunde, für das deutsche Lesen 2 Stunden, für deutsche Sprache 1 Stunde und für den Kirchengesang 1 Stunde, so haben wir schon 11 Stunden, und dann ist das Deutsche sehr dürftig, die Religion kaum befriedigend bedacht.

wohl tiefer in ihr Verständniß ein als derjenige, der sie als seine Muttersprache redet und keiner anderen mächtig ist. So gewiß aber bei den Kindern in einer Volksschule nur in einem sehr eingeschränkten Verstande von wirklicher Kenntniß der Muttersprache die Rede sein kann: so gewiß ist es auch, daß im Ganzen genommen nur von wenig Kindern und auch bei diesen nur beziehungsweise mit Wahrheit behauptet werden kann: daß die Erlernung der einen Sprache das Verständniß der anderen bedeutend fördere. Im Allgemeinen wird die Erfahrung wohl lehren, daß man mit beiden Sprachen seine liebe Noth hat, und daß nur die sehr gut begabten Kinder beide mit Leichtigkeit lernen und es eben sowohl zu einem correcten Sprechen, als zu einem richtigen Schreiben derselben bringen. Jedenfalls wird die Erlernung des Englischen in deutschen Schulen nicht so erleichtert, daß sich darauf die Forderung gründen ließe: unsere Kinder müssen in unsern Gemeindeschulen die Landessprache eben so vollkommen erlernen, als dieses in den besten Staatsschulen der Fall ist!

Es ist gewiß nicht nöthig, auch noch auf die übrigen Realfächer specielle Rücksicht zu nehmen. Für den, der sehen will, ist es genugsam einleuchtend, daß es von vorn herein unmöglich ist, der bereits mehrfach ausgesprochenen Forderung nachzukommen. Unmögliches zu fordern, ist aber nicht allein thöricht; es ist auch höchst ungerecht und sündlich, und darüber müssen wir auch noch ein Wort sagen. (Schluß folgt.)

Die Lehrartikel der Augsburgischen Confeffion.
(Vorgetragen im Schulseminar zu Addison, Jl., von C. A. T. Selle.)

Artikel 12. Von der Buße.

(Vergleiche S. 155 ff. 177 ff. 301 ff.

Dieser Artikel enthält vier Stücke:

Müller: S. 167 ff. 187 ff. 312 ff.)

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1. bezeugt er, daß diejenigen wieder Vergebung der Sünden erlangen können, die nach der Taufe gesündigt haben, so sie zur Buße kommen mögen;

2. führt er die zwei Stücke auf, die zu wahrer Buße gehören;

3. weis't er auf die rechte Frucht der Buße;

4. verwirft er die Widersacher der betreffenden Lehre. Ad 1. Vom ersten Stück handeln folgende Worte des Artikels: „Von der Buße wird gelehret, daß diejenigen, so nach der Taufe gesündiget haben, zu aller Zeit, so sie zur Buße kommen mögen, Vergebung der Sünden erlangen, und ihnen die Absolution von der Kirchen nicht soll geweigert werden." Der Taufe wird hier Erwähnung gethan, weil uns durch dieselbe die Vergebung zuerst ist versiegelt worden. Durch muthwillige Sünden fällt

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nun aber der Mensch aus dem Taufbund und der Gnade. Da ist denn die einzige Ordnung, in der man wieder zur Gnade kommen mag, die der Buße. „Zu aller Zeit“, so oft auch ein Mensch gefallen sein mag, kommt er nur wieder zur Buße, so hat er immer wieder auf's Neue Vergebung der Sünde, und es soll ihm alsdann die Kirche die Absolution nicht verweigern. Gerechter fällt siebenmal, und stehet wieder auf." Spr. Sal. 24, 16. O, große Gnade Gottes! Diese Lehre scheint manchen Leuten, die keinen christlichen Verstand haben, gefährlich zu sein, indem sie meinen, sie mache fichere Leute, und es ist allerdings nicht zu leugnen, daß gar Manche frech und lustig darauf los sündigen, weil, wie sie sagen, sie ja später nur Buße zu thun brauchten, so sei es alles vergeben. Ja, man trifft wohl Leute, die, wenn man ihre Sünden straft, gerade heraus sagen: Erst will ich dies und jenes noch einmal thun; dann wird es ja wieder vergeben: wenn ich darauf Buße thue, dann ist ja alles wieder recht. Gegen solchen erschrecklich frechen Mißbrauch der reinen Lehre warnt uns aber Gottes Wort auf's nachdrüclichste. Gottes Gnade auf Muthwillen ziehen (Judä 4.) ist scheußlich und hat stets nur den größten Schaden gebracht. Auch steht in unserem Artikel wahrlich nicht vergebens, so sie zur Buße kommen mögen", sollen die Sünder wieder Gnade und Absolution erlangen. Wem ist es denn verbürgt, daß er, wenn er muthwillig sündigt, wieder zur Buße kommen mag oder kann? Gar Mancher wird wohl mitten aus seiner Sündenlaufbahn plößlich durch den Tod zur Hölle dahingerafft. Nach Gottes schrecklicher Gerechtigkeit mag auch ein solcher auf Gnade sündigende Mensch endlich in das Gericht der Berstockung fallen, wo es dann um sein ewiges Heil für immer geschehen ist. Es gibt ja eine Sünde, bei welcher der Mensch unmöglich wieder zur Buße kommen kann: die Sünde wider den Heiligen Geist. Von ihr handelt insonderheit die Stelle Ebr. 6, 4-6.: „Es ist unmöglich, daß die, so einmal erleuchtet sind, und geschmeckt haben die himmlische Gabe, und theilhaftig worden sind des Heiligen Geistes, und geschmeckt haben das gütige Wort Gottes, und die Kräfte der zukünftigen Welt, wo sie abfallen, und wiederum ihnen selbst den Sohn Gottes kreuzigen, und für Spott halten, daß sie sollten wiederum erneuert werden zur Buße." Hiernach besteht also die Sünde wider den Heiligen Geist darin, „daß man die erkannte und im Herzen erfahrene, geschmeckte seligmachende himmlische Wahrheit von der . gnadenreichen Vergebung der Sünden durch Christum muthwillig verleugnet und lästert“. Nur ein solcher Mensch kann diese erschreckliche Sünde begehen, der schon wahrhaft bekehrt und gläubig war. Er begeht sie durch muthwillige Berleugnung und Lästerung der seligmachenden Wahrheit. Nicht jede Berleugnung, wie z. B. die aus Menschenfurcht und in Schwachheit geschehene des Petrus, ist hier gemeint, sondern allein die muthwillige, und zu dieser muß dann noch die muthwillige Lästerung hinzukommen, ehe die Sünde wider den Heiligen Geist begangen ist. Gott will ja freilich, daß alle Menschen zur Buße kommen sollen: „Nun aber gebeut Er allen

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