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Menschen an allen Enden, Buße zu thun." (Ap. Gesch. 17, 30.) Auch läßt Gott es ja nicht an den Mitteln fehlen, durch welche der Heilige Geist die Buße wirkt. Allein wie können diese dem Menschen noch helfen, der die Sünde wider den Heiligen Geist begangen hat? Das Gesez verachtet er; das Evangelium stößt er fortwährend von sich. Das, was ihn hierin reizen und locken sollte, hat für ihn bereits allen Reiz verloren. So ist es nicht möglich, daß er noch zur Buße komme. Von einem zur Zeit lebenden Menschen kann man nie mit voller Gewißheit sagen, er habe die Sünde wider den Heiligen Geist begangen, schon darum nicht, weil man nie mit vollkommener Gewißheit sagen kann, er habe schon je die Kräfte der zukünftigen Welt in Wahrheit geschmeckt, er sei schon je von Herzen bekehrt und wahrhaft gläubig gewesen, weshalb der, den wir etwa darauf anfähen, doch noch wohl zur Buße kommen möchte. Jedoch gehört das Beharren in dieser Sünde nicht als ein Stück zu derselben, sondern ist allein deren schreckliche Folge. Wenn Jemand darüber angefochten ist, ob er nicht etwa die Sünde wider den Heiligen Geist begangen habe, so ist er dahin zu bescheiden, daß dies nicht möglich sei, da er sonst unmöglich über seine Sünde trauern und nach Gnade verlangen könne.

Ad 2. Die beiden Stücke, die zu wahrer Buße gehören, führt unser Artikel mit den Worten auf: „Und ist wahre rechte Buße eigentlich Reue und Leid, oder Schrecken haben über die Sünde, und doch daneben glauben an das Evangelium und Absolution, daß die Sünde vergeben und durch Christum Gnade erworben sei, welcher Glaube wiederum das Herz tröstet und zufrieden machet." Kurz gesagt gehören also zur Buße:

A. Reue und Leid, oder Schrecken haben über die Sünde;
B. der Glaube an das Evangelium.

Zunächst muß festgehalten werden, daß das Wort „,,Buße" in der heiligen Schrift bald in weiterer, bald in engerer Bedeutung gebraucht wird. Im engeren Sinne versteht man unter Buße allein Erkenntniß der Sünde, Leid, Reue oder Schrecken haben über dieselbe. Im weiteren Sinne dagegen versteht man unter Buße: Reue und Glauben, und ist hier der Glaube eben das rechte eigentliche Hauptstück der Buße. In ganz gleicher Weise, wie das Wort Buße, wird auch das Wort Reue bald in engerer, bald in weiterer Bedeutung genommen, indem es in dieser den Glauben als Hauptstück einschließt.

Buße oder Reue im engeren Sinne ist also Leid und Schrecken über die Sünde haben. Die Apologie sagt, in den Schrecken und Aengsten der Reue ,,merkt erst das Gewissen, was die Sünde für ein großer Ungehorsam gegen Gott ist, da drücket erst recht das Gewissen der schreckliche Zorn Gottes, und es ist unmöglich der menschlichen Natur, denselbigen zu tragen, wenn sie nicht durch Gottes Wort (Evangelium) würde aufgerichtet". (S. 160. Müller: 171.) Ehe der Mensch zur Reue kommt, achtet er die Sünde für eine Kleinig keit und säuft sie wohl in sich wie Wasser; sobald aber sein Gewissen aufwacht, wird auch die kleinste Sünde ihm erschrecklich groß. Da wird das

arme Herz vom Zorn Gottes wohl so schwer gedrückt, daß es denselben unmöglich tragen kann, wenn Gott nicht durch das Evangelium zu Hülfe kommt. Wo nichts weiter ist, als diese Reue, da ist keine Vergebung, sondern eitel Tod und Verdammniß. 2 Cor. 7, 10.:,,Die Traurigkeit der Welt aber wirket den Tod."

Gott sei Dank! daß es auch eine Reue zur Seligkeit gibt, wie denn derselbe Spruch sagt: „Die göttliche Traurigkeit wirket zur Seligkeit eine Reue, die niemand gereuet." Dies ist die Reue oder Buße im weiteren Sinn, die den Glauben einschließt, wie der Artikel mit den Worten bezeugt: „und doch daneben glauben an das Evangelium und Absolution". Nur da, wo sich dieses zweite Stück der Buße im weiteren Sinn auch findet, ist wahrhaft christliche Buße. So beißt es Apologie, S. 161 (Müller S. 172): „Darum ist Judä und Saul's Reue nichts nüße gewesen, denn da ist nicht Glaube gewesen, der sich gehalten hätte an die Verheißung Gottes durch Christum. Dagegen find David's und St. Petrus Reue rechtschaffen gewesen: denn da ist der Glaube gewesen, welcher gefaßt hat die Zusage Gottes, welche anbeut Vergebung der Sünde durch Christum."

Den Beweis, daß zur Buße im weiteren Sinne die beiden angeführten Stücke und keine weiteren gehören, liefert die Apologie unter Anderem (S. 162 ff. Müller S. 173 ff.) aus folgenden Sprüchen:,,Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken." Die Last und Bürde hier ist Angst und Schrecken der Sünde; das Kommen zu Christe ist der Glaube. Marc. 1, 15.:,,Thut Buße, und glaubet an das Evangelium." Weil hier der Glaube besonders aufgeführt wird, so ist das Wort,,Buße" in diesem Spruche im engeren Sinne als Leid und Schrecken über die Sünde zu nehmen. 1 Sam. 2, 6.: „Der HErr tödtet und macht lebendig, führet in die Hölle und wieder heraus.“ „Da werden auch die zwei Stücke gerühret, Reue und Glauben." Eben da heißt es auch: „Dar, um führet auch die ganze Schrift zweierlei Lehre. Eine ist das Gesez, welches uns zeigt unsern Jammer, straft die Sünde. Die andere Lehre ist das Evangelium.“ Wenn es noch weitere Stücke der Buße gäbe, als die genannten zwei, so müßte es auch mehrerlei Lehre der Schrift geben.

Ad 3. Die rechte Frucht der Buße. Darauf weisen in unserem Artikel die Worte: „Darnach soll auch Besserung folgen, und daß man von Sünden lasse, denn dies sollen die Früchte dr Buße sein, wie Johannes spricht Matth. 3, 8.:,,Wirket rechtschaffene Früchte der Buße." Wir fassen demnach die Besserung nicht als ein Stück, sondern als eine Folge der Buße. Als Beweisstelle, daß die Besserung des Lebens die Frucht der Buße ist, mögen wir außer der angeführten Stelle die manche Theologen hier nicht als solche gelten lassen wollen Gal. 5, 22. aufführen: Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmuth, Keuschheit." Wo solche Früchte der Buße nicht folgen, ist gewißlich die Buße selbst nicht rechter Art. Im 6. Artikel ist hiervon bereits eingehend gehandelt worden.

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Ad 4. Die Verwerfung der Widersacher. Deren werden drei Arten im Artikel verworfen:

A. Die erste Art wird uns mit den Worten vorgeführt: „Hier werden verworfen die, so lehren, daß diejenigen, so einst fromm worden, nicht wieder fallen mögen." Diese Verwerfung ist gegen die Calvinisten gerichtet, die, in Verbindung mit ihrer Prädestinationslehre, behaupten, daß derjenige, welcher einmal fromm geworden, nicht mehr vom Glauben fallen könne. Man sollte wirklich meinen, diese Leute wären stockblind. Führt uns doch die heilige Schrift Beispiele genug auf, nach denen selbst die frömmsten Leute erschrecklich gefallen sind. David, von dem der HErr selber bezeugte: „Ich habe funden David, den Sohn Jesse, einen Mann nach meinem Herzen" (Ap. Gesch. 13, 22.), sündigte gröblich wider das 5. und 6. Gebot; Salomo, der weiseste Mensch auf Erden, fiel in schändliche Abgötterei; Saul war auch „einst fromm" und hatte den Heiligen Geist, aber durch groben Ungehorsam gegen Gott fiel er aus seinem Gnadenstande und, weil er keine Buße that, ging er gar ganz verloren. Dazu zeugen noch gegen den angegebenen Irrthum der Calvinisten die vielen Warnungen und Ermahnungen, die gegen den nur zu leicht möglichen Abfall der Gläubigen gerichtet sind, z. B. Matth. 26, 41.: „Wachet und betet, daß ihr nicht in Anfechtung fallet", oder 1 Petr. 5, 8.: „Seid nüchtern und wachet; denn euer Widersacher, der Teufel, gehet umher wie ein brüllender Löwe, und suchet, welchen er verschlinge“, oder 1 Cor. 10, 12.:,,Wer sich lässet dünken, er stehe, mag wohl zusehen, daß er nicht falle." Auch sagt der HErr ja ausdrücklich: „Wenn der unsaubere Geist von dem Menschen ausgefahren ist, so durchwandelt er dürre Stätten, suchet Ruhe und findet sie nicht. Da spricht er denn: Ich will wieder umkehren in mein Haus, daraus ich gegangen bin. Und wenn er kommt, so findet er's müßig, gekehrt und geschmückt. So gehet er hin und nimmt zu sich sieben andere Geister, die ärger sind, denn er selbst; und wenn sie bineinkommen, wohnen sie allda; und wird mit demselben Menschen hernach ärger, denn es vorhin war." (Matth. 12, 43-45.) Offenbar sind diejenigen, von welchen der Teufel ausgefahren, „einst fromm worden“; troßdem geschieht es solchen Menschen nach diesem Wort des HErrn, daß es wieder ärger mit ihnen wird, als es je zuvor mit ihnen war. Gewiß hätte der Teufel es gar gernc, wenn wir Alle obige calvinistische falsche Lehre annähmen und so recht sicher, obne rechtschaffenes Wachen und Beten, um so leichter von ihm gefällt würden.

B. Die zweite Art der Widersacher führt uns der Artikel mit den Worten vor: „Dagegen werden auch verdammt die Novatiani, welche die Absolution denen, so nach der Taufe gesündigt hatten, weigerten." Die Novatianer waren eine Secte, die um 250 n. Chr. entstand. Novatianus, ein römischer Presbyter, wollte diejenigen, welche zur Zeit der blutigen Verfolgungen den HErrn verleugnet hatten, auch wenn sie Buße thaten und nun bereit waren, selbst ihr Leben für ihren Glauben zu lassen, nicht mehr annehmen, sondern verweigerte ihnen die Absolution, wobei er denn auch den

falschen Grundsaß aussprach, diejenigen Sünden, welche nach der Taufe begangen würden, könnten nicht vergeben werden. Er bekam bald so großen Anhang, daß es vielfach Gebrauch wurde, die Taufe bis kurz vor dem Tode aufzuschieben, wie dies ja auch Constantin d. Gr. (getauft 337) that. Dagegen lehren wir auf Grund göttlichen Wortes, daß wir in der Taufe Christum angezogen und so Vergebung aller Sünden, auch derjenigen, die wir nach der Taufe begangen, haben, so wir nur in der Buße stehen. Wäre dem nicht so, so könnten wir Alle uns freilich jeßt unserer Taufe gar nicht mehr getrösten.

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C. Die dritte Art der Widersacher verwirft unser Artikel mit den folgenden Worten: Auch werden die verworfen, so nicht lehren, daß man durch Glauben Vergebung der Sünde erlange, sondern durch unser Genugthun.“ Hier sind vornehmlich die Papisten gemeint. Dieselben seßen drei Stücke als zur Buße gehörig, nämlich: Reue, Beichte und Genugthun. Der Glaube, das rechte Hauptstück der Buße im weiteren Sinn, findet hier bei ihnen gar keinen Plaß. Nur das Werk der Reue, das Werk der Beichte, das Werk des Genugthuns, daß sie nämlich diejenigen Strafen tragen, die ihnen die Triester auflegen, sind es, die ihnen zur Vergebung der Sünden helfen sollen. Zur Reue, meinen sie, sei es schon genug, wenn man gerne wolle, daß einem die Sünden leid seien. Wie es in Betreff der Beichte bei ihnen steht, baben wir schon bei dem 11. Artikel gesehen. Zum Genugthun rechnen sie Fasten, Beten, Almosengeben, Wallfahrten, Kasteien, Klosterleben 2c. Mit solchen ihren Werken wollen sie sich also Vergebung der Sünden verdienen. Weil nun aber die leßtangeführten Werke in Gottes Wort nicht geboten sind, so wähnen sie mit denselben nun noch mehr gute Werke zu thun, als Gott fordere. Deshalb kann nach ihrer Meinung einer ihrer großen Heiligen von seinen „überflüssigen guten Werken“ Anderen, die nicht hinreichend gute Werke gethan haben, davon abgeben, indem diesen dieselben zugerechnet würden. Das sind eitel Lästerungen des theuren, allein gültigen Berdienstes Christi; denn nur durch dieses, nicht aber durch irgend eines Menschen Werk und Verdienst erlangen wir Vergebung, Leben und Seligkeit. Mit Paulo haben wir deshalb von Herzen zu sprechen: „So halten wir es nun, daß der Mensch gerecht werde, ohne des Geseßes Werke, allein durch den Glauben." (Römer 3, 28.)

Bon den Kirchentonarten.

Vorbemerkung von B. Beim Einüben und öffentlichen Vortrag einer Melodie oder irgend eines Tonstücks muß man sich zunächst der Tonart, sodann des Rhythmus der Melodie oder des Tonstücks bewußt werden. Vor Allem also ist nach der Tonart zu fragen. Ist das bei jedem Musiker der Fall, wenn er den Gegenstand seines Studiums oder Vortrags melodisch und

harmonisch rein wiedergeben will: so bedarf dessen der Cantor und insbesondere der Organist der lutherischen Kirche mindestens in demselben Maße, ja noch viel mehr. Nicht allein um seines Amtes willen, sondern auch wegen der durch die alten Tonarten sich darbietenden Schwierigkeiten, denen der moderne Musiker entgeht, hat der Leiter und Förderer des lutherischen Kirchengesangs weit größere Sorgfalt zu gebrauchen. Wer sich mit moderner Musik zu beschäftigen hat, wird sich zuerst über das Tongeschlecht klar werden müssen, also ob er es mit Dur oder Moll zu thun hat. Darnach, ja zugleich wird er darauf achten, auf welcher Tonstufe das vorliegende Dur oder Moll ruht, und hiernach von der einen oder andern Durtonart, oder dieser oder jener Molltonart reden. Um dies zu untersuchen, wird er zusehen, ob kein Kreuz oder b, oder ob eins derselben vorgezeichnet ist, oder ob mehrere derselben und welche sich vorfinden. Dann wird er auf den Anfangston oder auch Anfangsakkord, besonders aber auf den Schlußton und Schlußakkord achten. Bei Betrachtung des Schlußakkordes wird er auch den ihm vorhergehenden Akkord hinzuziehen. Hat er die nöthige Kenntniß von der Harmonielehre, so wird er das harmonische Gewebe des ganzen Tonstückes überblicken. Dies alles zusammengenommen wird ihn außer Zweifel seßen, welches die Tonart seines ihm vorliegenden Tonstückes ist. Oder mit andern Worten zu sagen: er wird untersuchen, welches der Hauptton, die Tonika, des Stückes ist und ob auf dieser Tonika eine Dur- oder Molltonart rubt oder darauf sich gründet. Findet man z. B. als ersten Melodieton ein g oder dessen Terze (h) oder Quinte (d), im mehrstimmigen Saß auch den Dreiflang von g, als Schlußton ein g oder vielleicht ausnahmsweise h oder d, im mehrstimmigen Saß den Dreiklang von g als Schlußakkord, diesem Dreiklang den Dreiklang oder Septimenakkord der Oberquinte (d), der Dominante, oder statt dessen den Dreiflang der Unterquinte (c), der Unterdominante, vorausgehend, so hat man es hier mit einer Melodie zu thun, deren Hauptton oder Tonika G ist. Die Vorzeichnung fis hinzugenommen, zeigt sich einem weiteren Blick über die ganze Melodie oder das Tonstück vorherrschend ein h (die Durterze) in Verbindung mit dem g, sei es in unmittelbarer oder mittelbarer Aufeinanderfolge (in der Melodie) oder im Zusammenklang (in der Harmonie); so erschließt sich dem Auge die Durtonart von G. Findet man ebenso durch Anfang und Schluß g als Tonika, aber in der Vorzeichnung ein b und es, daß also von g die kleine Terze b (die Mollterze) vorgeschrieben ist, wozu noch die kleine Serte es kommt, so ist unzweifelhaft, man hat es hier mit G-Moll zu thun. Sollten auch Ausweichungen in die nächst oder nahe verwandten Tonarten stattfinden, so wird sich doch im ersten Fall G-Dur, und im zweiten G-Moll als die Haupttonart bewähren.

Auch die Ausweichungen sind zu beachten. Diese geschehen meistens in die nächst verwandten Tonarten. Das sind die Tonarten der Ober- und Unterquinte (Ober- und Unterdominante), die Dur- oder Molltonart der Tonika und die parallele Dur- oder Molltonart. Z. B. von C-Dur sind

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