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nicht so bequem in derselben Tonlage fingen konnte, in welcher sie vorher der Tenor gesungen hatte, und eine solche Melodie mußte daher mit Beibehaltung ihrer Tonart um eine Quarte tiefer verseßt werden.

Wurde nun eine Tonart in ihrem ganzen Umfange gebraucht, so konnte es nicht schwer fallen, zu unterscheiden, ob sie eine authentische oder plagalische sei; dadurch aber, daß eine Melodie mitunter nur eine Quarte im Umfange hatte, mußte es sehr zweifelhaft werden, welcher von beiden Tonarten dieselbe angehörte; das einzige und untrüglichste Merkmal in solchen Fällen war alsdann meistens nur der Schlußton, weil dieser sowohl bei einer authentischen als bei einer plagalischen Tonart stets derselbe war.

In der zweiten Hälfte des achten Jahrhunderts wurden diese acht Kirchentonarten durch Karl den Großen auch in Frankreich und Deutschland eingeführt. Derselbe sandte nämlich im Jahre 774 zwei Ordensgeistliche nach Nom, damit sie von den dortigen Sängern die in den römischen Kirchen gebräuchlichen Gesänge lernen sollten, um dieselben nachher auch in den Kirchen seines Reiches zur Ausübung bringen zu können.

Von den Zeiten Karls des Großen bis zum elften Jahrhundert wurde indessen weiter nichts von erheblichen Fortschritten in Betreff des Kirchengefanges bekannt; überhaupt soll in diesem Zeitraume die Musik namentlich in Italien sehr vernachlässigt worden sein, und es war daher für die Kunst von höchster Wichtigkeit, wofern dieselbe nicht ganz in Verfall gerathen sollte, daß wieder ein Mann von vorzüglicher Begabung zu weiterer Fortentwickelung derselben in die Schranken trat. Diesen Mann finden wir nun in Guido von Arezzo (nach seinem Geburtsorte auch Guido Aretinus genannt). Obschon die Zeit der Geburt dieses für die Musik sehr verdienstvollen Mannes nicht genau ermittelt werden konnte, so weiß man doch aus den Kirchenannalen die Zeit seiner Wirksamkeit; dieselbe begann nämlich im Jahre 1022, denn von da an berichtete wenigstens Guido seinem Freunde Michael, welcher im Kloster Pomposa domicilirte, zeitweilig die Hauptereignisse seiner musikalischen Erfindungen.

Eines seiner vorzüglichsten Verdienste, welches sich Guido um die Kunst erwarb, war dieses, daß er eine Singmethode erfand, wonach er seine Schüler in kurzer Zeit alle damals gebräuchlichen Intervalle treffen lehrte. Ebenso soll derselbe auch wesentliche Verbesserungen in der Rotation eingeführt haben, nach welcher eine von ihm aufgeschriebene Melodie von jedem seiner Schüler sogleich gesungen werden konnte.

Das Tonsystem des Guido soll nun einen Umfang von zwei und einer halben Oktave gehabt, und sich vom großen G bis zum zweigestrichenen d erstreckt haben. Den tiefsten Ton bezeichnete er mit dem griechischen Buchstaben Gamma (I), welches unser G ist. Die Tonreihe desselben bestand aus den folgenden 21 Tönen:

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Die erste Oktave wurde also mit lauter großen, die zweite mit kleinen und die dritte mit noch kleineren, aber doppelten, Buchstaben notirt. Das große B in der ersten Oktave galt für H, das kleine b in den beiden folgenden Oktaven aber für unser eigentliches b; dasselbe hieß b rotundum (rundes b, oder auch b mollis), während das Zeichen ein b quadratum (viereckiges b, oder auch b durum) genannt wurde, welches unser jeßiges h vorstellt.

Diejenigen Intervalle, welche Guido in Gebrauch nahm und seine Schüler treffen lehrte, waren die kleine und große Sekunde, die kleine und große Terze, und die reine Quarte und Quinte.

(Fortseßung folgt.)

(Eingesandt.)

Ein Beitrag zur Hygieine in der Schule.

Unsere Elementarschüler halten sich während ihrer Schulzeit durchschnittlich 7-8000 Stunden im Schulraume auf. In diesem langen Zeitraume hat der Lehrer nicht nur für ihr geistliches und geistiges Wohl zu sorgen, sondern auch mit allen Kräften dahin zu wirken, daß den Schülern wenigstens nicht allerlei leibliche Schwächen und Gebrechen durch Vernachlässigung der wichtigsten Gesundheitsregeln geradezu anerzogen werden. Die Hauptseinde, die der Constitution des Kindes in der Schulstube Verderben bringend ent gegentreten, find, wie wohl allbekannt, schlechte Luft, Staub und vor Allem „regelwidrige Haltung des Körpers". Dieser wollen wir jezt einige Worte widmen.

Eine regelrechte Körperhaltung, die durch den einfachen Ausdruck: „Das Kind size gerade!" gekennzeichnet wird, hängt fast gänzlich von der zweckmäßigen Construction der Tische und Bänke, sowie von der Wachsamkeit des Lehrers ab. Man findet leider hie und da noch Subsellien von scheinbar unverwüstlicher Structur, die aus der Ferne mehr länglichen Schuppen als Schulbänken ähnlich sehen und wenn das Zimmer gekehrt werden soll, nur durch die vereinigten Bemühungen des Lehrers und mehrerer Knaben von der Stelle zu bringen sind. Da diese Kolosse noch obendrein mit unbegreiflicher Consequenz für kleinere Schüler bestimmt sind, so kann der Lehrer von Glück sagen, wenn er im Stande ist, Hals und Kopf der Kinder hinter den Pulten zu sehen. Um die Inconsequenz recht vollständig zu machen, hat man dann in der Oberklasse Siße, die so niedrig sind, daß die etwas lang aufgeschoffenen jungen Herrn platterdings nicht wissen, wo sie ihre Beine unterbringen sollen, und schließlich genöthigt sind, sie in türkischer Manier auf dem Boden zu kreuzen, in welcher peinlichen Stellung ihnen beim Schreiben und Zeichnen zuweilen der Angstschweiß ausbricht. Bei vielen Subfellien sind auch Pult und Sizbank so weit von einander entfernt, daß sich

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das Kind nach vorne legen muß, wenn es zum Pult gelangen will. richtige Größenverhältniß der Tische und Bänke nach Fuß und Zoll anzugeben, ist nicht nöthig: man kann sich darüber aus jeder guten Schulkunde hinlänglich unterrichten.

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Wo nun die Construction der Tische und Bänke eine solche ist, daß sie der Ausführung des Grundsaßes: Das Kind size gerade!" hindernd in den Weg tritt, da hat der Lehrer betreffenden Orts mit aller Liebe dahin zu wirken, daß dem Uebelstande in irgend einer Weise abgeholfen werde. Ich sage,,mit aller Liebe"; denn auf Commando geht es nicht, da die Eltern einst in der Schule,auch auf solchen Bänken saßen, ohne Schaden davon zu spüren". Dagegen läßt sich nun schwer Etwas einwenden; doch war ihre Gesundheit, namentlich wenn sie auf dem Lande wohnten, jedenfalls eine viel kernigere als die unserer amerikanischen Stadtkinder, selbst wenn sie von in Deutschland geborenen Eltern stammen. Man weise ferner darauf hin, daß die Amerikaner, wie in vielen praktischen Dingen, so namentlich in der Herstellung von Schulgeräthen allen Nationen voraus sind und wenigstens in dieser Beziehung den Grundsaß: Für die Schule ist nur das Beste gut genug", in Ausführung zu bringen suchen. Namentlich zeige man aber die Folgen einer verkehrten Körperhaltung.

Ist die Entfernung zwischen Siz und Pult in vertikaler Richtung zu groß, so ist das Kind geneigt, einen Arm auf das Pult zu legen, während der andere schlaff an der Seite herunterhängt. Bei dieser Haltung geräth das Rückgrat aus seiner normalen Stellung, indem der obere Theil nach der Seite des aufgelegten Armes zu gebogen wird und sich in Folge dessen etwas wölbt. Artet diese Sizweise in Gewohnheit aus, so wird das Kind zuleßt schief, ohne daß Eltern und Lehrer wissen, wie es zugegangen ist. Ein ganz frappanter Fall der Art passirte mir vor einigen Jahren. Als sich während eines Besuches bei einer befreundeten Familie das Gespräch um die Behandlung der Kinder drehte, sagte der Hausvater plößlich zu mir:,,Seben Sie doch mal, unsere Marie wird ganz schief!"— Ein einziger Blick genügte, mich von der Richtigkeit der Ausiage zu überzeugen. Die Verbiegung des Rückgrats war ganz augenscheinlich und die eine Schulter etwas höher als die andere. Das hatte ich in der Schule noch nicht wahrgenommen, theils wohl aus Mangel an Wachsamkeit, theils aber auch, weil ich nie Etwas über diesen Gegenstand gehört oder gelesen hatte. Bei näherer Untersuchung ergab sich dann, daß die Höhe des Pultes zu der Größe des Kindes nicht in richtigem Verhältniß stand. Das Mädchen erhielt einen passenderen Plaz, und die in freundlichem Tone gegebenen Commandos: „Marie, siz' grade! Rücken angelehnt! Schulter herunter!" wiederholten sich wohl zwanzigmal des Tages. Nach etwa einem Jahre erkundigte ich mich wieder bei dem Vater, wie es denn jezt mit dem Schiefwerden stehe. „D“, meinte er, „das hat sich Alles von selbst wieder verloren“, eine Beobachtung, die ich ebenfalls gemacht hatte, nur mit der Einschränkung, daß von selbst" zu

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streichen ist. Die oben beschriebene Sißweise wirkt auf Mädchen in größe rem Maße nachtheilig als auf Knaben, weil lettere häufig einen Lebensberuf ergreifen, der körperliche Thätigkeit bedingt und dadurch die während der Schulzeit entstandenen Constitutionsübel mehr oder weniger wieder aufhebt.

Eine andere verkehrte Sizweise, die sehr häufig anzutreffen ist, besteht darin, daß die Kinder die Brust gegen die Tischkante stemmen. Sie thun das mit Vorliebe beim Schreiben und Zeichnen. Während die Brust sich in einem solchen zusammengequetschten Zustande befindet, können die Lungen unmöglich ganz mit Luft gefüllt werden, so daß also nur ein theilweises, belbes Athmen stattfindet. Die Brust wird in ihrer Entwickelung gehemmt und dadurch der Grund zu allerlei Brustübeln gelegt, die, je schleichender und langsamer sie sind, desto sicherer zum Vorschein kommen, wenn auch erst lange nach der Schulzeit. Damit soll aber nicht gesagt sein, daß alle Schwindsüchtigen den Keim zu ihrer Krankheit in der Schule gelegt hätten, oder daß alle, die die Brust gegen das Schreibpult drücken, schwindsüchtig werden; aber wenn dies auch nur bei einem Kinde der Fall sein könnte, so erwüchse doch daraus für den Lebrer die Pflicht, allen Ernstes dahin zu Streben, daß die Kinder so sizen, wie es ihrer Gesundheit am zuträglichsten ist.

Ist die Entfernung zwischen Siz und Pult zu weit, so sind die Kinder genöthigt, ihren Oberkörper stark nach vorne zu biegen, um zum Pulte gelangen zu können. Hierdurch werden die Unterleibsorgane in ihren Functionen gestört. Die Zahl der daraus entstehenden Uebel ist Legion.

Es gilt hier nicht, nur einer plößlich entstehenden und vielleicht bald wieder vorübergehenden Krankheit vorzubeugen, sondern das Kind soll gewöhnt werden, die Körperstellung, die es in der Schule einnehmen muß, auch bei Anfertigung der häuslichen Arbeiten zu beobachten. Aus eigenem Antriebe sißen die Kinder auch bei der regelrechtesten Construction der Bänke nicht gerade. Es muß ihnen angelernt und angewöhnt werden, und das ,,non scholae sed vitae" findet auch hier seine Anwendung. Wenn alle ,,Studirenden" die einfache Regel: Size gerade!" recht beobachteten, wären ohne Zweifel der Patent- Medicinen weniger im Lande. Die leßterwähnte Körperstellung befördert auch in hobem Grade Augenschwäche und Kurzsichtigkeit; einestheils bedingt durch die zu geringe Entfernung zwischen Auge und Pultfläche, anderentheils aber auch dadurch, daß die zwischen Auge und Pult gedachte Linie mit der Pultfläche nicht den richtigen Winkel bildet, Gar Mancher, der in der Schule den Grund zur Kurzsichtigkeit gelegt hat. muß, wenn er weiter studirt, seine Zuflucht zur Brille nehmen.

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D. Kalbe, dessen Schrift „Schule des Taktschreibens" einigen der hier ausgesprochenen Gedanken zu Grunte liegt, sagt: „Dr. Guillaume (Mitglied der Schulcommission in Neuenburg) beobachtete auch noch den bei Kindern häufig vorkommenden, von Schriftstellern jedoch noch nicht erwähnten ‚dicken Hals', den er,Schulkropf zu nennen vorschlägt; unter 731 Schülern des Collège Municipal in Neuenburg, 350 Knaben und

381 Mädchen, hat er denselben bei 169 Knaben und 245 Mädchen deutlich entwickelt gesehen. Zugleich mit dem Schulkropf beobachtete man Congestionen im Gehirn; diese erzeugen Kopfschmerzen (Schulkopfweh) und wiederholtes Nasenbluten. Von jenen 731 Schülern litten 296 an häufigem Kopfweh, und 155 bluteten in regelmäßigen Zwischenräumen aus der Nase.“ Diese Zustände schreibt man zum großen Theile der verkehrten Körperhaltung zu. Es würde sich jedenfalls der Mühe lohnen, zu untersuchen, ob sich die Richtigkeit obiger Angaben auch durch ähnliche selbstgemachte Erfahrungen constatiren läßt. So viel ist wenigstens gewiß, daß es unter allen Umständen am Gerathensten ist, die Kinder weder nach dem Aiter, noch dem Alphabet, noch nach den Kenntnissen (so wie so ein höchst fragliches Erperiment), sondern einfach nach der Größe zu seßen, so daß jedes Kind, so viel wie möglich, den für seine Natur passenden Siß erhält. Auf größere Kinder kann man auch dadurch erfolgreich einwirken, daß man ihnen in freundlich-ernster Weise die Gefahren vorstellt, denen sie sich durch eine verkehrte Körperhaltung ausseßen. Drohen und Poltern hilft am Allerwenigsten; im besten Falle werden die gegebenen Regeln dann während der Schulstunden beobachtet; aber der dadurch gestiftete Nußen wird durch doppelte Vernachlässigung im Hause wieder völlig aufgehoben. Fr. Rechlin.

(Aus dem Süddeutschen Schulboten.)
Unsere Nichtskönner.

Conferenzvortrag von Lehrer A. E. G. Aßfahl in Vaihingen bei Stuttgart.

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I. Wenn ich in der Kürze ein Wort über die sogenannten „, Nichtskönner" in unsern Schulen reden möchte, so gehe ich dabei von der Ueberzeugung und Erfahrung aus, daß gerade an den damit bezeichneten Kindern in unsern Schulen noch gar vieles versäumt und gefehlt wird. —

„Nichtskönner“, ein Schreckenswort für den Lehrer und, wollen wir hinzufügen, auch für viele Eltern. Wer weiß nicht, daß in jeder Schule, von der Universität bis herab zur unscheinbarsten und verkommensten Winkelschule, wir mögen Land auf Land ab reisen, in niedere oder höhere Schulen treten, eine Anzahl von Schülern getroffen wird, die den Namen „Nichtskönner“ nicht nur tragen, sondern auch in Wirklichkeit verdienen? Wie mancher neu in eine Schulklasse eintretende Lehrer ist gewiß schon sehr erschrocken, wenn er bei der ersten Prüfung seiner Kinder bemerken mußte, daß die Zahl der schwachen, ja der ganz schwachen Köpfe eine sehr namhafte ist! Da stehst du dann und findest, daß dein Vorgänger im Amte dir nicht nur das Angenehme und Süße, sondern auch das Unangenehme und Bittere hinterlassen hat. Aber ein Thor bist du und oft noch sehr ungerecht dazu, wenn du nun anfängst, wie das leider so oft gehört wird, über deinen Vorgänger zu lamentiren, als trage er allein die Schuld an diesem und andern

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