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Uebelständen. Wer weiß, ob nicht einmal dein Nachfolger in gleicher, vielleicht noch bittrerer Weise über deine Thätigkeit urtheilen wird! Auch der Muthlosigkeit und dem Ueberdrusse am Berufe sich hinzugeben, ist in solchem Falle zum allerwenigsten Sache eines Christen. Da wird vielmehr Demuth, Geduld und Treue von uns gefordert. Es treibt zum Gebet, zum ernstlichen und anhaltenden Gebet für den Lehrer und die Kinder. Auf dem Boden des natürlichen Herzens wachsen freilich diese Tugenden nicht; daher fragt es sich besonders auch unsern „Nichtskönnern" gegenüber: wie stehen wir zu unserem HErrn und Meister, der uns ja in allem ein Vorbild gegeben hat, daß wir sollen nachfolgen seinen Fußstapfen? Achten wir es nämlich für eine Gnade, daß er uns in einen Kreis von Kindern hineingestellt bat? Halten wir's für reinen Zufall oder für Gottes Fügung, daß wir gerade in dieser Gemeinde, an dieser Schule und an diesen Kindern zu arbeiten berufen find? Es ist eine naheliegende und unumstößliche Wahrheit: je nachdem ich meinen Beruf auffasse, je nachdem erfülle ich ihn auch. Fasse ich ihn vom christlichen Standpunkt auf, so ist mir alles daran, auch die „Nichtskönner", sehr wichtig. Und sind nicht gerade sie der besonderen Pflege und Aufmerksamkeit von Seiten des Lehrers am meisten bedürftig? Sind sie uns nicht ebenso übergeben und anvertraut, wie die Begabten? Haben wir nicht häufig an ihnen hereinzuholen, was leichtsinnige oder nachlässige Eltern zu Hause versäumen ? Bedürfen solche armen Nachzügler nicht vor andern der tragenden Liebe und anerkennenden Theilnahme des Lehrers als eines Spornes zu erneuter Anstrengung? Freilich maten sie's einem manchmal recht schwer, stellen sich den Fortschritten der ganzen Klasse oft plößlich quer in den Weg und lassen manchen Tagesplan des Lehrers an ihren harten Köpfen scheitern. Wir haben z. B. eine Lesestunde und freuen uns im Stillen schon, wenn alles ordentlich vorwärts geht. Da kommt plößlich alles in's Stocken. Es ist die Reihe an einen „Nichtskönner“ gekommen, der an jedem Wort herumstottert und noch nicht einmal alle herausbringen kann. Und doch soll und muß auch er lesen lernen und es bleibt dem Lehrer nichts übrig, als immer und immer wieder an ihn zu kommen und ihm zu helfen, bis er endlich ordentlich mit der Klasse fortkommen, wenn auch nur forthinken kann. Das find Geduldsproben, die sich in den übrigen Schuldisciplinen wiederbolen, und die dem alten Menschen oftmals gar wehe thun, uns aber gewiß nur heilsam sind. Und wie die Arbeit an Kinderseelen schon mit einem Engelsdienst verglichen wurde, so möchte ich die liebevolle, treue ingebung des Lehrers an die Schwachen in besonderem Sinne so bezeichnen.

Aber billig und mit allem Recht fragen wir uns: lohnt es sich denn auch wirklich, wenn wir den Schwachen mehr Zeit und Mühe widmen als den Starken? Oder ist dies nicht vielleicht ein Unrecht gegen die Fähigeren und veranlaßt diese zu Zerstreutheit und Unaufmerksamkeit? Nun, Zeit und Mühe darf uns nicht reuen, wenn wir auch nur einem Kinde, das vielleicht vor lauter Nichtskönnerei den Muth und die Freude für

die Schule gänzlich verloren batte, weiter geholfen haben. Und manchmal trifft man unter den Nichtskönnern Kinder, welche nur noch nicht recht angefaßt wurden und denen das rechte Licht noch nicht aufging, die aber bei richtiger und sorgfältiger Behandlung bald aufwachen, vorwärts kommen. und am Ende noch die Krücken wegwerfen, um allein vorwärts zu schreiten. Uebrigens wird kein vernünftiger Lehrer die Schwachen so weit als die Starken bringen wollen. Es genügt, wenn jene in allen Fächern nur das Nothwendigste leisten, wenn sie nur immer beim Unterricht mitgenommen werden können und nicht sißen bleiben. — Namentlich gilt dies für die Elementarschule. Hier muß auch auf das allerschwächste Kind Rücksicht genommen. werden, denn sonst muß dem Kinde gleich von Anfang an alle Lust und Liebe zur Schule verloren gehen und die üblen Folgen, welche dies für die übrige Schulzeit des Kindes haben muß, sind leicht zu errathen. Also nur kein Kind sißen lassen"!

Was aber die Rücksicht auf die fähigeren Schüler anbetrifft, so gilt es allerdings, daß der Lehrer einen Mittelweg finde zwischen Vernachlässigung des einen oder des andern Theils. Dazu gehört besonders, daß er in seiner Rücksichtnahme auf die Schwachen wie auf die Starken Maß halte, nicht blog im Ganzen, sondern in jeder Stunde, und daß es mit der Schulzucht gut bestellt sei. Zudem kennen wir ja das Wort des HErrn: „Wer da bittet, der nimmt, und wer da suchet, der findet" (Luc. 11, 10.). Endlich dürfte zu beachten sein, welchen Einfluß die Behandlung der ,,Nichtskönner" auf den in der Schule vorwaltenden Geist hat. Wie viele Härte und Bitterkeit, ja Ungerechtigkeit, wie manche Thräne und noch mehr würde in unsern Schulen nicht gehört oder gesehen werden, wenn wir gerade für die Schwachen ein hohepriesterliches Herz hätten!

Schließlich sei noch darauf hingewiesen, daß der Lehrer auch für sich selbst einen großen Gewinn aus seinen „Nichtskönnern“ ziehen kann. Unter der Last, die sie für ihn sind, wächst selne Kraft. Die besonderen Schwierigkeiten, die ihre Behandlung mit sich bringt, führen ihn auf besondere Wege und besondere Erfahrungen, treiben ihn auch wohl mehr in's Studium der Pädagogik und Methodik hinein, zu schweigen von dem inneren Gewinn, den jede Uebung in Geduld und Treue uns bringt.

Freilich ist diese Aufgabe nicht in einem Tage gelernt, sondern ist für den Lehrer eine Lebensaufgabe.

II. Ich will nun versuchen, diejenigen Schüler, welche wir gewöhnlich mit dem Namen „Nichtskönner“ bezeichnen, unter eine gewisse Ordnung zu bringen, und so beginne ich mit

1. Den moralischen Nichtskönnern. Wir finden unter unsern Schülern immer einzelne, welche äußerst selten zum Vollbringen des Guten auch wirklich hindurchdringen. Die Trägheit, der Leichtsinn und die Flüchtigkeit üben ja bekanntlich einen solch schlimmen Einfluß aus, daß wohl mancher eigentlich in die Sünde hineingetrieben wird. Hier muß nun durch Zucht

und Unterricht auf solche Schüler ganz besonders eingewirkt werden; dem Leichtsinn muß der Lehrer mit allem Ernste wehren, der Bosheit und der Unart muß er mit aller Kraft und Macht entgegentreten, dem schwachen Willen muß er zur Kraft verhelfen, dem unsicher Wandelnden muß er beistehen, daß er nach und nach gewisse Tritte thue. Dies geschieht freilich nicht durch fortwäbrendes Tadeln und Rügen; nein, man muß oft auch eine That gelten lassen, troßdem, daß ihr noch manche Mängel und Fehler anhaften.

2. Die unbegabten und schwachbegabten Nichtskönner. — Der liebe Gott hat seine Gaben und Pfunde verschieden ausgetheilt und dem einen viel, dem andern nur wenige verlieben. In einer jeden Schule finden sich Kinder, Teren geistige Anlagen nur äußerst schwach sind und die sich beinahe von keiner Seite anfassen lassen. Soll man darum aber solche Kinder ignoriren? Ich sage nein, und erinnere nur daran, wie in den Anstalten für „schwachsinnige Kinder“ immer noch anzenommen wird, daß die Kinder noch einen Grad von Bildungsfähigkeit befißen. Ja, wer schon Gelegenheit harte, dem Unterrichte solcher schwachsinnigen Kinder beizuwohnen, der wird mir beistimmen, wenn ich behaupte, daß dieser Unterricht ungleich schwieriger ist und daß zehn Nichtskönner leichter zu unterrichten sind als nur ein schwachsinniges Kind. Da heißt es eben „nicht nachlaffen“; und lehrt nicht die Erfahrung, daß auch in diesem Stücke „Hoffnung nicht zu Schanden werden läßt"?

3. Die körperlich mangelhaft organisirten Kinder. Solcher trifft man beinahe in jeder Schule welche. Bald fehlts am Auge, bald am Ohr, bald an der Zunge; das eine Kind støttert, ein anderes näselt, ein drittes schielt. Hier ist es nun Aufgabe des Lehrers, genau zu erforschen, ob das Uebel ein angeborenes ist, oder ob dasselbe nicht von einer schlimmen Angewöhnung herrührt. Es wäre darum gewiß sehr zu empfehlen, wenn schon bei der Schulaufnahme der Lehrer sich mit den betreffenden Eltern in dieser Beziehung in's Vernehmen sezte. Wie viel Mühe, Ausdauer und Geduld von Seiten des Lehrers erfordert wird, bis solche fehlerhaften Angewöhnungen ausgerottet sind, weiß jeder wohl aus eigener Erfahrung. Wie manches hätte in dieser Beziehung, wenn auch nicht gänzlich aufgehoben, so doch wenigstens verbessert werden können, denn: steter Tropfen höhlt den Stein"!

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4. Die Nichtskönner in einzelnen Fächern. Bekanntlich sind diejenigen Lehrer und Schüler sehr selten, welche in allen Fächern gleich gut beschlagen find. Hier ist eine auffallende Verschiedenheit der geistigen Kräfte und Fähigkeiten wahrzunehmen. Das eine Kind hat kein Zahlen-, das andere kein Wortgedächtniß; das eine rechnet gut, liest und schreibt aber um so schlechter u. s. f. Hier ist nun darauf zu achten, daß alle guten Kräfte und Anlagen in den Schülern auf eine gleichmäßige Art geübt werden, daß namentlich nicht irgend ein Schulfach mit unverhältnißmäßigem Zeitaufwand und besonderer Vorliebe betrieben werde. Die Volksschule hat den

ganz bestimmten Charakter, daß sie keine Fach-, sondern Elementarschule in ganz besonderem Sinne des Wortes ist, in welcher jeder Anlage zu ihrem Rechte verholfen werden solle. Darum müssen wir uns dagegen entschieden verwahren, wenn man in neuerer Zeit alles und jedes in der Volksschule gelehrt und gelernt haben möchte. Es thut sehr noth, daran zu erinnern, was das Sprüchwort sagt: in omnibus aliquid, in toto nihil! und so weit muß es am Ende mit unserer Volksschule kommen, wenn ihr eigentlicher Charakter als Elementarschule" nicht gewahrt wird.

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5. Periodische Nichtskönner. Wer gewöhnt ist, treulich auf sich selber zu achten, der muß die Erfahrung machen, daß er nicht nur in Bezug auf körperliches Befinden, sondern auch im Wissen und Können gar manchem oft plöglichen Wechsel unterworfen ist. Heute kann uns etwas ganz klar und verständlich sein, morgen vermögen wir es kaum zu fassen und was uns oft unverlierbar und unvergeßlich schien, dessen können wir uns vielleicht schon nach Monaten nicht mehr erinnern. Dieser Uebelstand tritt auch bei den Kindern 'in sehr auffallender Weise zu Tage. Wie mancher Schüler nimmt in irgend welcher Schuldisciplin einen erfreulichen Anlauf und erregt bei uns die freudigste Hoffnung, allein wie bald müssen wir die Erfahrung machen, daß — und gar oft plöglich — alles wieder in's Gegentheil umschlägt! Manchmal mögen körperliche Zu- und Umstände, häusliche Verhältnisse, der Unterrichtsgegenstand selbst und andere Dinge mehr einen Einfluß ausüben, immer freilich werden wir für solche Stillstände und Rückgänge die eigentlichen Ursachen nicht erkennen können. Die Erfahrung lehrt, daß in solchen Fällen Strafen wenig Gutes ausrichten, daß es hier vielmehr ein um so gewissenhafteres Arbeiten erfordert, um alles wieder in's rechte Fahrwasser zu bringen. Und da auch der fleißigste und ordentlichste Schüler in eine solche schlimme Periode fallen kann, so ist wohl zu rathen, solche Schüler doch ja nicht aus dem Auge zu verlieren! Daß mancher Schüler zum Nichtskönner werden kann, der es vielleicht am Anfang der Schulzeit nicht gewesen ist, lehrt die Erfahrung. Darum möchten wir es auch hier aussprechen, daß allzufrühe Aufnahme in die Schule nur vom Uebel sein muß. Wer an einer Elementarschule arbeitet, der kann alle Tage so recht deutlich erfahren, daß,,Verstand nicht vor den Jahren kommt".

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6. Die blasirten Nichtskönner. Dieses ist bekanntlich eine schlimme Eigenschaft und wir begegnen ihr namentlich in unserer Zeit gar häufig auch in der Schule. Dem Blasirten ist nichts recht und kann nichts recht werden, Neues kann man ihm nichts bieten, Interessantes gibt es nichts oder wenig mehr für ihn.

Indem man nun, wie schon oben angeführt wurde, in neuerer Zeit eifrig bestrebt ist, allen nur möglichen Wissensstoff auch für die Volksschule,,mundgerecht" zu machen, müssen auch die Kinder gar manchen „unverdauten Brocken" in sich aufnehmen, so daß ein gründliches Lernen ihnen weder möglich noch nöthig erscheinen muß. Auf der andern Seite muß aber der

Unterricht übereilt werden und offenbar ist dadurch der Oberflächlichkeit, der thörichten Einbildung, der Selbstgenügsamkeit Thor und Thür geöffnet. Man hüte sich doch, den Kindern einen Anlaß zur Unpünktlichkeit zu geben, und dies geschieht, wenn wir 1) nicht elementarisch genug verfahren und wenn wir 2) unsern Unterricht nicht anziehend genug ertheilen. Vor beiden Abwegen schüßt eine gründliche Vorbereitung für den Unterricht und diese hat jeder Lehrer nöthig, denn sie bewahrt vor Mechanismus und lehrt uns immer mehr in die Methodik der einzelnen Schuldisciplinen eindringen.

Ja ich behaupte, daß nur ein solider Unterricht eine gute Disciplin zu Stande bringt, und um diese muß es uns ja um so mehr zu thun sein, als ja gute Sitten je mehr und mehr verschwinden.

Schließlich möchte ich noch darauf hinweisen, was mich veranlaßte, diesen Gegenstand zur Sprache zu bringen. Unsere Zeit will nur Großes leisten, das Kleine verschwindet ganz und gar im Großen. Auch unsere Schularbeit, deren eigentlichster Charakter nur eine stille Arbeit ist und sein soll, wird vielfach nur nach den großen Resultaten beurtheilt. Jedem Lehrer liegt diese Versuchung nahenamentlich am Tage der Prüfung - sich nur an die Fähigeren zu halten und die Schwächeren mehr zu ignoriren. Dieses Verfahren ist weder vom Examinator noch vom Lehrer zu billigen, vielmehr sollten immer die Schwächsten, welche ja auch in unmittelbarer Nähe des Lehrers zu placiren sind, den Anfang machen. Ferner lehrt ja die Erfahrung, wie leicht man auch beim Unterrichten in einen Mechanismus und Schlendrian hineingerathen kann, wenn man nicht je und je auf seine Fehler aufmerksam gemacht wird. Auch die Behandlungsweise der Kinder erfordert von Seiten des Lehrers viel, sehr viel, denn es läßt sich nicht alles über einen Leisten schlagen. Wenn ich also mit dem über die ,,Nichtskönner" Gesagten das Nachdenken auf den so wichtigen Gegenstand gelenkt habe, so ist ja der Zweck erreicht, nämlich darauf hinzuwirken, daß die Zahl der Nichtskönner je mehr und mehr abnehme. Uns allen aber gelte: „Willst du von zweien Dingen wählen, welches das beste? Nicht ist es das Bequeme!" Was dir am meisten Mühe macht, das ist es!

Altes und Neues.

Inland.

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Schändliche Verfälschung des kleinen Katechismus Luthers. Die hiesige sogenannte lutherische Generalsynode hat ein Book of Worship" herausgegeben, in welchem auch nach einer Ueberschrift der „Kleine Katechismus Luthers“ enthalten sein soll. Dieser ist aber hier in mehreren wesentlichen Stücken so schändlich verändert worden, daß Luther und alle wahren Lutheraner von solchem Greuel sich mit Abscheu abwenden. 3m ersten Hauptstück ist beim 3ten Gebot in der Erklärung zu Luthers die Predigt und sein Wort" auch der,,Tag“ (day) hinzugeseßt. Im zweiten Hauptstück beim dritten Artikel

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