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Artikel 13 sagt uns nun in Betreff des Gebrauchs dieser Sacramente, 1. wozu sie gebraucht werden sollen, nämlich:

a. zu äußerlichen Kennzeichen der Christen;

b. zu Zeichen und Zeugnissen göttlichen Willens gegen uns, unsern Glauben dadurch zu erwecken und zu stärken;

2. wie sie recht gebraucht werden, nämlich:

a. so man sie im Glauben empfähet,

b. so man den Glauben dadurch stärket.

Ad 1. Hier wird uns also zunächst der Zweck der Sacramente angegeben. Dieser ist ein zweifacher. Von dem einen Zwed heißt es: „daß die Sacramente eingeseßt sind, nicht allein darum, daß sie Zeichen seien, dabei man äußerlich die Christen kennen möge." Hier sind die Sacramente bezeichnet als äußerliche Kennzeichen der Christen. Wie nämlich z. B. eine Armee ihre äußeren Zeichen: Fahnen, Uniform 2c. hat, woran man erkennen kann, welchem Volke oder Fürsten sie angehört; so haben auch die Christen äußere Zeichen, eben die Sacramente —, an denen sie zu erkennen sein sollen. Wie da, wo Beschneidung und Passahmahl beobachtet wurden, gewißlich Juden waren; so darf man gewißlich schließen, daß da Christen seien, wo Taufe und Abendmahl verwaltet werden. Dieser Zweck der Sacramente, als äußerliche Kennzeichen der Christen zu dienen, wird uns aber durch die Worte ,,nicht allein" als Nebenzwed bezeichnet. Der rechte eigentliche oder Hauptzwed der Sacramente dagegen wird uns mit den Worten angegeben: „daß es Zeichen und Zeugniß sind göttliches Willens gegen uns, unsern Glauben dadurch zu erwecken und zu stärken". Sie sind also Zeichen göttlichen Willens, und zwar des Gnadenwillens Gottes gegen uns. Auch die Reformirten umfassen die Sacramente als Zeichen göttlichen Gnadenwillens, aber freilich als leere Zeichen, die nichts geben, sondern allein auf eine zukünftige Vergebung hinweisen. Damit wir nun nicht in ihrem Sinne verstanden. werden, bezeichnen wir ferner die Sacramente als Zeugnisse. Jedes wahre Zeugniß bescheinigt etwas wirklich Vorhandenes, Gegenwärtiges. So bekennen wir also auch hier, daß die Sacramente uns wahrhaftig geben die Gnade Gottes, Vergebung, Leben und Seligkeit. Weiter wird dieser Hauptzwed der Sacramente ausgeführt, indem uns gesagt wird, was solche Zeichen und Zeugnisse in uns wirken sollen, nämlich: „unsern Glauben dadurch zu erwecken und zu stärken“. Zwischen dem, was durch die Predigt des göttlichen Wortes, und dem, was durch den Gebrauch der heiligen Sacramente in uns gewirkt wird, ist kein Unterschied: durch beide soll der Glaube gewirkt, erwedt und gestärkt werden. Die verschiedenen Mittel kommen nur auf verschiedene Weise an uns: was das Wort uns durch unsere Ohren vermittelt, stellen die Sacramente uns zugleich auch durch äußerliche Zeichen vor Augen. So sagt die Apologie (S. 193. Müller: S. 202 f.):,,Wie aber das Wort in die Ohren gehet, also ist das äußerliche Zeichen vor die Augen gestellt, als inwendig das Herz zu reizen und zu bewegen zum Glauben; denn das Wort

und äußerliche Zeichen wirken einerlei im Herzen, wie Augustinus ein fein Wort geredet hat. Das Sacrament, sagt er, ist ein sichtlich Wort.“ Der Artikel sagt aber von den Sacramenten ausdrücklich: daß „sie auch Glauben fordern", d. h. zum gesegneten Gebrauch seßen sie ihn voraus. Wie aber denn in Betreff der Taufe kleiner Kinder? Haben diese etwa den Glauben schon von Natur? Angesichts der Lehre heiliger Schrift vom natürlichen Verderben aller Menschen müssen wir hierauf mit einem entschiedenen „Nein“ antworten. Wir allzumal find,,Kinder des Zorns von Natur" (Eph. 2, 3.). Sollen die Kinder glauben, so muß der Glaube erst in ihnen gewirkt werden. Dies geschieht durch das Wort in und bei der Laufe, wie denn der Apostel 1 Petr. 1, 23. das Wort nennt den unvergänglichen Samen" der Wiedergeburt, eben wie die Taufe heißt „das Bad der Wiedergeburt“ (Tit. 3, 5.). "Ja", spricht der Unglaube,,,wie können denn kleine Kinder das Wort hören?" Darauf antwortet Luther fein: „Haben sie das Wort nicht gehöret, dadurch der Glaube kommt, wie es die Alten hören; so hören sie es aber wie die jungen Kindlein. Die Alten fassen es mit Ohren und Vernunft, oft ohne Glauben; sie aber hören es mit Ohren, ohne Vernunft und mit Glauben: und der Glaube ist so viel näher, so viel weniger die Vernunft ist, und stärker der ist, der sie herzu bringet (Christus), denn der Wille ist der Alten, die von sich selbst kommen.“ (Kirchen-Post., Dom. 3. p. Epiph.) Bei uns Alten gilt es fort und fort, die Vernunft gefangen nehmen unter den Gehorsam Christi (2 Cor. 10, 5.). Die Vernunft, wie sie nun einmal durch die Sünde verderbt ist, fördert uns nicht im Glauben, sondern hindert uns vielmehr an demselben, ein Hinderniß, das die Kinder nicht also erfahren. Bei dem neunten Artikel haben wir erwiesen, wie es Christi Wille sei, daß die Kinder getauft werden sollen. Wenn aber der HErr Marc. 16, 16. spricht: „Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubet, der wird verdammt werden", so fordert er hier von allen, die getauft werden, daß sie glauben sollen. Da nun Christus will, die Kinder sollen getauft werden, nicht aber, daß ste ohne Glauben getauft werden, während sie doch von Natur den Glauben nicht haben; so folgt mit Nothwendigkeit, daß Er, der es allein vermag, ihnen den Glauben geben muß. Wenn wir Ihn anrufen, solches zu thun, so bitten wir also nach Seinem Willen und sind deshalb der Erhörung gewiß: denn das ist die Freudigkeit, die wir haben zu Ihm, daß, so wir etwas bitten nach Seinem Willen, so höret Er uns" (1 Joh. 5, 14.). Thatsächlich fallen bei den Kindern das Empfangen des Glaubens und das der Taufe zusammen: eben durch das Wort Gottes, das sie bei der Taufe hören, wird der Glaube in ihnen gewirkt; begrifflich aber geht der Glaube der Taufe voraus.

Ad 2. Der Artikel antwortet auf die Frage, wie ein Sacrament recht gebraucht werde: „so man's im Glauben empfähet, und den Glauben dadurch stärket“. Hier werden also zwei Stücke in Betreff des rechten Gebrauchs der Sacramente angegeben, nämlich :

a. „so man sie im Glauben empfähet." Die Sacramente werden also unrechtmäßig und zum Schaden gebraucht, wenn man sie ohne Glauben empfähet. Luther's kleiner Katechismus spricht sich also über den rechten Brauch des heiligen Abendmahls aus:,,Der ist recht würdig und wohl geschickt, wer den Glauben hat" 2c. Der Gegensaß wird uns hier mit den Worten gegeben: „Wer aber diesen Worten nicht glaubet, oder zweifelt, der ist unwürdig und ungeschickt.“ Unglaube ist also das Einzige, was unwürdig und ungeschickt zum Sacrament macht. Zwar geht dem wahren Glauben allezeit Erkenntniß der Sünde, Reue und Leid über dieselbe voraus, wie ihm ja denn auch stets Besserung des Lebens folgt; allein falsch wäre es, die Würdigkeit zum Sacrament von dem Maß der Reue, von der Besserung, oder auch nur von dem Grad des Glaubens abhängig zu machen. Wer glaubt, ist würdig. Je schwächer das Maß des Glaubens ist, desto nöthiger bedarf man des Sacraments, um den schwachen Glauben zu stärken. — Dagegen nun lehren die Papisten gut antichristisch, daß der bloße Brauch des Sacraments aus diesem Werke des Brauchs und um des Werkes willen Gnade erlange, wobei sie ausdrücklich hinzuseßen: „wenn schon das Herz alsdann keinen guten Gedanken hat, so man nur der Gnade nicht widerstrebt." Sie meinen also, die Sacramente wirkten ähnlich, wie eine Arzenei, die man mit günstigem Erfolg auch wohl einem Patienten einflößt, wenn er schläft oder sonst im bewußtlosen Zustande ist. Diese Lehre ist aber ein Greuel und so kann das Sacrament nur zum Gericht empfangen werden. Melanchthon nennt diese papistische Lehre (S. 195. Müller: S. 204) „strads einen jüdischen Irrthum“. So sagt Augustinus gar trefflich, „daß der Glaube im Brauch des Sacraments, nicht das Sacrament, vor Gott uns fromm mache". (S. 195 f. Müller: S. 205.) - Recht gebraucht man das Sacrament,

b.,,so man den Glauben dadurch stärket." Wenn man eine Sache so gebraucht, daß ihr Zweck erreicht wird, so gebraucht man sie recht. Das ist ja aber, wie gesagt, der rechte eigentliche Zweck des Sacraments, den Glauben zu stärken, gleich wie der HErr Christus auch durch Sein Wort bei Seinen Gläubigen fort und fort auf die Stärkung ihres Glaubens Sein Absehen hat; denn am Glauben ist alles, ist unser ganzes Heil gelegen. Zur Stärkung unseres Glaubens sollten wir darum täglich unserer Taufe uns getrösten, zur Stärkung unseres Glaubens oft gläubigen Herzens des HErrn Abendmahl empfangen. Gott helfe!

Von den Kirchentonarten.

(Fortseßung.)

,,Während man in der Notation bereits schon große Fortschritte gemacht hatte, blieb dessen ohngeachtet in der Mehrstimmigkeit des Gesanges immer noch viel zu wünschen übrig. Der Grund hiervon mag wohl sein: daß das

Ohr schon seit vielen Jahrhunderten an die Wirkungen von Quarten-, Quinten- und Oktavengängen zu sehr gewöhnt war*), und ihm daher der Klang einer großen Terze oder Serte allerdings grell oder hart vorkommen mußte. Indessen scheint man aber doch endlich eingesehen zu haben, daß die Terzen und Serten, mit Einklängen, Quinten und Okraven abwechselnd gebraucht, eine größere Mannigfaltigkeit in einen Gesang bringen. Zwar findet man schon bei Guido, daß er die Terze in den Einklang gehen ließ, dies waren aber nur vereinzelte Versuche, welche bis zur Zeit des Marchettus von Padua (geb. 1309) und Johann de Muris (geb. 1310) ohne weiteren Erfolg blieben, denn erst durch diese beiden Männer wurden die Terzen und Serten in häufigere Anwendung gebracht, und also auch erst von dieser Zeit an entwickelte sich allmählich derjenige Theil in der Musik, welchen wir unter dem Worte Harmonie verstehen, nämlich der Zusammenklang von verschiedenen Tönen, welche sich zu einem Akkorde vereinigen. Auch den Gebrauch der dissonirenden Intervalle lernte man nach und nach kennen, und sobald man einmal die Erfahrung gemacht hatte, daß mehrere Stimmen zu einem gemeinsamen harmonischen Ganzen verbunden werden können, so nahm auch der mehrstimmige Gesang einen sehr raschen Fortgang, und man findet daher schon zu Anfang des sechszehnten Jahrhunderts eine Menge mehrstimmiger Choräle.

Marchettus von Padua wird für den ersten gehalten, welcher sich mit den Auflösungen der Dissonanzen beschäftigte, worunter aber hier hauptsächlich die Terzen und Serten zu verstehen sind, welche man damals immer noch für dissonirend hielt. Derselbe führte auch den Gebrauch der chromatischen Gänge ein, welche man bis dahin ganz vermieden hatte, indem alle Kirchengesänge nur aus diatonischen Intervallen gebildet waren.

Ueber die Auflösung der, Terze und Serte führte Marchettus unter anderen die folgenden Beispiele an, welche ich aber in unserer Notenschrift hierber seße:

1

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*) Hauff theilt eine Probe aus der Zeit Guido's mit. Der Anfang derselben ist in heutiger Notenschrift:

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Die Hauptstimme liegt in der Mitte, 'die Außenstimmen begleiten. Die Oberstimmen bilden eine Quinte, die Unterstimmen eine Quarte, die Außenstimmen eine Oktave.

B.

Das erste Beispiel, wo die Terze einen halben Ton aufwärts in die reine Quinte geht, gilt bei uns des unharmonischen Querstandes wegen als fehlerhaft. In dem zweiten Beispiele hingegen finden wir schon einen ganz natürlichen Gang der großen Serte in die Oktave.

Von dem Gebrauch der großen Septime gibt Marchettus dieses Beispiel:

1

Diesen Gebrauch nennt er aber fehlerhaft. Weil nämlich seinem Begriffe nach bei einer Septime sowohl der untere wie der obere Ton dissonirt, behauptet er, daß sich, um dieselbe aufzulösen, beide Töne fortbewegen müssen, was auch wirklich noch jezt der Fall ist, indem bei uns die gewöhnliche Auflösung der Septime in die Terze geschieht, wo also ihre Unterstimme eine Quarte steigt oder eine Quinte fällt.

An der Auflösung der großen Sexte in die reine Quinte sucht Marchettus zu beweisen, daß eine Dissonanz eher nach einer vollkommenen als nach einer unvollkommenen Consonanz strebt, und er hält daher die Auflösung der großen Sexte in die Oktave für natürlicher. Zum Beispiel:

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Die große Serte cis im ersten Beispiele macht bei ihrer Auflösung die Wirkung der verminderten Septime des, wodurch alsdann diese Auflösung dem Ohre auch ganz natürlich erscheint.

Endlich führt Marchettus auch noch zwei chromatische Beispiele mit der darunterstehenden Begleitung an, von welchen das zweite Beispiel die rüďgängige Bewegung des ersten enthält:

1

Wiewohl diese Beispiele nicht für verwöhnte Ohren sind, so zeigen ste doch schon den Anfang von zwei selbstständig geführten Stimmen, und abgesehen davon, daß der Gesang durch die Einführung der chromatischen Intervalle jedenfalls sehr viel an Biegsamkeit gewann, waren dieselben auch zugleich ein vorzügliches Mittel für die Modulation.

Einen nicht zu verkennenden Fortschritt in Betreff des Gebrauches der Terzen und Serten finden wir aber nun schon bei De Muris, denn dieser war der erste, welcher dieselben als unvollkommene Consonanzen erkannte. Indessen rechnete er hierzu nur die große und kleine Terze und die große Sexte. Auch vollkommene Consonanzen gab es seiner Meinung nach nur drei; diese waren: der Einklang, die Oktave und die Quinte. Den Unter

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