ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

testirt gegen die Vorwürfe, daß in der deutschen Volksschule der Religionsunterricht nicht mehr mit alt deutscher Pflichttreue und Gewissenhaftigkeit ertheilt werde. Ein deutsches Blatt bemerkt hiezu: „,... ... Leßtere Behauptung ist in dieser Allgemeinheit doch starken Einschränkungen zu unterwerfen. Man sehe auf die Vereine und Versammlungen der Lehrer, was wird da verhandelt und discutirt, ein Gegenstand aus dem Gebiete der Religion schon seit Jahren niemals, vorherrschend fallen die Themata in das Gebiet der Naturwissenschaften; Electricität, Luft u. s. w. u. s. w. sind an der Tagesordnung; Turnen, Sprache, Geschichtliches, technische Fertigkeiten kommen in zweiter Linie, aber einem religiösen Thema begegnet man nicht. Wir wollen es als ein gutes Zeichen ansehen, daß die Lehrerversammlung in Braunschweig wenigstens wieder einmal der Religion im positiven Sinne gedacht hat, aber in ihrer Behauptung täuscht sie sich. Ein gewisser Indifferentismus gegen den Religionsunterricht zeigt sich bei dem heutigen Lehrerstande auch in der mangelnden Fertigkeit, diesen Unterricht zu ertheilen. Selbst solche Lehrer, deren Unterricht in andern Fächern durch ihre Gewandtheit guten Eindruck macht, werden meist steif, trocken, unbeholfen, sobald es an den Katechismus oder die biblische Geschichte geht.“ — Das deutsche Blatt hat ohne Zweifel Recht. Wie könnte es auch anders kommen in einem Lande, wo so Vieles sich verbindet, an der Entchristlichung des Volks zu arbeiten? Wo man Kirche und Schule zu trennen sucht, bezüglich getrennt hat, wo die Mehrzahl der Lehrer gegen geistliche Schulaufsicht protestirt, wo die intellectuelle Ausbildung einer rechtschaffenen Erziehung vorangestellt wird; wie findet da Lust und Liebe zu Gottes Wort und zum Religionsunterricht, außer bei Einzelnen, noch Play? Wo aber Lust und Liebe zur Sache fehlen, geht es mit der Treue und Gewissenhaftigkeit, vor allem in derlei Dingen, sicherlich auch den Krebsgang.

5.

Angerburg. Am 8. und 9. Juni feierte das hiesige Lehrerseminar sein 50jähriges Jubiläum. Zur Theilnahme an der Feier hatten sich etwa 400 Lehrer und Gäste eingefunden. Während der verflossenen 50 Jahre haben 1097 Zöglinge im Seminar ihre Ausbildung für den Lehrerberuf vollendet.

Die Frequenz der deutschen Universitäten war im Wintersemester 1878-1879 folgende. Die Gesammtzahl der wirklich immatriculirten Studirenden betrug für sämmtliche 21 Universitäten 19,040 (1177 mehr als im Jahre 1878). Von den einzelnen Facultäten zählte die theologische 2438 Studirende, darunter 669 Katholiken, die juristische 5339, die medicinische 3811, die philosophische 7452. Die größte Zahl evangelischer Theologen weis't Leipzig auf, 379, dann folgt Tübingen mit 259 und Halle mit 218.

Zahl und Frequenz der preußischen Seminare. Nach der vom Cultusminister veröffentlichten Uebersicht über die Seminare und deren Frequenz hatte Preußen am Schluffe des Jahres 1870 75 Seminare mit 4650 Zöglingen und 7 Lehrerinnenseminare mit 470 Zöglingen, von welchen leßteren 280 evangelischer, 159 katholischer und 31 israelitischer Confession waren. Am Schlusse des Jahres 1876 war die Zahl der Seminare auf 99 gestiegen, die von 6729 Zöglingen, und zwar 4763 evangelischer, 1965 katholischer und 1 israelitischer Confession besucht waren. Die Zahl der Zöglinge in den Lehrerinnenseminaren ist in derselben Zeit um 112 gestiegen. Es treten jezt etwa 650 Männer mehr in's Lehramt als vor sechs Jahren. (Evang. Schulblatt.)

In der städtischen Volksschule zu Frankfurt am Main besteht die folgende Schuleinrichtung. Genannte Schule hat acht Classen und jede Classe umschließt demnach so ziemlich einen Jahrgang. Troßdem behalten die Kinder vier Jahre lang hintereinander denselben Lehrer, indem der Lehrer jedesmal mit seinen Schülern in die folgende Claffe hinaufrückt, bis er dann nach Ablauf der vier Jahre in der Unterclasse wieder beginnt. - Würde eine solche Einrichtung sich nicht auch in manchen unserer größeren Gemeindeschulen, wenn sie auch nur in beschränktem Maße durchgeführt würde, empfehlen?

$.

Sachsen. Wie in anderen Gegenden Deutschlands war auch in Sachsen der außerordentliche Zudrang von Aspiranten zu den Lehrerseminaren bemerkenswerth, wie er bei der leßten Aufnahmeprüfung zu Ostern d. J. beobachtet wurde. Infolge dessen läßt sich auf ein völliges Schwinden des früheren Lehrermangels rechnen.

Preußen. Zur Statistik der höhern Unterrichtsanstalten. Bei den 245 preußischen Gymnasien meldeten sich im vorigen Jahre 3393 Schüler zur Abiturientenprüfung, davon erhielten 2715, also 80 Procent der Aspiranten, das Zeugniß der Reife. Darunter waren 70 Extraneer, von welchen 36 bestanden. 2332 Maturi, also fast 86 Procent, wandten sich dem Universitätsstudium zu, und zwar 394 der Theologie (300 der evangelischen, 92 der katholischen, 2 der mosaischen), 805 der Jurisprudenz, 522 der Medicin, 438 der Philologie, 173 der Mathematik und den Naturwissenschaften. Die 84 Realschulen 1. Ordnung hatten 831 Maturitäts-Aspiranten, von denen 662 bestanden, also ebenfalls 80 Procent. 30 waren Extraneer, davon bestanden 14. Dem Universitätsstudium wandten sich 300, also fast 46 Procent, zu. Dem Militärdienst wandten sich 124 Gymnasiasten und 50 Realschüler, dem Staatsbaufach 72 Gymnasiasten und 82 Realschüler, dem Bergfach 6 Gymnasiasten und 23 Realschüler, dem Steuer-, Post- 2. Fache 133 Gymnasiasten und 116 Realschüler, der Industrie 2c. 48 Gymnasiasten und 91 Realschüler. Die sämmtlichen Gymnasien und Realschulen 1. Ordnung mit ihren Vorschulen zählten 115,545 Schüler. Die Protestanten stellten zu dieser Schülerzahl fast 734 Procent, die Katholiken 164 Proc., die Israeliten etwas über 10 Proc., während nach der Zählung von 1875 die Protestanten etwa 654 Proc., die Katholiken 33 Proc., die Jfraeliten 14 Proc. der Bevölkerung bilden. Es kommen auf 10,000 Protestanten 51 Schüler, auf 10,000 Katholiken 22 Schüler und auf 10,000 Israeliten 350 Schüler jener höheren Lehranstalten. — Die Thatsache, daß die Juden einen außerordentlich hohen Procentsaß zu den höhern Lehranstalten liefern, ist schon wiederholt hervorgehoben. Ob dieselbe, wie Manche meinen, lediglich dem „höhern Bildungsdrange“ der Juden beizumessen sei, mag dahingestellt bleiben. Sicher ist indessen, daß die in Rede stehende Thatsache u. A. auch mit der statistisch nachgewiesenen erheblich größeren Durchschnittswohlhabenheit der Juden zusammenhängt.

Die „Entdeckung der Seele“. Was bis jezt keinem Sterblichen gelungen, das hat ein schwäbischer Professor der Naturwissenschaft, Dr. G. Jäger in Stuttgart, zu Wege gebracht, nämlich die Seele zu entdecken. Der Mann hat sich sogar kraft eigenhändiger Unterschrift anheischig gemacht, dieselbe „an Händen und Füßen mathematisch gebunden“ der nächsten Naturforscher-Versammlung zu Baden-Baden,,ad oculos, ad nares et ad manum (so daß man sie sehen, riechen und greifen kann), zu demonstriren". Sonderlich ad nares (daß man sie riechen kann), sintemal die Seele im Geruch stecken und ihre Luststimmungen als anregenden „Bouillongeruch“ oder ihre Unluftgefühle als „Fäcalgeruch“ (zu deutsch: Gestank) zu offenbaren weiß. Sehr begreiflich, wenn man mit Häckel's Jüngern alles Leben auf mechanische Körperfunctionen zurückführt und wenn man jede Gemüthsaffection oder Geistesthätigkeit rein materiell erklärt, so daß schließlich jedes Organ seinen specifischen Seelenstoff besihen, und es eine Muskelfeele, Nieren-, Leber-, Nerven- und Gehirnseele geben soll, deren jede sich in eigenartigem Ausdünstungsgeruch bemerkbar mache. Der Liebe, Freundschaft und ihren Gegentheilen liegen sympathische oder antipathische Ausdünstungen zu Grunde (woher wohl der schwäbische Ausdruck stammen mag: „ich kann Den und Den, Die und Die nicht schmecken"). Doch genug, difficile, satiram non scribere. Daß es dem Manne übrigens Ernst mit diesem „Fündlein“ ist, beweis't sein Artikel im „Ausland“, 1879, Nr. 10, S. 185, das seine Spalten diesen „Fäcalstoffen“ geöffnet hat. Auch gut, denn so erstickt der Häckelianismus im eigenen Koth und entleidet seinen, mit noch einigermaßen gesundem Geruchssinn begabten, Anhängern ad nauseam usque (bis zum Ekel).

Wem fällt bei derartigem Unsinn nicht das paulinische Urtheil ein: „Da sie sich für weise hielten, sind sie zu Narren geworden“? (D. Reichsp.)

Aus Sachsen. (Schulausstellung in Dresden.) In der Zeit vom 1. Juli bis 31. August 1879 findet eine zweite allgemeine Ausstellung von Erzeugnissen der Kunst, Wissenschaft und Industrie für die Jugend in Dresden statt und zwar in den Ausstellungsgebäuden Ostra-Allee Nr. 32 und dem daran anstoßenden Garten. Bereits im Jahre 1877 fand eine derartige Ausstellung, welche sich lediglich auf das Königreich Sachsen beschränkte, dort statt und genoß von Seiten der Regierung und des Publicums eine derartige wohlwollende Aufnahme, daß ein Comité sich ermuthigt fühlt, eine gleiche Ausstellung, nur in größerem Umfange als die frühere, zu veranstalten. Das Comité ist überzeugt, daß eine solche Ausstellung die Sympathien der Kinderfreunde und auch aller wahren Freunde des Volkes für sich haben wird, soll sie doch den Besuchern ein lehrreiches Gesammtbild davon geben, wie mannigfaltig in unserer Zeit die Mittel sind, welche die Bestimmung haben, den leiblichen und geistigen Bedürfnissen der Jugend zu dienen. Nicht geringer dürfte anzuschlagen sein, daß hier zum ersten Male in systematischer Aufeinanderfolge ein Bild der Entwickelung verschiedener Lehrmittel gegeben werden soll, wie das Comité sich auch bemühen wird, durch Zusammenstellung am meisten geeigneter Objecte Musterbilder, z. B. eine Schulstube und dergl., zu schaffen. Das Programm ist folgendes: Gruppe I. Lehrmittel für den Unterricht in Schulen und im Hause, in Kindergärten u. s. w. Gruppe II. Druckwerke, als Lehrbücher und Jugendschriften, sowie bildliche Darstellungen. Gruppe III. Ausstattungsgegenstände für Schulen, als Subsellien, Turnapparate u. dergl. Gruppe IV. Musikalische Instrumente. Eine systematische Darstellung des Entwicklungsganges verschiedener Lehrmittel soll damit verbunden werden. Gruppe V. Spielwaaren. Gruppe VI. Bedarfsartikel der gewerblichen Branchen aller Art, z. B. Möbel, Wäsche, Kleider, orthopädische Instrumente und dergl. für Kinder.

[ocr errors]

Aus der Pfalz. (Confessionslos.) Das Fröbel KindergärtnerinnenSeminar in Kaiserslautern wirft wieder einmal seinen Köder der Confessionslosigkeit aus und die „Pfälz. Lehrerz.“ schreibt: „Bei der Ertheilung des Religionsunterrichtes müssen die anerkannten pädagogischen Grundsäße zur Geltung kommen. Vor Allem muß das Princip der Naturgemäßheit berücksichtigt werden. Leider steht aber gerade hierin der Lehrer als Pädagog häufig im Widerspruch mit seinem Geistlichen, dem Theologen. Der Natur der Sache gemäß (!) steht selten beider Wirkung in Harmonie. Ein bekenntnißtreuer, eifriger Geistlicher kann eigentlich in religiösen Dingen mit einem gebildeten, der wissenschaftlichen Pädagogik huldigenden Lehrer nicht gut übereinstimmen, denn es ist ein wesentlicher Unterschied zwischen der auf menschlichen Saßungen beruhenden Theologie und der auf Anthropologie gegründeten Pädagogik. Der Lehrer muß (!) nach den Grundsäßen der modernen Pädagogik jede Erziehung für einen bestimmten, confessionellen Zweck verwerfen, während der Geistliche ihn besonders betonen wird. Wenn nun Beide den Religionsunterricht gemeinsom ertheilen, so werden sie sich sicherlich mit oder ohne Willen direct oder indirect bekämpfen. Dies ist von Nachtheil für die Kinder, die nicht wissen, welchem von beiden Theilen sie Glauben schenken sollen oder wer von ihnen Recht hat. Wünschenswerth wäre es, wenn bis zum Confirmationsunterricht der Lehrer ohne kirchlichen Einfluß, also allein den Religionsunterricht nach pädagogischen Grundsäßen, auf dem lautern Worte Gottes fußend, ertheilen würde." Damit wäre also endlich ein Universalmittel gegen alle Uebel gefunden. (Reichspost.)

Zur modernen Schulbildung. Graudenz. Unsere Stadtväter haben in diesen Tagen in Betreff der Schulbildung unserer Jugend eine höchst traurige Entdeckung gemacht. Man beabsichtigt hier die obligatorische Fortbildungsschule für Handwerkslehrlinge ins Leben zu rufen. Da die Bestätigung des Ortsstatuts seitens

des Provinzialraths noch nicht eingetroffen, so hat man die Zwischenzeit zu einer Prüfung der hiesigen Handwerkslehrlinge unter 18 Jahren benußt, um festzustellen, wie viele von diesen jungen Leuten zwangsweise zum Besuche der Unterstufe anzuhalten, und wie viele zum freiwilligen Besuch der Oberstufe zuzulassen sein würden. Diese Prüfung hat nach der „Erml. 3.“ ein wahrhaft erschreckendes Ergebniß gehabt. Von 147 Lehrlingen konnten 76, also mehr als die Hälfte, nicht einmal nothdürftig lesen und nicht die einfachsten Rechenaufgaben bewältigen!

Mecklenburg. Das Minimal-Einkommen eines Landschullehrers in einem ritterschaftlichen oder landschaftlichen Orte ist nach der Verordnung vom 3. d. M.: freie Wohnung, 100 Quadratruthen Gartenland, wovon event. 20 im Felde zu Leinsamen, an Feuerung mit Bereitung und Anholung — einhalbmal mehr, als ein Taglöhner des Ortes erhält, Weide und Winterfutter für eine Kuh, für ein bis zwei Schweine und für einige Gänse, in sofern solches für andere Gutseinwohner üblich, 26 Scheffel Roggen, 16 Scheffel Gerste, je 4 Scheffel Hafer und Erbsen, 3 Mark Schulgeld für jedes schulpflichtige Kind, baar 90 Mark. Ift der ritter- oder landschaftliche Schullehrer zugleich Küster oder Organist, so darf sein Gesammt-Einkommen - ausschließlich des Schulgeldes, der Wohnung, der Feuerung und der zufälligen Küster- oder OrganistenHebungen — nicht unter 345 Mark (etwa $90) betragen, wobei die Natural-Hebungen und die Nußungen nach einer durch das Geseß festgeseßten Tare angerechnet werden.

Zürich. (Neue Schulordnung.) Laut der seit etwa zwei Monaten in Uster eingeführten Schulordnung müssen die Schulzimmer täglich gereinigt und je Mittags und Abends gelüftet werden, was leider an den meisten Orten durchaus nicht selbstverständlich ist. Der Gebrauch von Schiefertafel und Griffel ist für die zwei untersten Schulklassen facultativ und für die übrigen verboten. Auf den niederen Stufen kommen gar keine Hausaufgaben vor und auf den oberen müssen sich dieselben auf ein Minimum beschränken. Mit dem Lesen von Druckschrift darf erst im zweiten Jahre begonnen werden; in den Töchterarbeitsschulen sind seine Arbeiten verboten und ebenso werden die Eltern ersucht, ihre Kinder während der Dämmerstunden nicht ob den Büchern hocken zu lassen und dieselben nicht mit Musikstunden, Nähen und Stricken zu überanstrengen. In der Schule muß der Körperhaltung der Schüler die nöthige Aufmerksamkeit zugewendet werden, und das Turnen ist rüstig zu betreiben. Am meisten Anklang bei der Jugend findet aber jedenfalls die Vorschrift, daß die Unterrichtszeit das geseßliche Minimum nicht überschreiten darf und die Lehrer Nachmittags mit den Schülern einen Gang ins Freie machen müssen, wenn das Thermometer Vormittags 11 Uhr mehr als 18° R. Wärme zeigt.

Auch eine Idee. Ein Pesther Kaffeehaus- und Casinobesizer, Julius Schubert, hat an die dortige männliche und weibliche Schuljugend einen Aufruf zu — einträchtigem Zusammenleben in seinem Local richten lassen. Der Zutritt soll nur Schülern und Schülerinnen zustehen, so daß die „Männer“ dreimal wöchentlich, die „Fräulein“ auch dreimal wöchentlich einen Tag für sich allein haben, Sonntags aber bunte Reihe machen. „Männer“ wie „Fräulein" werden ihren Präsidenten und sonstigen Vereinsapparat besonders haben, ein eigenes autographisches Blatt herausgeben, im Uebrigen die Tagesereignisse besprechen, Billard, Schach oder Theater spielen, Erzählungen und Gedichte um die Wette fabriziren, die Verse der vaterländischen Dichter und Redner declamiren, das Volkstheater um halben Preis besuchen u. s. w. Herr Schubert verlangt als Entgelt für seinen Casinoaufwand pro Mitglied monatlich nur 30 Kr., Einschreibegebühr keinen Kr. O, die arme Jugend!

Evang. - Luth. Schulblatt.

14. Jahrgang.

Juli 1879.

No. 7.

Thesen über den Unterschied der Zehen Gebote Gottes und der Gebote der Eltern, Lehrer und Obrigkeit.*)

Anmerkung 1. Es handelt sich hier nur um die zehn Gebote Gottes, nicht um die Ceremonial- und bürgerlichen Geseße.

Anmerk. 2. Unter den Geboten der Eltern, Lehrer und Obrigkeit werden hier nicht solche verstanden, in welchen sie etwas gebieten, was Gott in den zehn Geboten geboten hat (denn das sind Gottes Gebote), sondern worin sie etwas gebieten, was nicht wider Gottes Wort und die Liebe des Nächsten streitet.

Anmerk. 3. Daß wir Lehrer uns darüber recht klar zu werden trachten, worin der Unterschied der zehn Gebote Gottes und der Gebote der Eltern, Lehrer und Obrigkeit besteht, ist für die rechte Führung unseres Amtes von der höchsten Wichtigkeit. Wir leben in einer Zeit, in der wenig rechtschaffene Gottesfurcht herrscht, und dazu in einem Lande, in dem das vierte Gebot sowohl von den Stellvertretern Gottes, als auch von Kindern, Schülern und Unterthanen meist nicht beherzigt wird. Nun gibt es, Gott sei Lob und Dank! doch noch Viele, die den Schaden Israels erkennen und gern hier helfen wollen. Wir wollen ja das auch, und unser HErr Gott hat uns dazu auch das herrliche Amt der Erziehung seiner Lämmer anvertraut, daß wir unsere Schüler zu rechter Gottesfurcht anleiten und daß sie namentlich auch eine heilige Scheu vor dem Worte unseres Gottes bekommen: „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren." Vor zwei gefährlichen Irrthümern haben wir uns aber hier zu hüten. Der erste Irrthum ist, wenn man (und wohl gar in all und jeder Beziehung) seine eigenen Gebote den zehn Geboten Gottes gleichmacht. Dadurch arbeitet man, wenn man es auch nicht weiß und will, dem Pabstthum in die Hände. Der zweite

*) Diese Thesen stammen von dem seligen Pastor France. Wir veröffentlichen dieselben sammt den bei der „Allgemeinen Lehrer-Conferenz“ in Chicago im Jahre 1873 darüber gepflogenen Verhandlungen — freilich, um hier nicht näher anzugebender Urfachen willen, etwas sehr verspätet - auf Beschluß besagter Conferenz. S.

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »