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körpert waren, kamen für sich und abgetrennt nicht zum Bewusstsein." 1) Die Götter sind lebendige Personen. Wer das verkennt, verkennt das Wesen aller Religion. Als ob man zu einem Gott beten könnte, der Abstraktum geworden ist.") Ebenso verfehlt ist es, der Urzeit des Hellenenvolkes den Glauben an nur einen Gott oktroyieren zu wollen. „Der Monotheismus bedingt einen Grad philosophischer Abstraktion, eine Ausbildung des Denkens, welche nur sehr vorgeschrittene Zeiten, vielleicht überhaupt nur Individuen, nicht Völker, erreichen." 3) Aber welche Götter, wie viele und wie entwickelte die Griechen in ihre europäische Heimat herüberbrachten, wer will es sagen? Dass manche der später verehrten noch fehlten, andere erst hier ausgestaltet und fortgebildet wurden, lässt sich beweisen; will man weiter gehen, verliert man den Boden unter den Füssen. Erst unter dem griechischen Himmel sind die griechischen Götter geworden, was sie waren, und was sie uns sind. Hier sind sie in scharf begrenzten Formen und zur vollen Eigentümlichkeit ausgebildet worden, hier wurden sie täglich aufs neue geboren.4) Die ganze Natur wird von Göttern belebt und erfüllt, der Trieb und die Fähigkeit zu personifizieren ist fast unbegreiflich, und jeder Gott bleibt ein Individuum, das sich die Freiheit seines Willens und die Selbstbestimmung wahrt, wie der einzelne Mensch, innerhalb des Kreises, den das von Ewigkeit her ordnende Weltgesetz auch um den Gott gezogen hat, und dessen Schranken er nicht ungestraft überschreiten darf. Überall von Göttern umgeben fühlte der Grieche sich sicherer und wohler. Es waren Wesen nach seinem Bilde geschaffen, zwar unsterblich und unvergleichlich mächtiger, aber fähig zu leiden und zu freuen sich wie er, nicht vollkommen, aber eben darum menschlicher. Sie stiegen vom Olymp und zeugten seine Königs- und Heldengeschlechter, sie umgaben ihn auf Schritt und Tritt. Nicht bloss in der mythischen Zeit, im Kindesalter des Volkes: die Athener jauchzen der Göttin noch zu, als sie auf dem Wagen des Peisistratos in die Stadt einfährt,3) und bauen dem Pan einen Altar, als er dem Philippides begegnet und ihm verspricht, er werde den Seinigen helfen, wenn sie ihn mehr verehrten,6) und wieder Jahrhunderte später, als schon eine andere Religion die Welt zu erobern begann, werden ihre Boten Paulus und Barnabas für Hermes und Zeus gehalten und können die Ehrenbezeugungen der Menge nicht hindern.")

Die einzelnen Götter sind an Macht und Weisheit verschieden, wie die einzelnen Menschen. Zeus hat tiefere Einsicht auch in das Walten der Moira und lenkt leidenschaftsloser den Gang der Ereignisse. Und ebenso verschieden ist der Grad der Verehrung, die die einzelnen Gottheiten in den verschiedenen Staaten, ja Häusern geniessen. In Orchomenos wurden die Chariten, in Thespiai Eros, in Naxos Dionysos, in Tanagra Hermes, in Theben Ares am meisten verehrt,) und manche Fa1) V. HEHN Gedanken über Goethe

S. 226.

2) v. WILAMOWITZ Gött. Gel. Anz. 1896

S. 625.

3) v. WILAMOWITZ Isyllos 97 Anm.
4) Vgl. BURSIAN Charakter des griech.

Mythus 1875 S. 6 u. v. WILAMOWITZ a. a. O. 5) Herod. I 60. Aristot. Ath. Pol. 14. 6) Herod. VI 105.

7) Act. apost. XIV 11 ff. Vgl. BÖTTICHER Tektonik IV 131.

8) GRUPPE Hdb. V 2 u. d. betr. Orten.

milie hat zu einer besonderen Schutzgottheit am liebsten gebetet.1) Dazu kam, dass die griechischen Stämme sehr verschieden beanlagt waren, und der Stimmung und Neigung des Volksstammes entsprach das Bild seiner Götter. Auch die Verschiedenheit der Schicksale und des Wohnorts musste auf die Ausgestaltung der Götter von grösstem Einfluss sein. Die Wanderungen schoben viel durcheinander, die Kolonisten nahmen altes mit und vermittelten das Eindringen von neuem, 2) die Fremden, welche massenhaft als Metoiken aufgenommen wurden oder ganze Niederlassungen bildeten, verehrten zum Teil ganz andere Gottheiten. Verboten konnte ihnen dies um so weniger werden, als man ihre Götter ja gar nicht leugnete, und so finden wir denn auch schon in früher Zeit Privatkulte ausländischer Gottheiten. Im zweiten Jahrhundert ersuchen in Delos ansässige Kaufleute die Athener um die Erlaubnis, ihrem Gotte Baal Marcod auf der Insel ein Heiligtum zu errichten, 3) und schon viel früher (333) bitten kyprische Kaufleute, die sich im Peiraieus niedergelassen haben, die Athener möchten ihnen gestatten, ein Heiligtum ihrer Aphrodite zu gründen, wie sie den Aigyptiern erlaubt hätten, eines für Isis zu stiften.) Hier finden wir überhaupt die buntesten Kulte: Ammon, 5) Isis und Serapis, 6) Adonis,) Attis) und Kybele,) und die thrakische Bendis, 10) der man schon zu Platons Zeit ein Staatsfest, die Bendideia, feierte. 11) Pan wird nach der Schlacht bei Marathon unter die Staatsgötter aufgenommen, 12) der Puŋ und Eigývy werden nach dem Siege am Eurymedon Altäre gestiftet, 13) und die Homer noch unbekannte Heroenverehrung ist zu Pindars Zeit allgemein. Dionysos ist ein hoch angesehener Gott geworden und wird in einer Weise verehrt, die den ausländischen Einfluss unverkennbar zeigt; die vornehmsten Gottesdienste sind die Mysterien der Demeter und Persephone, Gottheiten, die bei Homer eine ganz untergeordnete Stellung einnehmen. Neue Beinamen haben das Wesen der Götter vielfach erweitert und verändert, kurz ewiger Fluss und ein ewiges Werden. Etwas wie ein Dogma gab es nicht, an dem nicht gerüttelt werden durfte, und das eine Generation der anderen als teures Vermächtnis überlieferte, auch keinen Religionsunterricht und keinen eigentlichen Priesterstand, der die Religion hütete. Und trotz alledem darf man nicht nur von einer griechischen Religion sprechen, die von Homer an dauert ein Jahrtausend und länger, sondern auch behaupten, dass diese Religion trotz aller Entwicklung und Veränderung, trotz der Durchsetzung mit so vielen fremden Elementen im wesentlichen dieselbe geblieben ist. Zwei Gründe sind es hauptsächlich, die ihr diese Kraft und diese Stabilität verliehen: Was auch im Laufe der Zeiten herübergenommen wurde, das blieb, auf griechischen Boden ver

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pflanzt, nicht mehr das Alte, sondern wurde so völlig umgestaltet, dass etwas Neues entstand, das von seinem Geist durchdrungen sich organisch ins Hellenentum einfügte. Und das zweite: Der Kultus war ein Heiliges. Ihn übte der Sohn, wie er ihn vom Vater hatte üben sehen, und über ihm wachte der Staat. Mochte jeder glauben, was er wollte, beten, wie und zu wem er wollte, opfern oder nicht, wenn er nur öffentlich nicht die Götter leugnete und vor allen Dingen den bestehenden Kultus nicht angriff. Nach dem Gesetz und Brauch des Staates die Götter verehren, das ist voẞés;1) wer das Herkömmliche zu zerstören droht, der macht sich der doeẞata schuldig und wird vom Staat, der die bestehenden Einrichtungen zu schützen hat, verfolgt.") Die Anklage erheben konnte jeder Bürger, denn eine geistliche Aufsichtsbehörde gab es nicht.3) Nicht wegen Unglaubens werden Protagoras, Anaxagoras, Sokrates u. a. vor Gericht gezogen, sondern weil sie Propaganda für ihre Irrlehren zu machen suchten, weil sie das Fortbestehen des alten Kultus gefährdeten.) An ihm etwas ändern durfte höchstens die Volksversammlung, und diese wird es auch nie ohne vorherige Genehmigung des Orakels gethan haben.3) Wie die Gottesdienste und somit in gewissem Sinne die Religion, so hatte der Staat auch die Heiligtümer und das Eigentum der Götter zu schützen. Entheiligung oder gar Beraubung der geweihten Bezirke und Tempel wurde streng bestraft. Verlangte der Staat in Gefahren und Nöten die Hilfe der Götter, so musste er auch ihnen geben, was das Ihre war. Freilich ist es oft ausgesprochen worden, dass die reine Gesinnung und Frömmigkeit den Göttern die Hauptsache sei,) aber was eine grosse Menge sich unter Frömmigkeit dachte, sagt Platon (Euthyphron 14 E): Man schliesst eine Art Vertrag mit dem Gott; erhält er, was er zu fordern hat, so ist er auch verpflichtet zu leisten und zu geben, was der Mensch bedarf. So war man tolerant ohne Grenze, was das Glaubensbekenntnis des einzelnen anbetraf, denn ein allgemeines existierte nicht, und deshalb kann von einem Gewissenszwang nie die Rede sein, aber man wachte über den Institutionen, über jeder praktischen Bethätigung des religiösen Sinnes. Vergegenwärtigen wir uns das, so wird es uns nicht mehr so wunderbar erscheinen, dass die Komiker sich auch über die Götter lustig machen durften. Man hat diese Scherze wohl nicht für gefährlicher gehalten, als die Verspottung anderer staatlicher Einrichtungen, die zu beseitigen oder auch nur herabsetzen zu wollen den Spöttern im Ernst nicht in den Sinn kam. Übrigens wird keinem Aufmerksamen entgehen, wie Aristophanes keineswegs alle Götter gleich behandelt; verspottet werden eigentlich nur die aus der Fremde aufgenommenen oder die nach der Sage den Platz im Olymp erst später erhielten. Poseidon spielt eine ganz andere Rolle als Herakles, Dionysos oder gar die thrakischen Daimonen, und über die jungfräuliche

1) Xen. Mem. IV 3, 16.

2) Vgl. LEOP. SCHMIDT Ethik der Griechen II 24 ff.

3) Vgl. OSIANDER über d. Religionsvergehen im Korrespondenzblatt für die Gelehrten- und Realschulen Württembergs 1887

u. 1888 S. 453 ff.

4) Vgl. MEIER-SCHOEMANN Att. Prozess2 366 f. SCHOEMANN Gr. Altt. Anhang II 584 ff. 5) SCHOEMANN Gr. Altt.3 II 167. 6) IGIns. I 789. Plat. Leg. 716 E. BERNAYS Theophrast üb. d. Frömmigkeit 68.

Schützerin der Stadt oder Apollon wagt auch der Kühnste keinen frechen Scherz.1) Lukian hätte in der Zeit des Aristophanes seine Sachen wohl noch nicht schreiben dürfen.

Und damit kommen wir auf einen Punkt zurück, den wir schon berührt haben: das Eindringen fremder Kulte und fremder Gottheiten in Griechenland, das keineswegs zu allen Zeiten gleich stark gewesen ist.2) Erst in nachhomerischer Zeit sind Einflüsse des Auslandes nachweisbar, und noch Jahrhunderte lang bleiben sie gering. Götter werden nicht so leicht erworben und tauschen sich nicht so leicht aus wie Waren. Semiten und Aigyptier blieben den Hellenen innerlich immer fremd. Trotz der Eigenart aber des hellenischen Geistes und trotz der Grundverschiedenheit seiner Götter von den Gottheiten der Völker, mit denen der Grieche zuerst in Verkehr trat, strömte, wie wir gesehen haben, allmählich auch auf diesem Gebiet immer mehr Fremdes in das Land. Vielleicht noch mehr als alle die vorher angeführten Gründe ermöglichte und erleichterte diese Aufnahme der heterogensten Elemente der merkwürdige Umstand, dass die kindliche Vorstellung der homerischen Zeit, die griechischen Götter herrschten überall,) sich auch später erhielt. Herodot identifiziert ohne weiteres die aigyptischen Gottheiten mit den griechischen, deren Namen und Wesen gleich verschieden von ihnen waren, und so alle Folgenden bis in die späteste Zeit.) Dieser uns fast unerklärlichen Leichtigkeit im Identifizieren des Ungleichartigsten entsprach die Fähigkeit zu assimilieren. Was einmal als gleich oder verwandt angenommen war, das wurde dann auch thatsächlich gleich oder verwandt gemacht. Nach Alexander dem Grossen überfluten freilich die ausländischen Götterdienste Griechenland in einer Weise, dass ein Verarbeiten des Fremden auch dem so ungemein elastischen hellenischen Geiste nicht mehr möglich ist, und was bisher in vereinzelten Fällen vorgekommen war, wird jetzt ganz allgemein: die neuen Götter erhalten ihre Kulte neben den alten und überflügeln und verdrängen diese mehrfach. Doch es ist Aufgabe der Mythologie, dies im einzelnen zu verfolgen und darzustellen: hier mag es genügen, Wesen und Entwicklung der Religion in so flüchtigen Umrissen gezeichnet zu haben; auf Einzelheiten einzugehen, soweit es erforderlich scheint, wird sich im folgenden Gelegenheit bieten.

1. Die Kultusstätten.

4. Ein kindliches, frommes Volk, das sich überall von mächtigen Göttern abhängig fühlte, die in sein Leben fördernd und hindernd, segnend und strafend eingriffen, ohne dass man sie jemals sah, musste sich ihren Wohnort am natürlichsten auf der Höhe der Berge vorstellen, von wo

1) Av. 830 ff. macht sich der Dichter nur über die Projektmacher lustig. Man vergl. Thesm. 1136 ff. Nub. 563 ff. Equ. 551 ff.

2) Vgl. hier namentlich E. PLEW Die

Griechen in ihrem Verh. zu den Gottheiten fremder Völker. Programm von Danzig 1876. 3) PLEW a. a. O. 3.

4) Vgl. z. B. Diod. I 25. Plut. Quaest. symp. IV 6. Nonn. XL 369.

aus sie weite Fernen überblickend walteten. Hier ballten sich die Wolken, aus denen der gefürchtete Strahl zuckte, hier schuf man dem Gott einen Felsenthron.1) Bald heiligte man ihm auch andere, dem Blick und Fuss des Sterblichen weniger entrückte Stätten. In dunkelnden Hainen, in geheimnisvollen Grotten ahnte die Phantasie einen Lieblingsaufenthalt der Götter, bald ihre Eigenart unterscheidend, und je nach dem Bilde, das man sich von ihnen machte, weihte man ihnen hier oder dort ein Heiligtum, ursprünglich gewiss einfach genug: eine Baumgruppe, die, im Kreise gepflanzt, ein schattiges Dach bildete, einen Steinhaufen, der als Altar dienen konnte. Aber als man sich an gemeinsamen, von einer Mauer umschlossenen Wohnsitzen vereinigte und Städte baute, genügten solche Heiligtümer dem Bedürfnis nicht mehr, vor allem deswegen nicht, weil der schützende Gott innerhalb des Mauerringes wohnen musste. In ältester Zeit finden sich jedoch auch in den Burgen und Palastanlagen des Herrschergeschlechts eigentliche Tempel noch nicht. In Mykenai ist der Haupttempel der Burg später auf den Fundamenten des Anaktenhauses erbaut worden, ebenso in Tiryns und in Athen. Nicht in einen Tempel, sondern ins Haus des Erechtheus begiebt sich Athena" Od. 81.2) Die homerische Zeit kennt aber auch schon Tempel, und wenn wir auf 10, wo von der Gründung der Phaiakenstadt durch Nausithoos die Rede ist, auch nicht viel geben werden und die Möglichkeit zugeben, dass I 404 und 80,die steinerne Schwelle des Phoibos Apollon" nicht von einem Tempel verstanden zu werden braucht, so bleibt immer noch 4 39 der Apollontempel in Chryse, B 549 der Athenatempel in Athen, 7 345 ff. das Gelübde der Gefährten des Odysseus, dem Helios zur Sühne für ihren Frevel nach glücklicher Heimkehr einen Tempel zu stiften, und in Ilios die Tempel des Apollon (H 83, E 446) und der Athena (Z 88, 297)3). Ob wir uns freilich die Tempel als stattliche Gebäude zu denken haben, ist zweifelhaft. Z 88 f. müssen wir uns unter rós wohl einen geweihten Platz (vgl. Z 379) mit einem verschlossenen isoos dóuos vorstellen, denn die zwölf Kühe, die evì vn geopfert werden sollen (Z 93, 308, vgl. B 550), können im Gotteshause selbst unmöglich geschlachtet worden sein, wie denn auch A 448 die Hekatombe an einem im Freien stehenden Bouós geopfert wird, obwohl gerade Chryses sich rühmt, dem Gott Tempel gebaut zu haben. Andrerseits aber ist vom Erbauen der voć die Rede (E 446. u 347), sie haben ein Dach (A 39) und ein ädvtov (E 448), man kann Waffen daran befestigen (H 83) und Weihgeschenke hineinlegen ( 347); der dóuos ist also doch wohl die Hauptsache.

Aber ausser auf der Höhe der Burg bringt Hektor dem Zeus auch auf den Bergen des Ida Opfer (X 171 f.), und die natürlichen Heiligtümer sind die weitaus häufigsten Kultstätten. In Ithaka ist eine Grotte (v 163 ff.),

1) v. ANDRIAN Der Höhenkultus etc., Wien 1891. BEER Heilige Höhen der Griechen und Römer, Wien 1891. W. REICHEL Vorhellen. Götterkulte 29 ff.

2) SCHUCHHARDT Arch. Anz. 1889 S. 62 f. DÖRPFELD Athen. Mitt. 1887 S. 207. Vgl.

WACHSMUTH Вer. d. sächs. Ges. d. Wiss. 1887 S. 403.

3) Vgl. LUDEWIG Progr. des PrivatUnter-Gymnas. zu Feldkirch 1895 S. 18 f. CAUER Grundfragen der Homerkritik 197 ff. REICHEL Vorhellen. Götterkulte 55 A.

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