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38. Einer der wichtigsten Zweige der Mantik ist die oorоσxолx oder olovoσxолia.1) Die Vögel sind die freiesten Tiere, ihre Bewegung ist die willkürlichste und vom Menschen am wenigsten zu bestimmende; ein anderes Tier kann man dadurch, dass man sich ihm in den Weg stellt oder es durch einen Zuruf ängstigt, veranlassen, einen bestimmten Weg einzuschlagen; oft ist dieser schon durch die örtlichen Verhältnisse vorgeschrieben, oder die Möglichkeit, dass es sich da oder dorthin wende, beschränkt. Zudem sieht man Vögel weit häufiger als andere in Freiheit lebende Tiere — und natürlich konnten nur solche als Boten der Götter gelten, sie erscheinen plötzlich in Räumen, die dem Fuss des Menschen unerreichbar sind, kommen aus luftiger Höhe, in der man sich auch die Götter thronend denkt, und ihren Flug zu beobachten und zu verfolgen reizt schon den kindlichen Sinn besonders. Natürlich ist ebensowenig wie jeder Traum jeder Vogel bedeutend.") Wie alle andern können auch die Vogelzeichen erbeten sein, oder sie kommen unerwartet, sie können so einfach sein, dass jeder sie versteht, oder so seltsam, dass nur der Kundige sie zu deuten vermag; wie alle andern werden sie in späterer Zeit komplizierter, und die Beobachtung erstreckt sich auf immer mehr Eigentümlichkeiten. Schon bei Homer finden wir den Glauben an Weissagevögel völlig entwickelt, und auf ihren Flug wird sorgsam geachtet; es giebt bereits οἰωνισταί oder οἰωνοπόλοι, die sich darauf besonders verstehen.4) Der rechts erscheinende Vogel galt für glückbedeutend, der links für unheilverkündend. Wollte man ein Zeichen abwarten, so begab man sich wohl an einen geeigneten Ort, ein oloroσxолεTоν,5) und hier scheint man sich dann mit dem Gesicht nach Norden gewandt zu haben, so dass der günstige Vogel dem Beobachtenden von links her) kommend ni değia, also von Sonnenuntergang nach Osten flog.) Kam der Vogel unerwartet, so galt wohl immer, was man rechts von sich sah, für glücklich, was dem Schauenden zur Linken erschien, für ungünstig. 8) So werden Diomedes und Odysseus, als sie nachts in das Lager der Troer schleichen, durch einen rechts von ihnen schreienden Vogel, den sie in der Dunkelheit gar nicht sehen können, ermutigt (K 274 ff.), so erscheinen o 160 u. 525 ganz unerwartet Vögel, offenbar nicht von einer bestimmten Himmelsrichtung, sondern nur zur Rechten der betreffenden Personen. Nicht alle Vögel galten für gleich bedeutungsvoll, vor allem sah man die grossen Raubvogel, die οἰωνοί, dafür an: den Adler, τελειότατον πετεηνών, den Vogel des Zeus, 9) den schnellen Habicht, den Boten Apollons (o 526),

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überhaupt die yauarvzor oloroi;1) dann freilich auch andere.2) - Vogelzeichen zu beurteilen ist in vielen Fällen auch der Laie im stande, nicht bloss, wenn er sich selber eines erbittet, wie Priamos 2 310 ff., sondern überall da, wo es sich nur um die Richtung des Fluges handelt. Auch wenn der Vogel in besonderer Situation erscheint, oder ein Zusammentreffen von Umständen die Erscheinung merkwürdig macht, weiss der Kluge das Zeichen zu deuten. So erkennt Helena, als der Adler mit der geraubten Gans davonfliegt,3) ebensogut wie der Seher Theoklymenos an dem Habicht, der die Taube zerreisst, 4) dass das Zeichen die Vernichtung der Freier durch Odysseus verkünde, und als der Adler das Hirschkalb auf den Altar des Zeus Ilavougatos fallen lässt, sind die Griechen ebenso wenig zweifelhaft, was das zu bedeuten habe, 5) wie die sieben vornehmen Perser, die den Smerdis ermorden wollen, als ihnen die von den Habichten verfolgten Geier erscheinen.") Atossa wagt sich nicht zu gestehen, was der siegreiche Kampf des Habichts mit dem Adler bedeute,') und hört es gern an, dass das Zeichen vielleicht nicht so schlimm sei;) aber was die beiden sich über den Köpfen der Ithakesischen Volksversammlung zerfleischenden Adler bedeuten, 9) das Zerreissen der trächtigen Häsin in Aulis durch einen schwarzen und einen weissen Adler, 10) oder der sitzende Adler, dessen Schrei Xenophon vernimmt, als er von Ephesos aufbricht, um sich dem Zug des Kyros anzuschliessen,11) das kann doch nur ein Seher erklären. Das Erscheinen mancher Vögel bedeutet schon an und für sich Glück oder Unglück; Prometheus lehrt die Menschen unterscheiden, welche Vögel ihrer Natur nach günstig, und welche ungünstig sind,12) und auch die Lebensweise und Eigentümlichkeit der einzelnen ist nicht gleichgültig und muss beobachtet werden. 13) - Dass aus dem Schrei der Vögel geweissagt wird, ist nicht nachweisbar; denn daraus, dass die Götter einem Seher verliehen haben, die Sprache der Vögel zu verstehen, 14) ist nichts zu schliessen. Ertönt der Schrei seitwärts, so zeigt das nur die Anwesenheit eines Vogels an, den man sonst vielleicht gar nicht bemerkt haben würde, 15) und gilt natürlich als ein ebenso oder doch fast so gutes 16) resp. schlimmes Zeichen, als hätte man den Vogel fliegen sehen. Wie üblich die Vogelschau war, geht schon daraus hervor, dass olovós oder öoviç häufig geradezu Weissagevogel 17) oder Prophezeiung überhaupt 18) bedeutet, ja es sind uns sogar Bruchstücke einer auf Divination aus dem Vogelfluge bezüglichen Inschrift erhalten. 1) Doch gilt dies mehr für die alte Zeit; man beobachtet zwar auch später noch gläubig Vogel

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zeichen, doch nur zufällig sich darbietende; angesehene olovоozóлo giebt es nicht mehr.1) Natürlich kann die Gottheit auch auf jede andere Art Vorzeichen senden. Vor der Expedition nach Sicilien fielen in Delphoi von der erzenen Palme, die die Athener geweiht hatten, die goldenen Früchte ab, und Krähen hackten das Gold vom Bilde der Athena;2) vor der Niederlage der Lakedaimonier bei Leuktra fielen die goldenen Sterne, die sie dem Kastor und Polydeukes zu Ehren nach dem Siege bei Aigospotamoi nach Delphoi gestiftet hatten, herunter und waren nicht wieder aufzufinden;3) vor Hierons Tode stürzte sein Bild von der Erzsäule herab.4)

39. Wir kommen jetzt zu den nicht zufälligen Zeichen, d. h. also denen, die der Mensch selber herbeizuführen sucht, und zwar durch noch andere Mittel als das blosse Gebet. Sie gehören sämtlich erst der nachhomerischen Zeit an. Die Beobachtungen werden hier an einem bestimmten, ad hoc vorbereiteten Objekt gemacht. Wenn alle bisher behandelten onuata aus der Initiative der Götter hervorgingen oder doch nur aus Gnade von ihnen geschickt wurden, so können sie sich hier der Beantwortung der ihnen vom Menschen gleichsam vorgelegten Frage in den meisten Fällen gar nicht entziehen, insofern gewisse Zeichen, seien es nun günstige oder ungünstige, an dem der Beobachtung ausgesetzten Gegenstande hervortreten müssen. Es liegt in der Natur der Sache, dass die Deutung dieser Zeichen in der Regel schwieriger und gewöhnlich auch wichtiger ist als die der zufällig begegnenden: schwieriger, weil die Beobachtung der verschiedenen Merkmale meistens so kompliziert ist, dass nur der Erfahrene ihren Sinn versteht, wichtiger deshalb, weil solche Fragen an die Götter gerichtet zu werden pflegen, wenn man vor einer Entscheidung oder einem bedenklichen Unternehmen steht. Seltener als jene wagt demgemäss der Laie solche Zeichen selber zu deuten. Sie gehören zu dem genus artificiosum,5) das den Sachverständigen erfordert.

40. Unter allem, was hier in Betracht kommt, ist weitaus am wichtigsten und häufigsten die sogenannte Hieroskopie, d. h. das Wahrsagen aus den Eingeweiden des geopferten Tieres und gewissen Erscheinungen bei der Opferhandlung.") Die homerischen Gedichte erwähnen vooxovs und zwar einmal (2 221) zugleich mit μávties und iɛoñes als Leute, auf deren Rat man etwas geben müsse, aber auf welche Weise sie aus den Opfern weissagten, ja ob sie dies überhaupt gethan, wird nicht gesagt. Alle Vermutungen darüber beruhen lediglich auf dieser Stelle. Denn das Wort selbst wird verschieden erklärt und bedeutet vielleicht nur Personen, die mit dem Verbrennen der Opferstücke zu thun haben;') x 321 ff., wo von Leiodes, dem vooxóos der Freier in Ithaka, die Rede ist, gestattet höchstens den Schluss, dass sie beim Opfer Gebete gesprochen haben, und dass Leiodes selbst ein sehr unglückliches Beispiel für einen

1) Vgl. v. WILAMOWITZ Eur. Her.2 II 135. 2) Plut. Pyth. or. 19.

3) Cic. De div. II 32.

Plut. Pyth. or. 8. Andere Beispiele Plut. Sull. 13. Anton. 60. Tib. Gracch. 17. Verg. Aen. II 171 ff.

5) Cic. De div. I 18 § 34.

6) Aisch. Prom. 492 ff. Vgl. BOUCHÉLECLERCQ I 166 ff.

7) LOBECK Phrynichus 523. LEO MEYER Beitr. zu d. indogerm. Sprr. VI 1881 S. 127.

der Zukunft kundigen Weissager ist, darauf hat schon LOBECK (Aglaoph. 263) hingewiesen. Vielleicht glaubte man, dass ihre Beschäftigung sie gleich den ignes (vgl. 4 62) den Göttern besonders lieb und vertraut machen müsse, und darauf mag denn auch ihr Ansehen beruht haben.') Bedenkt man, wie oft die Gedichte von Opfern sprechen, und wie gross das Bedürfnis der Zeit war, aus Zeichen den Willen der Götter zu erschliessen, so wird man aus der Thatsache, dass Eingeweideschau trotzdem nirgends erwähnt wird, den Schluss ziehn dürfen, dass sie damals noch nicht aufgekommen war.

Ob die Griechen die Eingeweideschau von einem fremden Volke gelernt und angenommen haben, oder ob sich Glaube und Kunst selbständig bei ihnen entwickelt hat, ist ungewiss.) Unmöglich ist das letztere jedenfalls nicht, und Übereinstimmungen sind nicht immer durch Entlehnung zu erklären, am wenigsten dann, wenn der Ursprung einer gemeinsamen Sitte sich aus so naheliegenden Gründen erklären lässt wie hier. Es lag daran, zu erkennen, ob der Gottheit das Opfer genehm sei, und wenn man in ältester Zeit sich damit begnügte, schöne und, nach dem äusseren Anschein zu urteilen, gesunde Tiere darzubringen, so wird man später eben auch die innern Teile auf ihre normale Beschaffenheit und Gesundheit hin untersucht und aus dem Befunde seine Schlüsse gezogen haben. Dass immer mehr Merkmale beobachtet, und die Deutung immer künstlicher wurde, ist ganz natürlich und entspricht der Entwicklung, die auch die andern Arten der Mantik genommen haben.

Die Eingeweide müssen glatt und von guter Farbe, 3) vor allen Dingen aber die Leber gesund sein;4) ist die Bildung der Lappen (26301) nicht normal, oder fehlen sie sogar, so gilt das für ein sehr schlimmes Zeichen.5) Auch die Galle ist wichtig,) schon deshalb, weil sie in der Regel den Göttern verbrannt wird,) wie ihnen denn auch andere Teile der σπλάγχνα zukommen.)

Natürlich wurde nicht aus den Eingeweiden jedes geopferten Tieres prophezeit, denn in unzähligen Fällen ist Opfertier nichts anderes als Schlachttier,) und nur wenn man ein Zeichen wünschte, fand Eingeweideschau statt. Benutzt konnte dazu jedes Tier werden, das man den Göttern anbieten durfte, also alle essbaren Haustiere, 10) und wenn Pausanias (VI 2, 2) sagt, Hunde würden zur Hieroskopie nicht benutzt, so ist das gewiss auf alle nicht essbaren Tiere auszudehnen; Hunde wurden unter diesen nur am häufigsten geopfert,11) aber prophezeit wurde aus den Eingeweiden von Pferden, Eseln u. s. w. sicherlich ebenso wenig.

1) Über die voozoo NITZSCH Anm. z. Od. I 220. NAEGELSBACH Hom. Theol. 205. 2) Vermutungen darüber s. O. MÜLLER Etrusker II 185. SCHOEMANN a. a. O. II 287. 3) Aisch. Prom. 493 f.

4) Aisch. Prom. 495. Schol. Aristoph. Vesp. 831.

5) Xen. Hell. III 4, 15. Plut. Ages. 9, Kim. 18 u. s. w.

6) Aisch. Prom. 495.

7) Athen. IV 27 p. 146. Porph. De antr. Nymph. 18. Vgl. Plut. Praec. conj. 27.

) Athen. a. a. O. Plut. Phok. 1. Schol. Aristoph. Vesp. 1144. Orph. Arg. 314.

9) Vgl. Athen. V 179 D, IV 150 F, 166 F. 10) Ausgenommen natürlich Geflügel, vgl. Athen. IX 380 A.

11) STENGEL im Progr. des Joachimsthal. Gymnas., Berl. 1879 S. 25 u. Jahrb. f. Phil. 1883 S. 371.

41. Besonders wichtig war die Hieroskopie im Felde. Empfahl diese Art der Mantik sich hier, wo es am wichtigsten war, die Ratschlüsse der Götter zu erfahren, schon dadurch am meisten, dass sie die ausgebildetste war und für die zuverlässigste galt, so kam hinzu, dass diese Zeichen in jedem Augenblick befragt werden konnten. So nimmt es nicht wunder, dass uns hier eine ganz besondere Art von Opfern, eigens zum Zwecke der Weissagung veranstaltet, begegnet: die sog. ogaya.1) Sie werden vor wichtigen Entscheidungen, meist in gefährlicher Lage, dargebracht und sollen die Götter versöhnen; das ist gelungen, wenn sie das Opfer gnädig annehmen, d. h. also, wenn es günstig ausfällt, und in diesem Fall hält man sich dann auch ihrer Zustimmung zu dem bevorstehenden Unternehmen und ihrer Hilfe versichert. Diese Opfer werden stets von Martes vollzogen und sind namentlich vor Schlachten, gefährlichen Märschen und dergl.2) durchaus notwendig. Die Seher beobachteten dabei vor allem die Intensität des Feuers, das Bersten der hineingeworfenen Gallen und die Art, wie sich die durch den Feuchtigkeitsgehalt der Opferstücke beeinträchtigte Flamme entwickelte. Hell und hoch auflodernd kündet sie Sieg, brennt sie mühsam und qualmend und verzehrt nur einen Teil des Fleisches, Niederlage.3) Geduldig wartet man das gute Zeichen ab, wiederholt die Opfer in kritischer Lage; selbst wenn der Feind schon angreift, lässt man sich beschiessen, erleidet grosse Verluste, aber nicht eher wird der Kampf aufgenommen, als bis der uárriç günstige Zeichen verkündet.4) Die kriegerischen Lakedaimonier nehmen zu diesen ogáɣia eigens Tiere aus der Heimat mit,) um ja nicht einmal in Verlegenheit zu kommen.) Ausser diesen nur bei besonderen Anlässen vorgenommenen Opfern wurden die regelmässigen isoά dargebracht, die dem Heere den täglichen Fleischbedarf lieferten, und auch aus diesen wurde prophezeit;7) oft finden wir ogάyia und iɛgá nebeneinander. 8) Letztere werden auf Befehl und in der Regel im Beisein des Feldherrn von Priestern vollzogen, und es findet bei ihnen die gewöhnliche Eingeweideschau statt;") dass auch dabei uάvraç sich beteiligten, ist natürlich nicht ausgeschlossen, 1o) und wo es sich um eine wichtigere Frage handelte, wird man sie stets zu Rate gezogen haben, auch in den Fällen, wo ein ogάytov nicht angebracht war, weil zunächst keine Gefahr drohte. 11) Sie durften also bei keinem Heere fehlen, 12) und man gab sich vielleicht ebensoviel Mühe, einen bewährten Seher für den Feldzug zu gewinnen, wie einen tüchtigen Führer an die Spitze zu stellen, 13) und kargte weder mit Ehrenbezeugungen, noch Belohnungen. 14) Der Feldherr war allerdings nicht verpflichtet, dem

1) Über die oqayia, insbesondere auch über die Ausdehnung dieser Bezeichnung auf andere Opfer STENGEL Herm. XXI 307 ff., XXV 321 ff.

2) Xen. Anab. IV 3, 18. Herod. VI 76. Eur. Or. 1602. Plut. Thes. 27, Alex. 31. 3) Eur. Phoin. 1255 ff. mit Schol. STENGEL Herm. XXXI 478 ff.

4) Xen. Hell. IV 6, 10. Herod. IX 61,

62, 72. Plut. Arist. 17, 18.

5) Xen. Resp. Lac. XIII 3.

6) Paus. IX 13, 2.

7) Herod. VII 219. Xen. Anab. I 7, 18. 8) Xen. Anab. VI 5, 21; I 8, 15; IV 3,

9 und 18.

9) Xen. Anab. II 2, 3; VI 5, 2.
10) Xen. Anab. V 6, 29.

11) Xen. Anab. V 5, 3.
12) Vgl. v. WILAMOWITZ Kydathen 80.
13) Herod. IX 33 ff. Paus III 11, 6.
14) Paus. IX 10, 3 f. Xen. Anab. I 7, 18.

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