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aber gaben sich vorzugsweise Ausländer mit der Ausübung solcher

Künste ab.')

c. Der Eid.

Litteratur: HERMANN Gottesdienstl. Altt. § 22. SCHOEMANN Gr. Altt. II 267 ff. V. LASAULX Stud. des klass. Alt. 177 ff. NAEGELSBACH Hom. Theol. 103 ff. Nachhom. Theol. 241 ff. L. SCHMIDT Ethik I 88 ff., II 3 ff. F. DÜMMLER Delphica, Baseler Universitätsprogr. 1894.

56. Auch der Eid ist ein Gebet oder ein Fluch, eine Verwünschung, in der der Schwörende für den Fall eines Meineids die Strafe oder das Verderben auf sich selbst herabruft.2) Der griechische Ausdruck öoxos bezeichnet nicht nur den Schwur selbst, sondern auch die Sache, bei der man schwört,) und drittens den über den Eiden wachenden und die Meineide rächenden Gott.4) Der Schwörende setzt irgend einen ihm teuren Gegenstand gleichsam als Pfand dafür ein, dass er die Wahrheit sage, und ruft die Götter an, ihm diesen zu rauben, falls er lüge. Gewöhnlich ist es das eigene Leben und Glück und die Wohlfahrt der Angehörigen, die auf das Spiel gesetzt werden soll,5) oft ein andrer Besitz,6) bei einem Eid der Könige z. B. das Scepter,7) besonders häufig ein solcher, an dessen Genuss man sich gerade erfreut.8) Auch der Handschlag bedeutet nichts anderes; man setzt den wertvollen Körperteil zum Pfande ein.) Angerufen werden entweder die Götter i. a. oder eine beschränkte Anzahl. Besonders häufig ist die Dreizahl, 10) die sich aus den verschiedensten Gottheiten zusammensetzt. Wird eine grössere Reihe genannt, so nimmt Hestia die erste Stelle ein,11) sehr oft wird nur ein Gott angerufen. 12) Natürlich setzte sich im Laufe der Zeit bei regelmässig sich wiederholenden Vereidigungen bestimmter Beamten auch eine bestimmte Form des Schwures fest, die man dann in dem gegebenen Fall ausschliesslich anwandte,13) und ebenso hatten verschiedene Orte und Staaten Götter, bei denen sie vorzugsweise schwuren, z. B. Pellene die Artemis Soteira, 14) Elis den Heros Sosipolis.15) Thukydides (V 18) spricht geradezu von einem лi xos.

Die Pythagoreer, die es mit dem Eide besonders ernst nahmen, vermieden, den Namen der Götter dabei anzurufen, 16) und andere bedienten sich bei Beteuerungen im privaten Leben der sonderbaren Form, beim Hunde, bei der Gans oder ähnlichen Dingen zu schwören, wie dies ja namentlich von Sokrates bekannt ist, und die Sage nannte Rhadamanthys

1) Demosth. XIX 281 p. 431. 2) I. r 264 f. Lys. XII 10 p. 121. Polyb. IX 40, 6. MEUSS Jahrb. f. Phil. 1889 S. 450. ROHDE Psyche 60 f., 244 A. 2.

3) Z. B. Archilochos Frgm. 94.

4) Hes. Theog. 400, 785. Babr. Fab. L 18. Pind. Nem. XI 31. Vgl. Pyth. IV 166. 5) Plut. Quaest. rom. 44. Lyk. Leokr. 79. Lys. XII 10 p. 121. Antiph. V 11 p. 130. Demosth. XXIII 67 f. p. 642. Soph. Trach. 1189.

6) II. 4 233. Aisch. Sept. 510.

7) K 321, 328.

8) Od. τ 304.

9) K. SITTL Wochenschr. f. klass. Phil. 1888 S. 49 f.

10) Vgl. schon T 258 f. Beisp. s. namentl. bei V. LASAULX a. a. O. 179.

1) IG Sic. et It. 7. Inschr. aus Dreros in Kreta im Mus. Ital. III 657. Vgl. PREUNER Hestia-Vesta 13.

12) In den Komödien des Aristophanes, die das attische Volksleben in so vieler Hinsicht am treusten widerspiegeln, am häufigsten Poseidon.

13) Poll. VIII 122. Schol. Aischin. I 19 § 144, Deinarch. I 47 p. 96. 14) Paus. VII 27, Ï.

15) Paus. VI 20, 2. Mehr Beisp. bei HERMANN G. A. 22 A. 9.

16) Laert. Diog. VIII 22. Jamblich. V. P. 150 vgl. § 144. ROHDE Rhein. Mus. XXVII 46.

als den Erfinder und Lehrer dieser Sitte. 1) Wollte man dem Eid eine besondere Feierlichkeit geben, so legte man ihn an einem geheiligten Orte ab, wo man der Nähe der Gottheit gewisser war. 2) Man begab sich in ein isoov3) oder zu einem Altar, den man anfasste1) oder auch bestieg, wenn er gross war,) und gewiss wusste die Legende dann von Beispielen zu berichten, wo die Strafe der Gottheit den Meineidigen ereilt hatte. Bisweilen wurden bei den Eidleistungen Opfertiere geschlachtet, die der Schwörende berührte, und deren Fleisch, weil das Tier verflucht war, ganz vernichtet wurde; gewöhnlich aber begnügte man sich mit dem Ausgiessen einer Spende. Das Opfer hat hier eine symbolische Bedeutung: der Schwörende erklärt, falls er die Unwahrheit sage, selber das Schicksal des Tieres erleiden zu wollen und die Vernichtung auf sein eigenes Haupt herabzurufen, 6) oder dass sein Blut vergossen werden solle, wie der rote Wein, den die Erde schlürfte.7) Denselben Sinn hatten auch andere symbolische Handlungen, wie das Versenken eines schweren Gegenstandes in das Meer.) In besonders schwierigen und peinlichen Fällen erbot man sich wohl auch, sich einem Gottesurteil zu unterziehen, glühendes Metall in die Hand zu nehmen, durch Feuer zu gehen, 9) Ochsenblut zu trinken 10) oder sich andern Gefahren auszusetzen;11) wie Theseus der Aufforderung des Minos folgt und zum Beweise, dass er ein Sohn Poseidons sei, sich unbedenklich ins Meer stürzt, um den Ring aus der Tiefe zu holen. 12) Bei dem Flusse der Unterwelt, der Styx, schwören nur Götter, und dieser Eid, wie der ähnliche bei den Titanen dort unten im Tartaros (E 279), bedeutet auch nichts anderes, als dass der Gott sich für den Fall, dass er falsch schwöre, den Tod anwünscht, und die Strafe, die der Sage nach über einen meineidigen, doch unsterblichen Gott verhängt wird,13) kommt dem Tode am nächsten.

Die Zahl der geforderten und geleisteten Eide war erstaunlich gross. Nicht nur dass Archonten, 14) Strategen, 15) Hellanodiken 16) und alle anderen Beamten 17) in Athen und anderswo 18) schwören mussten, die Gesetze zu beobachten, dass die grosse Menge der jährlich erlosten Geschworenen einen Eid ablegen musste, 19) dass alle Bürger sich eidlich zum Gehorsam gegen die Gesetze verpflichteten, 20) auch jeder Kläger und jeder Verklagte hatte vor Gericht einen oder mehrere Eide zu leisten. 21) Es ist unter

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18) Hes. Theog. 792 ff.

14) Poll. VIII 86. Plat. Phaidr. p. 235. Plut. Sol. 25.

15) Lys. IX 15. Deinarch. III 2 p. 108. 16) Paus. V 24, 2.

17) Lykurg. Leokr. § 79. Arist. Ath. Pol. 31 u. 55.

18) Xen. Resp. Lac. XV 7. Plut. Pyrrh. 5. 19) Plat. Apol. 24. Vgl. M. FRÄNKEL Herm. XIII 452 ff.

20) Xen. Mem. IV 4, 16. Vgl. Lys. XII 47 p. 127.

21) BUSOLT Hdb. IV2 224. SCHOEMANN Gr. Altt. II 276. SCHOEMANN-MEIER Att. Prozess 152 ff., 825 ff., 898 ff. PHILIPPI Areop. u. Ephet. 87 ff.

diesen Umständen gar nicht fraglich, dass die Zahl der geschworenen Meineide sehr beträchtlich war.') Dazu kam, dass das Gesetz den Meineid nicht bestrafte; das überliess man den Göttern. Mit Segenswünschen für die, die den Eid halten würden, und Flüchen gegen die Meineidigen schliesst eine Inschrift aus Itanos in Kreta, 2) und in andern flehen die Schwörenden selber um gutes, wenn sie recht schwören, um schlimmes, wenn sie einen falschen Eid leisten.) So wirksam die Furcht vor der Gottheit bei den Frommen und Redlichen gewesen sein mag, und so zahlreich die Äusserungen des Abscheus vor dem falschen Schwur und des Glaubens an die göttliche Gerechtigkeit und Rache auch sind, 4) so finden wir doch von Homer an das ganze Altertum hindurch auch Zeugnisse dafür, dass sehr viele sich über jene Bedenken hinwegsetzten. Dem Autolykos hat Hermes selber die Kunst verliehen, so geschickt zu schwören, dass er betrog, ohne die buchstäbliche Wahrheit zu verletzen, 5) und Lysandros scheute sich nicht, offen auszusprechen, Knaben müsse man mit Würfeln, Männer mit Eiden betrügen.6) Auch hier wird die Klugheit darin bestanden haben, sich der Rache der Unterirdischen nur unter Bedingungen zu geloben, die in Wirklichkeit nicht zutrafen.) Die schlaue Lüge des Odysseus ergötzt die kluge Göttin höchlich,8) und fast rührend ist es, wie der gutmütige Sauhirt den schweifenden Bettler vom Eidschwur zurückhalten will und gern geneigt ist, dem Elenden auch den Meineid zu verzeihen.9) Ja man darf zweifeln, ob die Griechen eine sittliche Verfehlung in dem Meineid überhaupt fanden und empfanden". 10) Wer es wagte, die Mächte der Finsternis herauszufordern, spielte ja mit seinem eigenen Heil. Jedenfalls sind Vorstellungen und Urteil in homerischer Zeit noch völlig befangen und ungeklärt. Der Dichter, also die Sprache, nennt die Schwüre des Autolykos nicht Meineide, ebensowenig den Schwur der Hera, 11) der, dem Wortlaut nach ebenfalls zutreffend und unanfechtbar, doch Zeus in der Hauptsache täuscht, wogegen Hektor, als er dem Dolon verspricht, kein anderer solle mit den Rossen des Peliden prunken, íооxоν Eлоμоσε (K 332), während doch die selbstverständliche Voraussetzung ist: wenn man das Gespann überhaupt erbeute, und Dolon dann noch am Leben sei. Allerdings sollen die frommen Athener auch über den Eid strenger gedacht haben. 12)

d. Die Weihgeschenke.

Hauptquellen: Die Inschriften bei BоECкH Staatsh.3 II 134 ff. Anthologie Buch VI. Pausanias. Litteratur: SCHOEMANN Gr. A. II 213 ff. HERMANN G. A. § 20. CURTIUS Nachr. der Kgl. Ges. d. Wissensch., Göttingen 1861 n. 21. NEWTON D. gr. Inschr. übers. V. IMELMANN 79 ff. CURTIUS Deutsche Rundschau 43 (1885) S. 192 ff. über den Zehnten, BÖTTICHER Tekt. IV 26 ff. ZIEMANN De anathem. Graec. Königsberg 1885. REISCH Griech. Weihgeschenke Wien 1890.

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57. Wir haben bereits bei der Behandlung der Kultusstätten gesehen, wie grosse Reichtümer und wie wertvolle Kunstgegenstände einzelne Tempel besassen. Waren die herrlichsten Weihgeschenke, die ganz Griechenland oder ein einzelnes Volk gestiftet hatte, nationale Denkmäler, Zierde, Stolz und Ruhm des Vaterlandes, so war es doch auch schon von den frühesten Zeiten an Sitte, dass der einzelne, um sich die Götter geneigt zu machen, ihnen Gaben darbrachte. Die Weihgeschenke sind gewiss ebenso alt wie die Opfer und haben ursprünglich nur den Sinn und Zweck, die Götter zu erfreuen, ihre Gunst zu sichern oder ihren Zorn zu besänftigen. Man gibt das, woran man sich selbst erfreut und was man für einen wertvollen Besitz achtet. 185 verspricht Telemachos dem Odysseus, den er für einen Gott hält, Opfer und zovoɛa dãga, Z 303 trägt Hekabe ein kostbares Gewand in den Tempel der Athena, y 274 bringt Klytaimestra reiche Dankopfer auf den Altären dar und weiht ausserdem πολλὰ ἀγάλ uara,1) Gewebe und Gold, K 362 (571) eignet Odysseus die Waffen Dolons der Athena zu, H 82 verspricht Hektor, mit der Rüstung des besiegten Gegners den Tempel Apollons zu schmücken, und die Gefährten des Odysseus geloben dem Helios zur Sühne für ihren Frevel einen Tempel, in den sie aɣáλμarα пolha xai soká legen wollen (u 346 f.). Man sieht, es sind dieselben Gaben, die man geehrten Fremden als Gastgeschenke mitzugeben pflegt, der Sitte folgend und mit dem Wunsche, sie sich als Freunde zu erhalten. Je nach den Gebern waren denn auch die Gegenstände, die man den Göttern darbrachte, von der verschiedensten Art und dem verschiedensten Wert. Polykrates weihte) dem Apollon von Delos die ganze Insel Rheneia und verband zum Zeichen der Zusammengehörigkeit beide Inseln durch eine Kette;3) die Athener bauten zum Dank für einen Sieg eine Halle in Delphoi;1) nach dem Siege bei Plataiai weihten alle Hellenen in Delphoi einen riesigen goldenen Dreifuss, der sich auf einer aus bronzenen Schlangenleibern gebildeten hohen Säule erhob, die sich noch heute im Hippodrom zu Konstantinopel befindet 5) (Taf. III Fig. 3), und in Olympia eine Kolossalstatue des Zeus.) Nach der Schlacht bei Salamis wurde ebenfalls ein Kolossalbild zu Delphoi aufgestellt,') wie nach dem Siege von Marathon das Erzbild der Athena Promachos auf der Burg von Athen,) und auch die in Olympia wieder aufgefundene Nike des Paionios ist ein Weihgeschenk der Messenier und Naupaktier, hergestellt von dem Zehnten der Kriegsbeute.") Der Säbel des Mardonios und der silberfüssige Sessel, auf dem Xerxes während der Schlacht bei Salamis

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Über das Gegen

6) Herod. IX 81. 7) Herod. VIII 121. 8) Paus. I 28, 2. 9) Olympia V 259. stück in Delphoi РOMтow Jahrb. f. Phil. 1896 S. 505 ff. Über die Sitte, den Zehnten zu weihen E. CURTIUS Dts. Rundschau Bd. 43 (1885) S. 192 ff. S. Herod. VII 132 und DITTENBERGER Observ. de Herod. loco etc. Ind. lect. Halle 1890. Herod. VIII 122. Xen. Hell. III 3, 1.

Handbuch der klass. Altertumswissenschaft. V, 3. 2. Aufl.

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sass, befanden sich einst unter den Weihgeschenken auf der Akropolis,1) und der Helm, den Hieron nach seinem Siege über die Tyrrhener 474 dem olympischen Zeus weihte, ist noch heute erhalten. 2) Nach der Schlacht errichtete der Sieger regelmässig ein Toonαov. Ein Baum wurde seiner Zweige beraubt, und am Stamm und den stärkeren Ästen erbeutete Waffen aufgehängt. Es sollte das nicht nur Dank und Ehre für die Gottheit sein, man hoffte durch die fromme Weihegabe eine Befleckung durch den Besitz, den man den Getöteten vom Leibe gezogen hatte, zu verhüten und der Rache ihrer Seelen zu entgehen.) Nebenbei verhöhnte man den Feind durch die Herstellung des bewaffneten Popanzes. Das Denkmal seiner Schmach zu zerstören, wagte der Unterlegene wohl selten, aus Furcht vor der Gottheit, der es geweiht war. 4) Aber auch sonst ist das Weihen von Waffenstücken, wie Panzern,5) Helmen, 6) Schilden) und Lanzenspitzen ) nicht ungewöhnlich. Die Tarentiner scheinen einmal den zehnten Teil aller Waffen, die sie von den Thuriern erbeutet hatten, nach Olympia gesandt zu haben.") Nach einem Seesieg Iweihten die Athener dem Poseidon ein erobertes Schiff, 10) ein andermal dreihundert vollständige Rüstungen,11) der siegreiche Brasidas stiftete Geld in den Tempel der Athena und vergrösserte den heiligen Bezirk, 12) einen kolossalen Stier aus Bronze stellten die Eretrier dem Zeus in Olympia auf. 13) Sehr häufig sind die Weihungen von Statuen und zwar nicht nur zum Dank, sondern als eine Art Sühnopfer, um erzürnte Götter wieder zu versöhnen.14) So stiften die Lakedaimonier auf Anordnung des delphischen Orakels nach dem Tode und der wenig ehrenvollen Bestattung des Königs Pausanias,15) die Athener nach der Ermordung der Kyloniden, 16) die Argeier nach einem Blutbade, das bei einem Bürgerzwist angerichtet worden war, 17) Statuen, die Messenier, nachdem eine Theorie von 35 Knaben, einem Pädagogen und einem Flötenbläser im Schiffbruch untergegangen war, Erzbilder aller Verunglückten nach Olympia, 18) und die athenischen Archonten schwören, wenn sie ein Gesetz übertreten sollten, ein goldenes Bild nach Delphoi zu weihen.19) In solchen Fällen scheint die Statue ein Symbol des eigenen Leibes zu sein, der, wie man durch die Weihung bekennt, eigentlich den Göttern verfallen ist. (Geweihte Statuen Taf. III Fig. 1-2.) Viel zahlreicher, wenn auch natürlich meist weniger wertvoll, waren die Weihgeschenke einzelner. Ein mächtiger König wie Kroisos freilich vermochte auch hierin ganze Staaten zu überbieten, und namentlich Delphoi

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