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nicht minder reich an Alliterationen ganzer Silben und Wörter, wie: - ins Bett, in das Stroh, ins Gestelle; und wenn du vergönnest und wenn dir nicht graut; zu Ehren der reichen, der niedlichen Braut und Wagen auf Wagen mit allem Gerät; da tommen drei Reiter, die reiten hervor. Die ganze Hochzeitsscene besteht fast nur aus Gleichflängen, durch deren Wiederholung die lange Dauer der festlichen Freude versinnlicht wird. Nicht nur die den Konsonanten und Botalen nahe stehenden Wörter harmonieren in dieser Beziehung, es ist auch außer dem Endreime der Binnenreim innerhalb der Verse häufig angewandt worden, wie: dann folget ein singendes, klingendes Chor; da pispert's und knistert's und flüstert's; nun dappelt's und rappelt's und flappert's; das toset und koset; unzählige, felige Leute, wobei die gehäufte Verbindung mit „Und" ebenfalls die Vorstellung erweckt, daß das Gefchehene sich lange fortgesetzt habe.

Dem Inhalte angemessen ist ferner der häufige Gebrauch der VerHeinerungsfilbelein", wodurch die gemütliche Teilnahme an dem Erlebnisse noch erhöhet wird. So beweist auch dieses Gedicht wieder, wie reich unsere Sprache an poetischen Mitteln ist, und wie meisterhaft Goethe diese zu handhaben verstand. Das Hochzeitlied unterscheidet sich durch seinen launigen, heiteren Con wesentlich von den beiden voraufgegangenen Gedichten. Es muß deshalb auch anders gelesen werden, als diese.

8. Shiller.

Friedrich von Schiller, dessen Bild stets wie ein guter Genius durch die Geschichte unseres Volkes gehen wird, wurde den 10. November 1759 zu Marbach in Würtemberg geboren. Seine erften Jahre verlebte der schlanke, zarte Knabe vornehmlich unter der herz= lichen Pflege der Mutter, die eine fromme, finnige Natur war. Der Vater, der als Militär in würtembergischem Dienste stand, war oft vom Hause abwesend, besonders beim Ausbruch des siebenjährigen Krieges. Außer der mütterlichen Erziehung und dem Umgange mit einer älteren, liebevollen Schwester empfing Schiller seine ersten Eindrücke auf Spaziergängen in Feld und Wald, in häuslichen Andachtsübungen und in den Erzählungen des Vaters von den Thaten Friedrichs d. Gr. In Lorch, wo Schillers Vater später als Werbeoffizier stand, erhielt er Unterricht vom Pfarrer Moser, dem er in seinen Räubern ein Denkmal seßte. Von Lorch kam er auf die lateinische Schule in Ludwigsburg. Theologie zu studieren war damals sein Lieblingswunsch. Die Bibel, Paul Gerhards und Gellerts Lieder hatten ihn schon im Vaterhause mächtig angezogen. Bald aber wurde seinen Studien eine andere Richtung gegeben. Auf besonderen Wunsch des Herzogs Karl von Würtemberg, der auf seinem Luftschlosse Solitüde eine militärische Bildungsanstalt errichtet hatte, wurde nämlich der fähige Knabe daselbst aufgenommen, und da die Theologie in dem Lehrplan der Anstalt fehlte, so mußte er das Studium derselben zu seinem großen Schmerz aufgeben. Er entschied sich für die Medizin. Die Werke deutscher Dichter zu lesen, war streng verboten. Indes wußte sich Schiller auf verstohlene Weise diese zu verschaffen. Gegen den Druck der eisernen Schulzucht ankämpfend, las er insgeheim Klopstocks Messias, Goethes Göz 2c. mit Begeisterung und übte sich mit einigen Genossen in der verbotenen Dichtkunst. Als 18jähriger Jüngling schuf er die Räuber", durch die sein Name weit und breit befannt wurde. Doch den Genuß, sein Werk in Mannheim aufführen zu sehen, mußte er mit vierzehntägigem Arrest büßen, da er als bereits ernannter Militärarzt die Reise ohne Urlaub unternommen hatte. Auch ward ihm verboten, jemals andere als medizinische Schriften drucken zu laffen. Um fich die Freiheit seines Geistes zu wahren, e griff er die Flucht, opferte Amt, Familie und Vaterland und fan

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endlich nach längerem Umherirren einen Zufluchtsort auf dem Gute der Frau von Wolzogen in Bauerbach bei Meiningen. 1783 wurde er als Theaterdichter nach Mannheim gerufen. Sein Eifer und seine Pläne stießen jedoch auf Hindernisse, weshalb er (1785) den Einladungen zweier Freunde, Huber und Körner, nach Sachsen folgte und zuerst in Leipzig und Gohlis, dann in Dresden und Loschwitz weilte. Von Karl August zum Rat ernannt, ließ er sich 1787 in Weimar nieder, wo ihn Herder und Wieland freundlich aufnahmen. Durch Goethes Vermittelung wurde Schiller nach zwei Jahren Profeffor der Geschichte in Jena. Hier studierte er auch, troß eines heftigen BruftLeidens, fleißig Kants Philosophie und verheiratete sich mit Charlotte von Lengefeld. Mit Goethe knüpfte er einen innigen Freundschaftsbund und siedelte wegen seiner zerrütteten Gesundheit 1799 nach Weimar über, wo seinem Wallenstein die übrigen Tragödieen rasch folgten. Nachdem sein Dichterruhm bald alle Teile Europas durchflogen hatte, wurde er 1802 vom Kaiser in den Reichsadelstand erhoben. Von einer Reise nach Berlin krank zurückgekehrt, starb er am 9. Mai 1805. "In der vollen Kraft seines Geistes, in der schönsten Blüte seines Talentes schied er dahin; er sollte uns nur ein heller, schöner Polarstern werden, der keinen Niedergang kennt, der Stern unserer Zukunft, zu dem unser Auge sich allezeit erhebt."

*

Schillers Natur wie Lebensgang zog ihn zu dem Höchsten in der Dichtkunst, zum Drama hin, vornehmlich zur Tragödie. Sein ganzes Leben ist ein ununterbrochener Ringkampf gewesen, in welchem er seine edle Männlichkeit, seine unerschrockene Thatkraft, seine erhabenen Ideeen einfeste und mit allen Kräften seines Geistes zum Siege führte. Er fühlte sich darum auch berufen, die erschlaffte Zeit durch die Dichtkunst aufzurütteln, und dazu schien ihm vor allem die Tragödie geeignet. „Unsere Tragödie,“ sagt er, hat mit der Ohnmacht, der Schlaffheit, der Charakterlosigkeit des Zeitgeistes und mit der gemeinen Denkart zu ringen; fie muß also Kraft und Charakter zeigen, sie muß das Gemüt zu erschüttern und zu erheben suchen."— Nur bedingt gab er die Goethesche Forderung zu, das Jahrhundert bei der Produktion ganz zu vergessen, und wenn er auch seine Stoffe aus der Vergangenheit und zum Teil aus fremden Geschlechtern nahm, so wurden sie doch durch ihn zugleich Spiegelbilder für die Gegenwart und Prophetieen für die Zukunft. Seine Neigung und seine Ansichten wurden wesentlich durch geschichtliche und philosophische Studien gefördert. Statt ihn abzuführen von der Poesie, gestalteten sie sich zu einem Läuterungspro= zeffe für seine ästhetischen Anschauungen. Sie bilden das eigentliche Bindeglied zwischen den Dramen seiner früheren Periode und denen der flaffischen Zeit. Herders Wirkungssphäre hat auf ihn nicht den Einfluß gehabt, wie auf Goethe; dagegen hat Schiller von den Tra

gödieen der Griechen und von Shakespeare tiefe Einsicht und Kenntnis genommen, ohne ste nachzuahmen. Ist ihm auch der britische Dichter in manchen Stücken überlegen, so steigt doch auch wieder der scharffinnige, deutsche Denker in eine Gedankenwelt, die über Shakespeares ganzen Gesichtstreis hinauslag und den mächtigen Reiz einer gedanken vollen, glänzenden Rhetorik und jenes schönen, sittlichen Idealismus hat, der ihm die Ausübung seiner Kunst zu einem heiligen Priesterdienst machte und ihm für alle Zeiten einen Platz in der Reihe der großen Lehrer und Propheten der Menschheit sichert. Aber nicht allein durch seine Dichtungen, sondern auch durch seinen Wandel ist er der ewige Panierträger und Mahner der idealen Menschheit geworden.

Von seinen Gedichten lasse ich zuerst den Alpenjäger" folgen, da derselbe an die voraufgegangenen Balladen von Bürger und Goethe sich am besten anreihet und Schillers Weise sogleich in dem Heroischen, welches er seinem Helden gegeben hat, wie in dem dramatischen Bau des Gedichts verrät. Die eigentliche Ballade mit ihrem magischen Halbdunkel eines unaufgeschlossenen Seelenlebens war Schillers Natur völlig fremd. Sein Reich ist das Reich klarer, sittlicher Ideeen, und seine Dichtungen sind wesentlich Ideeendichtungen.

Der Alpenjäger.

1. Willst du nicht das Lämmlein hüten?
Lämmlein ist so fromm und sanft,
Nährt sich von des Grases Blüten,
Spielend an des Baches Ranft.
Mutter, Mutter, laß mich gehen,
Jagen nach des Berges Höhen!"
2. Willst du nicht die Herde locken

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Mit des Hornes munterm Klang?
Lieblich tönt der Schall der Gloden
In des Waldes Luftgefang.
Mutter, Mutter, laß mich gehen,
Schweifen auf den wilden Höhen!"
3. Willst du nicht der Blümlein warten,
Die im Beete freundlich steh'n?
Draußen ladet dich kein Garten;

Wild ist's auf den wilden Höh'n.
„Laß die Blümlein, laß sie blühen!
Mutter, Mutter, laß mich ziehen!"
4. Und der Knabe ging zu jagen,

Und es treibt und reißt ihn fort,
Raftlos fort mit blindem Wagen
An des Berges finstern Ort;

Vor ihm her mit Windesschnelle
Flicht die zitternde Gazelle.
5. Auf der Felsen nackte Rippen
Klettert sie mit leichtem Schwung,
Durch den Riß geborstner Klippen
Trägt fie der gewagte Sprung;
Aber hinter ihr verwogen
Folgt er mit dem Todesbogen.

6. Jego auf den schroffen Zinken

Hängt fie, auf dem höchsten Grat, *)
Wo die Felfen jäh versinken,

Und verschwunden ist der Pfad;
Unter sich die steile Höhe,

Hinter sich des Feindes Nähe.

7. Mit des Jammers stummen Blicken
Fleht sie zu dem harten Mann,
Fleht umsonst, denn loszudrücken
Legt er schon den Bogen an;
Plötzlich aus der Felsenspalte
Tritt der Geift, der Bergesalte.
8. Und mit seinen Götterhänden

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Schüßt er das gequälte Tier.
Mußt Du Tod und Jammer senden,"
Ruft er, bis herauf zu mir?

"

Raum für alle hat die Erde;

Was verfolgst Du meine Herde?"

Das vorliegende Gedicht beginnt ohne Einleitung und ganz dramatisch mit einem Zwiegespräch. Es zerfällt in zwei Hauptabschnitte. Der erste geht bis zur vierten Strophe. Er stellt eine Scene im Hause dar und hat zu seinem Inhalte ein Gespräch zwischen Mutter und Sohn. Der zweite Abschnitt zerfällt in zwei Unterabteilungen. Er führt uns eine Scene auf den Alpen vor und hat zu seinem Inhalte die Jagd nach einer Gemse und das Erscheinen des Berggeistes.

Die Mutter möchte den ungestümen Sohn an das ruhige, idyllische Leben im Thale feffeln. Mit besorgtem Herzen zittert sie vor den Gefahren, die den Jäger auf den öden, menschenleeren Höhen, wo auf Schritt und Tritt der Tod lauert, in jedem Augenblicke bedrohen. In trefflichen und zugleich herzlich bittenden Worten schildert sie daher das friedliche und gefahrlose Leben, welches das bewohnte, anmutige Thal bietet, dessen Wälder, Wiesen und Gärten freundlich einladen,

*) Grat, mhd. gråt, bez. das Spitzige, Kantige, die fortlaufende, auf beiden Seiten abschüssige Höhe eines Berges.

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