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1. Der Löwe ist los.

Und jeder sucht mit scheuer Eil'
Im Innern des Hauses Schuß und Heil;
Auf Markt und Straßen, rund umher,
Ward's plöglich still und menschenleer.

Nach mehreren Regentagen hatte die Stadt M., wo für die weite, dorfreiche Umgegend Herbstmesse abgehalten wurde, endlich einmal wieder einen schönen Septembertag. Glänzend war die Sonne an dem reinen, blauen Himmel emporgestiegen und hatte die Dorfbewohner aus der Nähe wie aus der Ferne in großen Scharen herbeigelockt. Auch in der Stadt war alt und jung auf den Beinen und eilte dem Meßplage zu. In den Nachmittagsstunden wogte es in allen Reihen der Meßbuden; man tam und ging, es war ein ununterbrochener Menschenstrom. So luftig hatte das Feuer in den Schmalzkuchenbuden noch nie gebrodelt und so weit der Duft des fetten Gebäcks sich noch nie verbreitet, als heute. Und doch mußte die lüsterne Jugend lange warten, ehe sie ihren Appetit befriedigen konnte; denn nur mit Mühe gelang es derselben, sich durch die dichten Reihen der Erwachsenen bis zu dem ersehnten Ladentisch vorzudrängen. Nicht mindere Mühe kostete es ihr, einen Plaß auf dem Karussell zu erobern, das sich fortwährend unter Trompetentlang und Bautenschlag in schwindelndem Kreise drehete. Ungeduldig wartete immer schon eine Schar kleiner Kinder an den Händen der Mütter und Mägde, um eine leer gewordene Kutsche zu besteigen, oder fich auf den Rücken eines Rosses zu schwingen. Die Kühneren wählten die neben dem Karussell sich befindende russische Schaukel, und jubelnd schwebten sie hier bald hoch über den Dächern der Buden, den Köpfen ihrer zuschauenden Kameraden weit entrüdt, bald mitten zwischen diesen bindurch.

Wie an den Schmalzkuchenbuden und den Karussells, so häufte sich die kommende und gehende Menschenmenge auch an den sogenannten Groschenbuden, herbeigelockt durch den heiseren Ruf der feilbietenden Besizer. Jeder wollte wenigstens die bunte Auswahl der aufgestellten und aufgehängten Sachen, die so billig ausgeboten wurden, betrachten.. Wie hier unermüdlich die Verkäufer mit demselben Ruf: „Immer 'ran, meine Herr'n, einen Groschen das Stück" die Vorübergehenden heranlodten, fo Lodten von einer andern, großen Bude her verschiedene Stimmen mit lauten, fremdländischen Tönen die Menschenmenge ebenfalls heran. Es waren dies die Kakadus und Papageien der Tierbude. An einer Kette befestigt, schaukelten sich diese unruhigen Fremdlinge auf thren beweglichen Stäben fortwährend auf und nieder und ergößten die Schauluftigen teils durch ihren Ruf, der über den ganzen Weßplay hinweg ertönte, teils durch ihre affenartigen Manieren. Der Zudrang von Menschen war besonders dann sehr groß, wenn der junge Elefant als Lockvogel vor die Bude geführt wurde und einige seiner Kunststücke umsonst producierte.

So gab es überall viel zu sehen und zu hören. Man schlenderte daher Arm in Arm von Bude zu Bude, hier die ausgestellten Sachen betrachtend, dort einen Bekannten begrüßend und von neuem mit ihm eine Rundreise antretend. Das Gedränge mehrte sich mit jeder Stunde; der Lärm wurde immer betäubender. Aus den Trinkbuden erscholl überall Musik und Gesang, und auch die Drehorgeln feierten keinen Augenblick. Knaben probierten die gekauften Trompeten und Trommeln, kleine Mädchen die schreienden Puppen. Dazwischen erscholl von Zeit zu Zeit das fürchterliche Gebrüll des Löwen und das widrige Geheul der Hyänen. Plöglich vernahm man von der Tierbude her ein lautes Geschrei, und zugleich sah man die dichte Menschenmenge daselbst in Aufruhr und Bewegung.

„Der Löwe ist los"

,,der Löwe ist entsprungen"

ertönte es mit einem Male an allen Ecken und Enden. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich dieser Schreckensruf über den ganzen Meßplay. Wer eben noch gescherzt und gelacht hatte, wurde plöglich still und bleich. Kein Mund fragte mehr nach einer Waare; keine Hand rührte sich mehr zum Verkauf; jeder war auf Flucht und Rettung bedacht. Mütter rissen ihre Kinder aus den Kutschen und von den Pferden des Karussells, und Väter nahmen eilig die Kleinen auf den Arm, um schneller fortkommen zu können. Wer eben noch mit einem Freunde Arm in Arm gescherzt hatte, trennte sich plöglich und unwillkürlich von ihm. Alles stürzte in blinder Hast vorwärts. Viele wußten in bleicher Angst nicht gleich, wohin sie ihre Schritte lenken sollten, und liefen in die Kreuz und Quer, da jeder Ort ihnen nicht sicher genug schien. Diejenigen, welche den Häusern am nächsten waren, suchten eiligen Laufes diese zu erreichen; die den Häusern Fernen verkrochen sich hinter die Fässer und Tische der Buden; ja manche versuchten sogar, die Buden zu erklettern und sich auf die Dächer derselben zu retten. Da wurde mancher Berg von Honigkuchen, der mit vieler Mühe künstlich aufgetürmt worden war, umgeworfen, und mancher süße Pflasterstein kam an die Erde zu liegen, als ob hier seine Stelle sei, und ward zertreten. Aber trotz aller Angst konnten einige behende Buben nicht der Luft widerstehen, im raschen Laufe von den auf den Weg gefallenen Süßigkeiten einige aufzulesen. Die Gewandtesten der Knaben suchten auf Bäumen Schutz und Heil. Noch war ein großer Teil des Publikums mit Suchen, Laufen und Verstecken nicht fertig, und dieser und jener mochte schon die Zähne und Krallen des Löwen in seinem Fleische fühlen, als plößlich ein lautes Gelächter von der Tierbude her die Fliehenden zum Stillstehen brachte. Nicht der Löwe war entsprungen, sondern ein Affe. Wer der Urheber des Schreckensrufes gewesen war, hat nicht ermittelt werden können; aber eine allgemeine Heiterkeit folgte der anfänglichen Bestürzung. Nur von den Waarenverkäufern machten einige recht faure Gesichter, namentlich diejenigen, welche irdene Gefäße feil hielten. Mancher Topf und mancher Napf war da zertreten worden. Einen komischen Eindruc

machten jezt auch ein paar Kinder in dem obersten Kasten der russischen Schaukel. Bei der allgemeinen Flucht waren sie dort in der Schwebe zwischen Himmel und Erde hängen geblieben, ohne daß sich jemand ihrer erbarmt hatte. Mit Thränen in den Augen, obschon sie den sichersten Blaz inne gehabt hatten, saßen sie noch immer da, bis endlich der Befizer der Schaufel, der ebenfalls die Flucht ergriffen hatte, sie aus der Schwebe erlöste und zur Erde herniederließ.

Ein großer Teil der Menschenmenge richtete jezt seine Schritte einem Baume zu, auf welchem der entsprungene Affe saß, der nicht zu bewegen war, herabzusteigen und lange Zeit die Umstehenden durch seine Grimaffen und Sprünge ergößte. Nur mit vieler Mühe gelang es einem der Tierwärter, den Entsprungenen wieder einzufangen. Als der Aufruhr endlich gestillt war, prahlte mancher, der sich verkrochen hatte, mit seinem Mute und versicherte, er habe gar keine Furcht gehabt.

10. Schiller.

Der Kampf mit dem Drachen.

1. Was rennt das Volk, was wälzt sich dort Die langen Gassen brausend fort?

Stürzt Rhodus unter Feuers Flammen?
Es rottet sich im Sturm zusammen,
Und einen Ritter, hoch zu Roß,
Gewahr' ich aus dem Menschentroß;
Und hinter ihm, welch' Abenteuer !
Bringt man geschleppt ein Ungeheuer;
Ein Drache scheint es von Gestalt
Mit weitem Krokodilesrachen,
Und alles blickt verwundert bald
Den Ritter an und bald den Drachen.

2. Und tausend Stimmen werden laut:
„Das ist der Lindwurm, kommt und schaut,
Der Hirt und Herden uns verschlungen.
Das ist der Held, der ihn bezwungen!
Viel' andre zogen vor ihm aus,
Zu wagen den gewalt'gen Strauß,
Doch keinen sah man wiederkehren;
Den fühnen Ritter soll man ehren!“
Und nach dem Kloster geht der Zug,
Wo Sankt Johann's des Täufers Orden,
Die Ritter des Spitals, im Flug
Zu Rate sind versammelt worden.

3. Und vor den edlen Meister tritt
Der Jüngling mit bescheidnem Schritt;
Nach drängt das Volk mit wildem Rufen,
Erfüllend des Geländers Stufen;
Und jener nimmt das Wort und spricht:
„Ich hab' erfüllt die Ritterpflicht.
Der Drache, der das Land verödet,
Er liegt von meiner Hand getötet.

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5. Und diese Pflicht, mein Sohn," versett Der Meister, hast du frech verlegt. Den Kampf, den das Gesetz versaget, Hast du mit frevlem Mut gewaget!" „Herr, richte, wenn du alles weißt," Spricht jener mit geseztem Geist, „Denn des Gesetzes Sinn und Willen Vermeint' ich treulich zu erfüllen. Nicht unbedachtsam zog ich hin, Das Ungeheuer zu betriegen; Durch List und kluggewandten Sinn Bersucht' ich's, in dem Kampf zu siegen.

6. Fünf unsers Ordens waren schon, Die Zierden der Religion,

Des fühnen Mutes Opfer worden;
Da wehrtest du den Kampf dem Orden.
Doch an dem Herzen nagten mir
Der Unmut und die Streitbegier,
Ja, selbst im Traum der stillen Nächte
Fand ich mich feuchend im Gefechte;
Und wenn der Morgen dämmernd fam
Und Kunde gab von neuen Plagen,
Da faßte mich ein wilder Gram,
Und ich beschloß, es frisch zu wagen.

7. Und zu mir selber sprach ich dann:
Was schmückt den Jüngling, ehrt den Mann?
Was leisteten die tapfern Helden,
Bon denen uns die Lieder melden,

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