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tommen nur gering war, und er klagen mußte, daß er wegen hoher Kontribution sich für den Winter kein neues Kleid habe machen lassen können. Als er später ein Gnadengehalt von 485 Thalern zu der bisher von ihm bezogenen Pension von 100 Thalern erhielt, schrieb er: ,,Nein, das ist zu viel, mehr als ich wünsche. Von dieser Summe kann noch ein rechtschaffener Mann einen Anteil ziehen, ohne daß ich darbe." Ebenso läßt uns ein Brief Rabeners an Weiße einen Blick in die bescheidene, uneigennützige Denkungsart dieses Mannes thun. Als er nämlich zum Steuerrat ernannt worden war, schrieb er an Weiße: Man ließ mir verschiedene Vorschläge zu andern Ämtern thun, wo ich einen noch höhern Rang, und bei dem einen Vorschlage mit weniger Arbeit eine ansehnliche Verbesserung haben konnte. Ich habe sie alle unterthänigst verbeten und geäußert, daß ich die Arbeit nicht scheue, mehr Besoldung nicht nötig habe, keinen höhern Rang verlange und, so lange ich lebe, bei der Steuer zu bleiben wünsche, wo ich meine Arbeit schon kenne und meiner Vorgesetzten Gewogenheit, Vertrauen und Freund= schaft habe."

Was die schriftstellerische Thätigkeit der beiden Männer betrifft, so gingen beide darauf aus, ihre Mitmenschen zu belehren und zu bessern, die Gebrechen der Zeit und die Schwächen der Menschen aufzudecken und zu geißeln. Sie thaten dieses in heiter-satirischer Weise, ohne persönlich zu werden und zu verlegen. Dadurch gewannen fie in allen Schichten der Gesellschaft große Leserkreise. Ohne zu grollen, fonnte jeder sich an ihren Schriften erfreuen und Lehren daraus ziehen. Beide Männer besaßen einen scharfen Blick für das Leben, eine nicht gewöhn= liche Menschenkenntnis und eine nicht gewöhnliche Gabe der Darstellung. Beide haben als Erzieher großen Einfluß ausgeübt.

Wie die Geburtsjahre beider Männer nahe bei einander liegen, so sind auch ihre Todesjahre nicht weit auseinander. Gellert starb den 13. Dezbr. 1769 und Rabener den 22. März 1771, beide allgemein betrauert, insbesondere Gellert, der mehr noch als Rabener der Liebling der Nation geworden war. Die Trauergedichte, die auf seinen Tod erschienen, häuften sich so, daß man deren einen ganzen Band hat sam= meln können. Nach seinem Grabe wallfahrtete man lange Zeit, wie zu dem Grabe eines Heiligen, so daß der Magistrat zu Leipzig fich genötigt fah, den übermäßigen Besuch zu beschränken.

2. Ewald von Kleist und Gleim.

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Unabhängig von dem Leipziger Dichterkreise bildete sich fast gleichzeitig in Halle ein poetischer Verein strebsamer, jugendlich frischer Studenten, welche auf ihre Fahne nicht das Lehrhafte, sondern heitere Lebensluft und gesellige Freude schrieben und in Opposition gegen den Reim traten. Die Gründer dieses Vereins waren Gleim aus ErmsLeben, Uz aus Ansbach und Göz aus Worms, alle drei von heiterem Temperament, leicht anzuregender Einbildungskraft und sprachlichem Geschick. Sie fangen nach dem Vorbilde Anakreons" (um 530 v. Chr. auf Samos am Hofe Polykrates lebend) und anderer griechischer Dichter im Gegensaß zu den flachen Reimereien der Gottschedianer in reimlosen Bersen von Liebe und Wein, von Kuß und Freundschaft. Gleim trat mit derartigen Gedichten zuerst in die Öffentlichkeit, indem er seine scherzhaften Lieder" im Jahre 1744 herausgab. Bald folgten ihm außer Uz und Göz andere mit ähnlichen Liedern. Großen poeti= schen Wert haben diese Dichtungen nicht. Es sind heitere, leicht ent= worfene, ohne leidenschaftliches Pathos ausgeführte Lieder, in denen viel von Amor und Venus, von Wein und bekränzten Bechern, von tühlen Lauben und spröden Mädchen geredet wird, die aber in den Grenzen des Anstands sich halten, die Zartheit und Grazie" auch im Scherz und sinnlichen Genuß, mit wenigen Ausnahmen, wahren und insofern einen Fortschritt gegen die wüsten Lieder Günthers († 1723) betunden. Sie fanden ihrer Zeit großen Anklang, verdrängten durch ihre anmutige Sinnlichkeit die alte, rohere, bildeten den poetischen Fluß der Sprache weiter und regten zur Kenntnis antiker Vorstellungen an. Erst Goethe brachte in diese auf den Wogen des Lebens hintändelnde Dichtungen Ursprünglichkeit und Naturwahrheit.

Aus dem Anatreontifer Gleim wurde später ein Tyrtäus, um mit der Sprache der damaligen Zeit zu reden, d. h. ein Sänger von Kriegsliedern, zu denen die Thaten Friedrichs d. Gr. ihn begeisterten. Mit ihm stimmte auch Ew. v. Kleist seine Harfe zum Ruhme Friedrichs. Kleist, aus Zeblin in Pommern gebürtig, nahm als preußischer Offizier selbst an den Kriegen des Königs teil. Zum Singen ward er durch die anakreontischen Lieder Gleims (jedenfalls der beste Erfolg derfelben) angeregt, mit denen er in Potsdam auf eine eigentümliche Weise bekannt wurde. Kleist lag nämlich an einer im Duell erhaltenen

Wunde krant, als Gleim in Potsdam Hauslehrer bei dem Oberft v. Schulz war. Dieser erzählte bei Tische von dem kranken Offizier und schilderte ihn als einen der bravsten und edelsten Menschen. Gleim suchte darauf den ihm Unbekannten auf. Das Gespräch tam auf die Poesie und bald merkte Gleim, daß Kleist für dieselbe ein großes Intereffe hegte. Er verriet sich ihm als Verfasser scherzhafter Lieder und las ihm eins derselben, das Gedicht „an den Tod“, vor:

„Tod, kannst du dich auch verlieben?
Warum holst du denn mein Mädchen?
Kannst du nicht die Mutter holen?
Sieh, die Mutter sieht dir ähnlich !
Frische, rosenrote Wangen,

Die mein Kuß so schön gefärbet,
Blühen nicht für blasse Knochen!
Tod, was willst du mit dem Mädchen?
Mit den Zähnen ohne Lippen

Kannst du es ja doch nicht küssen !“

Der Verwundete lachte darüber so herzhaft, daß die im Duell erhaltene Wunde wieder zu bluten anfing. Der herbeigeholte Arzt erflärte, als er den Verband abgenommen hatte und die Wunde brandig fand, daß das Aufspringen derselben dem Kranken das Leben gerettet habe. Durch diesen Umstand veranlaßt, gelobte Kleist, der sich schon als Schüler und Student mit Horaz und Virgil, daneben auch mit englischen Dichtern beschäftigt hatte, die Dichtkunst zu pflegen und es mit scherzhaften Liedern zu versuchen, die damals in reicher Fülle gedichtet wurden, indem zu deren Anfertigung kein großes Talent gehörte. Kleist hat diese tändelnden Lieder nicht lange gepflegt, sondern ist bald zu inhaltsvolleren Stoffen übergegangen. Gleim und Kleist wurden aber von jezt an die innigsten Freunde. Wichtig für den legteren wurde auch der Umgang mit Lessing, den er in Leipzig kennen lernte, und mit dem er ebenfalls innige Freundschaft schloß. Was Lessing zu Kleist hinzog, war besonders der männliche, gerade Charakter des letzteren, seine ernste Wahrheitsliebe und seine Erhabenheit über alle schwächliche Rücksicht persönlicher Eitelkeit. Kleist war es (wie Ad. Stahr bemerkt), dessen Heldenhaftigkeit Lessing die Farben zu seinem „Philotas“ lieh; Kleist war es, in dessen Umgange ihm die Anschauungen wurden, aus denen später die würdige Auffassung und Charakteristik des Soldatenstandes in der Minna von Barnhelm erwuchs; Kleist war es auch, an den Leffing in Gedanken seine berühm= ten Litteraturbriefe richtete. Es zeugt dies hinlänglich für Den edlen Charakter des Dichters. Ein Mann, den ein Lessing aufs innigste verehrte, muß etwas Großes in sich gehabt haben.

Die Kriegsjahre 1744 und 1745 brachten ihm eben noch nicht viel mehr als Erschöpfung und Krankheit. Da er meistens zur Be= sagung von Städten kommandirt oder mit der Direktion von FeldLazaretten beauftragt wurde, so blieb die dürftende Sehnsucht des

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tapfern Sängers nach Kriegsruhm lange ungeftillt, und dies war ihm um so schmerzhafter, da er manche Zurücksetzung erfahren hatte und daher um so mehr vor Begierde brannte, durch die That zu beweisen, daß er solche Zurücksetzung nicht verdient habe. Noch ein anderer Summer nagte an seinem edlen Herzen. Er hatte nämlich bei einem Besuche in Polnisch- Preußen die eben so schöne, als geistvolle Wilhelmine von der Golz kennen gelernt. Seine Liebe fand Erwiederung, auch die Mutter der Geliebten billigte das Verhältnis; aber da Kleist lange ohne ein erhebliches Einkommen blieb, so ward (Wilhelmine durch ihre Verwandten gezwungen, einem andern die Hand zu reichen. Dies, wie andere bittere Erfahrungen erfüllten den einst so heiteren Mann mit einer tiefen Schwermut, die sich denn auch in mehreren seiner Gedichte ausspricht, namentlich im gelähmten Kranich", einem Gedichte, in welchem er sein eigenes Geschick schildert. Wie dieser wunde Vogel von seinen Kameraden, an deren wildem Luftgeschrei er nicht teil nimmt, gemieden wird und, verlassen von allen, seinen Schmerz einfam tragen muß, so fand auch Kleist unter vielen seiner Standesgenossen, bei denen es, wie er an Gleim schreibt, für eine Art von Schande galt, ein Dichter zu sein, kein Verständnis für das schmerzliche Sehnen seines bewegten Herzens, ja einige hielten ihn sogar für ein bißchen wahnsinnig, und so ward er, der Vereinsamte, gleich jenem Wandervogel, oft der laute Spott der frohen Schar". In Stunden düsterer Schwermut hatte er wohl den Wunsch, daß das Schicksal die Reihe seiner Tage abkürzen möge: („Warum erschoß der Grausame mich nicht") jedoch waren solche Augenblicke nur vorübergehend. Nicht schwächliche Melancholie, sondern feste, männliche Entschlossenheit und echte Frömmigkeit waren die vorherrschenden Eigenschaften seines We= sens. Wie der kranke Bogel bei allem Schmerz nicht verzagt auf der weiten Reise und auf schwimmenden Lotusblättern Ruhe findet, welche die spottenden Kameraden in ihrem Uebermute und zu ihrem Verderben unbeachtet lassen, so daß viele von ihnen das Land nicht er= reichen, während der Kranke endlich glücklich an das ersehnte Ufer kommt: so steuerte auch Kleist vertrauensvoll durchs Leben, in dem festen Glauben, daß nach den kurzen Leiden dieser Zeit ein Land erscheine, wo ewiger Friede herrscht, und keine Thräne geweint wird. Das Bewußtsein, daß er sich die Kränkungen, welche ihm widerfuhren, nicht durch eigene Schuld zugezogen habe, hielt ihn aufrecht. Es bewahrte ihn vor dem Versinken, wie die Lotusblätter den wunden Kra= nich. Das Gedicht schließt mit den ermutigenden Worten:

„Ihr, die die schwere Hand des Unglücks drückt,
Ihr Redlichen, die ihr, mit Harm erfüllt,
Das Leben oft verwünscht, verzaget nicht
Und wagt die Reise durch das Leben nur!
Jenseits des Ufers giebt's ein besser Land;
Gefilde voller Luft erwarten euch."

Im Jahre 1751 erhielt Kleist eine Kompagnie zur Führung und ward nun freier von Sorgen. Ich wünsche," so schreibt er an Gleim, „nichts mehr, als nur einmal mit 200 Mann kommandiert zu sein und dann von 2000 Östreichern angegriffen zu werden. Wenn ich mich ergäbe, möchte mich der König immer zum Schelm machen lassen.“ Diese Sehnsucht nach einer großen That, möge nun Sieg oder Tod sie krönen, ging endlich in Erfüllung. Im Jahre 1759 zog sein Regiment nach Frankfurt an der Oder der blutigen, furchtbaren Schlacht von Kunersdorf entgegen. Mir ist's, als wenn ich im Himmel wäre," sagte Kleist, als es vorwärts ging. Unter dem Kanonendonner der Feinde half er mit seinem Bataillon drei russische Batterieen erobern. Bereits hatte er mehrere Schüsse von mattgewordenen Kugeln erhalten, die ihm starke Kontusionen gaben; ein neuer Schuß zerschmetterte ihm die beiden ersten Finger seiner rechten Hand. Er nahm den Degen in die linke und führte freudig seine Soldaten gegen eine vierte Batterie. Eine Flintenkugel durchbohrt ihm den linken Arm; er faßt Degen und Zügel wieder in die minder verwundete Rechte. Immer vorwärts geht es gegen die Batterie. Da treffen drei Kartätschekugeln unsern Helden; das rechte Bein wird zerrissen, er stürzt aus dem Sattel. Zweimal versuchte er, sich wieder aufs Pferd heben zu lassen. Aber ermattet zu Boden sinkend, ruft er mit schwindender Kraft noch den Seinen zu: „Kinder, verlaßt Euren König nicht!" Die Kosacken rissen ihm alles vom Leibe, selbst das vom Blute triefende Hemde. Ohne Verband Lag er die ganze Nacht hindurch. Standhaft ertrug er alle Qualen. In Frankfurt, wohin man ihn endlich brachte, erlag er den Wunden, die durch den eingedrungenen Schmug tödlich geworden waren. besiegelte sein Heldentod die Begeisterung, die er für Friedrich empfand, gleich in der ersten Schlacht, die er mitmachte, getreu den Worten, welche er in seiner siegesstolzen Ode an die preußische Armee“ sich selber am Schlusse zugerufen hatte:

Auch ich, ich werde noch, vergönn' es mir, o Himmel!
Einher vor wenig Helden ziehn;

Ich seh' dich, stolzer Feind, den kleinen Haufen fliehn,
Und find' Ehr' oder Tod im rasenden Getümmel.

So

Die Begeisterung für die glorreiche Persönlichkeit Friedrichs teilten außer Gleim und Kleist auch Ramler und Uz. Selbst eine Dichterin, die Karsch, stimmte die Leier zu patriotischen Klängen, und eine Frau, die Frau des wohlbestalteten Predigers Lange, fühlte sich gleich ihrem Manne zu Heldenoden auf Friedrich d. Gr. angeregt und sang, wenn auch in harten Versen, doch in kräftigen Gedanken:

Natur, warum hast du mich weiblich gebildet?

O könnt' ich doch mit stark' und männlichen Kräften
Mein Blut für dich, o Vater Friedrich, versprizen!
Es thu' es mein Kind!

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