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durch seine erste Waffenthat auch über den Vater Ruhm und Glanz, wie ja die Thaten tüchtiger Söhne stets Heil und Ehre auch Eltern bringen.

Von der Gefahr, die er bestanden, und von der Größe dessen, was er vollbracht, scheint er gar keine Ahnung zu haben. In der Einfalt seines Wesens, in der naiven Unbefangenheit seiner Größe besteht eben die Schönheit dieses Charakters. Nicht irgend eine Art von Berechnung hat ihn geleitet, seine That entsprang unmittelbar aus seinem Wesen, ohne alle Reflexion.

Während Schiller im „Kampfe mit dem Drachen" die innern Motive der That ausführlich darlegt, hat Uhland nur die reine That verherrlicht, nur das Geschehene schlicht und treu verkündet, sodaj uns ist, als flänge durch das ganze Stück hindurch die Treuherzigkeit und Einfalt der alten Chroniken. Mit feinem Sinn hat er die charak teristischen Züge dieser Chroniken aufzufassen und wiederzugeben ver standen. Wir haben bereits einige derselben angeführt und machen nur noch aufmerksam auf die frische, üppige Lust an Abenteuer und Kampf, welche unsere alten Heldensagen charakterisiert. Vom heitern Mahl reiten unsere kühnen Degen ungesäumt sogleich nach dem Riesen aus:

Die wollten da nicht feiern,
Sie haben Stahlgewand begehrt
Und hießen satteln ihre Pferd',
Zu reiten nach dem Riesen.

Auch das Mahl trägt ganz den Farbenglanz alter, längst ver flungener Zeiten. Es strahlt der Saal von Goldgeschirr und Edelstein. Das Kostbarste und Seltenste ist im Überfluß vorhanden; es ist dieses wieder ein charakteristischer Zug aus alten Dichtungen. Des gleichen auch der herausfordernde Wortkampf, welcher dem Schwertkampfe Rolands voraufgeht. Diese Art Kämpfe legen ebenfalls ein beredtes Zeugnis ab von der Kampfeslust unserer Väter und sind meistens mit Humor gewürzt. Im Nibelungenliede leiten sie wieder holt die blutigsten Scenen ein. *) Endlich sei auch hier wieder auf ein.*) merksam gemacht auf den gesunden, schalthaften Humor, der die Rhapsodieen Ühlands auszeichnet. Derselbe verleiht seinen Dichtungen nicht nur einen schönen Farbenreichtum, er bringt auch in die Herzen der Leser ein Behagen, das immer erquickt, immer neue Lust und neuen Genuß gewährt. Eine Probe dieses liebenswürdigen, treuherzigen, und nicht platten Humors finden wir gleich in der 1. Strophe unseres Gedichts, in der gesagt wird, daß man bei dem reichen Mahl auch keinen dürften ließ, eine schalthafte Anspielung auf die Freude am Trunt deutscher Helden; ferner in Str. 23, wo der Erzbischof Turpin die ungefüge Hand des Riesen für ein schön Reliquienstück erklärt, sodann

*) Ähnliches kommt heute noch unter Studenten vor.

in Str. 24, wo Herzog Naims von Bayerland unter der Last der schweren Riesenwaffe schwigt und einen guten Schluck bayrisch Bier begehrt. Besonders humoristisch ist jedoch die Kampfesscene, schon durch die sich gegenüberstehenden Personen, ähnlich wie im vorigen Gedichte. Überall ist der Humor Uhlands ein natürlicher, kein studierter und gekünstelter, überall schauet aus demselben das herzinnige Behagen und der fittliche Ernst des wackern Schwaben.

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Was einige, zur Erklärung herausfordernde, altertümliche Ausdruckweisen betrifft, so möchten dies vorzugsweise folgende sein: Degen Helden; Schrecken Schrednis, Schrecken e regen; der Riese selbst wird ein „Schrecken“ genannt; das Waffen, das Ritterschwert hieß vorzugsweise das Waffen; Tann weiter, großer Bald; Fant ein junger Bursche; zwier zweimal; Tartsche = langer, halbrunder Armschild; Kleinod kostbares Gerät; Wilde = Einöde, auch Gegend, wo man fremd ist; Hag Waldbezirt; ungefüge = plump, übermäßig groß; Wehr = Harnisch; derweil in der Weile, in der Zeit. Wie in dem voraufgegange= nen Gedichte, so hat Uhland auch in diesem mehrfach die Hauptwörter durch die Weglassung des e verkürzt und Adjektiva nachgesezt. Dem Stoffe nach gehört das Gedicht ebenfalls dem karolingischen Sagenkreise an. Ift es, wie man annimmt, eigene Erfindung des Dichters, so beweist dies um so mehr, wie lebendig Uhland in den Geist der alten Heldensagen sich versenkt hat.

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Thema.

Beschreibung einiger Bilder.

Es meldet eine Freundin der andern, daß sie bei ihrer Reise nach B. auch die Bildergallerie daselbst besucht habe. Unter den vielen Gemälden, die sie gesehen, haben ihr insbesondere diejenigen gefallen, die Scenen aus dem Leben Rolands darstellten. Der Maler habe sie wahrscheinlich nach den Uhlandschen Gedichten entworfen. Es folgt mun eine Beschreibung dieser Gemälde. Einige Andeutungen mögen hier genügen.

1. Frau Berthas Einsiedelei.

Der Schauplatz ist eine Berglandschaft, im Vordergrunde eine Felswand, von Eichen und Tannen umgeben. In der Felswand befindet sich eine geräumige Kluft, welche Epheu umrantt. Am Ein= gange der Grotte fist auf einer mit Moos bedeckten Bank Frau Bertha, eine schlanke Frauengestalt, eingehüllt in ein graues Pilgergewand, das durch einen Gürtel zusammen gehalten wird; neben ihr lehnt an der

Gude's Erläuterungen I. 7. Aufl.

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Wand ein langer Pilgerstab. Die fummervollen Züge ihres bleichen Gesichts sprechen deutlich von erlebtem Ungemach; ihr Auge ruht mit dem liebevollsten Blicke auf ihrem Sohne, der auf dem freien, grünen Plage vor der Felstluft fröhlich mit Bogen und Pfeil spielt. Das Kleid des Knaben ist aus vier verschieden gefärbten Zeugen zusammengeftidt. Sein Aussehen verrät Kraft und Heldensinn; auf seinen Wangen blühet die Gesundheit. Er schaut mit seinen blauen Auger in das Thal hinab. In der Ferne glänzen die Türme einer Stadt im Strahle der Mittagssonne.

2. König Karls Rittersaal

Das Bild stellt einen großen, hohen Saal dar, deffen gewölbte Dede von zwei Reihen steinerner Pfeiler getragen wird. In den beiden Seitenwänden befinden sich große Bogenfenster, durch welche die Helle Mittagssonne in den Saal scheint. Zwischen den Fenstern sind Bilder und Waffen angebracht, und von der Decke hängt ein großer Kronenleuchter herab. An einer langen, gedeckten Tafel fitzt König Karl auf einem großen, hochlehnigen Stuhle, der mit Schnißwerk reich verziert ist; ihm zur Seite haben Ritter und Edelfrauen Platz genommen. Alle find glänzend gekleidet; auf ihren Gesichtern spiegelt fich der Frohsinn ab. Diener tragen Schüsseln auf und ab und füllen aus filbernen Kannen die Becher mit schäumendem Rotwein; vor dem Könige steht ein goldener Pokal. Zwischen den Säulen haben sich Sänger, Flötenbläser und Harfenspieler aufgestellt. Durch den offenen Eingang am Ende des Saales erblickt man in der Vorhalle eine Schar von Bettlern, denen Speise und Trank von des Königs Tisch verabreicht worden ist u. s. w.

3. Roland hat den Riesen erlegt.

Ein finsterer Wald mit wilden Gebirgsschluchten und Thälern; im Vordergrunde eine klare Quelle; Roland reinigt an derselben die Waffen von Blut; neben ihm, an einen Baum gebunden, steht sein Pferd. Nicht weit davon sieht man einen Blutstrom den Bergabhang hinunter fließen; am Rande des Abhanges liegt der gewaltige Riese tot hingestreckt in voller Rüstung. Beschreibung derselben u. s. w.

14. Uhland.

Siegfrieds Schwert.

1. Jung Siegfried war ein stolzer Knab', Ging von des Vaters Burg herab,

2. Wollt' raften nicht in Vaters Haus, Wollt' wandern in alle Welt hinaus.

3. Begegnet' ihm manch Ritter wert Mit festem Schild und breitem Schwert. 4. Siegfried nur einen Steden trug, Das war ihm bitter und leid genug.

5. Und als er ging im finstern Wald, Kam er zu einer Schmiede bald.

6. Da sah er Eisen und Stahl genug; Ein luftig Feuer Flammen schlug.

7., Meister, liebster Meister mein, Laß du mich deinen Gesellen sein!

8. Und lehr' du mich mit Fleiß und Acht, Wie man die guten Schwerter macht!”

9. Siegfried den Hammer wohl schwingen tunnt:

Er schlug den Amboß in den Grund;

10. Er schlug, daß weit der Wald erklang, Und alles Eisen in Stücke sprang.

11. Und von der letzten Eisenstang' Macht er ein Schwert so breit und lang:

12. Nun hab' ich geschmiedet ein gutes Schwert,

Nun bin ich wie andere Ritter wert;

13. Nun schlag' ich wie ein andrer Held Die Riesen und Drachen in Wald und Feld."

Die Lebensgeschichte unserer alten, glorreichen Helden beginnt gewöhnlich mit der Erwerbung des Schwertes. War doch das Schwert ein Zeuge der wichtigsten Handlungen ihres Lebens, ihr beständiger Begleiter und innig befreundeter Gefährte in Not und Tod. Der Tag,

an welchem der Held sich zum ersten Male mit dem Schwerte umgürtet hatte, gehörte zu den schönsten und wichtigsten seines Lebens. Im Mittelalter geschah dies mit großen Feierlichkeiten vor versammelten Rittern und Edelfrauen, und wenn in noch früherer Zeit, wie die Sage erzählt, der Heldenjüngling von Odin selbst mit dem Schwerte ausgerüstet wurde, so beweist auch dieses, eine wie große Bedeutung das germanische Bolt von jeher der Wehrmachung des Jünglings beigelegt hat. Mit Schwertlicht war die Heldenhalle Ödins erleuchtet, mit gol denen Schilden ihr Dach gedeckt; auf das Schwert wurde der heiligste Schwur geleistet, durch blizende Schwerter hindurch getanzt.

Das vorliegende Gedicht führt nun aus, auf welche Weise Siegfried, der Held der Helden, zum Schwerte gekommen ist. Mit dem Steden in der Hand verläßt er des Vaters Burg. Er will wandern in alle Welt hinaus. Wohin, weiß er selbst noch nicht. Ebenso wenig hat er seinen Sinn schon auf den Besitz eines Schwertes gestellt. Genug, es läßt ihm keine Ruhe daheim. Mit dem Gefühle der Kraft ist die Wanderlust in ihm erwacht, und der sich regende, noch unflare Drang nach Thaten treibt den Mutbeseelten fort. Da begegnen ihm Ritter mit festem Schild und breitem Schwert. Auch diese hat die Hühne Thatenluft hinausgetrieben. Der Anblick ihrer Waffen giebt seinem unflaren Verlangen jezt eine bestimmte Richtung. Er möchte nun auch ein Schwert besigen, dieses Werkzeug kühner Thaten, dieses Zeichen fühnen Mutes. Der Steden ist ihm verleidet. Träumerisch geht er weiter. Sein Sinnen ist jetzt einzig darauf gerichtet, sich ein Schwert anzufertigen. Die Schmiede im Walde, die Menge Eisen in derselben, der Amboß und das lustige Feuer bieten ihm dazu eine erwünschte Gelegenheit. Er bittet den Meister, ihm Anleitung zu geben, und tritt in den Dienst desselben. Mit übermenschlicher Kraft schlägt er in toller Luft wie zum Spaß den Amboß in den Grund, schlägt mit solcher Wucht das Eisen in Stücke, daß weithin der Wald von den Schlägen erschallt, und daß man merkt, eine ungewöhnliche Kraft schwingt hier den Hammer. Nur die letzte Eisenstange wird geschont. Aus dieser schmiedet er sich ein mächtiges Schwert, gar breit und lang; und nun fühlt er fich nicht geringer als andere Helden und zieht mit berechtigtem Selbstgefühl zuversichtlich in den Kampf gegen Riesen und Drachen. Hatte er, als er nur noch einen Stecken trug, sich nicht gefürchtet, in den finstern Wald einzutreten, so fürchtet jezt der Eisenzerschmetterer, nachdem er seine Kraft erprobt und ein Schwert in Händen hält, nichts mehr in der Welt, selbst Riesen und Drachen nicht.

Es geht aus dieser Darlegung des Gedichts schon hervor, daß Uhland in demselben es nicht bloß darauf abgesehen hat, wie Siegfried anders als in der gewöhnlichen Weise in den Besitz eines Schwertes gekommen ist, sondern auch darauf, in der Art dieser Schwerterwerbung zugleich die edelsten und eigentümlichsten Züge des germanischen Wesens an dem edelsten und besten germanischen Helden zur Anschauung zu

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