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Jungfrau aus königlichem Geschlecht, die im harten Kampf wiedergewonnen wird, ein beliebtes Thema unserer alten Heldendichtungen. Fast alle Werbungen jener Zeit waren mit heißen Kämpfen verbunden. Auf Kampf war das ganze Leben gestellt; auf Kampf der Ruhm im Diesseits und die Walhalla-Freude im Jenseits. Gefämpft wurde zur Augenweide der Frauen, gekämpft im Dienst des Königs, gekämpft im Dienst der Minne. War die Maid, die unter dem Schuß und der Obhut kühner Recken stand, im ehrlichen, offenen Kampfe erworben, so gereichte dies dem Werber zum Ruhme und der Erworbenen zum Stolze. Die Verlobung ward dann nicht selten auf dem Kampfplan im Kreise streitkühner Reden geschlossen. In unserm Gedichte ist die Tochter des Königs aber nicht im Kampfe genommen, sondern dem alten, blinden Vater heimlich und verstohlen geraubt, daher das Wort desselben:

„Dir ist es ewig Schande!"

Das Gedicht ist kunstvoll komponiert und hat einen Reichtum schöner, poetischer Momente. Schon die Scenerie ist von poetischer Wirkung. Ein öder Strand, ihm gegenüber eine Insel mit Felsverließ, dazwischen das schäumende Meer, geben an sich schon ein stimmungsvolles Bild. Dazu kommt nun noch die ungewöhnliche Belebung der Scenerie, wie der ungewöhnliche Vorgang, der sich in der spannendsten Weise auf derselben abspielt, ähnlich wie im Taucher von Schiller. Im Vordergrunde steht ein alter, blinder König, in Leid versenkt, gelehnt auf einen Stab, das Antlig nach der Felseninsel gewandt. Um ihn herum stehen seine Recken und fein Sohn. Der Dichter hat diese Gruppe bedeutsam und scharf abgegrenzt. Ihr Erscheinen hoch auf einer Klippe am Meere, also auf freier, lichter Höhe, hebt sie aus dem Ganzen kräftig hervor, am kräftigsten den König, nicht sowohl dadurch, daß derselbe auf der Klippe und außerhalb der Fechterschar steht, als vielmehr dadurch, daß er sich auf einen Stab stützt. Die stumme Handlung verrät mehr als alles andere sein tiefes Leid, wie sein hohes Alter, das nicht mehr im Stande ist, ein Schwert zu führen und die ihm angethane Schmach zu rächen. Es ist diese stumme und doch vielsagende Handlung indes nicht die einzige in dem schönen Bilde. Eine zweite, ebenso bedeutsame ist das Hervortreten des Sohnes aus der Fechterschar und der Hände druck desselben, wodurch nicht bloß die große Liebe des Sohnes zum Vater kundgethan wird; der blinde Greis erkennt in diesem Händedruc auch, mehr als aus der Bitte des Sohnes, daß dieser zu einem unerschrockenen und schwertkräftigen Jünglinge herangewachsen ist und im Stande sein kann, die erste Waffenthat zu bestehen und die Schwefter zu befreien. *) Diese wird gar nicht redend eingeführt. Dennoch er

*) An solchen stummen, vielsagenden Handlungen, woran sich eine ganze Reihe von bedeutenden Ereignissen knüpfen, sind namentlich unsere alten Heldendichtungen reich. Ich erinnere nur an das Nibelungenlied, in welchem Hagen fich, ohne ein Wort zu sprechen, den Helm fester bindet, als er steht,

Chalten wir sowohl von ihrem heitern, sorglofen Wesen, wie von ihrer findlichen Liebe zu dem erblindeten Vater, deffen Alter fie, nun er nicht mehr fechten und kämpfen kann, durch Harfenspiel und füßen Gesang zu erfreuen gesucht, wiederum ein schönes Bild aus längst vergangenen Zeiten, in denen neben der Kampfeslust Harfenspiel, Gesang und Lanz gepflegt wurden.

Abermals sind es bezeichnende Handlungen, durch welche der Dichter auch die Tochter des Königs charakterisiert hat. Wenn er in ihrer äußeren Erscheinung besonders die sonnenhelle Farbe des Haares hervorhebt, so ist das auch ein Zug, der an die alten Dichtungen erinnert, die mit Vorliebe von der lichten Farbe des Haares, wie von der Länge und Schönheit desselben sprechen und es nicht selten als Abzeichen besonders bevorzugter Geschlechter erwähnen.

Was die Fechterschar betrifft, die den König umgiebt, so fand sich ein solches erlesene, den Herrscher auszeichnende Gefolge in damaliger Zeit stets in Begleitung desselben. Hier dient diese Schar insbesondere dazu, die Furchtlosigkeit und Kühnheit des Sohnes hervorzuheben, indem teiner der Fechter den Kampf mit dem gewaltigen Räuber zu bestehen wagt. Sodann hat der Dichter jene Schar als Berichterstatter für die Vorgänge auf der Insel benutzt, wodurch es möglich geworden ist, daß wir keinen Augenblick den König verlassen und den Ort der vor= geführten Gruppe wechseln, vielmehr mit dieser sehen und hören, was in der Ferne auf der Insel vorgeht, ohne daß etwas undeutlich und unflar bliebe, wozu das spannende Lauschen des Königs und seine Mitteilungen nicht wenig beitragen, zumal wir wissen, daß auch sein Leben in diesen ängstlichen Augenblicken auf dem Spiele steht, da der greise, blinde Mann sich in die Flut stürzen will, wenn sein Sohn unterliegt.

Eine ausführliche und ausmalende Schilderung des Kampfes erhalten wir nicht. In dieser Beziehung unterscheidet sich das Gedicht gar sehr von dem schon erwähnten Schillerschen Gedichte. Mit wenigen Etrichen ist auch der Räuber der Königstochter gezeichnet und doch hinlänglich und anschaulich sein wildes, rohes Wesen, sein höhnender Troß, der sich auf die Stärke des Armes wie auf die Größe des Körpers ftüst, vorgeführt, wodurch der Sieg des Sohnes um so ehrenvoller für diesen wird, zumal es seine erste Heldenthat ist. Die Hauptperson des Gedichts ist indes nicht der Sohn, sondern der alte, blinde König, um den sich alles gruppiert und zu dem der Verlauf der Handlung in eine rührende und seelenvolle Beziehung gebracht ist. Die Entführung der Tochter hat den Greis in das größte Leid gestürzt. Unfähig, sein Kind zu retten und selbst die That zu rächen, wendet er

daß Kriemhild nur den Giselher küßt, und später vor der Königin nicht aufsteht, aber das Schwert über seine Kniee legt. Aus den Uhlandschen Ge= dichten erwähne ich noch eine Stelle aus „Graf Eberhard", wo dieser das Tafeltuch entzwei schneidet.

sich zuerst bittend an den Räuber. Hohn und troßige Herausforderung ist die Antwort. Mit kummervollem Herzen muß der König gewahren, daß niemand aus der Umgebung die Herausforderung annimmt, und flagend ruft er aus: „Bin ich denn ganz allein!" Der Entschluß des Sohnes fezt ihn in neue Besorgnis und Angst; er fürchtet, sein zweites Kind auch noch zu verlieren. Über gerade das, was ihn in das größte Leid stürzte, wird ihm zur größten und gerechtesten Freude. Der Raub der Tochter wird der Anlaß, den Sohn zu einer Heldenthat zu be geistern, die dem schon halb ins Grab versunkenen Greise eine Bürgschaft ist, daß der Sohn dem alten Heldenstamme auch ferner Ehre machen und dem Königshause den alten Heldenglanz bewahren werde. Die Zukunft, die so düster vor ihm lag, daß er selbst den Tod dem Leben vorzog, erhellt sich mit einem Male sonnig und wonnig. Freudig fann er in die Grube steigen. Sohn und Tochter haben sein Grab verherrlicht. Das alte, von Sängern (Skalden) gepriesene und von Feinden gefürchtete Schwert soll der Sohn dem Toten zur Seite legen, wenn man ihn in die Gruft der Väter senkt. Wie lieb und wert den alten Helden berühmt gewordene Schwerter waren, geht aus diesem einen Zuge schon hervor. Man nahm sie nicht nur mit in die Gruft, man schwur auch auf das Schwert, man gab ihnen Namen und legte ihnen sogar wunderbare Gaben und einen befendern Klang bei, woran fie im Kampfe sich zu erkennen gaben, was auch in unserm Gedichte der Fall ist. *)

In sprachlicher Beziehung unterscheidet sich das vorliegende Gedicht von dem voraufgegangenen vornehmlich durch die affektvollen Frage= und Ausrufungsfäße, die sich in ihm finden. Dieselben harmonieren ganz mit dem Inhalt und dem elegischen Tone des Gedichts und sind besonders da von großer Wirkung, wo der gebeugte und vom Alter blinde König genötigt ist, durch eine Frage Auskunft von seiner Umgebung zu erbitten. Die Innigkeit und Wärme der Empfindung bricht übrigens überall hindurch; sie ist namentlich auch in viele Beiwörter gelegt, wie z. B. Er ruft in bittrem Harme. Die Flut verschlinge mich armen Greis. Da ruft der Greis so freudig bang. Mir beugt's das graue Haupt." Von großer Wirkung ist die zweimal eintretende, ängstliche Stille, welche spannend den weiteren Fortgang der Handlung einleitet. Noch sei bemerkt, daß das steigernde „So“, welches Häufig in den Uhlandschen Gedichten vorkommt, ebenfalls an die alten

"

*) Siegfrieds Schwert, das in dem Nibelungenliede eine so große Rolle spielt, hieß Balmung; Rolands Schwert, welches der Held im Thale Ronceval vergebens an einem Marmorblocke zu zerschellen suchte, Durendard; Wates Schwert hieß Waske. Die Sage hat auch den Namen des in unserm Gedichte erwähnten Schwertes aufbewahrt. Es hieß Skrep und soll mit einem Schlage auch das Härteste zerstückelt haben. Den blinden König verkündet es durch seinen eigentümlichen Klang noch früher, als es die Fechter thun, den Sieg des Sohnes.

Heldendichtungen erinnert, indem diese es auch mit Vorliebe ge= brauchen.

Was den Gang des Gedichts betrifft, so gliedert sich das Ganze in drei Abschnitte. Eingeleitet wird die Erzählung durch zwei bewegte Fragen, die, wie das unmittelbar darauf Folgende schon ahnen lassen, daß der König die Hauptperson sein wird, und daß der Schauplaß der Begebenheit ein hohes Felsenufer am Meere ist. Sodann giebt der schmerzliche Ruf des gebeugten Königs von der Höhe des Felsens Ausfunft über sein tiefes Leid, worauf der übermütige, riesenstarke Räuber vorgeführt wird.

1. Abschnitt: Der Schauplaß der Begebenheit, die Personen der Handlung, die Aufforderung des Königs an den Räuber, ihm die Tochter wieder zurückzugeben, wobei er das Mitleid und das Ehrgefühl des Räubers anzufachen sucht, die Antwort des letteren, der den Vorwurf der Schande zurückweist, indem er auf das Gefahrvolle des unternominenen Raubes hinweist und außerdem sich bereit zeigt, um die Geraubte zu fämpfen.

Der 2. Abschnitt beginnt mit der 4. Strophe: von den Fechtern des Königs wagt keiner, die Herausforderung aufzunehmen; der König fühlt sich verlassen und giebt verzweifelnd seine Sache auf; der Königssohn tritt hervor und bittet um Erlaubnis zum Kampfe; der besorgte Bater weist auf das Gefährliche des Unternehmens hin, giebt aber der Bitte des Sohnes nach, der mit dem besten Schwerte ausgerüstet und vom Bater mit den Worten entlaffen wird, daß er sich in die Fluten ftürzen werde, wenn das Unternehmen mißlingen sollte.

Der 3. Abschnitt enthält den Kampf, die Rückkehr des Siegers und die Freude des alten Vaters.

Thema.

„Der blinde König“ von Uhland und Schillers „Taucher“.

Der Schauplatz der Begebenheit in beiden Gedichten.

Die Umgebung der beiden Könige. Die Aufforderung derselben. Der Königssohn und der Edeltnappe: Beide sind noch jung, beide mutig und unternehmend, beide folgen einer Aufforderung und treten nach derselben aus der Umgebung hervor. Das Wagnis beider; ihre Beweggründe 2c.

16. Uhland.

Der Schenk vom Limburg.

1. Zu Limburg auf der Feste Da wohnt' ein edler Graf, Den teiner seiner Gäste Jemals zu Hause traf. Er trieb sich allerwegen Gebirg' und Wald entlang, Kein Sturm und auch kein Regen Verleidet' ihm den Gang.

2. Er trug ein Wams von Leder
Und einen Jägerhut
Mit mancher wilden Feder,
Das steht den Jägern gut;
Es hing ihm an der Seiten
Ein Trinkgefäß von Buchs;
Gewaltig fonnt' er schreiten
Und war von hohem Wuchs.

3. Wohl hatt' er Knecht
Mannen

Und hatt' ein tüchtig Roß,
Ging doch zu Fuß von dannen
Und ließ daheim den Troß.
Es war sein ganz Geleite
Ein Jagdspieß, start und lang,
An dem er über breite
Waldströme kühn sich schwang.

und

4. Nun hielt auf Hohenstaufen Der deutsche Kaiser Haus, Der zog mit hellen Haufen Einftmals zu jagen aus. Er rannt' auf eine Hinde So heiß und hastig vor, Daß ihn sein Jagdgesinde Im wilden Forst verlor.

5. Bei einer fühlen Quelle
Da macht' er endlich Halt;
Gezieret war die Stelle
Mit Blumen mannigfalt.
Hier dacht' er sich zu legen
Zu einem Mittagschlaf,
Da rauscht' es in den Hägen
Und stand vor ihm der Graf.

6. Da hub er an zu schelten:
„Treff' ich den Nachbar hie?
Bu Hause weilt er selten,
Zu Hofe kommt er nie.
Man muß im Walde streifen,
Wenn man ihn fahen will,
Man muß ihn tapfer greifen,
Sonst hält er nirgends still."

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7. Als drauf ohn' alle Fährde Der Graf sich niederließ Und neben in die Erde Die Jägerstange stieß, Da griff mit beiden Händen Der Kaiser nach dem Schaft: Den Spieß muß ich mir pfänden, Ich nehm' ihn mir zur Haft.

8. Der Spieß ist mir verfangen, Des ich so lang' begehrt, Du sollst dafür empfangen Hier dies mein bestes Pferd. Nicht schweifen im Gewälde Darf mir ein solcher Mann, Der mir zu Hof und Felde Viel beffer dienen fann."

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