Seitengebäuden und den Zuschauersigen befanden sich die beiden großen Eingangsthore der Orchestra. Die Räume hinter der hinteren Bühnenwand dienten teils den Schauspielern und dem Chore zum Aufenthalte, zu Ankleide und Umkleidezimmern, teils zur Aufbewahrung der Maschinen, der Kostüme u. dgl. Die gesamten Vorrichtungen waren höchst einfach und, mit dem Reichtum und der Mannigfaltigkeit der heutigen Theatermaschinen verglichen, sehr wenige. Man hatte einige Flug- und Schwebemaschinen, sowie Vorrichtungen zu Versenkungen u. dgl. Die im Hintergrunde gelegene Bühnenwand hatte drei Ausgänge. Durch diese traten die Schauspieler hervor und wieder zurüd. Die Malerei und Deforation dieser Wand stellte gewöhnlich einen Palast dar. Aus der mittlern Thür, der sogenannten königlichen. Bforte, trat der König und Herrscher, der fürstliche Besizer des Palastes; die beiden andern Seitenthüren bezeichneten einen Eingang zu Frauengemächern, Gastwohnungen und andern Nebengebäuden. Nicht selten war auch die damit verwandte Dekoration eines Tempels mit andern Gebäuden und Anlagen, wie sie zu einem griechischen Heiligtume gehörten, zu sehen. Veränderungen der Scenen waren selten, und wenn man auch durch Trehmaschinen auf beiden Seiten der Bühne den Prospekt verändern konnte, so geschah dies doch nur ausnahms= weise und kann nicht entfernt unserem heutigen Scenen- und Dekora= tionswechsel gleich gesetzt werden. Ganz von unserm heutigen Theaterwesen abweichend war der Raum und die Bedeutung der Orchestra, woselbst der Chor aufgestellt war. Sie lag etwas tiefer als die Bühne, mit der sie durch einige Stufen verbunden war, damit der Chor von der Orchestra die Bühne und von dieser auch die Orchestra betreten konnte. Der Chor gelangte durch dieselben zwei Haupteingänge zu der Orchestra, durch welche auch die Zuschauer größtenteils zu ihren Plätzen gelangten, und die, wie schon erwähnt, an der linken und rechten Seite zwischen der Bühne und den Sigreihen sich befanden. Da das Theatergebäude auch zu gottesdienstlichen Aufzügen benutzt wurde, so befand sich mitten in der Orchestra ein viereckiger Altar, mit Stufen umgeben. Der Chor nahm, wie es auch schon die Lage der Orchestra und sein Standpunkt darin äußerlich bezeichnet, eine mittlere Stellung zwischen der dargestellten Handlung und dem Zuschauer ein. Er griff nicht ein in die Handlung, aber stand ihr nahe, indem er noch beteiligte Bersonen vorstellte, Einheimische des Landes oder der Stadt, Gefolge oder dergleichen. Er knüpfte an die vorgeführten Ereignisse und Handlungen den lyrischen Ausdruck des mit tiefer und inniger Teilnahme betrachtenden Zuschauers. Er pries den Wackern und Mutigen, ermahnte den Leidenschaftlichen zur Besonnenheit und Mäßigung, tröstete den Leidenden, bemitleidete den Unschuldigen, warnte vor der göttlichen Strafe und unheilvollen Frucht des Übermutes, holte Erinnerungen herbei an ähnliche Vorgänge aus dem Reiche der Mythen und redete die goldenen Worte der Weisheit und frommen Ergebung. Seine Gesänge bildeten den kunstvollsten Teil des Dramas und bewegten sich in hochpoetischer Rede. In übermenschlicher Größe, indem die Füße auf einer Art Untersatz standen, trat der Chor in prächtigen Festgewändern, mit goldenen Kränzen im Haar, in die Pforten der Orchestra ein und umwandelte dieselbe mit feierlichen, gemessenen Bewegungen zum Klange der Flöten, wobei ihm das heilige Lied von den Lippen floß. Lange vorher hatte der Dichter selbst mit der größten Mühe und Sorgfalt die Chor= gefänge eingeübt; er selber hatte die Melodieen, sowie die Gebilde des Tanzes erfonnen, und feine Kosten noch Mühen wurden gescheut, um .feine Gedanken vollständig und großartig auszuführen. Die Pracht des Chors und seine Ausstattung war vornehmlich der Gegenstand des Wetteifers bei den Reichen, die von Staats wegen der Reihe nach ver pflichtet waren, die Chöre herzustellen. Außer dem Chore, für dessen Schnuc, wie für dessen Gesangesund Tanzkunst vom Staate gesorgt wurde, erhielt der Dichter auch die nötigen Schauspieler, falls er nicht schon seine bestimmten hatte, die sich an ihn besonders anschlossen und für die Darstellung seiner Stück vorzugsweise befähigt und eingeübt waren. Endlich sorgte auch der Staat für das Publikum, wenigstens erhielten in Athen seit der Zeit des Perikles die ärmern Bürger die Spende von zwei Obolen aus der Staatskaffe gezahlt, welche als Eintrittsgeld an den Theaterpächter gegeben wurde, der dafür das Gebäude in baulichem Zustande zu erhalten hatte. 2. Die Kunst im Dienste der Religion. Die Geschichte aller gebildeten Völker lehrt, daß keine Religion die Kunst entbehren kann, und daß die meisten Künste in der Religion ihren Ursprung gehabt haben. 1) Die Baukunst. Das Höchste, was die griechische Architektur chen: Engel, Apostel, Christus am Kreuz 2. 3) Die Malerkunst. Auch diese Kunst ist, wie die Baukunst Die Kunst wird der Religion verwandt, wenn sie wie diese das Ideale pflegt, heilige Empfindungen und Gedanken wedt und darstellt, den Blick in das ewige Wesen der Dinge eröffnet, die Natur in Gott und Gott in der Natur offenbart. Der Kunstgenuß kann nicht ein reines Gewissen schaffen, kann nicht die Sündenvergebung erseßen, aber es wohnt in seinem Genusse auch eine friedenverleihende, versöhnende und tröstende Kraft, die zur höchsten Andacht stimmt. 18. Schiller. Der Graf von Habsburg. 1. Zu Aachen in seiner Kaiserpracht, Die Speisen trug der Pfalzgraf des Rheins, 2. Und rings erfüllte den hohen Balkon Und ein Richter war wieder auf Erden. 3. Und der Kaiser ergreift den goldnen Pokal Doch den Sänger vermiss' ich, den Bringer der Luft, Und mit göttlich erhabenen Lehren. 4. Und sieh! in der Fürsten umgebenden Kreis „Süßer Wohllaut schläft in der Saiten Gold, 5. Nicht gebieten werd' ich dem Sänger," spricht 6. Und der Sänger rasch in die Saiten fällt " Ihm folgte der Knapp' mit dem Jägergeschoß, 7. Und der Graf zur Erde sich neiget hin, Ein Bächlein aber rauschte durchs Feld, 8. Was schaffst du? redet der Graf ihn an, Herr, ich walle zu einem sterbenden Mann, |