ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

tann. Der teilnehmende Sinn des Königs tritt übrigens öfter in Gleims Gedichten auf, ebenso der Gedanke, daß seine Sache eine gerechte war. Gleich der Anfang unseres Gedichts ist aus diesem Gedanken entsprungen. Er lautet:

„Viktoria, mit uns ist Gott!
Der stolze Feind liegt da.
Er liegt, gerecht ist unser Gott,
Er liegt, Bittoria!"

Der Schluß desselben, der Maria Theresia für das vergossene Blut verantwortlich macht und sie auffordert, jest Frieden zu schließen, wo nicht,

So stürme, Friedrich, erst ihr Prag,
Und dann führ' uns nach Wien!"

ift eines echten Soldatenliedes ganz würdig.

Gleim hat seine „Kriegslieder“ einem Grenadier in den Mund gelegt; aber die Reihen der preußischen Armee haben dieselben schwerlich tennen gelernt. Sie tragen zu sehr das Gepräge einer Stubenpoeste, die bei der Lampe am Schreibtisch entstanden ist, als daß sie populär hätten werden können. Schon die große Zahl antiker Namen und Begriffe, wie Mars und Apoll, Homer und Horaz, Cäsar und Sparta geben ihnen eine gelehrte, fremdartige Färbung. Dazu kommt ihre Länge und das Vorherrschen der Reflexion, vor allem aber, daß ihnen die Sangbarkeit abgeht. Was in die Reihen der Krieger eindringen soll, das muß gesungen werden können. Und gerade diese Eigenschaft vermissen wir bei den Gleimschen Kriegsliedern vollständig. Ganz anders treffen die Volkslieder aus der Zeit des siebenjährigen Krieges den richtigen Ton. Es giebt deren eine stattliche Schar. Ihre Kennt= nis verdanken wir den unermüdlichen Nachforschungen des Freiherrn von Ditfurth. Zur Vergleichung mögen zwei folgen: eins, welches sich auf die Eröffnung des Feldzugs 1756 und eins, welches sich auf den Einfall in Böhmen bezieht.

Eröffnung des Feldzugs.

Die Sonne scheint über die Berge
Am blauen Himmelsgezelt;
He luftig, ihr Brüder, wir müssen
Jetzt wieder rüden ins Feld!

Friederitus ruft, unser König:
Allons, frisch ins Gewehr!
Es wollen so viele Feinde
Auf unsre Preußen daher.

Östreicher, Ruffen und Sachsen,
Franzosen, die schwören zum Streit,

Die wollen uns ganz auffreffen,
Zeigt, daß ihr Kerls seid!

Friederikus feye nicht bange,
Wir werden schon fertig mit sie;
Thu du uns nur fommandieren,
So pfeffern wir ihnen die Brüh.

He, luftig, ihr Kameraben,
Schenkt ein die Gläser brav;
Stoßt an, daß die Heide wackelt,
Viktoria giebt's vollauf!

Feldzug 1757.

Jest tömmt die schöne Frühlingszeit,
Da geht es frisch ins Feld;
Friederitus ist dazu bereit,
Der ritterliche Held.

Wir wollen in das Böhmerland,
Jns Böhmerland, ins Böhmerland,
Ins Bö bö bö bö Böhmerland
Brag ist uns wohlbekannt.

Mit vier Armeeen marschieren wir
Ganz hurtig und behend;
Schwerin, der thut uns kommandieren
Boy Mohrenelement !

Bir wollen in das Böhmerland ze.
Den Degen in der Hand.

Therefia, laß dir sagen was:
Wozu nützt dein' Allianz?

Bekömmt dir,wie demHund dasGras,
Und wie dem Kind der Pansch.
Wir wollen in das Böhmerland c.
Dein' Nas' haft dir verbrannt.

Willst schießen, und du hast die Büchs
Geladen nicht mal so;

Da bringen dich die Preußen fix
Von Federn noch aufs Stroh.
Wir wollen in das Böhmerland 2c.
Und bu du tömmst in Schand.

Adche, mein Sachsenland, adche!
Wo wir gestanden sind.

Der Hut, der steht uns auf Morblö,
Wir kommen, wie der Wind.
Wir wollen in das Böhmerland c.
Kein Teufel hält uns Stand!

Unter den Halberstädter Dichtern hat Gleim die Saiten der patriotischen Leier am längsten erklingen laffen. Bis in sein hohes Alter pulsierte mit jugendlicher Wärme sein Herz für Preußens und für Deutschlands Größe; bis zum letzten Atemzuge war er bemüht, „von seinem einsamen Winkel aus durch Wort und Lied, mit Rat und Warnung auf die Geschicke des Vaterlandes, auf die Entschlüsse der Großen und die Stimmung des Volkes einzuwirken". Sind auch viele seiner Lieder, namentlich die späteren, kaum noch Poesieen zu nennen, so muß doch anerkannt werden, daß er durch dieselben den erstorbenen Nationalstolz eifrig zu beleben suchte und die öffentliche Meinung Deutschlands auf die preußische Seite hinüberzog, und daß er ein offenes Auge und ein warmes Herz hatte für die Größe Friedrichs, der das unglaublich erniedrigte Deutschland dem Auslande gegenüber wieder zu Ansehen, Ruhm und Glanz erhob, der den Grundstein legte zu dem jezigen deutschen Reiche und auch zu dem klassischen Zeitalter unserer Litteratur, der die geistige Bildung wieder in Kredit brachte, den Anstoß gab zum Erwachen der Geister, zu großen Prinzipien, zu poetischen Schöpfungen, obschon er die deutschen Poeten nicht pflegte, dafür aber große Thaten verrichtete, um ihrem Enthusiasmus einen Anhalt zu geben, ihnen Stoff und Inhalt zu poetischen Schöpfungen zu verschaffen, so daß schon Bodmer, das Haupt der Schweizer Schule, in dieser Beziehung äußerte: Friedrich II. ist ein Gesandter Gottes in einem Zeitalter, wo die weiblichen Zärtlichkeiten an die Stelle der männlichen Tugenden gesetzt werden“, und der Schweizer „Sulzer" an Leffing schrieb: „Ich kann teinen Augenblick aufhören, an Friedrich zu denken und an sein Heer. Die Trommel geht. Ich muß auf die Parade, die seit den Kriegen Friedrichs das für mich ist, was in Athen der Portikus oder die Akademie für die alten Philosophen war." Zu dem Enthusiasmus der Schweizer haben die Kriegslieder Gleims wesentlich mit beigetragen.

Ihre Sympathie für Friedrich wuchs seit dem Siege des Königs bei Roßbach, wo der Held den Franzosen auf dem Schlachtfelde eine Niederlage bereitete, wie sie eine solche ihnen auf dem litterarischen Gebiete im Streit mit Gottsched bereitet hatten. Wie allgemein die Begeisterung für Friedrich d. Gr. war, ersieht man auch daraus, daß Abbildungen des Helden mit seinem dreieckigen Hute, mit seinem Krückstocke und langem Zopfe fast in jedem Hause der Schweiz, Englands und Italiens fich fanden.

Gleim dachte allen Ernstes daran, Halberstadt zum litterarischen Mittelpunkte und zum Tempel der Musen für ganz Deutschland zu machen, eine kühne Idee, die schon der Dertlichkeit wegen nicht zu ver= wirklichen war und erst in Weimar durch Karl August verwirklicht wurde. Er hätte am liebsten alle litterarischen Größen und Dichter der damaligen Zeit nach Halberstadt gezogen und ihnen dort Wohnsitz und Unterhalt verschafft. Mit einigen, wie mit Jakobi, Klamer, Heinse u. s. w. gelang ihm dieses wirklich. Andere suchte er wenigstens als Gäste auf längere Zeit in seiner gastfreien Häuslichkeit fest zu halten, noch andere unterstüßte er von seinem Musentempel aus durch Geldspenden, oder suchte ihnen durch Empfehlungen in seiner Nähe Stellen zu verschaffen und über Not und Sorgen weg ein ruhiges, heiteres Dasein zu gewähren, eine Erscheinung, die einzig in der Litteraturgeschichte dasteht und ihm den Namen „Vater Gleim" verschaffte. Dabei nahm er bis in sein hohes Alter mit jugendlicher Frische und Empfänglichkeit an allen neuen Erscheinungen auf dem Felde der vaterländischen Poeste teil und wußte sich zugleich mit allen litterarischen Persönlichkeiten in freundschaftliche Beziehung zu setzen, mit Schiller und Goethe, mit Herder und Wieland. Obschon er, dessen Zeit noch in Gottscheds Herr= schaft zurückreicht, in seinem hohen Alter sich nicht mehr in die Poesie jener Heroen recht zu finden vermochte, so hat er doch deren Überlegenheit willig anerkannt, was von Klopstock nicht in dem Maße gilt. Gern träumte er im späten Alter in die Zeit sich zurück, in der er mit seinem geliebten Kleist, mit Uz und Leffing verkehrte, Klopstock ihn be= suchte und mit diesem anakreontisch schwärmte, in mondhellen Juninächten in Lauben musenbegeistert die Becher und den Scheitel mit Rosen befränzte. Aus dem Gesagten geht schon hinlänglich hervor, daß die Pläne und Intentionen Gleims weiter gingen, als die Gellerts, der zurückgezogen und abgeschlossen von der Welt weder den großen, geschicht= lichen Ereignissen des Tages sich zuwandte, noch eine so anregende Rührigkeit wie Gleim besaß, sich auf das stille Glück des häuslichen Herdes, auf das Empfindungsleben im alltäglichen Verkehr beschränktte und mehr der weichen, weiblichen als der männlichen, träftigen Seite des Gemüts das Wort redete.

Gleim hat auch, dem Zuge der Zeit folgend, Fabeln und poetische Erzählungen gedichtet, die sich ebenfalls der Gunst des Publikums erfreueten, das damals noch immer an der gangbaren Lehre vom Nußen

der Poesie hing und an diesen kleinen, lebendigen Bildern um so mehr seine Freude hatte, als an stoffhaltigeren Dichtungen immer noch großer Mangel war. Mit Gellerts Fabeln und Erzählungen fönnen sich nur einige der Gleimschen messen.

Die Richtung auf das Volksmäßige, die Gleim in seiner Begei= fterung für Friedrich d. Gr. auf das patriotische Lied führte, gab auch den Anstoß, daß er sich der Romanzendichtung zuwandte, die freilich ungeschickt genug ausfiel und erst nach den feinsinnigen Erörterungen Herders in Bürger, Goethe und Schiller würdige Vertreter fand. Gleim hatte diese Art Gedichte nicht aus der Volkspoesie, sondern aus dem Französischen kennen gelernt und diese burleske Travestieen sich zum Muster genommen. Schon der Titel seiner ersten Romanze läßt den Ton, in welchem sie gehalten sind, erkennen. Er lautet: „Traurige und betrübte Folgen der schändlichen Eifersucht, wie auch heilsamer Unterricht, daß Eltern, die ihre Kinder lieben, sie zu keiner Heirat zwingen, sondern ihnen ihren freien Willen lassen sollen: enthalten in der Geschichte Herrn Jsaak Veltens, der sich am 11. April 1756 zu Berlin eigenhändig umgebracht, nachdem er seine getreue Ehegattin Marianne und derselben unschuldigen Liebhaber jämmerlich ermordet." Dieser Titel könnte auch als Überschrift auf den schauerlichen Gemälden stehen, die man noch hier und dort auf Jahrmärkten aufgestellt findet, und deren Scenen durch Sänger mit dem Leierkasten dem Publifum erflärt werden. Der Länge des Titels entspricht die Länge des Gedichts, das in seinem Eingange in folgender Weise sich ausläßt: Die Eh' ist für uns arme Sünder Ein Marterstand;

Drum Eltern! zwingt doch keine Kinder
Ins Eheband!

Es hilft zum höchsten Glück der Liebe
Kein Rittergut,

Es helfen zarte, gleiche Triebe

Und frisches Blut!

Nach dieser Einleitungsstrophe folgt das Geständnis Mariannes, daß sie sich „Leander" erkoren habe:

Mama, sprach sie, ich bin zum Freien

Nicht mehr zu jung;

Und, einem Manne mich zu weihen,
Schon flug genung!

Ich kann's nicht länger mehr verhehlen

In meinem Sinn,

Mama, daß ich von Grund der Seelen
Verliebet bin! u. f. w.

Die Mutter erwidert auf ihr Geständnis:
Leander, Kind? o, nein! Herr Velten
Sei Schwiegersohn!

Ja, ja! Herrn Velten sollst du nehmen.
Denn der hat Geld,

Und du mußt dich zu dem bequemen,

Was mir gefällt.

Gude's Erläuterungen. I. 7. Aufl.

3

Die Mutter sett troß des Widerstrebens der Tochter ihren Willen durch, indem sie durch einen erlogenen Brief die Vermählung Leanders mit einer anderen der Tochter kund thut. Nach Jahren kommt der treue Liebhaber verkleidet als Verkäufer seltener Goldsachen in das Haus des Herrn Velten, um seine frühere Geliebte noch einmal zu sehen. Herr Velten führt ihn selbst ein und geht dann auf die Jagd. Leander giebt sich zu erkennen; bestürzt bittet ihn Marianne, sogleich das Haus zu verlassen. Leander reicht ihr zum Abschied die Hand; in dem Augenblick tritt Velten ein.

„Stirb,“ sagt er, „Näuber meiner Ehre,
Mit tausend Schmerz!"

Er tobt und stößt mit Mordgewehre
Durch beider Herz.

Leander stirbt, und Marianne
Seufzt: „Himmel, ich

Verdient es nicht!" Sie spricht zum Manne:
„Du jammerst mich!"

Der Mann hat keine frohe Stunde;
Des Nachts erscheint

Das treue Weib, zeigt ihre Wunde
Dem Mann' und weint.

Ein klägliches Gewinsel irret
Um ihn herum;

Ihn reut die That, er wird verwirret,
Er bringt sich um!

"

Die wenigen, hier mitgeteilten Strophen zeigen schon, daß Gleim weder Verständnis noch Befähigung für Balladenstoffe besaß. Wie mußte, solchen Gedichten gegenüber, die Lenore" von Bürger wirken! Der ganze Ton des Gedichts ist ein possierlich trauriger und von Anfang bis zum Ende verfehlt. Es ergreift uns daher auch kein Mitleid für die Personen. Hätte der Dichter mit obigen Worten seine Ballade wenigstens abgeschlossen! Aber er kann sich nicht enthalten, noch einen recht hausbackenen Schluß hinzuzufügen :

Beim Hören dieser Mordgeschichte

Sieht jeder Mann

Mit liebreich freundlichem Gesichte
Sein Weibchen an

Und denkt: „Wenn ich's einmal so fände,

So dächt' ich: Nun,

Sie gaben sich ja nur die Hände,
Das laß fie thun!“

Das Verdienst des preußischen Dichtervereins besteht nach dem bisher Gesagten also vornehmlich darin, daß durch seine patriotischen Kriegslieder eine Lücke ausgefüllt wurde, welche der Gellertsche Kreis offen gelassen hatte. Außerdem seßte er die Naturempfindung, die vor den moralischen Regungen fast zu sehr zurückgedrängt war, wieder in ihr Recht ein. Kleist brachte seinen mit großem Beifall aufgenommenen „Frühling", ein schilderndes Gedicht in Hexametern, das sich durch

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »