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5. Wenn alles endlich ist erwacht,
Geschlafen hat die ganze Nacht,
So steht er da im Sonnenschein,
Guckt zu den Fenstern uns herein
Mit seinen Augen mild und gut
Und mit dem Sträußchen auf dem Hut.

6. Drum meint er's treu, und was ich sag',
Es freut ihn, wenn man schlafen mag,
Und meint, es sei noch dunkle Nacht,
Wenn längst die Sonn' am Himmel lacht.
Drum kam er auch so leis heran
Und sieht so lieblich jetzt uns an.

7. Wie glisert rings auf Gras und Laub Vom Morgentau der Silberstaub! Wie weht so frische Maienluft, Voll Kirschenblüt' und Schlehenduft! Und's Bienlein sammelt ohne Frist, Es weiß nicht, daß es Sonntag ist.

8. Wie prangt nicht in dem Gartenland Der Kirschenbaum im Maigewand! Und gelbe Veilchen, Tulipan, Und Sternenblümchen neben dran Und Hyacinthen, daß man traun Meint in das Paradies zu schaun!

9. Und's ist so still und heimt uns so, Man ist so ruhig und so froh!

Man hört im Dorf kein Hüft und Hott! Nur guten Tag und dank Euch Gott! Und Gott sei Lob! ein schöner Tag! Ist alles, was man hören mag.

10. Und's Vöglein sagt: „Ei freilich ja! Poz tausend, ja, er ist schon da! Er dringt mit seinem Himmelsstrahl Durch Blüt' und Laub in Berg und Thal!" Und's Distelfinklein vorne an

Hat's Sonntagsröckchen angethan.

11. Wie? Läuten sie nicht da schon ein?

Der Pfarrer muß heut' eilig sein.
Geh', brich ein paar Aurikeln ab,
Doch wisch mir ja den Staub nicht ab;
Und prangst du, Gundel, in dem Staat,
Halt' ich ein Sträußchen dir parat!

Thema.

Sonntagsruhe.

Stiller Friede ist über die weite Flur, über Feld und Wald, über Dorf und Stadt ausgebreitet, obwohl die Sonne schon lange am blauen Himmel emporgestiegen ist und Menschen und Tiere schon lange geweckt hat. Es ist heute der Tag des Herrn, der Tag der Ruhe. Ünberührt stehen Wagen und Pflug, Spaten und Egge, als sollten sie auch einmal ausruhen; behaglich stampfen die Pferde im Stalle und knuspern wählerisch am Heu; der Zugochs liegt wiederkäuend auf seinem Lager und brüllt den eintretenden Wirt zutraulich an. Knechte und Mägde haben ein reines Hemd und ihr bestes Kleid angelegt. Die ganze Woche hindurch haben sie sich schon auf den heutigen Tag gefreuet, an welchem fie ausruhen und sich schmücken können. Über den Zaun hinweg plaudern die Nachbarn mit einander, während die Kinder, sauber gekämmt und gewaschen, vor den Thüren fizen. Rein geputzt schauen die Fenster nach der Straße, und weißer Sand bezeichnet überall den Eingang zu den Häusern im Dorfe.

Auch in den Städten ruhet das geschäftige Treiben. Das getäuschvolle Leben auf den Straßen hat einer feierlichen Stille Plag gemacht. Kein schwer beladener Wagen knarrt durch die gepflasterten Straßen, fein bepackter Träger schwigt und seufzt unter der schweren Caft. Die Kaufläden sind geschlossen, die Schaufenster verhängt, selbst die Schulthüren sind nicht geöffnet. Nur eine Thür, welche die ganze Woche hindurch geschlossen war, hat sich weit aufgethan es ist die Thür zum Gotteshause. Feierlich rufen die Glocken der Kirchen die Scharen der Andächtigen herbei, und durch die Straßen strömen die Kirchgänger in Feierkleidern, still und ernst, mit dem Gesangbuche in der Hand nach dem Hause des Herrn, wo auf dem Altar schon die Lichter angezündet sind, und feierliche Orgeltöne die Eintretenden em= pfangen.

In Feld und Wald ist es heute auch anders, als in den Wochentagen. Da wird kein Baum gefällt, fein Wild aus seinem Versteck durch Jagdhorn und Hundegebell aufgeschreckt. Art und Säge ruhen. Die Holzhauer siten daheim, und still ist es im Walde. Ohne Furcht schreitet der Hirsch durch das Gebüsch, fröhlich springt das Eichhörnchen von Baum zu Baum, und ungestört singt der Vogel seine Lieder in den Zweigen. Auf den Feldern spielen die Hasen, als wüßten sie, daß heute Sonntag ist, und daß sie da sicher sind vor des Jägers Geschoß. Nur der Landmann kommt auch heute heraus auf das Feld, um zu sehen, wie Gott der Herr den ausgestreuten Samen hat wachsen lassen, und freuet sich schon im voraus des Erntesegens, und die Lerche scheint ihm heute fröhlicher zu singen und die Sonne freundlicher zu scheinen, Denn je.

Gude's Erläuterungen 1. 7. Aufl.

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Dieses einfache, rührende Lied mit seinem vielsagenden Schlusse dichtete Goethe um das Jahr 1783 auf dem Gickelhahn, einer luf tigen Waldeshöhe bei Ilmenau, und schrieb es mit Bleistift auf die hölzernen Fensterpfosten eines dort stehenden, 1871 leider abgebrannten Sommerhäuschens. Gern weilte der Dichter in dieser Waldeinsamkeit. Noch in den spätesten Tagen seines Lebens, ein Jahr vor seinem Tode, zog es ihn hin zu jener Höhe, und die reichen, mannigfaltigen Erinnerun gen früherer Tage flangen in leisen Tönen fort. Öfter genoß er hier oben des sorgenstillenden Schlummers, und wenn die Zerstreuungen an dem Hofe zu Weimar tein Lied, teine Dichtung aufkommen lassen wollten, so floh er nach den stillen Bergen Ilmenaus, und der Geist der Dichtung zog in ihn ein und bot ihm Freuden, die das Leben am Hofe ihm nimmer bieten konnte. Im freien Schwunge der Gedanken erhob sich sein Geist aufwärts, und was das Herz bewegte, es wurde einem Liede anvertraut.

Goethe hat mehr als ein anderer Dichter seine Poesieen an die Erlebnisse und Eindrücke seines Lebens unmittelbar angeknüpft. Sich genau so gebend, wie er eben war, hauchte er den Poesieen sein eigenes Leben ein. Dadurch haben dieselben in so hohem Grade die Wahrheit der sinnlichen Erscheinung erreicht, und sein reiches, mannigfaltiges Leben ist ihm ein unerschöpflicher Quell zu poetischen Stoffen geworden. Auch das vorliegende Gedicht trägt das Motiv seiner Entstehung in dem Leben des Dichters. Es ist der Ausfluß einer fanften Wehmut und einer unnennbaren Sehnsucht, die nur des stillenden Frie dens, den der Abend über die Bergeinsamkeit ausgegoffen hatte, be durfte, um sich zu einem tröstenden Liede zu gestalten. Goethe war, als er das Lied niederschrieb, in seinen dichterischen Produktionen durch neu übernommene Amtsgeschäfte sehr gelähmt. Dies machte ihn still

und ernst; er sehnte sich aus der zerstreuenden Amtsthätigkeit nach Ruhe. Auch fühlte er, daß die stürmischen Regungen seines Dichterherzens sich zu flären begannen. Wie es in diesem Herzen gewogt, welche Qualen und welche Freuden es durchzuckt haben, ehe es den Frieden eines beruhigten Gemüts fand, zeigen seine Jugendprodukte, zeigt sein Werther, in welchem die schrankenloseste Subjektivität ihre wilden Waffen mit aller Leidenschaft gegen die zu Recht bestehenden Einrichtungen der Gesellschaft wirft; zeigt sein Götz, in welchem er gegen die verrottete Staatskunst des deutschen Reiches auftritt; zeigt sein Fauft, der allen Pedantismus äußerlicher, schulmäßiger Gelehrfamfeit verspottet u. s. w. Dieser prometheische Trotz legte sich allmählich, und die Vorahnung, welche Goethe davon hatte, fand vielleicht in den Schlußworten unseres Gedichtes einen Ausdruc. Aber auch hiervon abgesehen, ist der stille Friede der Ruhe, in welchem die ganze Natur am Abend versinkt, mit der bewegten Sehnsucht des nächtlichen Banderers nach gleicher Ruhe, die er um so schmerzlicher vermißt, da er der einzige Ruhelose ist, in einen ergreifenden Zusammenhang ge= bracht. Alles schläft; selbst die Sänger des Waldes, die aus reiner Luft fingen und seinem Herzen so nahe stehen, schweigen. Dieses erfüllt sein Sehnen mit der Gewißheit, daß auch er, wenn schon der legte, der Ruhe werde teilhaftig werden und Menschenleben und NaturLeben einem allgütigen Geseze gleichmäßig folgen. Die rätselhafte Viel= deutigkeit des Gedichts verleihet demselben einen hochpoetischen Reiz. Es ist mehr als ein bloßes Gelegenheitsgedicht. Jede unbefriedigte Sehnsucht, jede stille Wehmut löst es auf in die seligste Ruhe, und einmal vernommen, flingen seine Töne unsterblich fort.

Bergeinsamkeit macht still, darum ist das Lied kein langes Lied, und die beiden Verse, welche ein anderer später noch dazu gedichtet hat, entsprechen schon deshalb dem Goetheschen Verse nicht. Bezweckt man Erhebung des Gemüts, so muß man in großen Zügen malen, muß alle Nebenvorstellungen sorgfältig entfernen und darf nicht ins Detail gehen. Die ungewöhnliche poetische Kraft des kurzen Liedes beruhet eben mit in seiner Kürze. Außerdem trägt auch die metrische Form desselben viel zu seiner großen Wirkung bei. Es wechseln der trochäische, jambische und daktylische Rhythmus. Feierlich leitet sein Anfang mit dem ernsten Trochäus den Blick nach oben, nach der lichten, ruhigen Höhe über dem Walde, wo alle Schmerzen verstummen. Dann folgt das Nähere, der Wald mit seinen Bäumen und seinen Vögeln. Der Bers wird hier durch die auftretenden Jamben und Daktylen lebhafter, die inneren Gefühlsaufregungen, deren Wellen noch leise fluten, gleichfam versinnlichend. Von schöner Wirkung ist besonders die auf einmal eintretende raschere Bewegung in den Worten: „Die Vöglein schweigen im Walde", gegen welche dann der Schluß mit seiner lang= samen Bewegung und seinen tiefen, das Gedicht gleichsam ausläutenden, vollen Votalen um so mehr absticht. Auch die Reime, wie die Kürze

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einzelner Verse unterstüßen die Wirkung des Ganzen. Vorherrschend ist in den Reimen das ernste, schwere U und Au. Das A in dem schönen Worte balde" tönt wie die reinste, zum Himmel sich emporschwingende Freude. Mit der größten Geschmeidigkeit schließen sich die Klänge der Worte den Empfindungen an. Das ganze Lied ist eine Musik der lieblichsten Töne.

Es war im Jahre 1831, als Goethe zum letzten male auf dem Gickelhahn war. Den 26. August war er mit seinen beiden Enkeln nach Ilmenau gekommen, und tags darauf besuchte er in Begleitung des Berginspektors Mohr zu Kammerberg, dem wir diese Mitteilung verdanken, den Gickelhahn. „Der reinste, von Wolken ungetrübte Himmel," so erzählt Herr Mohr, gewährte die trefflichste Witterung. Goethe hatte mir seine Ankunft gleich melden und mich ihn zu besuchen bitten lassen; doch kam ich erst spät Abend aus dem Kammerberger Steinkohlenbergwerk nach Hause. Also besuchte ich ihn am 27. morgens, wo er schon seit früh 4 Uhr an seinem Tische beschäftigt war. Seine Freude war, wie er sagte, sehr groß, die hiesige Gegend, die er seit 30 Jahren nicht wieder besucht hatte, da er doch sonst so oft und viel hier gewesen, wieder zu sehen. Seine beiden Enkel seien schon in Begleitung des Kammerdieners in die Berge gegangen und würden bis Mittag ausbleiben. Nach mehreren Erfundigungen, ob nicht wieder etwas in geognostischer Beziehung Merkwürdiges vorgekommen sei, fragte er dann, ob man wohl bequem zu Wagen nach dem Gickelhahn fahren könne. Er wünsche, das auf dem Gickelhahn befindliche, ihm von früherer Zeit her sehr merkwürdige Jagdhäuschen zu sehen, und daß ich ihn auf dieser Fahrt begleiten möge. Also fuhren wir beim heitersten Wetter auf der Waldstraße über Gabelbach. Unterwegs ergözte ihn der beim Chausseebau tief ausgehauene Melaphyr. Fels, sowohl wegen seines merkwürdigen Vorkommens mitten im Feldsteinporphyr, als wegen des schönen Anblicks von der Straße aus. Weiterhin setten ihn die nach Anordnung des Oberforstrats König in den großherzoglichen Waldungen angelegten Alleeen und getrockneten Wege in ein freudiges Erstaunen, indem er sie mit den früher äußerst schlechten, ihm sehr wohl bekannten Fahrstraßen verglich. Ganz bequem waren wir so bis auf den höchsten Punkt des Gickelhahns gelangt, als er ausstieg, sich erst an der kostbaren Aussicht auf dem Rundell ergötte, dann über die herrliche Waldung erfreute und dabei ausrief: „Ach, hätte dieses Schöne mein guter Großherzog Karl August noch einmal sehen können!" Hierauf fragte er: „Das fleine Waldhaus muß hier in der Nähe sein? Ich kann zu Fuß dahin gehen, und die Chaise soll hier so lange warten, bis wir zurückkommen.' Wirklich schritt er rüstig durch die auf der Kuppe des Berges ziemlich hoch stehenden Heidelbeersträuche hindurch, bis zu dem wohlbekannten zweistöckigen Jagdhause, welches aus Zimmerholz und Bretterschlag besteht. Eine steile Treppe führt in den obern Teil desselben. Ich erbot mich,

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