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Frische und Einfachheit auszeichnet und lange mit Begeisterung gelesen wurde, namentlich von den Jüngern des Hainbundes. Es enthält aneinander gereihete, landschaftliche Bilder, wie sie der Frühling einem poetisch gestimmten Spaziergänger bietet, untermischt mit elegischen und moralischen Betrachtungen. Die Beobachtung ist scharf, der Ausdruck. treffend und einzelnes von reizender Schönheit. Weniger gelungen ist ihm das epische Gedicht „Cissides und Paches", in welchem zwei Freunde mit ihrer fleinen Schar gegen das Heer der Athener eine Burg verteidigen und durch ihren Widerstand und ihren Opfertod das Verderben des Vaterlands abwenden. Imponierend ist die stoische Größe und Pflichttrene, die Freundschaft und das Ehrgefühl der beiden Helden. Das Gedicht ist trotz seiner Schwächen den Tändeleien der Anakreontiker gegenüber immerhin bedeutsam genug und so recht aus der Zeit Friedrichs d. Gr. wie auch aus dem unbeugfamen Mute des edeln Kleist entsprungen.

*

Eine Lieblingsdichtung ist die kleine Idylle Irin" geblieben. Ihr lehrhafter Ton kennzeichnet sie als der Gellert-Gottschedschen Periode unserer Litteratur angehörend. Die Sprache ist edel und einfach, aber mehr poetische Prosa, als eigentliche Poesie. An einigen Stellen hat der Dichter von der Bersonifikation einen wirksamen Gebrauch gemacht, so z. B. wenn er das Laub der Espe ein „furchtsames“ nennt und das leise Geräusch desselben ein Flüftern", oder wenn er vom Sturmwinde sagt, er tauchte ins Meer die Flügel und schüttelte dann eine See herab". Die Schilderung des vom Sturm aufgeregten Meeres ist überhaupt sehr anschaulich. Die einfache Sprache der Idylle unterscheidet sie vorteilhaft von dem manierierten Stile der überschwenglichen und weinerlichen Schäferidyllen Geßners, die zur Sentimentalitäts-Zeit unserer Litteratur sehr beliebt waren.

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Umringt von seiner frohen Brut,
Sich in den roten Wiederschein
Des Himmels tauchen! Sieh, er schifft,
Zieht rote Furchen in die Flut,
Und spannt des Fittichs Segel auf.
Wie lieblich flüstert dort im Hain
Der schlanken Espen furchtsam Laub
Am Ufer, und wie reizend fließt
Die Saat in grünen Wellen fort,
Und rauscht, vom Winde sanft bewegt!
O! was für Anmut haucht anizt
Gestad' und Meer und Himmel aus!
Wie schön ist alles! und wie froh
Und glücklich macht uns die Natur!

Ja, fagt' Irin, sie macht uns froh
Und glücklich, und Du wirst durch sie
Glückselig sein Dein Lebelang,
Wenn Du dabei rechtschaffen bist;
Wenn wilde Leidenschaften nicht
Von fanfter Schönheit das Gefühl
Verhindern. Geliebtester!
Ich werde nun in kurzem Dich
Verlassen und die schöne Welt,
Und in noch schönern Gegenden
Den Lohn der Redlichkeit empfahn.
O! bleib' der Tugend immer treu
Und weine mit den Weinenden
Und gieb von Deinem Vorrat gern
Den Armen. Hilf, so viel Du kannst,
Zum Wohl der Welt. Sei arbeitsam,
Erheb' zum Herren der Natur,
Dem Wind und Meer gehorsam ist,
Der alles lenkt zum Wohl der Welt,

Den Geist. Wähl' lieber Schand' und Tod,

Eh' Du in Bosheit willigest.

Ehr', Ueberfluß und Pracht ist Tand;

Ein ruhig Herz ist unser Teil.
Durch diese Denkungsart, mein Sohn,
Ist unter lauter Freuden mir
Das Haar verbleichet. Und wiewohl
Ich achtzigmal bereits den Wald
Um unsre Hütte grünen sah,
So ist mein langes Leben doch
Gleich einem heitern Frühlingstag

Vergangen unter Freud' und Lust.
Zwar hab' ich auch manch Ungemach
Erlitten. Als Dein Bruder starb,
Da flossen Thränen mir vom Aug',
Und Sonn' und Himmel schien mir schwarz.
Oft auch ergriff mich auf dem Meer
3m leichten Kahn der Sturm und warf
Mich mit den Wellen in die Luft;
Am Gipfel eines Wasserbergs

Hing oft mein Kahn hoch in der Luft,
Und donnernd fiel die Flut herab,
Und ich mit ihr. Das Volk des Meers
Erschrat, wenn über seinem Haupt
Der Wellen Donner tobt', und fuhr
Tief in den Abgrund; und mich dünkt',
Daß zwischen jeder Welle mir
Ein feuchtes Grab sich öffnete.

Der Sturmwind tauchte dann ins Meer
Die Flügel, schüttelte davon
Noch eine See auf mich herab.
Allein bald legte sich der Zorn

Des Windes, und die Luft ward hell,
Und ich erblickt' in stiller Flut
Des Himmels Bild. Der blaue Stör
Mit roten Augen sahe bald

Aus seiner Höhl' im Kraut der See
Durch seines Hauses gläsern Dach,
Und vieles Volk des weiten Meers
Tanzt auf der Flut im Sonnenschein;
Und Ruh' und Freude kam zurüc

In meine Brust.
Das Grab auf mich.

Itt wartet schon

Ich fürcht' es nicht.

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Stieg aus der See, sie ruderten
Gemach der Heimat wieder zu.

Irin starb bald. Sein frommer Sohn
Beweint' ihn lang', und niemals kam
Ihm dieser Abend aus dem Sinn.
Ein heil'ger Schauer überfiel
Ihn, wann ihm seines Vaters Bild
Vors Antlig trat. Er folgete
Stets dessen Lehren. Segen fam
Auf ihn. Sein langes Leben dünft'
Auch ihm ein Frühlingstag zu sein.

Der Reiz dieser einfachen, lieblichen Idylle beruhet zunächst in dem harmonischen Einklange des Naturlebens mit dem Menschenleben. Beides ist vortrefflich in wechselnden Bildern gezeichnet, wodurch die Eintönigkeit vermieden ist. Die landschaftliche Staffage ist keine tote Scenerie, sondern ist auf die wohlthuendste Weise innig mit den Em= pfindungen der Personen verschmolzen worden. Fassen wir zuerst die Zeit ins Auge, in welche der Dichter die Scene, die er uns vorführt, gelegt hat, so müssen wir gestehen, er hätte keine glücklichere Wahl treffen können, als den sinkenden Tag. Der stille Frieden, welchen der Abend über die Natur ausbreitet, stimmt von selbst ernst und ladet unwillkürlich das menschliche Gemüt zur Einkehr in sich selbst, zu Rückblicken in die Vergangenheit und zur Vorschau in die Zukunft ein. Die Gefühle werden am Abend seelenvoller; es ist, als ob man alles inniger genösse, zumal in der Einsamkeit. Die Stimmung des Vaters wie des Sohnes ist somit auf die natürlichste und ungezwungenfte Weise motiviert. Wie der stille Frieden des sinkenden Tages mit der Stimmung der Personen harmoniert, so harmoniert damit auch das Landschaftsbild, welches den Hintergrund des Ganzen bildet. Nirgends ist Kampf und Aufruhr, überall Änmut und Ruhe. Wolkenlos breitet sich der Himmel mit seiner heitern Bläue über ein ruhiges Meer, auf dem sorglos der Schwan mit seiner frohen Brut dahinzieht. Freudig schüttet die Sonne zum Abschiede ihren ganzen Glanz über die ruhige Fläche. Lieblich flüstert der Wind in den Bäumen am Gestade; leise bewegt sich die Saat in grünen Wellen, vom Winde sanft bewegt. Das ganze liebliche Schöpfungsbild ist ein Ausdruck des Friedens und des Frohsinns und wohl geeignet, alle Schatten des Geistes zu zerstreuen. Mit innigem Entzücken hängt der Blick des Jünglings, den der Vater gelehrt hat, auf jede Schönheit der Natur zu merken, an der Landschaft; preisend giebt er seinen Empfindungen in Worten Ausdruck und schließt seine Rede in arkadischer Beseligung mit dem Ausrufe:

O! was für Anmut haucht anizt
Gestad' und Meer und Himmelˇaus!
Wie schön ist alles! und wie froh
Und glücklich macht uns die Natur!

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Diese Worte enthalten die Veranlassung zu der nun folgenden Belehrung. Der Vater, der an der ernsten Schwelle des Lebens steht und ein Vorgefühl des nahen Todes hat, benußt die feierliche Stimmung des Sohnes, um ihm seine letzten Wünsche wie ein heiliges Vermächtnis tief und unauslöschlich ins Herz zu senken. Das Glück, welches der Sohn jest empfindet, und welches der Vater sein ganzes Leben hindurch genossen hat, möchte er seinem lieben Kinde unverlierbar erhalten wissen. Dieses Glück aber fann nur dem zu teil werden, der mit sich und mit andern in Frieden lebt und sich nicht dem Begehren wüster Leidenschaften hingiebt, die Auge und Herz von der Natur abziehen, auch von der schönsten. *) Darum sind seine ernsten Worte eine Mahnung zur Tugend und Frömmigkeit und zwar zu einer solchen, die sich bethätigt in der Menschenliebe, im Fördern des Gemeinwohls, in Arbeitjamkeit und in glaubensstarker Zuversicht zu dem Herrn der Schöpfung, wodurch in das Herz ein Friede zieht, der auch die Pforten zu den Freuden der Natur allezeit offen erhält. Die Wahrheit dieser Worte hat der greise Fischer an `sich selbst erfahren. Sein langes Leben ist ihm gleich einem heitern Frühlingstage vergangen, unter Freud' und Lust. Zwar haben trübe und angstvolle Stunden mit ihrem seelenbelastenden Drucke nicht gefehlt, aber es kam doch stets wieder Freude und Zufriedenheit in seine Brust, weil der Friede und die Ruhe nicht aus seinem unverdorbenen Herzen gewichen waren. Ruhig sieht er auch dem Tode ins Antlitz; er fürchtet ihn nicht.

Am Schlusse der Idylle hat das Landschaftsbild sich verändert. Die Sonne ist hinabgesunken und „die Nacht aus der See gestiegen". Wie die Natur, so ist auch die Stimmung der beiden Redenden ernster geworden. Dem Sohne stehen die Thränen im Auge. Noch nie mochte der Gedanke, daß er den geliebten Vater verlieren könne, so nahe an ihn herangetreten sein, als in diesem feierlichen Augenblicke des scheiden= den Tages. Weinend umfaßt er den Greis, als könnte er nicht von ihm lassen. Und er hat nicht von ihm gelassen. Bis zum letzten Atem= zuge ist er seinen Lehren und seinem Beispiele treu geblieben. Sein langes Leben dünkt auch ihm „ein Frühlingstag zu sein“.

Die weiche, elegische Stimmung, welche über dem Gedichte schwebt, hat in der schwermütigen Schlußscene nicht allein ihren Grund, sondern ift überhaupt jedem tieferen Naturgefühl eigen und der Idylle ganz angemessen, die ja aus der Sehnsucht nach einem verloren gegangenen Glück, welches der Mensch im engsten Zusammenhange mit der Natur genoß, entquillt. Nach diesem Glücke sehnte sich auch Kleist mitten im Getümmel des Krieges. Wie will ich," schrieb er an Gleim, „Kohl pflanzen und Alleeen, Hecken und Blumen, wenn der Krieg vorüber ist. Mein Feld und meine Gärten sollen mich schon ernähren." Freude sollte ihm nicht zu teil werden.

"

* Der schöne Frühling lacht ihm nicht,
Ihm lacht tein Ährenfeld.

Hölty.

Diese

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