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Wie in Irin", so erhob sich unser Dichter auch in dem beschreibenden Gedichte der Frühling" über seine Zeitgenossen. Das Gedicht fand, wie schon erwähnt, enthusiastischen Beifall und verdiente ihn auch in jener Zeit. Es war," wie Vilmar bemerkt, „einer der ersten herzhaften Schritte aus der Stubenpoesie in die Dichtung der warmen, lebendigen Wirklichkeit, in die frische, blühende Natur hinaus, und ein bezeichnender Zug für die Richtung jener Zeit, die bemühet war, alle traditionelle und verkünftelte Kultur von sich abzustreifen, um in der Einsamkeit eines idyllischen Landlebens ganz sich selbst und dem ungestörten Spiele seiner Empfindungen zu leben." Dieser Zug des Herzens, der Kleist in die Arme der Natur führte, war es denn auch, den die Jünglinge des Göttinger Dichterbundes noch in den siebenziger Jahren aus dem Frühling" heraus empfanden, wenn sie ihn lasen wie Voß berichtet, unter dem blühenden Apfelbaum, wo die Nachtigall singt, die Taube girrt und die Blüten auf die Blätter des Buches fallen“.

Themen.

1. Gleim und Gellert.
(Eine Vergleichung.)

Beide Dichter haben in der anmutigen Form der Fabel und der poetischen Erzählung eine Reihe von Gedichten geliefert, die den Zweck haben, die Menschen zu belehren und zu bessern. Am ansprechendsten find die Dichtungen Gellerts. Seine eigentümliche Manier, die uns noch heute anmutet. Unterschied der Fabeln Gellerts und Gleims von den Fabeln Lessings. Die Kriegslieder Gleims. Wodurch er zu den= felben angeregt wurde und weshalb Gellert dieselben nicht pflegen konnte. Eine Vergleichung des Lebens beider Dichter.

2. Irin.

(Ein Charakterbild.)

Irin ist ein hochbetagter Fischer. Sein Beruf hat ihn das ganze Leben hindurch mehr mit der Natur, als mit dem Treiben der Menschen in Berührung gebracht. Dadurch ist er vor manchen Irrungen und vor manchen Konflikten bewahrt geblieben.

Er ist eine Achtung gebietende Persönlichkeit: noch im hohen Alter rüftig und thätig, auch geistig noch frisch; zeigt im 80. Jahre noch ein reges Interesse für die Schönheiten der Natur.

Sein religiöser Sinn: dieser hat ihn mit mutigem Gottvertrauen erfüllt nicht nur bei seiner oft gefahrvollen Berufsarbeit, sondern auch bei Schicksalsschlägen in seiner Familie.

Sein teilnehmendes Herz gegen andere, deren Wohl und Wehe ihm nicht gleichgiltig ist.

Seinem Sohne ein Muster und Vorbild in allen Stücken.

Er kann mit Zufriedenheit auf sein gegenwärtiges, wie auf sein vergangenes Leben blicken und kann dem Tode ohne Furcht ins Auge schauen.

3. Klopstock.

In der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts tam die Poesie, mit Ausnahme weniger Dichtungen, über anakreontische Lieder, Fabeln und poetische Erzählungen nicht hinaus. Den meisten Dichtern dieser Zeit war die Dichtkunst eine anmutige, schöne Wissenschaft, um die Menschen zu belehren und zu ergögen, eine Wissenschaft des Zierlichen und Wißigen, die man erlernen könne, wenn man die Regeln derselben fich aneigne. Klopstock war es, der diese Ansicht von der Poesie, wie die engen Grenzen, in welchen sie sich bewegte, nach Inhalt und Form mit Erfolg durchbrach und sie von den lähmenden Fesseln der Gottschedschen Schule befreiete; er war es, welcher nicht nach den nüchternen Doktrinen einer Poetit, sondern aus dem tiefsten Innern seiner markigen, von hohem Selbstgefühl getragenen Persönlichkeit dichtete; er war es, der einen idealen Zug in die Poesie brachte und sie dadurch in neue Bahnen lenkte. Jest galt es nicht mehr, in Fabelstoffen und poetischen Erzählungen Klugheitsregeln und Lebensweisheit mitzuteilen, nicht mehr für den häuslichen Kreis und den geselligen Verkehr zu dichten: es waren ganz andere Ziele, die das dichterische Streben Klopstocks er= füllten. Gott und Christus, Freiheit und Deutschheit, Natur und Ge= schichte, Unsterblichkeit und Weltgericht, Freundschaft und Liebe waren die Ideale, zu deren Höhe er führen wollte. Zwar hatten die Anafreontiler auch schon von Freundschaft und Liebe gesungen, aber mit diesen Empfindungen mehr getändelt und gescherzt, als sie geadelt. Klopstock gab ihnen eine höhere, eine religiöse Weihe, und besang sie im hohen Stil, der allen seinen Dichtungen eigen ist. Aber nicht nur, daß er aus dem tiefsten Innern seines feierlich gestimmten Gemüts zu den höchsten Idealen strebte, mit dem Feuer seiner Muse schuf er gleichzeitig auch eine Sprache für die Poesie, die sich in ihrer Ausdrucksweise wesentlich von der bisherigen unterschied und über sie erhob, und dieses ist sein Hauptverdienst. Er hatte für die musikalische Seite der Sprache ein feines Ohr und entdeckte in ihr eine Fülle, eine Schönheit und Kraft, von der man früher teine Ahnung gehabt hatte. Neu gebildete Wörter, Hühne Wortverbindungen und Wortzusammensetzungen, erhabene Bilder und ungewöhnliche Personifikationen, neue Versmaße und neue Strophenbildungen famen durch ihn in Gebrauch. Es war, als ob die deutsche Sprache in ihm ein neues Herz und eine neue Seele erhalten habe.

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Durch sein königliches Beispiel" wirkte er mehr, als hundert Grammatifer hätten wirken können. Nur Luther ist ihm in dieser Beziehung an die Seite zu setzen. Eine solche aus der Tiefe der Empfindung hervorquellende, in glänzenden Strahlen sich erhebende Poesie hatte Deutschland noch nicht vernommen. Begeistert schrieb Kleist an Gleim, als er die ersten Gefänge des Messias gelesen hatte: „Solche Poesie und Hoheit des Geistes war ich mir von keinem Deutschen vermutet." In dem engen Zeitraume eines Menschenalters rief Klopstock eine Revolution in der Poesie hervor, deren Folgen sich lange bemerkbar machten. Wenn auch die weitere Litteraturbewegung ohne Klopstocks unmittelbares Eingreifen geschah, wenn auch seinem kühnen Wollen nicht immer das entsprechende Können folgte, und er schon zu seiner Lebenszeit den er= rungenen Ruhm wieder schwinden sah, so hat er doch der Litteratur würdige Ziele gezeigt und Wege zu einer besseren Behandlung gebahnt.

Die Ode, dieser Kulminationspunkt aller lyrischen Poesie, war vor ihm noch nie in der Mannigfaltigkeit gehandhabt worden. Sie ist seine eigentümlichste Gattung, die ihn bis ans Ende seines Lebens begleitete. Am schönsten sind ihm diejenigen gelungen, in welchen er seinem kühn aufquellenden Genius nicht die Fesseln antiker Versmaße anlegte, sondern ganz dem freien, uneingeschränkten Fluge seiner Gedanken in ungebundenen Rhythmen ohne strophische Gleichmäßigkeit folgte, wie dies z. B. in der Frühlingsfeier" geschehen ist. Als höchste Kunstform galt ihm jedoch nicht die Ode, sondern das Epos. Getragen von dem richtigen Gefühl, daß unsere Poesie auch in ihren Stoffen einer vaterländischen Grundlage bedürfe, wenn sie die klassische Höhe anderer Völker erreichen sollte, wollte er einen nationalen Stoff, Kaiser Heinrich I., zu einem Epos verarbeiten, ließ ihn jedoch wieder fallen und wählte den universelleren, die Messiade. Für das Epos wie für das Drama ging ihm indes die Befähigung, wie das Verständnis ab, und niemandem fann es in den Sinn kommen, seine Leistungen auf diesem Gebiet zu dem Höchsten zu rechnen, was die Poesie geschaffen hat. Derselbe Trieb nach dem Schrankenlosen, Unendlichen, der ihn bewog, das Epos allen andern Gattungen der Dichtkunst vorzuziehen, trieb ihn auch zur Messiade, einem Stoffe, der über alle Schranken des Menschlichen und Irdischen hinausliegt, in dem der ganze Himmel in aller seiner Herrlichkeit bis in das Allerheiligste sich aufthut. In der Mesfiade wollte er dem deutschen Volke eine Nationaldichtung geben, mit der es kühn in die Schranken treten und mit andern Völkern sich messen könnte. Was in derselben bleibenden Wert behalten wird, das sind die lyrischen Partieen. Wir dürfen nicht vergessen, wollen wir gerecht sein, daß wir es mit einer erst werdenden Litteratur zu thun haben, und daß wir an den ersten Aufschwung derselben nicht schon einen strengen, wenigstens keinen verurteilenden Maßstab anlegen dürfen. Die Emancipation führt nie gleich zu dem Richtigen. Klopstock fand alle bisherige Poesie seicht, nüchtern und armselig. Das Haupthindernis

zum Beffern schien ihm der von den Franzosen überkommene, eintönige Alexandriner und der Gebrauch des Reims zu sein. *) Zu der stolzen Höhe, auf welche sich durch ihn Deutschlands Poesie hinaufschwingen follte, konnte nach seiner Meinung allein der mächtige Flügelschlag antiker Rhythmen führen, vorzüglich das Versmaß der horazischen Oden. Die Rhythmen derselben wurden daher die Form, in welche er seine edlen, starken und kräftigen Empfindungen goß, wurden aber auch vielfach eine neue Fessel seiner Gedanken, wodurch zugleich das Verständnis seiner Oden oft so erschwert wurde, daß es eines andauernden Grübelns bedarf, um den Sinn zu entdecken, als hätte man es fast mit einer fremden Sprache zu thun. So geschah denn das Unvermeidliche auch hier; es

*) Der Alexandriner ist ein sechsfüßiger, jambischer Vers, der nach dem dritten Fuße durch eine Cäsur in zwei Hälften geteilt wird und paarweise Reime hat, abwechselnd weibliche und männliche (~-~-~-~-~-~-). Er stammt aus Frankreich und hat seinen Namen entweder von einem altfranzösischen Gedichte, dessen Held Alexander d. Gr. gewesen, oder von einem Dichter Alexandre (c. 1200). Nach Deutschland kam er in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts durch Opit, der es unternahm, die völlig verwilderte deutsche Metrik_wieder auf feste Regeln zurückzuführen. Die Dichter seiner Zeit zählten, ohne einen strengen Rhythmus innezuhalten, einfach nur die Zahl der Silben im Verse, unbekümmert um einen regelmäßigen Wechsel von Hebung und Senkung, von Länge und Kürze. Statt der Silbenzählung führte Opis die Silbenmessung nach Accent und Betonung ein und verdrängte den heruntergekommenen Knittelvers durch den Alexandriner. Dieser Nationalvers der Franzosen hat über ein Jahrhundert lang in allen Gattungen unserer Boesie geherrscht, besonders in der epischen und dramatischen, aber auch in lehrhaften und beschreibenden Gedichten. Selbst bei Kirchenliedern wurde er angewandt; z. B. Gott, du frommer Gott, du Brunnquell guter Gaben“ von Herrmann, ferner bei dem Dankliede nach Beendigung des 30jährigen Krieges: Nun danket alle Gott" von Ninkart.

Auf die Monotonie, welche der Alexandriner (Herder nannte ihn das Hackbrett) der Poesie in der deutschen Sprache verleihet, namentlich bei einem langen Gedichte, hat Breitinger zuerst aufmerksam gemacht. Auch unterzog er den Reim einer Kritik; er nannte gereimte Verse einen alten Kirmeß-Tanz, wo die Personen bei bestimmten Pausen aus Freudebezeigung in die Hände flatschen. Beides ist nicht ohne Einfluß auf Klopstock gewesen, der schon als Schüler die Streitschriften zwischen Breitinger und Gottsched las, die er, wie er selbst erzählt, neben Homer und Virgil liegen hatte. Klopstock verdrängte den Alexandriner durch den Hexameter. den indes schon Kleist in der Poesie angebahnt hatte, und den dann später Voß in der Luise und Goethe in Hermann und Dorothea zur Geltung brachte, während Lessing den fünffüßigen Jambus für das Drama einführte. Der Bruch mit dem Formalismus, der feit Opitz vorgeherrscht und in Gottscheb eine Art Höhepunkt erreicht hatte, ward durch Klopstock_zur entscheidenden That. Breitinger hat auch auf die Bersformen der Poesie unserer mittelalterlichen Dichtungen aufmerksam gemacht, an die man naturgemäß hätte wieder anknüpfen sollen, um volkstüm lich zu werden. Klopstod nahm die altklassischen Versformen der Griechen und Römer zum Vorbilde; Goethe dagegen hat den alten, treuherzigen Knittelvers, der ohne ftrophische Gliederung durch start hervortretende Reimpaare fich geltend macht, in einigen Dichtungen, wie z. B. in „Hans Sachsens poetische Sendung, auch in Stellen des „Faust" wieder zu Ehren gebracht, Uhland die Nibelungenftrophe und Jordan sogar den alten Stabreim.

fehlte bei der Emancipation nicht an Übertreibungen. Der tiefe Unwille über die Verstandesdürre und Prosa der bisherigen Poesie ließ das hohe Pathos Klopstocks in das entgegengesetzte Extrem verfallen, er wurde nicht selten unverständlich und schwülstig; das handwerksmäßige Klingeln und Klappern mit Reimen brachte ihn zum gänzlichen Verwerfen desselben. Jedes Wort sollte bedeutend und charakteristisch wirken, alles über das Gewöhnliche sich erheben. Auch das Unbedeutende ward mit einer gewissen religiösen Feierlichkeit ausgedrückt, jede Breite und Bequemlichkeit verworfen. Infolge dessen wurde vieles gezwungen oder überschwenglich. Abgedrängt von dem Boden gesunder Entwickelung, suchte er eine Heimat in der Welt der Ideeen. Die großen Ereignisse des siebenjährigen Krieges, auf welche die Augen von ganz Europa gerichtet waren, rührten ihn nicht. Dieser Mangel an Sinn für das Reale ist von großem Nachteil für die Schöpfungen Klopstocks gewesen. Da ihm die Wirklichkeit kein wahrhaftes Leben zu bieten schien, so regte er aus übersinnlichen Quellen allgemeine Empfindungen und Gefühle an, ohne ihnen den Schein der Wirklichkeit geben zu können, ohne den Sinn mit der ruhigen Gegenwart eines Objekts zu erquicken. Anstatt das Leben poetisch zu verklären, strebte er aus der Wirklichkeit des Lebens hinaus. Je mehr daher in unserm Nationalleben die reale Welt zu ihrem Rechte gelangte, desto mehr nahm die Gewalt ab, die Klopstocks Poesie über die Gemüter geübt hatte. Schon Lessing gab durch seine Minna von Barnhelm, Gleim durch seine Kriegslieder, Goethe durch seinen Göß der Poesie reale Stoffe. Leider ist man auf dem Wege, das Nationale zum Gegenstande der Poesie zu machen, nicht so fort geschritten, wie diese Anfänge vermuten ließen.

Ist nun auch Klopstock in seinen Dichtungen durch die späteren Leistungen in den Schatten gestellt worden, so bleibt ihm doch das ungeheure Verdienst, daß er der erste war, der auf dem Gebiete der Poesie das erstorbene Selbstgefühl weckte, das Vertrauen auf die eigene Kraft stärkte und unsere große, klassische Litteraturepoche anbahnte. Ihm erschien für die Größe und den Ruhm Deutschlands als das Wichtigste die That des Geistes. Mit hohem, stolzem Sinn vertrat er daher seinen Zeitgenossen gegenüber die deutsche Muse und erinnerte die deutsche Nation daran, daß sie sich in ihrer poetischen Begabung allen Völkern der Erde, selbst dem, von ihm so hochgefeierten britischen ebenbürtig zur Seite stellen könne. Unter den Oden, die diesen nationalen Em= pfindungen einen hehren Ausdruck geben, erwähne ich nur die Ode: Wir und Sie" und die hier folgende:

Die beiden Musen.

1. Ich sah -o sagt mir, sah ich, was jezt geschieht?
Erblidt' ich Zukunft? mit der britannischen

Sah ich in Streitlauf Deutschlands Muse
Heiß zu den krönenden Zielen fliegen.

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