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2. Zwei Biele grenzten, wo sich der Blick verlor,
Dort an die Laufbahn. Eichen beschatteten
Des Hains das eine; nah dem andern
Weheten Palmen im Abendschimmer.

3. Gewohnt des Streitlaufs, trat die von Albion
Stolz in die Schranken, so wie sie kam, da sie
Einst mit der Mäonid', und jener

Am Kapitol in den heißen Sand trat.

4. Sie sah die junge, bebende Streiterin ; Doch diese bebte männlich, und glühende, Siegeswerte Röten überströmten

Flammend die Wang', und ihr goldnes Haar flog. 5. Schon hielt sie mühsam in der empörten Brust Den engen Atem; hing schon hervorgebeugt Dem Ziele zu; schon hub der Herold

Ihr die Drommet', und ihr trunfner Blick schwamm

6. Stolz auf die Kühne, stolzer auf sich, bemaß
Die hohe Britin, aber mit edlem Blick,
Dich, Thuistone! „Ja, bei Barden

"

Wuchs ich mit dir in dem Eichenhain auf;

7. Allein die Sage kam mir, du seist nicht mehr! Verzeih', o Muse, wenn du unsterblich bist,

"

„Verzeih', daß ich's erst jego lerne;

,,Doch an dem Ziele nur will ich's lernen!

8. Dort steht es! Aber siehst du das weitere

"

"

Und seine Kron' auch? Diesen gehaltnen Mut,
Dies stolze Schweigen, diesen Blick, der
„Feurig zur Erde sich sentt, die kenn' ich!

9. Doch wäg's noch einmal, eh' zu gefahrvoll dir
„Der Herold tönet. War es nicht ich, die schon
,,Mit der am Thermopyl die Bahn maß?
,,Und mit der hohen der sieben Hügel?"

"

10. Sie sprach's. Der ernste, richtende Augenblic
Kam mit dem Herold näher. Ich liebe dich!"
Sprach schnell mit Flammenblick Teutona,
„Britin, ich liebe dich mit Bewundrung!

11. Doch dich nicht heißer, als die Unsterblichkeit

"

„Und jene Palmen! Rühre, dein Genius
„Gebeut er's, sie vor mir; doch fass' ich,
Wenn du sie faffest, dann gleich die Kron' auch.

12. Und

o wie beb' ich! o ihr Unsterblichen!
,,Vielleicht erreich' ich früher das hohe Ziel!
„Dann mag, o dann an meine leichte
Fliegende Locke dein Atem hauchen!“

13. Der Herold klang! Sie flogen mit Adlereil'.
Die weite Laufbahn stäubte wie Wolken auf.
Ich sah: vorbei der Eiche wehte

Dunkler der Staub, und mein Blick verlor sie!

In diesem patriotischen Weihgesange läßt Klopstod die deutsche Muse mit der englischen einen Wettlauf anstellen. Es gilt, die Ehre des deutschen Namens zu retten. Ohne zu entscheiden, wer den Sieg davon trägt, bleibt es doch nicht zweifelhaft, daß Thuiskone sich mit der hohen Britin messen kann. Der Dichter legt dies nicht in nüchternen Reflexionen dar, sondern im erhabenen Schwunge der Begei= sterung verkündet er jauchzend der Welt, was er geschauet. Das Ganze ist nämlich als Vision dargestellt, die sich durch eine Fülle persönlichen Lebens auszeichnet. Die Zeit, in welche Klopstock den WettLauf verlegt, ist die stille, feierliche Abendstunde, die unserm Dichter vorzugsweise geweiht zur Dichtung war. Zwei Ziele find's, um welche die beiden Musen in langem, schwerem Wettlauf ringen, ein näheres, von Eichen beschattet, und ein ferneres, durch wehende Palmen bezeichnet. Die Eiche, als Sinnbild der weltlichen Poesie, ist als das nähere und darum leichter zu erreichende Ziel hingestellt, weil Klopstock der weltlichen Dichtung nicht einen so hohen Wert beilegte, als der religiösen, die ihm die Krone aller Dichtungen war, wie er denn auch seinen ursprünglichen Plan, einen Helden aus der deutschen Geschichte zu verherrlichen, aufgab und, angeregt durch Miltons verlorenes Paradies, mit diesem in seiner Messiade um die Palme des religiösen Epos rang. *)

Schon da mein Herz

*) In der Ode „Mein Vaterland" heißt es:
Früh hab ich dir (Vaterland) mich geweiht.
Den ersten Schlag der Ehrbegierde schlug,
Ertor ich, unter den Lanzen und Harnischen
Heinrich, deinen Befreier, zu singen.

Allein ich sah die höhere Bahn,

Und entflammt von mehr, denn nur Ehrbegier,
Zog ich weit sie vor. Sie führt hinauf

Zu dem Vaterlande des Menschengeschlechts.

Es ist gewiß nicht zufällig, daß Klopstock Heinrich I. aufgab und sich der Mesfiade zuwandte. Seiner ganzen Geistes- und Gemütsrichtung nach zum lyrischen Dichter bestimmt, würde die epische Behandlung eines rein historischen Stoffes ihm noch bei weitem weniger geglückt sein, als die Messiade. Für das Reale fehlte der Glut seines Pathos, wie schon gesagt, die ruhige Empfänglichkeit; seine Sphäre war die religiöse Welt mit ihren ewigen, unsichtbaren Mächten.

Dem Wettlaufe geht die Einführung der beiden Musen und ein Zwiegespräch derselben vorauf, das sich auf den bevorstehenden Kampf bezieht und zugleich den Charakter der Kämpfenden darlegt. Neidlos, aber im Bewußtsein der bereits erprobten Kraft, tritt mit selbst= gewissem Stolz die Muse von Albion in die Schranken. Daß ihr Stolz nicht ohne Berechtigung ist, hat der Dichter angedeutet, indem er hinzufügt, daß sie bereits mit der homerischen (der Mäonide) und mit der virgilischen in heißem, schwerem Kampfe gerungen habe. Ihre junge Mitstreiterin, die sich solcher Triumphe nicht rühmen kann, indem sie zum ersten Male in die Schranken tritt, bebt, aber nicht aus Zaghaftigkeit, sondern vor ungeduldiger Sehnsucht, daß ihre Hoffnung zur Wahrheit werde. Erwartungsvoll hebt sich ihre Brust, glühende Röte übergießt flammend die Wangen, das herabwallende, goldgelbe Haar wehet im Abendwinde. Trunkenen Blickes schauet sie schon im Geiste, wie der Herold für sie die Trommete hebt, um ihren Sieg zu verkünden (Str. 5). Kaum kann sie den Augenblick erwarten, daß das Zeichen zum Wettkampfe gegeben wird. Treffend hat der Dichter diesen Kampfesmut der Thuiskone gezeichnet. Ihre Erscheinung hat bei aller Bescheidenheit etwas Imponierendes, so daß selbst die Britin ihre Achtung und ihre Freude nicht bergen kann. Der gehaltene Mut der jungen Mitstreiterin, ihr stolzes Schweigen, ihr Blick, der feurig zur Erde sich senkt, sind der Britin Zeichen eines edlen Selbstgefühls. Sie freuet sich der Geistesverwandtschaft, wie der gleichen Abstammung mit ihr und bittet um Verzeihung, daß sie von ihr nicht gleich erkannt worden sei, fann jedoch nicht umhin, sie auf die Kühnheit aufmerksam zu machen, mit ihr, die bereits ruhmvoll mit der griechischen und der römischen Muse gestritten, den Kampf um die Krone aller Poesie zu wagen. „Erwägs noch einmal," spricht sie zu der Kühnen, damit nicht, beschämend für dich, mir der Sieg verkündet wird. In diesem entscheidenden Augenblicke tritt der Herold heran. Die letzten Worte der Britin haben, statt zurückzuschrecken, vielmehr dazu beigetragen, den Kampfesmut der zwar schüchternen, aber unverzagten jungen Thuiskone von neuem zu beleben. Höher hebt sich ihre Brust, glühende Begeisterung spricht aus ihren Blicken und bricht das lange Schweigen. Nicht eitle Ehrsucht ist es, die sie mit der Britin ringen heißt, sondern warme Vaterlandsliebe. Den deutschen Namen auch in der Gesangeskunst geachtet und unsterblich zu machen, das ist der heiße Drang ihres Herzens, der sie den Wettkampf aufnehmen und die Hände flehend zu den Unsterblichen emporheben heißt (Str. 12). Und es ist ihr unzweifelhaft, daß sie nicht weit hinter der Mitstreiterin zurückbleiben werde, ja sie giebt sich sogar der freudigen Hoffnung hin, einen Augen

Übrigens hatte das deutsche Volk bereits ein nationales Epos, gewaltig und groß, das Nibelungenlied. Es lag unter dem Staube der Archive in den Klosterzellen, als Klopstock nach einem nationalen Epos sich sehnte. Man wußte nicht einmal, daß wir schon eine große Litteraturepoche gehabt hatten.

blick vor ihr den Siegespreis (die Krone) zu ergreifen. Den Ausgang läßt der Dichter mit Recht unentschieden, weil ihm bei dem Wetttampfe sein eigenes Ringen mit der Muse Miltons, sowie mit den zu seiner Zeit berühmtesten Dichtern Englands, Young und Richardson, vorschwebte. Wie der Schluß des Gedichtes, so deutet schon die An fangsstrophe auf die Zukunft, und es mußte allerdings erst ein Goethe und ein Schiller auftreten, ehe die Deutschen sich in Wahrheit den Engländern ebenbürtig zur Seite stellen konnten.

"

"

Das Versmaß, in welchem die Ode geschrieben ist, gehört den antiken Odenstrophen an, die Klopstock vorzugsweise pflegte und einführte. *) Es trug die Einführung derselben trotz der bezeichneten Nachteile nicht wenig dazu bei, sowohl die Biegsamkeit und den Wohl= laut unserer Sprache der hergebrachten, steifen Diftion entgegenzustellen, als auch durch das Anschmiegen an jene Versmaße neue Wortbildungen zu schaffen, wenn auch nicht geleugnet werden kann, daß es dabei ohne Künstelei und Dunkelheiten nicht immer abging. So ist z. B. der Ausdruck empörte Brust“ (Str. 5) für sich emporhebende Brust mehr als kühn und die Satverbindung: Rühre, dein Genius gebeut er's, sie (die Palme) vor mir" (Str. 11), statt berühre, wenn es dein Genius gebeut, sie vor mir, gesucht. Im übrigen ist die Sprache unserer Ode von schlagender Kraft, reich an kühnen und gedankenvollen Bildungen und Zusammenstellungen („der Herold tönt“, „der Herold flang", "Zukunft erblicken“, „der trunkene Blick schwamm“, „krönende Ziele") und das Versmaß ganz der freudigen Bewegung einer ahnungsvollen Hoffnung angemessen. Die beiden ersten Zeilen der Strophe beginnen mit einem kühn vordringenden Jambus von zwei Füßen, der mit einer Nachschlagsilbe endet, nach welcher eine Cäfur eintritt; nach dieser Pause sett der Vers seinen freudigen Lauf in muntern Daktylen fort, mäßigt ihn jedoch am Schluß, indem der zweite Daktylus mit einer Länge endet, die dem zu fühnen Vordringen einen Halt gebietet. Der dritte Vers ist ein vierfüßiger Jambus, ebenfalls mit einer Nachschlagsilbe in der Mitte, der vierte besteht aus zwei Daktylen und einer trochäischen Dipodie. Beide sind gewissermaßen eine weitere Ausführung der ersten Verse, so daß die ganze Strophe einen schönen symmetrischen Bau offenbart und ihr majestätischer Gang dem Inhalte ganz entspricht. **)

**) Eine Stelle der Ode: „Ja, bei Barden wuchs ich mit dir in dem Eichenhain auf" — ist noch insofern bezeichnend, als Klopstock annahm, daß einft in Deutschland ein besonderer Sängerftand, die Barden, exiftiert habe, und daß er unter dem Namen „Bardiete" eine Reihe neuer Gesänge in un

Unter den Oden und Elegieen Klopstocks sind diejenigen am an= sprechendsten, die uns sein edles, gefühlvolles Herz, seine zarten Empfindungen für Freundschaft und Liebe offenbaren. Klopstock war ein für die Freundschaft offenes und zugängliches Gemüt, dem sogar eine große Anzahl Freunde Bedürfnis war. Der Gedanke, diese durch den Lod zu verlieren und dann in der Welt allein dazustehen, war ihm einer der schrecklichsten.

Durch die poetische Verherrlichung seiner Freundschaftsbündnisse in hohen, schwungvollen Liedern bekam auch diese Seite des menschlichen Lebens größere Vertiefung und herzlichere Wärme, ebenso die Liebe, der er durch seine feierlichen Oden eine höhere religiöse Weihe gab. Hat er ihr doch sogar einen Plaß in der „Messiade“ neben den himm= lischen Mächten angewiesen. Dazu kam, daß seine eigene Liebe ganz das Gepräge eines seligen, man kann sagen, heiligen Bündnisses an sich trug. Seine „Meta" betete, wenn der Gatte an dem Messias arbeitete, für das Gelingen des Werkes. So wie Klopstock hatten die Anafreontifer die Liebe und die Freundschaft nicht befungen. Bei diefen waren jene Empfindungen mehr erkünstelt, gemacht; bei ihm waren sie „ein Selbsterlebtes, mit aller Glut ureigenster, tiefsinnigster Em= pfindung und einer so idealen Reinheit und Hoheit, daß alle fühlenden Seelen davon ergriffen und zur Nachfolge auf diesem Wege hingerissen

wurden".

Zu dem reichen Kranze derjenigen Dichtungen, welche der Freundschaft gewidmet sind, gehört außer dem Wingolf (der Ausdruck ist der Edda entkommen und bedeutet Tempel der Freundschaft), den Elegieen an Ebert, an Giseke u. s. w. auch die Ode „der Zürchersee". Sie ist zugleich ein schönes Denkmal von Klopstocks gesunder Freude am Leben und eine Frucht seines Aufenthalts in Zürich bei Bodmer, wo ihu zu Ehren eine Fahrt auf dem See veranstaltet wurde, an der eine aus

sere Litteratur einführte, die vielfach Nachahmungen fanden, namentlich von Denis und Kretschmann. Was wir mit Sicherheit von der ältesten Poesie der Deutschen wissen, beschränkt sich allein auf das, was uns der römische Geschichtsschreiber Tacitus um 100 Jahre n. Chr. darüber berichtet. Derfelbe fagt, daß die Germanen Lieder hätten, welche sie teils vor der Schlacht, teils beim fröhlichen Mahle anstimmten. In diesen Gesängen feierten sie Götter nnd Helden, insbesondere die Stammväter ihres Geschlechts, den Tuisto und dessen Sohn Mannus. Den Schlachtgefang nannten sie barritus. Bon diesen ältesten Dichtungen unserer Väter haben sich keine erhalten. Wie sehr Klopstock für diese alte Zeit Deutschlands schwärmte, beweisen nicht nur seine „Bardiete" und seine vaterländischen Dramen: „Die Hermannsschlacht", „Hermann und die Fürsten", „Hermanns Tod“, sondern auch diejenigen Oden, in denen er die früher von ihm gebrauchte griechische Mythologie durch die germanische übersetzte. Uns muten diese schattenhaften Gesänge gar fremb artig an. Noch fehlt der Sänger, welcher es versteht, die altnordische Mythologie so populär zu machen, wie die griechische es durch Schiller und Goethe geworben ift. Und doch fleckt in vielen deutschen Göttersagen eine Sinnigfeit, Keuschheit und Großartigkeit, welche den griechischen überlegen ist.

Gude's Erläuterungen. I. 7. Aufl.

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