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Um zu spannen, wendet er sehr oft eine abweichende Wortfolge an und läßt namentlich das Subjekt gern erst am Ende des Satgefüges auftreten. Man betrachte die zweite und dritte Strophe. In natür= licher Wortfolge würde die Saßfügung heißen: Süße Freude, komm von den Traubengestaden des Seees her, oder wenn du schon wieder zum Himmel aufflohst, so komm auf dem Flügel der Abendluft, komm und lehre mein Lied jugendlich heiter sein, wie du selbst es bist. Die Neigung zu langen Perioden (Str. 9-16), zu ungewöhnlichen Wendungen und Ellipsen tritt ebenfalls in unserer Ode hervor. Bei dem ihn fortreißenden Schwunge verlegt Klopstock dabei nicht selten die grammatische Richtigkeit. So z. B. Str. 6:

Hallers Doris", die sang, selber des Liedes wert,

Hirzels Daphne, den Kleist innig wie Gleimen liebt.

Der Sinn ist: Hirzels Gemahlin sang ein Lied von Haller, welches derselbe an seine Geliebte, die er unter dem Namen Doris feierte, ge= dichtet hatte. Unrichtig ist die Stellung des Pronomen ,,den", welches auf Hirzel zu beziehen ist. Noch sei zum Verständnis dieser Str. bemerkt, daß Klopstock der Gesellschaft Lieder von Hagedorn vorfang, dem gefeiertsten Lyriker der damaligen Zeit, dessen Gesänge durch Anmut und Leichtigkeit sich auszeichneten. Etwas verwickelt ist auch die Satund Wortfolge der Str. 8. Der Sinn dieser Strophe ist, daß die Freude sich ganz und voll der Gesellschaft bemächtigt hatte. Ein solcher Bollgenuß der Freude ist selten und nur dann möglich, wenn auch nicht einmal ein Gedanke störend auftaucht, das Herz also ganz dem Genusse des Augenblicks lebt und die Schattenseiten, deren das Leben so viele hat, ganz vergißt. Diese Freude ist eine Freude an der edlen „Menschlichkeit“ und der „Unschuld Gespielin“, d. h. vorzugsweise dem jugendlichen Alter eigen, in welchem der Mensch noch nicht in die Tiefen des Lebens geschauet hat und noch in die Welt blickt, als ob es in derselben keine Sorgen und Mißtöne, keine Konflikte und Reibungen gäbe.

Str. 11 und 12 erinnern an die geselligen, anakreontischen Zu= sammenkünfte, wie solche Klopstock fast einen ganzen Sommer hindurch bei Gleim in Halberstadt verlebt hatte. Nicht nur der Becher, sondern gewöhnlich auch das Haupt wurden bei solchen abendlichen Zusammen= fünften, die zuweilen bis zu Sonnenaufgang währten, mit „tauenden Rosen“ bekränzt, stets aber der Wein in geringem Maße genossen und die Freude mehr durch scherzhafte Lieder, welche man anfertigte, und durch weise Gespräche hervorgerufen, als durch den Genuß von Wein, was anwesenden Weintrinkern oft gar sonderbar vorkam.

Das Versmaß der Ode ist die asklepiadeische Strophe (Asklepiades, aus Samos gebürtig, um 300 v. Chr.), die Horaz in seinen Oden oft angewandt hat.

Die ersten zwei Verse sind einander gleich. Im dritten Verse kehrt die erste Hälfte der beiden ersten Verse, aber um eine schwache Silbe verlängert, wieder, der vierte Vers tönt mit einer vermehrten, starken Silbe aus. Angewandt ist dieses Versmaß in Höltys „Landleben", in Herders,Germania", in Fr. Stolbergs Gedichte der Harz", wie denn überhaupt die horazischen Versmaße eine Zeit lang eine Rolle spielten.

Über den Aufenthalt Klopstocks bei Bodmer sei noch bemerkt, daß der lettere in das schwärmerische Wesen und Treiben des viel jüngeren Freundes sich nicht zu finden vermochte, dieser aber auch nicht immer die Rücksichten, die ein Gast auf die Eigenheiten des Gastgebers stets zu nehmen hat, beobachtete. Bodmer hatte überdies unter dem Sänger des Messias eine Art Heiligen sich vorgestellt, der, abgewandt von den geselligen Freuden des Lebens, nur der Andacht lebe. Klopstock aber war bei aller feierlichen Würde zugleich eine lebensfrohe Natur, liebte ein ungebundenes Leben und die Kurzweil heiterer, aus Damen und Herren gemischter Kreise, wie dieses auch aus der besprochenen Ode hervorgeht. Dabei war er eine von hohem Selbstbewußtsein getragene Persönlichkeit, die nicht leicht sich in andere schicken, sondern ihren eigenen Weg gehen, und ein großer Freund körperlicher Übungen. Bis in sein spätes Alter liebte er das Schlittschuhlaufen, war er ein kühner Reiter, ein gewandter Schwimmer und schwelgte noch als Greis in seinen Dichtungen in der Ausmalung urdeutscher Kraft und Art. Alles dieses stimmte nicht zu dem Bilde, welches Bodmer sich von ihm gemacht hatte. Klagend schreibt er einem Freunde: „Er denkt nicht nach, was für ein gutes, großes Exempel der Messiasdichter der Welt schuldig ist." Auch verstimmte es ihn, daß die Messiasdichtung nicht weiter rückte während Klopstocks Aufenthalte in der Schweiz. Der Dichter blieb hier acht Monate, wohnte aber in der legten Zeit nicht mehr in dem schön an einem Berge gelegenen Hause Bodmers, der ihn gastlich aufgenommen und auch das Reisegeld gespendet hatte, sondern wohnte bei Freunden in der Stadt, da beide sich nicht in einander zu finden vermochten. Zu einer Freundschaft, wie Klopstock sie in seiner Ode „der Zürchersee“ feiert, fehlte zwischen ihm und Bodmer eine der Hauptbedingungen: das übereinstimmende Alter.

An Ebert.

Ebert, mich scheucht ein trüber Gedanke vom blinkenden Weine
Tief in die Melancholei!

Ach, du redest umsonst, vordem gewaltiges Kelchglas,

Heitre Gedanken mir zu!

5. Weggehn muß ich und weinen! vielleicht, daß die lindernde Thräne Meinen Gram mir verweint.

Lindernde Thränen, euch gab die Natur dem menschlichen Elend
Weis' als Gesellinnen 'zu.

10.

Wäret ihr nicht, und könnte der Mensch sein Leiden nicht weinen;
Ach! wie ertrüg' er es da!

Weggehn muß ich und weinen! Mein schwermutsvoller Gedanke
Bebt noch gewaltig in mir.

Ebert! sind sie nun alle dahin; deckt unsere Freunde
Alle die heilige Gruft;

15. Und sind wir, zween Einfame, dann von allen noch übrig!
Ebert! verstummst du nicht hier?

20.

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Sieht dein Auge nicht trüb' um sich her, nicht starr ohne Seele?
So erstarb auch mein Blick!

So erbebt' ich, als mich von allen Gedanken der bängste

Donnernd das erste Mal traf!

Wie du einen Wanderer, der, zueilend der Gattin

Und dem gebildeten Sohn

Und der blühenden Tochter, nach ihrer Umarmung schon hinweint,
Du den, Donner, ereilst,

25. Tötend ihn fassest und ihm das Gebein zu fallendem Staube
Machst, triumphierend alsdann

30.

Wieder die hohe Wolke durchwandelst: so traf der Gedanke
Meinen erschütterten Geist,

Daß mein Auge sich dunkel verlor, und das bebende Knie mir
Kraftlos zittert' und sank.

Ach, in schweigender Nacht ging mir die Totenerscheinung,
Unfre Freunde, vorbei!

Ach, in schweigender Nacht erblickt' ich die offenen Gräber
Und der Unsterblichen Schar!

35. Wenn mir nicht mehr das Auge des zärtlichen Giseke lächelt; Wenn, von der Radikin fern,

40.

Unser redlicher Cramer verwest; wenn Gärtner, wenn Nab'ner
Nicht sokratisch mehr spricht;

Wenn in des edelmütigen Gellert harmonischem Leben

Jede Saite verstummt;

Wenn, nun über der Gruft, der freie, gesellige Rothe

Freudegenossen sich wählt;

Wenn der erfindende Schlegel aus einer kängern Verbannung
Keinem Freunde mehr schreibt;

45. Wenn in meines geliebtesten Schmidts Umarmung mein Auge Nicht mehr Zärtlichkeit weint;

50.

Wenn sich unser Vater zur Ruh', sich Hagedorn hinlegt:
Ebert, was sind wir alsdann,

Wir Geweihten des Schmerzes, die hier ein trüberes Schicksal
Länger, als alle sie ließ?

Stirbt dann auch einer von uns (mich reißt mein banger Gedanke
Immer nächtlicher fort!),

Stirbt dann auch einer von uns, und bleibt nur einer noch übrig;

Bin der eine dann ich;

55. Hat mich dann auch die schon geliebt, die künftig mich liebet, Ruht auch sie in der Gruft;

60.

Bin dann ich der Einsame, bin allein auf der Erde:
Wirst du, ewiger Geist,

Seele, zur Freundschaft erschaffen, du dann die leeren Tage
Sehn und fühlend noch sein?

Oder wirst du betäubt zu Nächten sie wähnen und schlummern
Und gedankenlos ruh'n?

Aber du könntest ja auch erwachen, dein Elend zu fühlen!
Leidender, ewiger Geist!

65. Rufe, wenn du erwachst, das Bild von dem Grabe der Freunde, Das nur rufe zurüd!

70.

O, ihr Gräber der Toten! ihr Gräber meiner Entschlafnen!
Warum liegt ihr zerstreut?

Warum lieget ihr nicht in blühenden Thalen beisammen?
Oder in Hainen vereint?

Leitet den sterbenden Greis! Ich will mit wankendem Fuße
Geh'n, auf jegliches Grab

Eine Cypresse pflanzen, die noch nicht schattenden Bäume
Für die Enkel erziehn,

75. Oft in der Nacht auf biegsamem Wipfel die himmlische Bildung Meiner Unsterblichen seh'n,

80.

Zitternd gen Himmel erheben mein Haupt und weinen und sterben!
Senfet den Toten dann ein

Bei dem Grabe, bei dem er starb! nimm dann, o Verwesung!
Meine Thränen und mich!

Finstrer Gedanke! Laß ab! laß ab in die Seele zu donnern!
Wie die Ewigkeit ernst!

Furchtbar, wie das Gericht, laß ab! die verstummende Seele
Faßt dich, Gedanke, nicht mehr!

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Das Gedicht der Zürchersee" preist in jubelnden Klängen die Freundschaft als die Krone alles Erdenglücks; das vorliegende Gedicht ist auch der Freundschaft gewidmet; aber es sind keine Klänge der Freude, sondern Klänge eines großen Sterbegeläuts, die aus demselben uns entgegen tönen. Jedem Glücke, jeder Freude hienieden sind Thrä= nen des Schmerzes beigesellt, des Schmerzes, daß kein Glück dauernd, daß alles vergänglich ist. Dieser erschütternde Gedanke verseßt unsern Dichter, dessen Seele ganz für die Genüsse der Freundschaft geschaffen war, mitten in seinem Glücke in eine schwermutsvolle Stimmung und preßt ihm Thränen aus, die um so schmerzlicher fließen, da er das Glück der Freundschaft in seiner ganzen Tiefe und Innigkeit empfand. Der Gedante, daß dieses Glück durch den Tod der Geliebten aufhören könne, kam ihm zum ersten Male„in schweigender Nacht“. Mit welcher

Gewalt derselbe ihn ergriffen, wie er ihn bis zum Tode niedergeschmettert hat, ist von Zeile 21 bis 28 in einem erschütternden Bilde ausgeführt, welches zu der düster-weichen Vision der offenen Gräber in einem malerischen Kontraste steht. Und noch immer will der schwermutsvolle Gedanke nicht von ihm weichen, selbst beim Weine nicht, der ihn ehedem so mächtig zur Freude zu stimmen wußte (,,vordem gewaltiges Kelchglas“). Nur die Thränen haben sein Leid etwas zu min= dern vermocht.

Sein Herz Ebert ausschüttend, fragt er diesen in achtfachem Anlauf, wie es ihnen beiden sein werde, wenn alle Freunde durch den Tod ihnen voraufgegangen seien, wobei er das Bild jedes einzelnen in furzen Zügen warm und liebevoll ausführt, wodurch die Schmerzlichkeit ihres Verlustes um so größer erscheint. Die düstere Einsamkeit der fünftigen Tage wird ihm noch grauenvoller und trostloser, wenn er sich denkt, daß auch Ebert und die ihm einst zu teil werdende Geliebte vor ihm in das Grab steigen könnten. Jede Freude ist ihm dann hinweg aus dem Leben; öde und farblos sieht er dieses vor sich liegen, und er fragt sich, ob sein Geist, dem Freundschaft ein Lebensbedürfnis ist, die leeren Tage werde ertragen können, ohne in stumpfen Schlummer zu versinken. Was er in den lichten, diesen Schlummer unterbrechenden Augenblicken thun werde, ist von Zeile 65 an ausgeführt. Er will mit den Abgeschiedenen auch noch in treuer Gemein= schaft leben, in jedem lichten Augenblicke ihr Bild sich vor die Seele rufen und bei ihren Gräbern verweilen. Klagend ruft er aus: „D ihr Gräber der Toten! ihr Gräber meiner Entschlafnen! Warum liegt ihr zerstreut?" - Wie der Dichter in der Ode der Zürchersee" die Freunde, die fern von ihm in Deutschland weilten, um sich wünschte, so möchte er zu seinem Troste die Gräber der lieben Toten auch alle in blühenden Thalen vereint um sich haben, um einst bei ihnen zu ruhen und so im Tode noch unauflöslich mit ihnen verbunden bleiben. Es ist dies ein rührender Zug zärtlicher Zuneigung und fein erdichtetes Zeichen schwärmerischer Zärtlichkeit. Hat es doch von jeher befreundete Herzen gegeben, die einen Wert darauf legten, neben einander bestattet zu sein, um damit gleichsam die Ewigkeit ihrer Liebe, welche Tod und Trennung überwindet, anzudeuten. *) Der Schluß der Elegie, der sich ermannende Klagegefang des wankenden Greises bei den Gräbern seiner Geliebten, ist von ergreifender Wirkung, namentlich wenn man bedenkt, daß der viel Gefeierte nicht nur fast alle seine Freunde, sondern auch seinen Ruhm überlebte, das schmerzlichste, was einem Dichter widerfahren kann. Mit trauerndem Herzen begleiten wir den Einsamen an das Grab, das ihn und seine Thränen aufnehmen soll.

"

*) Schon bei den Griechen kommen solche Züge vor. So wurde z. B. Batrollus' Asche mit der Achills zusammen bestattet.

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