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Die Geschichte hat längst ein anderes Urteil über Friedrich d. Gr. gefällt, als Klopstock in seiner Ode (vergl. mit dieser Ode Geibels Gedicht Sanssouci" Bd. IV d. Erl.). Selbst über die Nichtbeachtung der damaligen deutschen Poesie von Seiten des Königs denkt man jest gerechter. Daß Friedrich in seiner Jugend, als Gottsched noch das Scepter führte und die deutschen Poeten den Franzosen nachahmten, lieber an die Quellen selbst sich wandte, lieber Racine, Molière, Montesquieu und Voltaire las, als die schwächeren Nachahmer der Franzosen, wer will ihm das verdenken, zumal er mit der französischen Sprache so vertrauet war, daß er in derselben Oden und didaktische Gedichte anfertigte, die allesamt Spiegel seines hohen Geistes sind. Die Sentimentalität, welche später in unserer Litteratur nach englischen Mustern Mode ward, konnte den großen Mann ebenso wenig befriedigen, als die Sturm- und Drangzeit mit ihren unreifen Produkten, Werthers Leiden und Schillers Räuber nicht ausgenommen. Dazu kommt, daß er in den Kriegsjahren und auch nach denselben höhere Aufgaben und deren so viele zu erfüllen hatte, daß er den litterarischen Kämpfen und Streitschriften sich nicht widmen konnte. In seinem Alter aber hatte der durch schwere Arbeit und herbe Erfahrungen gefestigte und abgeschlossene Charakter nicht mehr die Unbefangenheit, um das erkämpfte Gute zu würdigen. Was speciell die überschwengliche klopstocksche Muse mit ihrer unflaren, idealistischen Richtung betrifft, so war diese seinem realistischen Wesen diametral entgegen. Um so we= niger war für Klopstock, der eine Zeit lang mit heimlicher Sehnsucht nach Berlin geblickt und nach dem schlesischen Kriege auch ein Schlachthied zu Ehren des Siegers gedichtet hatte, Aussicht auf eine Unterstüßung Friedrichs d. Gr. vorhanden. Seine vielen Verehrer in Deutschland, deren Pflicht es vor allem gewesen wäre, für ihn zu sorgen, thaten leider auch nichts für ihn, und so sah er sich genötigt, nach Kopenhagen zu gehen, wo sein Gönner, der Minister Bernstorff, ihm

Str. 2. Der Kriegsruhm lockt ihn nicht in das Feld voll Waffen; denn derselbe wäre zu teuer erkauft durchs Blut blühender Jünglinge und durch die Thränen der Mütter und Bräute, die ihre Söhne und Geliebten verlieren. Str. 3. Nicht wird ihn als Jüngling die Ehrbegierde treiben, dem Eroberer nachzueifern, von dem er vielmehr schon in frühester Jugend sich abgewandt hat. (Cäsar seufzte beim Standbilde Alexanders zu Gades, daß er noch nichts gethan habe.) Str. 4-6 drücken im Gegensatz zu Str. 3 die Gedanken aus, welche den Friedensfürsten schon als Jüngling nicht schlafen ließen, wobei dem Dichter die bekannte Sage von Themistokles vorschwebte, den die Siege des Miltiades nicht schlafen ließen. Der junge Fürst wacht, das Glüd seines Volkes beschäftigt ihn, während in seinem Reiche der Säugling und der Greis ruhig schlafen, jener, von dem die Mütter hoffen, daß er einst unter einem solchen Könige ein glücklicher Mann sein werde, dieser, den beim Einschlummern die Hoffnung verjüngt, noch den einstigen Bater des Volkes zu sehen. Str. 7-9 bezeichnen das segensvolle Walten eines solchen Fürsten, der gewissenhaft seine eigenen Thaten erwägt, jede edle That belohnt und die echten Dichter unterstützt.

Gude's Erläuterungen I. 7. Aufl.

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ein Jahrgehalt auswirkte. Bald sammelte sich um ihn ein Kreis von Verehrern, Vertreter der überschwenglichen Gefühlsrichtung, während in Berlin Lessing mit seinem Anhange einen Gegensatz zu dieser Richtung anbahnte und seine, ganz der Gegenwart entnommene Minna von Barnhelm" dichtete. Klopstock aber träumte sich in die nebelhafte Ver= gangenheit der deutschen Urzeit. An sich wäre dagegen nichts einzu= wenden gewesen, wenn er nur verstanden hätte, den Gestalten auch Fleisch und Blut zu geben, wie Leffing es in der „Minna von Barn= helm" in so unübertroffener Weise gethan hat. Aber dazu fehlte ihr das Talent. In seinen drei Trauerspielen aus der Geschichte Her= manns fehlt es an jeder individualisierenden Charakterzeichnung. Die Handlung wird durch sentimentale Ergüsse und durch Phrasen von Freiheit und Vaterland erseßt, so daß Schiller die Stücke, insbeson= dere die „Hermannsschlacht“ ein fraßenhaftes Produkt nannte.

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Der unklare und vage Patriotismus, den Klopstock lehrte, hatte,' wie K. Biedermann in seinem schon öfter citierten Buche bemerkt, für die Gesamtbildung des deutschen Volkes die bedenkliche Folge, daß man sich gewöhnte, in großen Worten und hochklingenden Gemeinpläßen, in frommen, aber vergeblichen Wünschen und ebenso vergeblichen Anrufun= gen einer längst dahingeschwundenen, nationalen Größe thatenlos zu schwelgen, statt mit bedächtig praktischem Sinn das Nächste und Notwendigste zu erfassen und an die Schäden der vaterländischen Gegenwart, so weit thunlich, die bessernde Hand zu legen. Klopstock selbst hielt sich auf einem viel zu hohen Standpunkte, um für die Einzelnheiten der gegebenen Zustände Sinn und Verständnis zu haben; er war viel zu sehr Idealist, um die Verhältnisse in dem nüchternen Lichte der Wirklichkeit zu betrachten.

Sein Beispiel wirkte ansteckend nicht bloß auf seine Zeitgenossen, sondern selbst noch auf Generationen. Dem idealistischen Sinne der Deutschen und ihrer langgewöhnten Trägheit in allen politischen Dingen lag es ohnehin nahe, durch allgemeine Betrachtungen und Empfindungen sich von der mühsamen Arbeit des Eingehens in das Einzelne loszukaufen und mit einem einzigen fühnen Schwunge der Einbildungskraft die unerquickliche, aber im wirklichen Leben nicht zu umgehende Stufen= folge allmählichen Fortschreitens zu überspringen. Dieser nationale Hang fand sich nur allzusehr unterstüßt und ermuntert durch das gewichtige Ansehen des berühmten, in weiten Kreisen fast ebenso sehr wegen seiner warmpatriotischen, wie wegen seiner erhabenen religiösen Gesinnungen verehrten Dichters. Und so hat sich in Deutschland dieser, zwar der Gesinnung nach wohlgemeinte und ernsthafte, aber unpraktische und phantastische Patriotismus, der gern Wünsche für Erfolge, Empfindungen für Thaten nimmt, auf lange hin, ja trot vieler und schwerer politischer Erfahrungen, welche ihn hätten ernüchtern können - - in zahlreichen Ausläufern noch bis auf die neueste Zeit herab fortgepflanzt."

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Was die geistlichen Lieder Klopstocks betrifft, so sind diese bei weitem nicht so in das Volk gedrungen, als die Gellertschen. Seine durchaus lyrische Natur bewahrte ihn zwar vor der unpoetischen Lehrhaftigkeit, aber sie brachte es auch nicht zu der Einfachheit und Ürsprünglichkeit der alten Kirchenlieder. Sein überströmendes Pathos, seine abstrakte Gefühlsschwelgerei, sein Ringen nach einem adäquaten Ausdruck war ihm hier ebenso hinderlich, als bei seinen Dramen und Even. Überall hört man den Odendichter heraus. Am bekanntesten ist noch sein Lied: Auferstehn, ja auferstehn wirst du, mein Staub, nach kurzer Ruh!" welches den Dichter auch in das Grab geleitete, als er auf dem Kirchhofe zu Ottensen neben seiner Meta beerdigt wurde.

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Geboren wurde Klopstock in Quedlinburg den 2. Juli 1724, wo sein Vater Kommissionsrat und Advokat war. Nach allem, was wir von diesem wissen, war derselbe ein biederer und gottesfürchtiger Mann, von originellem Geifte und tapferm Mute, der es gern sah, wenn seine Söhne eine offenes und freimütiges, selbst etwas verwegenes Wesen zeigten, die Stiere im Hofe neckten, im nahen Strome badeten und über hohe Mauern kletterten." Sein Einfluß auf die Entwicklung unseres Dichters scheint nicht unbedeutend gewesen zu sein, was aus manchen Äußerungen des letteren hervorgeht. So sagt derselbe in dem Vorworte zur Frühlingsfeier": Mein Vater gewöhnte mich früh, selbst meine Spiele durch Vorstellungen an Gott zu unterbrechen. Er reizte mich, die schönsten Blumen kennen zu lernen und sie ihm zu bringen; und dann wußte er mir immer etwas dabei von Gott zu sagen. Es war so natürlich, so ungesucht, was er mir alsdann sagte, und immer etwas Anderes, oder doch auf neue Art ausgedrückt. Einmal, da ich ihn bei einem Regen, der nach einer langen Dürre gekommen war, vor Freuden weinen gesehen, und er meine Fragen über fein ißiges Weinen beantwortet hatte, sette er hinzu: Gewöhne Dich, mein Sohn, selbst unter Deinen lebhaftesten Zerstreuungen, jede Veranlaffung zu ergreifen, die Dich an Gott erinnern fann. Ich liebe deswegen das Landleben mehr als das Stadtleben, weil es mir mehr Gelegenheit giebt, an Gott zu denken. Wenn ich mit meinen Freunden die unschuldigen Vergnügungen desselben genieße, selbst alsdann, wenn wir uns am weitesten von dem Zwange der Stadt entfernen, so habe ich beim Anblicke irgend eines Keims, irgend einer halbzertretenen, flei nen Blume immer einige Augenblicke für mich übrig, wo nicht mein Auge, doch meine Seele gen Himmel zu heben. Welche Freude machen. mir alsdann die Vergnügungen der Freundschaft, und wie ernsthaft wird sie hierdurch selbst alsdann, wenn sie bloß scherzt."

Durch einen Verwandten in Sachsen erhielt der Vater 1739 für jeinen Sohn eine Stelle in der berühmten Schule zu Pforta bei Naum= burg. In der fast klösterlichen Abgeschiedenheit dieser Anstalt gab Klopstock fich ganz seinem innern Empfindungsleben hin und erging sich am

liebsten allein auf den einsamen Berg- und Waldpfaden. In Pforta faßte er auch die Idee, dem deutschen Volke ein Heldengedicht zu liefern. Nach fleißigen Studien verließ er 1745 die Anstalt. Bei seinem Abgange hielt er eine denkwürdige Rede, in welcher es am Schlusse hieß: ,,Ein jedes Volt Europas wird sich eines epischen Dichters rühmen können; wir aber sind gegen solche Ehre unempfindlich. Unwille und gerechter Zorn ergreift mich, wenn ich diese Gleichgültigkeit unsers Volks betrachte. Beschäftigt mit Kleinigkeiten, suchen wir den Ruhm des Genies in Gedichten, die aus keinem andern Grunde zu entstehen scheinen, als zu verschwinden, suchen wir, unwürdig des Namens der Deutschen, in solchen Gedichten die Unsterblichkeit zu erlangen. O gelänge mir's, dies in der Versammlung deutscher Dichter zu reden! Vor Freude würde ich glühen, wenn ich im stande wäre, sie mit Scham zu erfüllen wegen der Vernachlässigung der vaterländischen Ehre. Und ist der noch nicht unter den Lebenden, welcher bestimmt ist, Deutschland mit diesem Ruhme zu schmücken, so erscheine, großer Tag, der diesen Dichter ins Leben ruft, und möge dieser würdig werden des Menschengeschlechts, der Unsterblichkeit und Gottes selbst, den er vor allem preisen und verherrlichen wird!" *) Drei Jahre nach dieser Rede feierte man den Jüngling schon von den Alpen bis zum baltischen Meere als denjenigen Dichter, den er ersehnt hatte.

Von Schulpforta ging Klopstock nach Jena, um Theologie zu studieren, blieb daselbst jedoch nur ein Jahr, indem er Leipzig zur Fortsetzung seiner Studien wählte. Als Mitarbeiter der „,Bremer Beiträge" veröffentlichte er hier im Jahre 1748 die drei ersten Gesänge seines Messias, welche in ganz Deutschland ein Aufsehen erregten, wie seit Luthers Bibelübersetzung noch nie ein deutsches Werk. In Leipzig fand er auch jenen in der Elegie an Ebert erwähnten Kreis von Jünglingen, in deren Umgange die reine, heilige Flamme der Begeisterung für das Edle und Große hoch in ihm aufloderte, und in deren Freundschaftsbunde er sich einen Himmel auf Erden schuf. Hier war es auch, wo die Liebe zu der Schwester seines Freundes Schmidt, die er unter dem Namen Fanny in seinen Oden gefeiert hat, in ihm erwachte und seinem

*) Etwa 138 Jahre früher hielt in Beuthen ein Gymnasiaft bei seinem Abgange eine ähnliche Rede, wie Klopstock, Martin Opit, später das Haupt der ersten schlesischen Schule. In scharfen Worten forderte er die Reinhaltung der deutschen Sprache und verlangte, daß man ihr dieselbe Sorgfalt möge angedeihen lassen, die man auf die klassischen Sprachen verwende. Mit großem Eifer trat er ferner für die Bedeutung und für die Ehre der älteren deutschen Dichtungen ein, hatte aber nur eine schwache Kenntnis von derselben. Neue, selbständige Bahnen hat er nicht gebracht. Er suchte die Vorbilder im Auslande. Indes ist sein Büchlein von der deutschen Poeterei (1624) doch insofern von Bedeutung gewesen, daß in demselben zum ersten Male feste metrische Gesetze für die Poesie aufgestellt wurden. Diese Poetik wurde der Ausgangspunkt der neudeutschen Dichtung und hat mit wenigen Ausnahmen bis Klopstock geherrscht, der Opitz' Ruhm in den Schatten steüte.

empfänglichen Herzen eine Welt paradiesischer Freuden vorzauberte, welche die raube Wirklichkeit ihm freilich nicht gebracht hat, da Fanny für ihn nicht bestimmt war. Von Leipzig ging er als Hauslehrer nach Langensalza und besuchte 1750 die Schweiz. Seit 1751 erhielt er von Friedrich V. von Dänemark ein Jahrgehalt und lebte anfangs in Kopenbagen, dann in Hamburg, wo er 1754 fich mit der in seinen Oden unter dem Namen Meta vielgefeierten Margaretha Moller vermählte, die ihm jedoch schon im Jahre 1758 der Tod entriß. Nach Friedrids V. Tode segte ihm der Markgraf Friedrich von Baden eine PenEr starb im Mai 1803. Sein Begräbnis legt ein glänzendes Zeugnis ab, wie groß die Achtung und Verehrung war, die seine Zeitgenossen ihm zollten und welcher Zauber noch immer auf seinem Namen lag, obgleich sein Hauptwerk bereits sich überlebt hatte. Er wurde mit fast föniglichen Ehren bestattet. Keinem zweiten Dichter ist ein solches Begräbnis zu teil geworden. Die beiden Städte Hamburg und Altona wetteiferten mit einander, dem berühmten Toten eine würdige Totenfeier zu bereiten. Mit ihnen verbanden sich unaufgefordert die in Hamburg wohnenden Gesandten und Geschäftsträger Belgiens, Dänemarts, Englands, Frankreichs, Österreichs, Preußens und Rußlands. Am 22. März vormittags 10 Uhr versammelte sich in 76 Wagen vor dem Sterbehause das Trauergefolge, das aus dem diplomatischen Corps, den Hamburger Senatoren und Oberalten, der Geistlichkeit, den Lehrerfollegien, aus den angesehensten Mitgliedern des Gelehrten, Künstler= und Kaufmannsstandes bestand. Auf Befehl des Senates erschien eine Ehrenwache von hundert Mann zu Fuß und zu Pferde; militärische Ehrenbezeigungen wurden dem Zuge von den acht wachen des Stadtgebietes erwiesen, an denen der Zug vorüberging. Unter dem volltönenden großen Geläute der sechs Haupttürme segte sich der fast endlose Zug in Bewegung. Auf einem vierspännigen, von vier Führern geleiteten Wagen stand der einfache Sarg, schwarz bezogen, in seinen Seitenfüllungen mit Sammetstreifen eingefaßt, auf weißen metallenen Fußgestellen ruhend. Auf der Deckelfläche trug ein von Metall geformtes Buch dieselbe Inschrift, die der Dichter einst auf den Sarg seiner Meta hatte segen lassen:

Nah war meines Helfers Rechte,
Sah sie gleich mein Auge nicht,
Weiterhin, im Thal der Nächte,
War mein Retter und sein Licht.

Der Zug bewegte sich langsam feierlich durch einige Hauptstraßen über den schönen, freien Jungfernstieg zum Millernthore hinaus nach Altona, wo er um 12 Uhr vor dem Thore anlangte. Hier, an der hamburgischen und dänischen Grenze, geschah die feierliche Übergabe der Leiche. Vier Ehrenbegleiter traten mit entblößtem Haupte an den Leichenwagen, den Sarg mit daran befestigten Florgebinden haltend. Acht Marschälle mit weißen Stäben, nebst drei Jungfrauen in weißen

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