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Gegenfäße mild aus, greift ein mit voller Kraft und Einsicht, wo es gilt, das Wohl und das Glück des Hauses zu fördern, also daß sie die stille Regentin, die erwärmende und belebende Sonne des Hauses ift. Der Mann hingegen hat seinen Blick und seine Thätigkeit auch auf das Gemeinwohl gerichtet, das er mit Rat und That fördert, und läßt die brave Frau neben sich gelten und von ihr sich leiten. Dabei ist sein Haus den Befreundeten wirtlich geöffnet und der Pfarrer ein trauter Gast in demselben. Gern weilt der würdige Mann in diesem Hause, in welchem ein so gesunder und wohlthuender Geist herrscht, Glaube und Vertrauen zu Gott nicht geschwunden sind, das Kind von Ehrerbietung gegen die Eltern erfüllt ist, den Notleidenden Hülfe zuteil wird, ein rühriges Schaffen und Wirken alle Glieder der Familie an den Tag legen und dem Rate und der tieferen Einsicht des Geistlichen auch in den weltlichen Dingen gern folgen. Wo gebe es in der gesamten Litteratur eine zweite Dichtung, welche für alle Verhältnisse des Lebens, auch für die politischen und socialen, eine so gesunde und dabei einfache, verständliche und gemütreiche Lektüre böte, als Hermann und Dorothea? Das Buch sollte neben der Bibel und dem Gesangbuche in teinem Hause fehlen!

Komposition und Quellen der Dichtung.

Goethes eminentes Talent zeigt sich in dieser Dichtung nach allen Seiten hin in der reichsten Fülle. Das schöne Maß, welches alle Teile zu einem abgerundeten, harmonischen Ganzen vereinigt, die Kunst, welche zwischen dramatischer Erregung und ruhig hinfließender Erzählung, ja absichtlicher Verzögerung der Aftion wechselt, die Ökonomie, welche das Bedeutende zu dem Kleinen und Unscheinbaren gesellt, sind bewundernswert, ebenso die realistische Darstellung der Personen, die Durch den Dialog in der lebendigsten Weise vorgeführt werden. Diefelbe Einfachheit und Naturwahrheit, welche in den Charakteren des Epos herrscht, waltet auch in der Scenerie. Diese wird uns nicht beschrieben, sondern entsteht unmittelbar vor unsern Augen mit dem Wachstum der Handlung so frei und leicht, als wäre alles ein_notwendiger Naturprozeß. Von Gesang zu Gesang steigert sich die Span= nung in streng geschlossener Einheit, und jeder der Gesänge ist nicht nur ein notwendiger Teil des Ganzen, sondern bildet auch für sich wieder ein Ganzes, das in sich die Hauptsachen in kräftigem, die Nebensachen in schwächerm Lichte erscheinen läßt. Wie in der Natur die Blüte fich in unmerklichem Wachstum geheimnisvoll aus der Knospe entwickelt, in zarter Harmonie die Farbenpracht ihrer Blätter zu einem wohlthuenden Ganzen vereinigt, auch die Form und Zahl, die Stellung und Größe derselben bei aller Verschiedenheit doch in eine schöne Harmonie fest, so entfaltet sich auch dieses Epos als eine künstlerisch vollendete, dichterische Blüte, zu deren Betrachtung wir uns immer und

immer wieder hingezogen fühlen und dabei stets neue Schönheiten ent= deden.

Was den Gang der Handlung betrifft, so läßt der erste Gesang, wie schon erwähnt, in seinem Schlusse bereits ahnen, daß und worüber ein Konflikt zwischen dem Vater und dem Sohne ausbrechen wird, deutet aber auch schon an, daß der Wirt umzustimmen ist, indem derselbe neben seinem Willen auch den Willen der Frau gelten läßt, und diese den Mann richtig zu behandeln versteht. Der zweite Gesang bringt den Konflikt, indem Hermann den Wunsch des Vaters, daß er eine von den reichen Kaufmannstöchtern heiraten möge, in der bestimmtesten, wenn auch in ehrerbietiger Weise ablehnt. Zugleich läßt der Gesang ahnen, daß er bereits gewählt hat und zwar die Dorothea. Zur Gewißheit darüber kommen wir erst im vierten Gesange. Derselbe eröffnet zugleich auch eine Aussicht zur Lösung des Konflikts, da die Mutter, die schon im dritten Gesange sich Hermanns angenommen hat, den Vater umzustimmen gedenkt, wobei sie auf die Hülfe des Pfarrers rechnet, der bereits Her manns Eigentümlichkeit dem Wirte gegenüber in Schutz genommen hat. Im fünften Gesange sagt der Wirt halb und halb zu. Die volle Zustimmung will er erst dann geben, wenn eine nähere Erkundigung über das Mädchen zum Vorteil desselben ausfällt. Diese Prüfung will der Prediger und der Apotheker übernehmen, die deshalb mit Hermann zu den Vertriebenen sich begeben und dort Erkundigungen über Dorotheen einziehen. Diese fallen im höchsten Grade befriedigend aus, was im sechsten Gesange mitgeteilt wird. Der Verlobung Hermanns scheint nichts mehr im Wege zu stehen. Da taucht plöglich ein neues Hindernis auf: die Ungewißheit, ob Dorothea einwilligen werde. Hermann, der sich nun selbst zu Dorotheen begiebt, wagt aus Schüchternheit und aus Gewissenhaftigkeit nicht, die Sache gleich zur Entscheidung zu bringen, und dingt vorläufig Dorotheen als Magd, wodurch bei seiner Ankunft im väterlichen Hause ein solches Mißverständnis herbeigeführt wird, daß Dorothea im Begriff ist, wieder zu den Ihrigen zurückzukehren. Durch das Eingreifen des Predigers wird die Verwirrung glücklich gelöst.

In diesen Gang der entstehenden, wachsenden und sich erfüllenden Liebe hat der Dichter nicht nur die Charakteristik der beteiligten Bersonen und die Zeichnung des Schauplatzes verwoben, sondern auch die Zeitverhältnisse, aus denen sein Epos emporgewachsen ist und zwar so, daß der Gang der Handlung dadurch keine Unterbrechung erleidet. Bemerkenswert für die feine, künstlerische Anordnung ist außerdem der hervorstechende Zug, daß der Dichter im Laufe der Erzählung dieses und jenes wieder auftreten läßt, um es von neuem für seinen Zwed zu verwerten, was nicht nur zum Ineinandergreifen der einzelnen Scenen, sondern auch zum unauslöschlichen Einprägen des Ganzen beiträgt. So tommt z. B. von den verschiedenen Örtlichkeiten der Treppengang des Weinberges, der Birnbaum im Felde, der Linden

brunnen beim Dorfe mehr als einmal vor. Auch des Brandunglücks und des Schlafrocs wird wiederholt gedacht, desgleichen der französischen Revolution, wodurch der ernste Ton des Epos, der sich schon in seinem Anfange kund giebt, bis zum Ende gewahrt wird, dem denn auch das wiederkehrende Weinen entspricht. Hermann hat Thränen im Auge, als die Mutter ihn unter dem Birnbaum findet, ein Zeichen, wie tief der Vater ihn getränkt hat; die Mutter weint voll tiefen Mitleids mit dem Sohne, und beiden sind die Thränen ein lindernder Balsam des Schmerzes. Die Kinder der Wöchnerin weinen beim Ab= schiede der Dorothea und wollen die zweite Mutter nicht lassen. Dorothea weint heiße Thränen, da sie sich durch den ihr unverständlichen Scherz des Wirtes beleidigt glaubt, und dieser kann bei ihrer Bitte um Verzeihung die Thräne faum verbergen. So kehren wie hier die Wiederholungen immer in anderer Weise wieder, indem sie stets in Wechselbeziehung zu den verschiedenen Scenen gesetzt werden, wodurch sie jedesmal einen neuen Reiz bekommen.

Gehen wir nun zu den Quellen der Dichtung über. Man hat in neuerer Zeit eine Erzählung aus der Geschichte der Salzburger Ausgewanderten aufgefunden (siehe die Anmerkung), welche Hermann und Dorothea zu Grunde liegen soll. *) Vergleicht man die Dichtung mit

*) Die Erzählung ist folgende: In Alt-Mühl, einer Stadt im Dettingifden gelegen, hatte ein gar feiner und vermögender Bürger einen Sohn, welchen er oft zum Heiraten angemahnet, ihn aber dazu nicht hätte bewegen können. Als nun die Salzburger Emigranten auch durch dieses Städtchen passieren, findet sich unter ihnen eine Person, welche diesem Menschen gefällt; dabei er in seinem Herzen den Schluß fasset, wenn es angehen wolle, die felbe zu heiraten; erkundigt sich dahero bei den andern Salzburgern nach dieses Mädchens Aufführung und Familie und erhält zur Antwort, sie wäre von guten, redlichen Leuten und hätte sich jederzeit wohl verhalten, wäre aber von ihren Eltern um der Religion willen geschieden und hätte solche zurüdgelassen. Hierauf gehet dieser Mensch zu seinem Vater und vermeldet ihm, weil er ihn so oft sich zu verehelichen vermahnet, so hätte er sich nunmehro eine Person ausgelesen, wenn ihm nun solche der Vater zu nehmen erlauben wolle. Als nun der Vater gerne wissen will, wer sie sei, sagt er ibm, es wäre eine Salzburgerin, die gefalle ihm, und wo er ihm diese nicht laffen wolle, würde er niemalen heiraten. Der Vater erschreckt hierüber und will es ihm ausreden, er läßt auch einige seiner Freunde und einen Prediger rufen, um etwa den Sohn durch ihre Vermittlung auf andre Gedanken zu bringen; allein alles vergebens. Daher der Prediger endlich gemeint, es fönne Gott seine sonderbare Schickung darunter haben, daß es sowohl dem Sohne, als auch der Emigrantin zum besten gereichen könne, worauf sie endlich ihre Einwilligung geben und es dem Sohne in seinen Gefallen stellen. Dieser gehet sofort zu seiner Salzburgerin und fragt sie, wie es ihr hier im Lande gefalle? Sie antwortet: Herr, ganz wohl! Er versetzet weiter: Ob sie wohl bei seinem Vater dienen wolle? Sie sagt: gar gerne; wenn er fie annehmen wolle, gedente sie ihm treu und fleißig zu dienen, und erzählet ihm darauf alle ihre Künste, wie sie das Vieh füttern, die Kuh melken, das Feld bestellen, Heu machen und dergleichen mehr verrichten könne, worauf sie der Sohn mit sich nimmt und seinem Vater präsentieret. Dieser fragt das Mädchen, ob ihr denn sein Sohn gefalle und sie ihn heiraten wolle? Sie

dieser Erzählung, so wird man finden, daß nichts als die Anekdote und einzelne Züge daraus genommen sind, und unsere Bewunderung steigert sich bei dieser Vergleichung noch, indem wir sehen, wie das Genie aus dem kleinsten Nichts zu schaffen weiß und mit seiner eigenen Lebenskraft toten Stoff zu unsterblichem Leben umzuwandeln vermag". Was den Dichter in jener Erzählung vorzugsweise ange zogen hat, ist jedenfalls der Umstand, daß eine vertriebene, flüchtige Jungfrau kommen mußte, um einen schüchternen Jüngling zu fesseln und zu ergreifen. Statt des religiösen Motivs der Flucht seßte Goethe ein politisches, und zwar die Staatsumwälzung in Frankreich, wodurch er nicht nur einen größeren, historischen Hintergrund gewann, sondern auch von seiner Dichtung alle bitteren Beziehungen der Deut schen zu einander fern hielt. Und mit welch' einem Reichtum von Gestalten hat er dieselbe versehen! Ich erinnere nur an die Mutter Hermanns, an den Richter und an den Apotheker. Wie herrlich ist das Bild der Dorothea gezeichnet, die, nur mit einem Bündelchen versehen, alle Herzen bezaubert! Wie sehr würde dasselbe verloren haben, hätte Goethe der Erzählung gemäß dieses herrliche Mädchen auch mit irdischen Schäßen ausgestattet! Wie trefflich ist ferner der erfundene Zug, daß die Vertriebene bereits einmal geliebt hat und zwar einen hochherzigen, von reiner Begeisterung für die Freiheit und Volkswohlfahrt erfüllten Jüngling! Welch' ein schönes Licht wirft dies auf ihre Vergangenheit, und wie hell ist dadurch zugleich die Zukunft ihrer neuen Verbindung beleuchtet! Wie trefflich hat Goethe aus dem Charakter Hermanns den Antrag desselben, Dorothea als Magd für das Haus der Eltern zu werben, motiviert, und wie meisterhaft hat er das dadurch entstandene Mißverständnis benußt, den Charakter des Mädchens bis in seine tiefsten Falten darzulegen. Wie unübertrefflich ist der Zug, daß Hermann die Braut sich erst erringen muß, wie schön die Umwandlung des Jünglings gezeichnet. Dieses genügt schon, um zu erkennen, wie hoch das Gedicht über dem vorgefundenen Stoffe steht

Außer der angegebenen Quelle sind auch eigene Erlebnisse des Dichters von großem Einfluß für seine poetische Schöpfung gewesen. Goethe nahm nämlich in Begleitung des Herzogs von Weimar an dem unglücklichen Feldzuge der Verbündeten in die Champagne (1792)

aber, nichts von der Sache wissend, meinet, man wolle fie vexieren, und antwortet: Ei, man solle sie nur nicht soppen; sein Sohn hätte vor seinen Bater eine Magd verlangt, und wenn er sie haben wolle, gedächte sie ihm treu zu dienen und ihr Brot wohl zu erwerben. Da aber der Bater darauf beharret und auch der Sohn sein ernstliches Verlangen nach ihr bezeiget, ertlärt sie sich: Wenn es denn Ernst sein sollte, so wäre sie es gar wohl zufrieden, und sie wollte ihn halten wie ihr Aug' im Kopf. Da nun hierauf ihr der Sohn ein Ehepfand reichet, greifet sie in den Busen und sagt: Sie müsse ihm doch auch wohl einen Mahlschap geben; womit sie ihm ein Beutelchen überreichet, in welchem sich 200 Stück Dukaten befanden.

und an der Belagerung von Mainz (1793) teil, und ward da Augenzeuge der Gruel, welche die Freiheitsideeen zur Folge hatten. Diese Wahrnehmungen finden wir in seiner Geschichte der Champagne niedergelegt. Sein Epos enthält manche Momente aus diesen Aufzeich= nungen. Im Herbst 1792 nahm Custine Landau, Speier, Worms 2c. in Befiz. Die gesetzgebende Versammlung in Paris hatte Proklamationen erlassen, die von menschenfreundlicher, brüderlicher Gesinnung, von Freiheit und Gleichheit überflossen, nur den Palästen den Krieg erflärten, im übrigen aber vollständige Sicherheit des Eigentums und der Personen zusagten und strenge Bestrafung etwaiger Ausschreitungen seitens einzelner Soldaten zusicherten. Man glaubte diesen Verheißungen, und viele Deutsche am Rhein begrüßten die Verkünder der Menschen= rechte mit den schönsten Hoffnungen. La Fayettes und Mirabeaus Büste sah Goethe abgöttisch verehrt. So seltsam schwankte, wie er erzählt, die Gesinnung der Deutschen. Einige waren selbst in Paris gewesen, hatten die bedeutendsten Männer reden hören und waren leider nach deutscher Art und Weise zur Nachahmung aufgeregt worden und das gerade zu einer Zeit, wo die Sorge für das linke Rheinufer sich in Furcht verwandelte. Die Enttäuschung blieb nicht aus. Die Freiheitshelden, von denen man sich eine so große Vorstellung gemacht hatte, zeigten sich als ein verlumptes, wüstes Gesindel, das nur auf Raub und Erpressung bedacht war und unerschwingliche Kontributionen auferlegte, so daß viele vor ihnen die Flucht ergriffen. Solche mit Hab und Gut fliehende Menschen gewahrte Goethe bei seinem Aufent= halte in Mainz; auch eine auf der Flucht begriffene und ganz ent träftete Wöchnerin, deren neugeborenes Kind, in ein Tuch gewickelt, eine alte Marketenderin trug, die nachts mit Mutter und Kind an ein fest verschlossenes Haus kam und durch Pochen Einlaß begehrte. Das Borbild zu Dorotheens erstem Bräutigam fehlt gleichfalls nicht. Auch erzählte man dem Dichter Wunderdinge von weiblichen Heldinnen, die fich und andere glücklich gerettet hatten. Und so sind noch manche andere Erlebnisse des Dichters aus früherer und aus späterer Zeit in dem Epos niedergelegt, wie denn überhaupt Goethe mehr als ein an= derer Dichter zu seinem poetischen Schaffen durch äußere Anlässe bestimmt worden ist.

Sprachliche Bemerkungen.

Was die Sprache in unserem Epos betrifft, so entspricht sie, wie schon im Eingange bemerkt worden ist, ganz der Schlichtheit und Einfachheit des Stoffes. *) Bilder und Gleichnisse verschmähend, hält ste

Ich beschränke mich abfichtlich nur auf einige Bemerkungen. Die meiften Kommentare bringen eine solche Unzahl von sprachlichen Erklärungen und Bemerkungen anderer Art, daß diese, in solcher Ausdehnung beim Unterricht verwandt, ganz sicher dazu beitragen, das Interesse abzustumpfen und

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