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baum, der einzige Baum auf der weiten Fläche des Feldes. Alles in seiner Umgebung hoch überragend, war er schon in weiter Ferne sichtbar und von jedermann gekannt. Niemand wußte mehr, wer ihn gepflanzt hatte, so alt war er. Unter seinen schüßenden Zweigen standen Bänke von rohen Steinen und Rafen. Hier ruheten die Schnitter von ihrer sauren Arbeit, wenn sie das Mittagsmahl einnahmen; auch die Hirten warteten des Viehes in dem Schatten dieser Höhe, die eine weite Aussicht in die von fruchtbaren Hügeln durchzogene Landschaft eröffnete.

Der Brunnen, die dritte Örtlichkeit, welche in dem Gedichte ausführlich beschrieben ist, lag in der Nähe des Dorfes, in welchem die Vertriebenen übernachteten, und zwar auf einem weiten, grünen Anger, der von alten, mächtigen Linden umschattet war. Im Dunkel dieser Bäume befand sich der sprudelnde, reinliche Quell. Eine Treppe von wenigen Stufen führte zu ihm hinab. Unten standen steinere Bänke; eine niedrige Mauer diente als Einfassung. Der Brunnen war seines gesunden Wassers wegen weit und breit gekannt und geschäßt.

3. Die Vorgeschichten in Hermann und Dorothea. *)

Wie der Dichter den Ort und die Zeit der Handlung in ganz ungezwungener Weise seiner Dichtung einverleibt hat, so hat er auch in dieselbe mit ebenso großer Kunst die Ereignisse aus dem früheren Leben seiner Personen verwoben. Am ausführlichsten ist dies beim Wirte geschehen, mit dessen Verlobung wir gleich im 2. Gefange bekannt gemacht werden.

Im Gegensatz zu Hermann, der sich erst gar nicht zu einem folchen Schritte entschließen kann, hat der Wirt in dem Augenblicke, als das Haus seines Vaters bis auf die Thorgewölbe niedergebrannt war, sich zur Verbindung mit der Tochter seines Nachbars frisch entschlossen, deffen Haus gleichfalls von den Flammen verzehrt wurde. Seine Wirtschaft, deren er sich lebhaft gewidmet, hat mit dem neu erstandenen Städtchen einen schönen Aufschwung genommen. In und außer dem Orte erfreuet sich sein Gasthof eines ehrenvollen Rufes. Jährliche Reisen, die er zum Weinkauf unternommen, haben ihn in die nahe Rheingegend geführt, wo er Frankfurt, das freundliche Mannheim und Straßburg gesehen. Von diesen Reisen brachte er neue Anschauungen in seine Baterstadt zurück, die ihn als einen der wohlhabendsten und einsichtsvollsten Bürger in den Rat zog. Schon sechsmal ist er als Verwalter des Baufaches gewählt worden und hat sich auch als solcher die Zufriedenheit und die Achtung seiner Mitbürger erworben. Seiner Thätigkeit verdankt die Stadt manche Verbesserung, ja, sein Eifer hat auch die übrigen Rats= mitglieder fortgeriffen.

Von der Mutter Hermanns giebt uns der Dichter nur wenig

*) Nach Dünzer.

Kunde über ihr früheres Leben. Wir erhalten weder eine Andeutung über ihren Bildungsgang, noch über die Verhältnisse ihrer Eltern, und dies läßt uns schließen, daß ihr Lebensgang nichts Abweichendes von dem gewöhnlichen Wege gehabt hat. Nur den für ihr ganzes Sein so wichtigen Augenblick führt der Dichter uns aus ihrem früheren Leben vor, den Augenblick, wo das unschuldige, noch von kindischen Wünschen allein bewegte Mädchen, durch das gewaltige Unglüd, welches auch ihr Haus getroffen hat, aufgeregt, die ersten Liebeszeichen ihres Gatten em= pfängt, dessen Werben sie noch gar nicht versteht. Seit dieser Zeit ist fie in treuer Liebe ihrem Gatten stets die sorgsamste Hausfrau, wie ihrem Sohne die innigste, ihn warm in ihrem Herzen tragende Mutter gewesen. Was Dorothea so treffend und wahr ausspricht, daß das Weib durch Tienen zur Herrschaft gelangt, das hat sie auf das unzweideutigste bewährt.

Hermanns Vorgeschichte geht bis in sein Knabenalter zurüď. In der Schule stand er seinen Mitschülern im Lernen nach. Im Umgange mit den Alters- und Spielgenossen war er mehr still und ernst. Seine Gutmütigkeit fonnte sich auch hier nicht verleugnen, ward aber nur zu häufig mißbraucht und schlecht vergolten; geduldig ließ er manches über sich ergehen, und da er sich äußerlich nicht hervorzuthun wußte, sondern sich scheu auf sich selbst zurückzog, so galt er für beschränkt. Sein Widerwille gegen zugefügtes Unrecht trat oft in edler Weise hervor. So nahm er bei den Spielen am Brunnen auf dem Markte die schwächeren Mädchen gegen die wilden Angriffe der Knaben in Schuß. Vor allem aber durfte man den Vater, dessen würdevoll bedächtigen, etwas auffallenden Gang und dessen altfränkische Tracht nicht verspotten; in diesem Falle kannte sein Zorn keine Grenzen, und die Spötter mußten ihr Gelüste unter seinen derben Schlägen und Tritten bitter büßen. Wenn er im Lernen in der Schule nur langsame Fortschritte machte, so zogen ihn dagegen die häuslichen Arbeiten, besonders die Aderwirt= schaft lebhaft an, und er betrieb sie mit äußerster Sorgfalt und kräftigster Gewandtheit. Sich die Welt anzusehen, zeigte er kein Verlangen. Der Bater wünschte vor allem, er möchte sich äußerlich als feiner Wirts= sohn hervorthun und besonders durch eine reiche, angesehene Heirat seinem Hause neuen Glanz verleihen. Aber hierzu war der Sohn durch alle Scheltreden nicht zu bringen. Niemand dachte weniger als er daran, durch äußeren Pug zu gefallen, sich an rauschenden Vergnügungen zu ergößen, bei den Mädchen den Feinen und Angenehmen zu spielen. Nur das Tüchtige zog ihn an und fesselte ihn. Haus, Acker und Stall lagen ihm vorzugsweise am Herzen, und eine Fahrt mit seinen schönen, als Fohlen gekauften und sorgsam herangezogenen Hengsten ging ihm über alle Vergnügungen. Der Vater hatte ihn immerfort angelegen, sich um eine der Töchter des reichen Kaufmanns zu bewerben, und Hermann hatte wirklich daran gedacht, sich mit der jüngsten Tochter, die ihn am meisten anzog, nach dem Willen des Vaters

zu verbinden. Aber wie sehr hatte er sich in ihrer Beurteilung getäuscht. Mit den beiden andern Schwestern hielt sie ihn zum besten, spottete über seine unmodische, bäurische Erscheinung und wußte sich vor Lachen nicht zu lassen, als er, um hinter den andern äußerlich nicht zurückzustehen, auch frisiert und im neuen, feinen Rock sich sehen ließ. Die bittere Verhöhnung, die ihm seine steife Ungewandtheit und die Unkenntnis der neuen Oper zuzog, regte sein ganzes, verkanntes Wesen auf das schmerzlichste auf, so daß er jeden weitern Gedanken an eine solche, seiner unwürdige Verbindung aufgab.

Von Dorotheas Eltern erfahren wir nichts, dagegen finden wir eines alten, wohlhabenden Verwandten gedacht, den sie bis an seinen Tod gepflegt hat. Hiernach dürfte wohl die Annahme gestattet sein, daß sie, frühe verwaist, bei diesem auferzogen war, ganz im Gegensat zu Hermann, der sich eines glücklichen, freilich durch den polternden Vater etwas getrübten Familienlebens erfreute, worin die Liebe der mit unendlicher Innigkeit an ihm hängenden Mutter allbelebend waltete. Wenn Hermanns Städtchen und besonders der Wohlstand seines Vaters mit den Jahren stetig gedieh, so sollte die heranreifende Jungfrau die bittern Drangsale erfahren, welche der Anschluß an die Franken dem Städtchen ihres Verwandten brachte, der, über die großen Verluste und die drohende Bernichtung auch des letzten Restes seines Besigtums tief bekümmert, in eine Krankheit verfiel, die ihn unter ihrer treuesten, hingebendsten Pflege bald dahinriß. Allein dies war nicht ihr einziger herber Verlust, eine andere, noch tiefer einschneidende Qual hatte schon früher ihr innerstes Herz blutig verlegt. Wenn Hermanns Seele sich erst spät der Liebe erschließt, so war Dorothea frühe von herzlichster Neigung zu einem edlen, für das Wohl der Menschheit feurig begeisterten Jüngling innerlichst er griffen worden, in dessen Liebe ihr hoher Sinn sich reich entfaltete. Allein die aufgeregte Zeit riß den Geliebten im ersten Feuer des Gedankens, nach edler Freiheit zu streben", aus ihren Armen. Der Drang, für die Menschheit zu wirken, trieb ihn nach Paris, wo er als ein Opfer seines edlen Freiheitssinnes blutig fiel, da er dort, wie zu Hause, Willkür und Ränke bekämpfte. Dorothea, nachdem sie den alten Verwandten bis zu seinem Tode mit eifrigster Treue gepflegt, begab sich zu anderen Verwandten auf einem großen Gute, wo sie die reichste häusliche und wirtschaftliche Thätigkeit entfaltete und sich durch Berstand, Herzlichkeit und Treue allgemeine Achtung und Liebe verschaffte. Hier sollte sie auch Gelegenheit finden, ihre Geistesgegenwart und ihren beherzten Mut in dringender Gefahr zu bewähren. Denn zur Zeit, wo alle Männer ausgezogen waren, um Rache an den flüchtigen Franken zu nehmen, wurde der einsame Hof von einem Trupp verlaufenen Gesindels überfallen, der fofort in die Zimmer der Frauen eindrang. Da entriß sie sogleich dem einen den Säbel, hieb ihn nieder, schlug die übrigen in die Flucht, verschloß den Hof und rettete so die taum der Kindheit entwachsenen, lieblichen Töchter des Besizers.

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Aus dem früheren Leben des würdigen Predigers ist nur ein Zug mitgeteilt, daß er nämlich vor seiner Amtsthätigkeit Hauslehrer bei einem Baron in Straßburg gewesen ist. In dieser Stellung hat er oft an Spazierfahrten teilgenommen und dabei sich die Geschicklichkeit im Lenken des Wagens erworben.

Der Apotheker scheint aus dem Städtchen nicht herausgekommen zu sein, sonst würde er wohl seiner draußen gemachten Erfahrungen, oder einzelner Erlebnisse seiner Wanderungen gedenken. Dagegen gedenkt er mit besonderer Lust der klugen Weise, wie sein seliger Vater, dessen treues Abbild wir in dem halbgebildeten, pedantischen Sohne vor uns zu sehen glauben, ihm die Wurzel aller Ungeduld ausgerissen habe.

4. Der Apotheker in Hermann und Dorothea.

Der Dichter hat in dem Apotheker eine Persönlichkeit gezeichnet, die uns gar oft ein Lächeln abnötigt. Das wunderliche Wesen dieses Mannes, der von seiner Beschränktheit und Einfalt gar keine Ahnung hat, verleihet vorzugsweise der Dichtung eine humoristische Färbung und mildert den Ernst derselben. Geschwätig und selbstgefällig mischt er sich in alles. Dabei sucht er sich gern einen gelehrten Anstrich zu geben und die Wahrheit seiner Behauptungen durch Sprichwörter zu belegen, von denen er immer eins bei der Hand hat. Gleich bei seinem ersten Auftreten ergeht er sich in einer tadelnden Betrachtung über die Neugierde, während seine Zuhörer vor allem Mitteilungen über die Flüchtlinge zu hören wünschen. Wie er sich gern reden hört, so bildet er sich auch auf sein Wissen und seine Vorsicht, die ihm für Weisheit gilt, viel ein. Zur Vorsicht fordert er auf, als der Pfarrer sein gewichtiges Bort einlegt und den Vater mahnt, nicht seinem Wunsche das Glück des Sohnes zu opfern. „Eile mit Weile", meint er, das sei selbst des Kaisers Augustus Devise gewesen; und als später der Pfarrer, ganz entzückt von der äußeren Erscheinung Dorotheas, Hermanns Wahl preist, da segt er trocken hinzu, der Schein trüge oft; er traue dem Außeren nicht, denn er habe das Sprichwort noch immer erprobt gefunden, daß man dem neuen Bekannten nicht eher trauen dürfe, bis man mit ihm einen Scheffel Salz verzehrt habe. Seine ängstliche Besorgnis bei den drohenden Ereignissen hat auch etwas komisches, zumal da er sie als Borsicht preist. Schon längst hat er die besten Sachen eingepackt, um, wenn es nötig sein sollte, sogleich die Flucht ergreifen zu können. Selbst beim Glase Wein kann er die Furcht nicht bannen, so daß er aus lauter Besorgnis für die Zukunft das Trinken vergißt. Ängstlich und vorsichtig, zum Sprunge in jedem Augenblicke bereit, sitt er bei Der Rückfahrt vom Brunnen auf dem Wagen, als der Pfarrer die Bferde lenkt. Mit seinem ängstlichen Wesen hängt auch die Scheu vor Ausgaben, die an Knauserei grenzt, zusammen. So hat er sich nicht entschließen können, seine Apotheke und seine Gartenanlagen nach den

Anforderungen des neuen Geschmacks umändern zu lassen, wiewohl sie veraltet und verfallen sind, und als der Pfarrer dem Richter ein Goldstück in die Hand drückt, da begnügt er sich damit, dem Manne Tabak zu bieten, wobei er nicht vergißt, seine Gabe mit vielen Worten zu Loben. Wiederholt preist er die alte Zeit, obschon er gern für einen Mann des Fortschrittes gelten möchte. Bei aller Wunderlichkeit ist er jedoch allezeit dienstfertig und gefällig. Sein eigentümliches Wesen erflärt sich teils aus seiner Erziehung, teils aus seinem Junggesellenleben. Er ist in allen Stücken der Gegensatz von Hermann.

5. Charakteristik der Dorothea.

1. Ihre äußere Erscheinung: Diese schon hatte auf den ersten Blick etwas Bezauberndes. Hermann, der zum großen Leidwesen des Vaters sich gegen eine Verheiratung gesträubt hat, wird auf der Stelle umgestimmt, als er Dorothea sieht; der Pfarrer, welcher fie unter den Vertriebenen aufsucht, sieht mit Staunen seine Erwartungen übertroffen, als er sie findet. Auch den Vater Hermanns nimmt sie auf der Stelle durch ihre äußere Erscheinung ein. Das Lob, welches dieser und welches der Pfarrer ihr spenden. Zu dem anmutigen und wohlthuenden Eindrucke, den ihre ebenso schöne, wie kräftige Gestalt machte, trug auch ihr sauberer Anzug und die geschmackvolle Zusammenstellung der Farben ihrer Kleidungsstücke bei.

2. Die Liebe, welche sie unter den Vertriebenen genießt, selbst bei den Kindern, und wie sich diese Liebe bei ihrem Abschiede kundgiebt. Das schöne Lob, welches der Richter ihr spendet.

3. Ihre edele, ungewöhnliche Willenskraft, die sie bei dem Leid anderer, wie auch bei ihrem eigenen Leid an den Tag legt: sie verläßt die schutz und hülflose Wöchnerin nicht, übernimmi selbst und ganz allein die Leitung des Wagens, auf welchem diese liegt, fertigt Kleidungsstücke für den Säugling an 2. Bis zum heroischsten Mute steigerte sich ihre sittliche Willenskraft bei der Verteidigung des Gehöftes, in welches ein Haufe zügelloser Soldaten gedrungen war. Ebenso entschlossen benimmt sie sich, als sie beim Eintritt in Hermanns Haus von dem Vater desselben in einer Weise empfangen wird, die ihr Zartgefühl verlegte. Troß der Nacht, troß des Regens und des Sturmes will das einsam dastehende Mädchen, das sich glücklich geschäßt hatte, endlich ein Asyl gefunden zu haben, auf der Stelle das Haus wieder verlassen. Von Kindheit an vereinsamt, hat sie als Waise einen alten Verwandten bis zu seinem Tode gepflegt, dann einer Hausfrau als Gehülfin ihre Dienste gewidmet und mit dieser die Flucht ergriffen, hat auch den schweren Verlust ihres Bräutigams, eines hochherzigen Jünglings, zu beklagen gehabt. Dennoch erträgt sie geduldig, ohne Murren und ohne Verbitterung, ihr hartes Geschic. Sie ist eine Heldin im Leiden und Dulden, eine Heldin, für andere sich aufzuopfern.

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