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Bezeichnend ist ferner, wie die Arkebusier die Stellung Wallensteins zum Kaiser ansehen:

Der Herzog ist gewaltig und hochverständig;
Aber er bleibt doch, schlecht und recht,

Wie wir alle des Kaisers Knecht.

Gleich ihnen hängen auch die Kroaten nicht mit Leib und Leben an dem Feldherrn. Sie sind es, welche den Kapuziner in Schuß nehmen, als dieser am Schlusse seiner Rede gegen Wallenstein seinen ganzen Ingrimm ausschüttet. Ihr Chef, Isolani, ist denn auch der erste, welcher abfällt. *)

Es heben sich unter den im Lager auftretenden Personen besonders zwei Figuren kräftig vor den übrigen ab: der Wachtmeister, der mit einer Gravität, die an's Komische grenzt, die Würde und das Wesen Wallensteins zu repräsentieren sucht, und der Kapuziner, der in ergözlicher Weise den Wallenstein und seine Scharen in allen Tonarten abfanzelt. **) Der Wachtmeister fühlt sich schon dadurch über die andern erhaben, daß er zu dem Regimente gehört, welches der Feldherr selbst kommandiert. Die andern zählen nur so zur Masse, leben da draußen bei den Bauern und haben keine Gelegenheit, den eigentlichen Sinn und Schick der Kriegskunst kennen zu lernen:

Der freie Griff und der rechte Ton,

Das lernt sich nur um des Feldherrn Person.

Gern referiert er die aus dem Munde Wallensteins vernommenen Worte und versäumt dann nicht hinzuzuseßen, daß er dabei gestanden, als der Feldherr sie sprach:

So sagt er, ich hört's wohl einige Mal',
Ich stand dabei: „Das Wort ist frei,
Die That ist stumm, der Gehorsam blind;"
Dies urkundlich seine Worte sind.

Auch in das geheimnisvolle Wesen des Feldherrn hat er seiner Meinung nach tiefe Blicke gethan. Den Friedländer schüßt nicht, wie einer der Jäger meint, ein Koller von Elenshaut gegen Kugel und Hieb,

Nein, es ist die Salbe von Herenkraut,

Unter Zaubersprüchen gekocht und gebraut;

und wenn die Leute behaupten, Wallenstein lese in den Sternen die künftigen Dinge, so weiß er es besser, wie's damit steht:

*) Den Isolani hat der Dichter schon im Lager mit wenigen Strichen im voraus gezeichnet. Die vielgereiste und schwazhafte Marketenderin, in deren Schuldbuche die halbe Armee steht, sagt von ihm:

Der Graf Isolani, der böse Zahler,

Restiert mir allein noch zweihundert Thaler.

**) Treffend bemerkt der Jäger über den Wachtmeister: Wie er räuspert, und wie er spuckt,

Das habt ihr ihm glücklich abgegudt!

Ein graues Männlein pflegt bei nächtlicher Frift
Durch verschlossene Thüren zu ihm einzugehen;
Die Schildwachen haben's oft angeschrien,

Und immer was Großes ist drauf geschehen,
Wenn je das graue Röcklein kam und erschien.

So sucht er sich auch das Ansehen zu geben, als ob er in die Politik Wallensteins eingeweihet sei. Als der Trompeter meint, fie würden gewiß bald aufsitzen müssen, um Regensburg zu entsetzen, erwidert er:

Wohl gar um dem Baier sein Land zu schützen,

Der dem Fürsten so unfreund ist?

Werden uns eben nicht sehr erhitzen.

In seiner ganzen Würde fühlt er sich dem Rekruten gegenüber. Mit unvergleichlicher Gravität hält er diesem eine Lektion über den Soldatenstand. Es sind echte Wachtmeistergedanken. An dem Stocke, den er führt, macht er ihm den Unterschied zwischen einem Rekruten und einem Wachtmeister klar, und um ihm den gehörigen Respekt vor seiner werten Person einzuflößen, sucht er nachzuweisen, daß zwischen einem Rekruten und einem Wachtmeister derselbe Unterschied bestehe, wie zwischen einem Kaiser und einem Wachtmeister.

Seh' Er 'mal mich an! In diesem Rock
Führ' ich, sieht Er, des Kaisers Stock.
Alles Weltregiment, muß er wissen,
Von dem Stock hat ausgehen müssen.
Und das Scepter in Königs Hand
Ist ein Stock nur, das ist bekannt.
Und, wer's zum Korporal erst hat gebracht,
Der steht auf der Leiter zur höchsten Macht.
Und so weit kann Er's auch noch treiben.

Hat es doch Buttler, wie er dem Rekruten erzählt, vom Gemeinen bis zum Generalmajor gebracht und Wallenstein vom schlichten Edelmann bis zum Nächsten nach dem Kaiser, und wer weiß," sett er geheimnisvoll und pfiffig hinzu, was der noch erreicht und ermißt, denn noch nicht aller Tag Abend ist."

"

Mit derselben genialen Meisterschaft wie der Wachtmeister ist auch der fanatische Kapuziner gezeichnet, der voll Gift und Galle in einem Schwall von Worten der ganzen Sippschaft im Lager den Text liest. Die Predigt, mit der er das Heer herunterkanzelt, ist eine Mischung von Wortspielen und Spottnamen, von Schlagwörtern und lateinischen Brocken, wie solche nur der höchste Ärger eingiebt. Er richtet seine Lektion zunächst gegen die gottlose Verspottung des Sonntags. Lustig zechen die Soldaten in der Marketenderbude, als hätte der allmächtige Gott das Chiragra (die Handgicht) und könne nicht drein schlagen". Dann erbost er sich darüber, daß Regensburg in die Hände der Feinde gefallen ist, während die Armee hier ruhig in Böhmen liegt,

Pflegt den Bauch, läßt sich's wenig grämen,
Kümmert sich mehr um den Krug als den Krieg.

Darauf geht seine Rede zu dem Elende des jammervollen Krieges über, den der Aberglaube jener Tage noch furchtbarer machte:

Es ist eine Zeit der Thränen und Not,
Am Himmel geschehen Zeichen und Wunder,
Und aus den Wolken, blutigrot,

Hängt der Herrgott den Kriegsmantel 'runter,
Den Kometen steckt er, wie eine Rute,
Drohend am Himmelsfenster aus,

Die ganze Welt ist ein Klagehaus.

Die Arche der Kirche schwimmt im Blute.

Nun aber folgen die Wortspiele Schlag auf Schlag: das römische Reich sollte jetzt heißen römisch Arm der Rheinstrom ist worden zu einem Beinstrom, die Klöster sind ausgenommene Nester- u. f. w. Den Grund dieses Elends aber,

Das schreibt her von euren Lastern und Sünden,

Von dem Greuel und Heidenleben,

Dem sich Offizier' und Soldaten ergeben.

An einer Reihe von Beispielen aus der biblischen Geschichte, alten wie neuen Testaments, zeigt er nun den Soldaten, wie sie sein sollten, wobei die Zusammenstellung der Beispiele wie die Anwendung, die er davon macht, höchst komisch sind. So z. B. stellt er die den verlorenen Groschen findende Frau zusammen mit Saul, welcher seines Vaters Esel wiederfindet, und mit Joseph, welcher seine „saubern Brüder“ wiedergefunden und fährt dann fort:

Aber, wer bei den Soldaten sucht

Die Furcht Gottes und die gute Zucht

Und die Scham, der wird nicht viel finden,
Thät' er auch hundert Laternen anzünden.

Die eigentliche Zielscheibe seines Ärgers ist aber der Herzog selbst. Gegen ihn entlädt sich denn schließlich sein ganzer Zorn. Alles, was an Galle seine Rede bisher in ihm aufgeregt hat, schüttet er über ihn aus in einem ganzen Heere von Schimpfwörtern und Personen - Namen schlimmsten Andenkens. Der Kapuziner würde sicherlich nicht gewagt haben, so keck herauszutreten, hätte er nicht gewußt, daß Wallensteins Stern im Sinten sei, und so sehen wir denn an dem heitern Himmel des Lagerlebens schon hier und da Gewitterwolken aufsteigen, die in den Piccolomini immer drohender sich zusammenziehen, bis sie endlich über den Häuptern der Schuldigen wie der Unschuldigen mit vernichtender Gewalt sich entladen.

Wie schon früher erwähnt worden ist, wurde das Lager zuerst in Weimar aufgeführt. Vohs gab den Kürassier, Genast den Kapu-, ziner, Weihrauch den Wachtmeister. Das Spiel war unübertrefflich, der Eindruck ein gewaltiger. Vor der Aufführung wurde ein, von Goethe entworfenes und von Schiller erweitertes Soldatenlied bei offener Scene gesungen, welches später mit Recht wegblieb. Man konnte sich erst gar nicht in den Gedanken finden, daß Schiller der Schöpfer

des Stückes sei und schrieb einen großen Teil desselben Goethe zu. Dieser hat jedoch nur die zwei Verse:

Ein Hauptmann, den ein anderer erstach,

Ließ mir ein paar glückliche Würfel nach,

eingefügt und zu der Rolle des Kapuziners insofern eine Anregung ge= geben, als er den Freund auf eine Predigt des Abraham a Santa Clara hinwies. Mit Recht fragt man, woher hat Schiller die Vorbilder zu diesen lebensvollen Figuren genommen. Der genialste und eingeweihetste Soldatenmaler könnte sie nicht lebensvoller schaffen. Kamen ihm auch seine früheren Erfahrungen des militärischen Lebens zu statten, so find jene Figuren doch so vollendete Typen, daß nur die divinatorische Gabe einer Phantasie, wie solche gerade Schiller besaß, im stande war, bei einem geringen Maße von Anschauungen zu ersetzen, was diese nicht boten. Aber Schiller zeigt sich nicht nur in der schar= fen Portraitirung dieser Leute als Meister, sondern auch in dem dramatischen Zusammenwirken dieser Massen. Kein anderer Dichter weiß eine so große Zahl von Personen so souverän zu leiten, als er.

Obschon nun das Lager eine, auf den Gang der Handlung sich beziehende, bestimmte That nicht enthält (die beschlossene Bittschrift kann faum dahin gerechnet werden), so ist es doch schon das Vorspiel zu den Scenen, die sich später entwickeln. Zur richtigen Würdigung des Helden war außerdem eine Schilderung des Heeres notwendig, das sein Werk ist, das sein mächtiger Geist allein zusammenhält, und das ein Mittel für seine Pläne werden soll, die erworbene Macht nicht nur zu behaupten, sondern auch bei günstiger Gelegenheit dieselbe durch) einen entscheidenden Streich noch zu vergrößern.

Denn seine Macht ist's, die sein Herz verführt;
Sein Lager nur erkläret sein Verbrechen.

Ahnungsvoll ist aber schon die Unzuverlässigkeit einzelner Truppenteile angedeutet und damit die Gefahr, welche für Wallenstein daraus erwuchs, daß er fest auf die Treue seines Heeres bauete und meinte, daß er das Heer, welches er in des Kaisers Namen geworben, auch gegen den Kaiser werde fortreißen können. Es war dies der größte Fehler im Exempel des flugen Rechners. Durch das Auftreten des fanatischen Kapuziners hat der Dichter das Gegenspiel bereits eingeleitet und die Macht signalisiert, die auf den Sturz Wallensteins vorzugsweise ausging: es ist die an dem Hofe des bigotten Kaisers zur Geltung gelangte jesuitische Partei, der Wallenstein von Anfang an ein Dorn im Auge gewesen war, schon deshalb, weil er den Kaiser gezwungen hatte, das verhängnisvolle Restitutionsedift (alle, von den Protestanten eingezogenen kirchlichen Güter sollten den Katholiken wieder zurückgegeben werden) aufzuheben. Nur unter dieser Bedingung hatte Wallenstein zum zweiten Male das Kommando wieder über

nominen.

Das unberechenbare, geheimnisvolle Wesen Friedlands ist in dem bunten Lagerleben auch schon gekennzeichnet. Bedeutsam ist ferner die turze Hinweisung auf die soldatische Zucht, die der fromme Gustav Adolf in seinem Heere übte, gegenüber dem zügellosen und herrischen Auftreten der Wallenstein'schen Soldaten, denen die Bürger und Bauern nur als Lasttiere galten. Durch ihre Erpressungen waren sie der Länder Geißel" geworden, was dazu beitrug, auch in Stadt und Land die Unzufriedenheit gegen Wallenstein zu nähren. Bewegt sich in dem ersten Teile des Dramas die Handlung auch nicht vorwärts, so sind in demselben doch bereits die Reime zur Weiterentwicklung gelegt. Das Lager bildet erst den Anfang der Exposition, die sich in ungewöhnlicher Länge noch durch die Piccolomini bis in die ersten Akte von Wallensteins Tode hinzieht.

II. Die Piccolomini.

Die Piccolomini eröffnen das Stück mit der Begrüßung der Generale durch Jllo, den Vertrauten Wallensteins. Von dreißig Regimentern haben sich auf den Befehl Friedlands die Obersten in Bilsen eingefunden. Gallas aber, an den der Befehl auch ergangen war, ist nicht erschienen schon ein bedenkliches Zeichen ja, er hat auch den Buttler zurückzuhalten versucht. Was den letteren bestimmt hat, zu kommen, spricht er selbst aus. Der Fürst hat ihn zum Generalmajor gemacht, und nach dieser Verbindlichkeit, die ihm erst kürzlich war auferlegt, ist der Versuch des Gallas gescheitert. Illo dankt ihm, daß er fest geblieben, und wenn er den Isolani mit den Worten em= pfängt: „Spät kommt ihr — doch ihr kommt“, so fühlen wir, daß er auch auf Isolani's Kommen nicht mit Sicherheit hat rechnen können. Diesen hat sich der Fürst auf eine andere, dem Charakter des Isolani ganz gemäße Weise verbindlich zu machen gewußt. Er hat den Verschwender abermals aus seiner Geldnot gezogen. Es ist ein auf beide Charaktere flug berechnetes Wort, wenn Jllo zu dem, was geschehen, noch hinzufügt:

Der Kaiser gibt uns nichts vom Herzog

Kommt alles, was wir hoffen, was wir haben!
Könnt' er nur immer, wie er gerne wollte!
Er schenkte Land und Leut' an die Soldaten.

Doch wie verkürzen sie in Wien ihm nicht den Arm,
Beschneiden, wo sie können, ihm die Flügel!

Nun kommt er auf die Forderung des Kaisers zu sprechen, daß ein Teil des Heeres nach den Niederlanden aufbrechen soll. Sie ist bereits zu den Ohren der eben angekommenen Obersten gedrungen, und als Buttler bemerkt: „Ich hoffe, der Herzog wird in keinem Stücke weichen" erwidert er flug:

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Von einem Recht gewißlich nicht, wenn nur nicht
Bom Plaze!

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